Frenchie82
Mitglied
ist eben nicht jeder dafür geschaffen einfach zu funktionieren
den idealen auch nachzukommen - oder die wunschträume der eltern zu erfüllen, gefühle zu unterdrücken etc. usw.
würd ich sagen...
grüße liebe
daway
Hallo!
Es ist schon unglaublich, in wie vielen Dingen man sich hier wiederfindet, mir ging es bei deinem Text ganz genauso! Und ist auch klar, dass wohl jeder die einen oder anderen kleinen Details individuell empfindet und erlebt, das macht wohl auch uns Menschen aus
Ich finde, das, was ich von deinem Text zitiert habe, fasst es eigentlich ganz gut zusammen: Es ist nicht jeder dafür geschaffen, so wie alle anderen zu funktionieren.
Mich hat dieses "Ja, du musst ja mit Absicht anders sein als die anderen!" "Fühlst du dich denn jetzt besser als all die anderen, weil du als einzige nicht auf dem Klassentreffen warst?" usw usw. in der Schulzeit völlig krank gemacht.
Bin ja Anfang der 80er geboren, da kam die große Neurodermitiswelle auf und ja, die Ärzte haben sich dumm und dämlich an mir versucht, alle möglichen Diäten/ Ernährungsumstellungen usw usw. Doch nichts half wirklich.
Erst als ich ca. 19 war und mich meine Mutter zu ihrem Homöopathen schickte aus Angst, ich könne wegen des Abistresses zu kratzen wieder anfangen (glaub, 30% meiner Gymnasiumzeit lief ich immer bandagiert herum, weil ich nicht wollte, dass alle meine blutigen zerkratzten Arme sehen). Und er sah mir in die Augen und sagte:"Mein Kind, warum nimmst du dir denn alles so zu Herzen? Das ist es doch gar nicht wert. usw usw". Der Typ kannte mich nicht und sprach mir so aus der Seele, dass ich einfach stundenlang nur weinte. Als sei ich endlich befreit worden. Und seitdem habe ich nie wieder gekratzt. Ist jetzt 10 Jahre her. Ich hab einen Weg gefunden, mit den Dingen umzugehen. Meine Haut ist zwar noch teilweise empfindlich, denke, das kommt vom jahrelangen Kratzen. Hab auch an manchen Stellen am Arm (Armbeuge) eine "andere" Haut, vor allem, wenn ich etwas braun bin, sieht man das dann. Doch damit kann ich leben.
Man sagt ja nicht umsonst, die Haut ist der Spiegel der Seele.
Vielleicht hat es ja einen tieferen Sinn, dass nicht alle gleich sind, aber das ist ja eigentlich auch egal, denn man lebt ja im Hier und Jetzt.
Ich hab auch an mir festgestellt - aufgrund meiner ganzen Erfahrungen - dass das "Einfache" mich nicht mehr reizt, scheinbar "brauche" ich einfach immer mal wieder diese riesigen Steine im Weg, um zu merken, wer ich bin und was mich ausmacht. Ich habe zumindest bisher keine meiner Entscheidungen bereut, in Phasen, wos mir extrem schlecht ging, ja, da hatte ich eine Stinkwut auf mich selber, doch im Nachhinein, als ich das Licht am Ende des Tunnels förmlich gesehen habe, wusste ich, dass das doch FÜR MICH der richtige Weg war.
Natürlich werde ich auch heute noch mit dummen Fragen konfrontiert, als Frau um die 30 herum ist es natürlich immer die Frage nach Kindern. Und seit ich Teenie bin, war und ist es für mich ausgeschlossen, selber Kinder zu bekommen. Als ich in Frankreich lebte, wurde ich da von einigen Männern ziemlich krass beschimpft, das tat schon auch weh und man fragt sich dann:"Ja, bin ich denn wirklich so anormal oder was ist hier los?!" Im Endeffekt trafen wohl einfach nur Extreme aufeinander...ich "weiß" z.B., dass ich wohl ne gute Mutter wäre, bin nicht die Dümmste, hab nen Job, mach mein Ding, könnte wohl auch noch die einen oder anderen Werte vermitteln und doch interessiert es mich nicht. Irgendwas in mir sagt, dass ich zu was "anderem" geboren wurde als Mutter zu sein. Was dieses "ANDERE" sein soll, weiß ich bis heute nicht.
Dabei komm ich z.B. mit den Töchtern meines Lebensgefährten sehr gut zurecht, arbeite mit Kindern und doch bin ich froh, wenn ich nach der Arbeit nach Hause gehe und keine Kinder um mich habe.
Naja, das waren wieder nur so ein paar Szenen bzw. Anekdoten so wie sie jeder von euch hier auch erzählen könnte.
Ich finde das Wort "gesellschaftsinkompatibel" sehr negativ behaftet für eine Eigenschaft, die man eigentlich so viel schöner ausdrücken kann: man ist individuell, einfach anders als die anderen.
Wenn man sich mal überlegt, wie viele Menschen sich irgendwelche Psychoratgeber reinziehen, UM überhaupt ihre eigene individuelle Note herauszufinden, um sich zu finden, dann merkt man doch eigentlich, was man für ein Geschenk "bekommen" hat.
Wenn ich sehe, dass alle, die mit mir in die Grundschule gingen, mittlerweile 2-3 Kinder am Start haben, sind entweder Sekretärinnen oder Friseurinnen (ich habe NICHTS gegen diese Berufe, nicht dass mir da sonst was vorgeworfen wird), bauen Haus mit ihrem Hans oder Franz oder Stefan (wie alle Jungs in meiner Altersklasse hießen) und Stefan geht jeden Freitag ins Wirtshaus zum Kartenspielen und am Sonntag zum Stammtisch und falls der Stefan noch keine Bierwampe mit Anfang 30 hat, dann hat er 2x pro Woche Fußballtraining in einem Club, ders kaum in die Regionalliga schafft (oder G oder H-Liga, wat weiß ich, wie das heißt), das Highlight des Jahres ist das poplige Volksfest im jeweiligen Dorf und wenn Stefan und Michaela (auch so ein Klassikername) es dann 1x pro Jahr auf Malle schaffen, dann sind sie ja schon extrem "offen" und reisefreudig...das sind Geschichten, wie ich sie so oft sehe, doch mir dreht sich dabei alles im Magen um. Ich könnte das nicht. Und das ist auch nichts, was ich als erstrebenswert finde. Das heißt nicht, dass ich mich besser fühle als die, im Gegenteil, wahrscheinlich würde ich es mir in vielen Dingen besser gehen, weil ich mir nicht 72 Stunden lang zuvor das Hirn zermartert habe. Ich respektiere diese Menschen und diesen Lebensstil total. Doch für mich wäre es der falsche.
Und Daniel, damit will ich sagen, dass so, wie du bist, ist es wohl "richtig" für dich. Vielleicht musst du erst andere Dinge erleben und machen, bis du eine Freundin findest, vielleicht auch nicht. Ich denke, je weniger du dich da unter Druck setzt, umso leichter und besser wird das für dich sein.
Und wenn man hinter die vermeintlich perfekte Fassade bei anderen schaut, dann merkt man oft, dass da gar nichts perfekt ist. Das ist ziemlich befreiend und "beruhigend". Früher oder später muss jeder Mal mit Problemen kämpfen. Und seien es Michaela und Stefan, die nach 15jähriger Ehe mit 35 feststellen, dass sie sich doch lieber scheiden lassen wollen, und dann ein Haus quasi im Rohbau an der Backe haben und nicht wissen, wie sie das alles stemmen sollen.
Es gibt überall solche Geschichten, da bin ich mir sicher, man muss nur die Augen aufmachen, das wurde hier auch schon gesagt.
LG an euch alle!!