Du musst aber nicht denken, dass ich mich mit 35 genauso stabil und zufrieden gefühlt habe.
Das Leben ist ein ständiger Kampf und Krampf und ich denke sich irgendwann dem ganzen zu ergeben ist nichts anderes als das Bedürfnis nach eben dieser Zufriedenheit und Stabilität.
Es gibt Unmengen von Situationen, in denen man gefordert oder ausgeliefert ist, die sich einfach nicht vermeiden lassen. Leben ist schmerzhaft und irgendwann kommt man an den Punkt, an dem man nicht mehr bereit ist das länger zu ertragen, und erkennt, dass nur das wichtig ist, was genau in diesem Moment passiert. Aber das dauert ... zumindest war es bei mir so.
Früher habe ich mich immer gewundert wieso alte Leute bei jeder Gelegenheit heulen, heute kann ich das verstehen. Wenn jemand über 70, 80, 90 Jahre Kampf, Schmerz und Verletzung gespeichert hat, dann braucht's wahrscheinlich nicht viel damit die Tränen laufen.
Ich möchte nicht mehr 35 sein, bin froh, dass ich älter bin und alles nicht mehr ganz so eng und verkniffen sehe. Mein schlimmster Feind war immer mein Kopfkino, das sich ständig um Zukünftiges und Vergangenes drehte. Man kann lernen das abzuschalten.
R.