https://www.sueddeutsche.de/muenche...er-corona-krise-die-klasse-von-2021-1.5277798
"Gianreto Götte, 15, aus Berg, 9b: "Die Corona-Regelungen sind ein bisschen irritierend - schließen die Schulen jetzt oder nicht? Trotzdem fühle ich mich auf den Quali vorbereitet. Danach möchte ich eine Metzger-Ausbildung starten. Ich habe mich im Münchener Schlachthof beworben. Dort kauft mein Vater viel ein und ich fahre oft mit. Er hat nämlich eine Wirtschaft und eine kleine Metzgerei. Das einwöchige Praktikum dort hat mir richtig viel Spaß gemacht. Ich durfte bei der Zerlegung von Schweinen dabei sein - und so einen riesigen Fleischwolf wie dort habe ich auch noch nie gesehen."
Die Zerlegung von Schweinen hat diesem Buben also richtig viel Spaß gemacht. Er, 15 Jahre alt, erfreut sich also an den Schmerzen fühlender Wesen. Wer ist Schuld? Der Vater oder das System?
O je.
Ich hab heut übrigens eine Reportage über das Schlachten von Schweinen in einem kleinen Betrieb gesehen. Es war tatsächlich noch einen kleinen Tick "erträglicher" für die Schweine, vermute ich mal, als in den üblichen Schlachthöfen. Das Heftigste fand ich jedenfalls, dass der Bauer angeblich seine Tiere mochte, es aber nicht nötig fand, vielleicht mal von Spaltenboden-Haltung abzusehen. Namen wollte er seinen Tieren auch nicht geben, weil "zu viel Nähe zu den Tieren". Es ist also offenbar bei vielen Menschen (vielleicht auch bei diesem Jungen) Verdrängung. Noch dazu, wenn der Vater Metzger ist (war heut in der Reportage auch so), stell ichs mir schwer vor, da einen anderen Blickwinkel einnehmen zu können, gerade wenns auch noch aufm Dorf ist, wo dann noch heftige "Feste" mit den Tieren veranstaltet werden etc., wo jeder jeden kennt, blabla ...
Ich habe ehrlich gesagt noch nie gehört das lebende Tiere zerlegt werden. Macht auch ehrlich gesagt keinen Sinn.
Zumindest werden genug Schweine lebendig gekocht (laut einer Studie glaub ich ca. jedes 10. Schwein in deutschen Schlachthöfen). Da im Akkord geschlachtet wird, kann es natürlich auch sein, dass die Schweine evtl. auch das Verbrühen irgendwie überleben und tatsächlich lebendig zerlegt werden.
Bei Hühnern ist das jedenfalls absolut keine Seltenheit, und ich glaub, in den 90ern gab es da tatsächlich so einen Fall mit Schweinen, wo sie lebendig geschreddert wurden. Im deutschsprachigen Raum ist mir das aber mittlerweile nur noch von Hühnern so bekannt, jedenfalls offiziell (was die Bauern mit nicht mastfähigen Tieren machen, ist wieder eine ganz andere Geschichte).
Und wenn man sich andere Länder anguckt - wo viele unserer Tiere lebendig landen, dann ist es dort halt so üblich, mal ein Bein zu brechen oder Augen auszustechen (und ich glaub, ich las letztens auch etwas über Amputationen), damit das Tier dann halt beim Schlachten nicht mehr "aufmuckt". Und in manchen asiatischen Ländern ist es leider in "Mode", Tiere tatsächlich lebendig zu zerlegen. Es gibt da eine spezielle Sushi-Form, wo der Fisch auf dem Teller noch lebt, während Teile seines Körpers nebenher filetiert sind.
Mit anderen Worten: Schweine lebendig zerlegen ist in DL und AT wohl nicht die Norm, kommt aber bestimmt öfter mal vor. Das lebendige Kochen definitiv extrem häufig (ist Alltag), und andere Tiere schreddern bzw. zerlegen wir sowieso bei lebendigem Leib.
Ich finde es gut, dass junge Menschen heute überhaupt noch Interesse an so einem Beruf haben. Wie bei allen diesen Berufen muss das Wissen der Alten an die Jungen weitergegeben werden, sonst geht es verloren. Es kann halt nicht jeder Fußballstar, Steuerberater, Manager oder Philosoph werden.
Wie wärs mit Bäcker, Rauchfangkehrer, Tischler, Gärtner, Winzer, ... und anderen traditionsreichen Berufen? Bäcker werden bei uns übrigens händeringend gesucht, weil sich die Jugend das zeitige Aufstehen nicht mehr antun will ...