Gebete - beten

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ColdDream

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Gebete - beten

Ich habe in letzter Zeit über so einiges nachgedacht, unter anderem über das BETEN.

Was genau sind eigentlich Gebete ? Auswendig gelernte Sprüche, Monologe, Gespräche mit Gott ? Wen betet man an ? Ist es Gott, eine Göttin, eine allumfassende Kraft ? Was beinhalten Gebete ? Wünsche, Sorgen, Danksagungen ? Wieso beten wir ? Erhoffen wir uns eine göttliche Fügung oder ähnliches ? Wie wird gebetet ? Im sitzen, liegen, knien ? Leise – eine Art Gedankenrede, oder laut ? Allein oder in Gemeinschaft ? Ist es wichtig, wann man betet ? Was für Auswirkungen hat unser beten ? Keine ? Die Erfüllung unserer Wünsche ? Was passiert, wenn wir für andere beten ? Bekommen sie Kraft oder beeinflussen wir sie ?


Gebet kommt aus dem althochdeutschen von gibet und heißt übersetzt: „Bitte“. Oft habe ich aber auch die Meinung gehört, Gebete seien „betteln“. Ungefähr nach dem Motto: „Es wird geschehen, was geschehen wird. Beten ist zwecklos, Beten ist betteln.“ Betrachtet man es aus dieser Sicht scheint es als wären Gebete ein Entgegenwirken des Schicksals (wobei ich jetzt nicht genauer darauf eingehen möchte, was Schicksal ist und was nicht).
Thomas von Aquin sagte Gebete sind ein Akt der Gottesverehrung. Gebete sind eine direkte Verbindung des Gläubigen zu der oder den höchsten transzendenten Instanzen ohne einen Mittler (z.B. einen Priester). Also eine persönliche vertrauensvolle Hinwendung zu Gott (?). Dialoge, die ich mit Gott führe ...
Wen bete ich nun an, Gott bzw. die Göttin, viele Götter ? Ja, im Grunde tue ich das, aber ich glaube auch das die Göttin eine allumfassende Macht ist, die in uns allen wohnt. Das würde doch dann aber bedeuten, dass ich im weitesten Sinne sogar mich selbst anbete ... ?
Heißt das, ich bitte mich selbst um Vergebung oder ähnliches ? (Gut, das Beispiel ist wahrscheinlich nicht gerade super gewählt, denn man muss sich selbst vergeben können ...) Aber Gebete beinhalten auch Bitten, Danksagungen, Lobpreisungen, Klagen oder sie sind Bußgebete. Wozu bete ich also ? Was erhoffe ich mir ? Doch nicht etwa, dass meine Wünsche in Erfüllung gehen, nur weil ich dafür gebetet habe ? Das wäre ja viel zu einfach. Naheliegend wäre nun, dass ich also (nur) bete, um eine innige Verbindung zu Gott herzustellen und meine persönliche Beziehung zu ihm zu manifestieren. Wo wir gerade beim manifestieren sind, ist es dann nicht auch so, wenn ich meine Bitten äußere und ihnen Kraft mit auf den Weg gebe, dass sie an Stärke gewinnen ?
Da stellt sich mir sogleich die nächste Frage, wie betet man eigentlich ? Ist es wichtig, ob ich knie, liege oder vielleicht sogar stehe ? Muss ich meine Gedanken aussprechen oder kann ich sie auch stumm für mich einfach nur denken ? Erfordern Gebete eine persönliche Anrede „du“ ? Schließlich haben sie eine dialogische Grundstruktur und unterscheiden sich dadurch von Meditation und Kontemplation. Anderseits versteht sich unter einem Gebet auch jedes Ritual, das dazu dient, größere Nähe zu einem höchsten Wesen herzustellen. Insoweit sind die Zeremonientänze bestimmter Stämme ebenso eine Form des Gebets wie die Meditation der Buddhisten, die der Selbstvervollkommnung dient.
Als ich klein war wurde mir ein Gebet gelernt:

Müde bin ich, geh zur Ruh,
schließe beide Augen zu.
Vater lass die Augen dein
Über meinem Bettchen sein.
Hab ich Unrecht heut getan,
sieh es lieber Gott nicht an.
Deine Gnad und Jesu Blut
Machen allen Schaden gut.
Alle die mir sind verwandt,
Gott lass ruhn in deiner Hand.
Alle Menschen groß und klein,
sollen dir befohlen sein.
Schenke kranken Herzen Ruh,
trocken nasse Augen du,
hab auf alle gnädig Acht,
gib uns eine gute Nacht.
Amen

Jeden Abend, bis ich es dann auswendig konnte. Aber ist es wirklich notwendig vorgegebene Texte „nachzureden“ ? Oder sollten Gebete lieber frei formuliert sein und als spontane Glaubensäußerung angesehen werden ?
Oft sind Gebete ja auch mit rituellen Handlungen verbunden, gesprochen von einem Einzelnen oder institutionalisiert und ritualisiert in einer religiösen Gemeinschaft durchgeführt. Ja, es gibt ja sogar Hilfsmittel zum Beten, z.B.: Gebetsketten aus Holzperlen, die dazu dienen, die Gebete zu zählen (Rosenkranz); die Gebetsmühle der Lamaisten, ein zylindrischer Behälter, in dem sich geschriebene Gebete befinden, und der Gebetsteppich der Muslime. Aber brauche ich das wirklich ?
Nun eine für mich sehr wichtige Frage: Welche Auswirkungen hat das Beten ? Ich las einmal, Gebete sind so eine Art des Umsorgens. Sie bauen einen Schutz auf und geben Geborgenheit. Das, finde ich, klingt sehr schön. Geben mir also Gebete Vertrauen, Hoffnung, Sicherheit und stärken meinen Glauben ? Oder sind sie wirklich zwecklos ?
Und wie verhält es sich damit, wenn ich für andere bete ? Schicke ich demjenigen Kraft oder ist es sogar so, dass man sich in das Leben des anderen einmischt und sich schuldig macht ?


Wie gesagt, ich habe viel darüber nachgedacht, aber vieles lässt sich auch schlecht in Worte fassen, so denke ich, dass ich mich ab und zu im vorhergehenden Text etwas unglücklich ausgedrückt habe und mich verheddert habe. Aber während des Schreibens ist mir auch so einiges verständlicher geworden. Ich glaube nicht, dass ich etwas an meiner persönlichen Art zu beten ändern werde, aber mich würde es doch sehr interessieren, was ihr zu all dem sagt.

Also, wäre sehr nett, wenn ihr mir eure Meinung schildern könntet.
Freundliche Grüße, ColdDream
 
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Wenn ich zu jemandem bete - bete ich ihn an ...
Das bedeutet doch, ich fühle mich unterlegen, oder ?

Mit dem, den ich anbete, kann ich nicht auf einer Stufe stehen - wir sind nicht gleichgestellt ...

Wenn Gebete zu Gott führen ist das gut ...

... wenn Du aber da bist, mußt Du damit aufhören, dann solltest Du Gespräche mit Gott führen ...

... von Angesicht zu Angesicht ...
 
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