Danke, dass du das noch erwähnst. In meiner neuen alten Heimat werden derzeit Tierwirte gesucht für die Schweineaufzucht (Babystation). Hab eine Sekunde überlegt ob ich mich bewerbe, nur um zu gucken. Bringt ja nix, weils an der Situation der Sauen und Ferkel nichts ändert. Immer wenn ich da lang spazierte, kam ich mir vor, als ginge ich an einem Hochsicherheitsgefängnis vorbei. Ewig hohe Zäune, Stacheldraht und Kameras. Man hört und sieht nix. Man riecht es nur.
Wenn sie nix zu verbergen hätten, dann wäre das ganze einsichtiger, einladender... Aber es sieht nach Knast aus. Beton, grau, abgeschottet.
Na ja, ich glaube, Schweine spüren das vielleicht trotzdem, wer sie mag und - so gut es in diesem verachtenden System halt geht - gut behandelt, und wer eben emotionsfrei die Arbeit verrichtet. Andererseits, wenn sich niemand bewirbt, unterstützt man das System auch nicht.
Bei uns aufm Land gibts das ebenfalls (die erwähnte Intensivtierhaltung samt "Sicherheitsvorkehrungen"). Eine gute Freundin wohnt genau neben einem solchen Bodenhaltungs-Hühnerstall. Schon als wir noch Kinder waren, wollte sie nie dorthin Eier holen, weil ihr die Hühner darin so leid taten.
Eben! Weil es ein traditioneller Beruf ist. Weil dieser Beruf, genauso wie die Jagd Verantwortung mit sich bringt.
Weil der Mensch nunmal kein reiner Herbivore ist. Und schon immer gejagt und Fleisch gegessen hat. Das ist so und wird sich auch nicht ändern. Weder durch Fanatismus, Ideologien oder einfach durch die Panik, Fleisch würde krank machen.
Zum Beruf hab ich echt schon alles aus 50 Perspektiven differenziert erläutert. Wir drehen uns ihm Kreis. Die darin existierenden Orgasmen, Parallelen zu sexuellen Trieben, Folter aus Spaß, Mutproben, mögliche Traumata, usw. kann man halt nicht völlig leugnen. Und es stimmt, das ist fanatisch und ideologisch und die Panik bricht dann vor allem erst mal bei den betroffenen Tieren aus (unter Umständen auch bei manch eingeschüchterten Hilfsarbeitern).
Der Mensch ist omnivor. Das heißt, er ist bis zu einem gewissen Grad anpassungsfähig (manche können, je nach individueller Konstitution völlig vegan leben, manche vegetarisch, andere eher nicht (ich kenne zB einen Diabetiker mit schwerer Darmkrankheit, der tut sich halt mit Hülsenfrüchten und Co. dann doch schwer und verträgt Hähnchen dann eben offenbar besser, kann dazu aber aus med. Sicht nichts sagen)). In einigen Kulturen wurde über Jahrhunderte weg kaum Fleisch gegessen, vor allem in asiatischen Kulturen. So etwas gab es in Teilen Asiens früher schlicht nicht. Tofu ist ja keine Erfindung der Moderne. Irgendwann kamen dann die Missionare aus dem Westen und haben kulinarische Gewohnheiten nach Asien gebracht. Der massive Fleischkonsum, zB in Korea oder in China, aber zeitweise auch in Japan, war nicht immer vorhanden. In Indien wiederum sind selbst heutzutage noch immer 30-40 Prozent der Menschen Vegetarier und es gibt Jahrhunderte (oder Jahrtausende?) alte Religionen, in denen Menschen auch ohne Fleisch gut überleben - bis heute. Zum Beispiel im Jainismus und in ethnischen indischen Kulturen, in denen die Menschen nicht nur vegetarisch leben, sondern sich auch für den Erhalt der Natur und dem Schutz der Tiere einsetzen; schließlich ist die Natur ihre Lebensgrundlage. Auch in Israel ist Vegetarismus sehr stark verbreitet (ich habe nicht genaue Zahlen im Kopf, es sind wohl so an die 15 Prozent Veganer und Vegetarier). Und übrigens gibt es derartige Traditionen natürlich auch im Westen, ich glaube, v.a. die Quaker, bin mir jetzt aber nicht sicher, plus neureligiöse Bewegungen, die sich aus älteren Traditionen entwickelten. Und wenn man weiter zurückschaut, beispielsweise auch bei Pythagoras, deren Anhänger (Pythagoräer) ebenfalls vegetarisch leb(t)en.
Es stimmt also nicht, dass "der Mensch" schon immer gejagt und Fleisch gegessen hat. Millionen leben es bis heute anders vor, ob in Industrieländern oder in Entwicklungsländern, ob arm oder reich, ob mit oder ohne "Fleischersatz". Je nach Kultur, Infrastruktur, sozialem Gefüge, Ethik, Religion und Verträglichkeit. Und vor allem letztere ist individuell, wobei rotes und insbesondere verarbeitetes Fleisch eher selten konsumiert werden sollte - aus rein gesundheitlichen Gründen.