Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich folgendes beitragen: es gab schon Phasen in meinem Leben, da war es mir nicht möglich treu zu sein, ich habe jedoch da kein Geheimnis daraus gemacht, sondern mir kompatbile Menschen für offene Beziehungen gesucht und trotzdem gab es dann leider eher öfters als seltener Probleme. Da hieß es dann: warum triffst du dich ausgerechnet mit DEM, der ist so unsympathisch, arrogant, sonstwas. Oder es wurde an Nebenschauplätzen Konflikte ausgetragen.
Ich habe dann nach einigen Jahren darum dieses Modell ad acta gelegt und es mit einer monogamen Liebesbeziehung probiert, das hat jedoch überhaupt nicht funktioniert, der Mann war erotisch und sinnlich betrachtet überhaupt nicht mit mir kompatibel und ich habe ihn mehrmals betrogen und mich immer schlechter dabei gefühlt, die Beziehung beendet.
Ich war damals davon überzeugt, dass ich nie monogam lieben könnte und stellte im Gegenzug natürlich auch nie den Anspruch der Exklusivität. Aber auch das hat die Männer gestört, sie meinten, dass ich nicht eifersüchtig bin wäre ein Zeichen für meine Gleichgültigkeit, dabei habe ich meistens einfach nur vertraut, dass es genügt einander zu lieben und respektvoll zu behandeln, einander wichtig zu sein und sich Aufmerksamkeit zu schenken. Waren diese Punkte erfüllt, war ich glücklich.
Aber ich wollte mal eine wirklich ausgewogene Partnerschaft erleben, denn eigentlich habe ich die meisten, die mit mir zusammen waren, wohl früher oder später unglücklich gemacht, weil ich mich nicht festlegen wollte und das war mir irgendwann klar, dass das nicht der richtige Weg ist. Funktioniert hat es bei mir mit der Monogamie erst bei meinem Mann, mit dem ich jetzt verheiratet bin, allerdings weil er es wie ich nie gefordert hat oder mich eifersüchtig überwachte, sondern weil er mir stets aufs Neue die Wahl lässt, ich kann mich für ihn entscheiden und er sich für mich und wir fordern das nicht oder machen ein Drama darum, sondern es passiert auf der Grundlage einer täglich erneuerten Herzensentscheidung.
Mit ihm zusammen habe ich die Freiheit gewonnen, die ich vorher nur gefühlt habe, wenn ich mich losgerissen habe. Mit ihm bin ich fähig zu einer Liebe, von der ich vorher nur geträumt habe und die es doch für zwei Menschen geben kann, die genug Mut haben, einander urvertrauend das Herz UND die Freiheit zu schenken. Ich glaube, für viele wäre das die Lösung: nicht fordern, nicht eifersüchtig nachhaken, nicht Regeln aufstellen oder Dogmen, nicht einander schon vorab mit Schuldgefühlen beladen (wenn dies und jenes machst, dann....beliebige emotionale Erpressung + Drohung einsetzen), sondern einfach das Feld offen lassen und einander Tag für Tag zeigen, wie wichtig man füreinander ist und körperlich und seelisch sich auf den anderen einschwingen.
Dann ist es recht schnell so weit, dass man sich gar nicht mehr vorstellen kann, mit irgendjemandem sonst diese Intensität und Nähe und Fülle zu erleben und in dem Moment wird fremdgehen total uninteressant. Das weiß ich aber erst seit einiger Zeit.
Somit würde ich sagen - es ist falsch einen Anspruch zu stellen und besser, sich einfach auf den Weg zu machen und herauszufinden was zu einem passt. Es kann auch gut sein, dass manche nie monogam leben werden, was absolut okay ist, so lange man die offene Beziehung wählt, allerdings weiß ich aus Erfahrung, dass diese in Theorie super klingt, aber selten reibungslos funktioniert. Egal wofür man sich entscheidet, es braucht immer Gesprächbereitschaft und die Offenheit im Umgang mit den Sehnsüchten und Bedürfnissen des anderen.Treue als Dogma erachte ich nach wie vor für total unnötig und eine echte Fessel. Treue als freiwilliges Geschenk, das nicht gefordert wird, sondern von selbst geschieht, die ist dafür echt super.
