Gemeinsam einsam

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Wie schön! Was ist aus den Kröten geworden?
Tja, Emma Krause ist, wieder zurück in Deutschland, leider "in die Stadt" gegangen - und wurde von einem Wagen aus Herne mitgenommen.

Zur Erklärung: ich wohnte nun in Bochum Grumme, in einem alten, mehrstöckigen Haus, in dem viele Studenten wohnten. Das hatte einen Hinterhof, der zu drei Seiten von Hausmauern umschlossen war.
So ergab sich in einer Ecke ein von drei Seiten abgeschlossenes Karree, von vielleicht 6x3 Metern.
Da habe ich Erde hingekarrt, für die Emma nett bepflanzt, vorne mit Ziegeln eine Mauer gebaut ( damit die Erde nicht wegkonnte, und darüber einen Maschendrahtzaun aufgestellt.
Nun klettern ja Schildkröten wie die Teufel, wenn sie es wollen- und irgendwann ist Emma entkommen.

Ich sie natürlich gesucht... gesucht. Nix. Nun begab es sich, dass schräg vor dem Ausgang des Hinterhofes, auf der anderen Straßenseite, ein Kiosk, stand. Darin saß tagaus, tagein, ein etwas dunkelhäutigerer Mann und lehnte - tagaus- tagein - auf den verschränkten Armen aus dem Fenster. Den habe ich dann, eigentlich ohne eine Antwort zu erwarten, gefragt: "Entschuldigen Sie bittte, aber haben Sie hier zufällig eine Schildkröte vorbeigehen sehen?"
"Ja", antwortete er. Er lehnte sich aus dem Fenster und zeigte mit dem Finger die Straße entlang.
"Sie ist Richtung Innenstadt gelaufen. Bis da vorne, an der Kneipe, lief sie direkt neben dem rechten Bordstein. Da hat dann ein Wagen mit einer Herner Nummer gehalten. Eine Frau ist ausgestiegen und hat sie mitgenommen."
 
Meine zweite Schildi, 'Merkur Meteor Meyer', hat es vermutlich übler erwischt. Er wurde nach zwei Jahren auf La Palma wohl von einem Raubvogel- Habicht? - gefressen. Wir hatten sein schönes Gehege zwar mit Maschendraht abgedeckt, aber kenn einer Schildis und Raubvögel?
Schildis halten nichts von Maschendraht, das kann ich Euch inzwischen versichern. Das sind für sie Widerstände, die es zu überwinden gilt. Und wenn Merkur nur eine Ecke losbekam, reichte es für den Raubvogel einzudringen. Von dem fanden wir noch ein paar Federn im Gehege.
Merkur hingegen war weg. Komplett.
Na gut, vielleicht hat er es auch selber geschafft - und lebt jetzt irgendwo auf der schönen Insel im Gebirge.
 
Hier steht nun wilde Freiheit im Gegensatz zur Bindung mit dem Prinzen.
Von der kultivierten Welt der Menschen zum instinktiven Tier hat das etwas von einem Gang zurück, es wird zurückgeschaltet.

Ich sitze und lese eine Geschichte, genauer gesagt ein Märchen über einen kleinen Menschenjungen, der unter einem Rudelwölfen lebt.
Plötzlich befinde ich mich mittendrin unter den Wölfen, die irgendwo hin laufen, ich mit ihnen und entdecke das Kind, wie es mit dem Rudel mitläuft.
Nun taucht ein Kind auf. Es könnte als Frucht für den Tanz im ersten Teil gesehen werden. Ein Rudel ist wild und keine Menschengruppe, in dieser ist der Nachwuchs noch unreif, so lange er noch mit den Wölfen geht. Warum ist die Träumerin plötzlich unter ihnen und läuft mit? Ist sie fasziniert von der unbefangenen Wildheit der Wölfe? Jedenfalls steht es in einer Verbindung mit dem Menschenjungen.

Es erinnert an die reale Geschichte des Wolfsjungen Victor, der unter Wölfen lebte und etwa zwölfjährig in zerfetzter Kleidung von einer Frau gefunden wurde:
„Im Wald bei Caune im Kanton St. Sernin in Südfrankreich entdeckt im Sommer 1798 eine Frau einen kleinen nackten Jungen, der sich wie ein Tier durch Unterholz und Büsche bewegt und auf Bäume klettert.“
"Der historische Victor wird als 'abstoßende Kreatur' beschrieben. Er habe lediglich ein in Fetzen hängendes Hemd getragen. Auch die Träumerin hatte zerfetzte Kleidung, bis ein Prinz kam. Ein insofern Tierisches trat aus ihr hervor, doch der Prinz hatte dahinter mehr sehen können und sie veredelt.

Victors Geschichte wird bei Wikipedia gleich zu Beginn erzählt - und Zitate aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Wolfsjunge#Unterschiede_zwischen_Geschichte_und_Film

Liebe Carina, was hattest du gegenüber dem Kind empfunden?
 
Ein insofern Tierisches trat aus ihr hervor, doch der Prinz hatte dahinter mehr sehen können und sie veredelt.
Mein Güte, liebe Leute, werte @VariaBell --- ich kann dieses Geseiche um den 'rettenden' Prinzen kaum mehr ertragen! Sorry!
Wir leben im Jahre 2022, die Emanzipation der Frauen ist ( in Mitteleuropa) seit den 50ziger Jahren deutlich fortgeschritten.
Gott sei Dank!
Zitat von Varia Bell:
"Im Wald bei Caune (...) entdeckt im Sommer 1798 eine Frau einen kleinen nackten Jungen, der sich wie ein Tier durch Unterholz und Büsche bewegt und auf Bäume klettert.
Auch die Träumerin hatte zerfetzte Kleidung, bis ein Prinz kam. Ein insofern Tierisches trat aus ihr hervor, doch der Prinz hatte ( ...) sie veredelt."
Können wir das bitte mal lassen, mit dem "tierischen"? Und dem "Veredeln" des Prinzen?

Ich habe meine Meinung zu dem Traum geschrieben, dazu stehe ich auch weiterhin.
Der kleine Junge ist das "Alter-Ego" - das andere, noch nicht ganz erkannte eigene Ich der Träumerin.

Dir, @VariaBell, empfehle ich als Lektüre "Traum und Traumdeutung" von C.G.Jung.
Damit bin ich jetzt raus aus diesem Thema.

Geli
 
Warum generell die ganze Zeit mit den Prinzen im ersten Traum gepocht wird verstehe ich sowieso nicht.

Kleid=Selbstbild, kaputtes Kleid=geschädigte Selbstbild. Die Risse im Kleid mit ihren Händen zu verstecken bedeutet selbst keine Akzeptanz für sich und sein Selbstbild zu haben.

Jetzt soll ein eleganter Mann kommen, also ein bedeutender Mann und sie akzeptieren - obwohl sie sich selbst nichtmal akzeptiert. Durch die Akzeptanz des Mannes geht der Wunsch anschließend in Erfüllung, im strahlenden Kleid zu tanzen, sprich sich selbst akzeptieren zu können.

Also nicht ich soll Verantwortung für mein Leben übernehmen, sondern ein anderer. Für mich hätte ein Prinz eine andere Definition als pure Abhängigkeit.
 
Ja ich finde/fand schon immer sehr fazinierend und interessant
Die Wildheit der Wölfe ist auch ein Bild der ungefilterten Freiheit. Die beiden ersten Teile des Traums sprechen von einer Gemeinsamkeit, während die unter den Menschen Bedingungen stellt. Der kulturelle Tanz von Mann und Frau innerhalb einer tanzenden Gemeinschaft stellt eine Freiheit auf höherer Stufe dar.

Das Kind unter den Wölfen ist wohl wie ein insgeheim gehegter Wunsch nach einem eigenen Kind, das aber nur unter dem Aspekt der wölfischen Freiheit geboren werden kann und das Rudel sozusagen sein Vater ist, während beim ersten Teil von einem Kind nur als Frucht einer Gemeinsamkeit aus Mann und Frau gesprochen werden kann.

Der zweite Teil ist daher rückschrittig gegenüber dem ersten. Beide lassen ein Wohlgefühl erkennen. Aus dieser Sicht ergibt sich die Frage, wofür die Träumerin sich letztlich entscheiden wird.
 
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