Fleisch essen

Jedes Eingreifen in den Lauf der Natur ist respektlos und zeigt wie sehr das Vertrauen in die Natur verloren gegangen ist.

Dann bleibt mir als Kulturtier und zugeordnet einer Tierart, die sich selber als die "Krone der Schöpfung" den Herrentieren in der Ordnung der Trockennasenaffen katalogisiert, die Erde systematisch nach Bodenschätzen und diversen Ressourcen sondiert um sie industriell zu verarbeiten und zu vermarkten, bald nicht mehr viel anderes übrig, als mit dem Essen, egal ob Fleisch, Fisch oder Salat, aufzuhören und nur mehr noch als Geistertier wie ein zarter Nebel über den Wäldern und Städten zu schweben und ohnmächtig auf mein schändliches Treiben hinab zu blicken.

Jedes Reh, jeder Hirsch und jeder wildernde Hund greift ein, in den Lauf der Natur, sogar ein jeder Floh in seinem Fell, ja, gestaltet erst durch sein Eingreifen den Lauf der Natur. Auch das aufrecht gehende Tier kann sich nicht freisprechen davon, solange es hier ist. Der Unterschied liegt darin, dass sich der sogenannte Mensch bewusst Gedanken um sein Hiersein und die Auswirkungen, die Nachhaltigkeit und Tragweite seines Eingreifens machen kann oder könnte. Es ist zweifellos eine sehr verantwortungsvolle Position, die das aufrecht gehende Tier da inne hat.
Nun, darum sitze ich auch gerne viel herum und tu nur wenig, so kann ich den Schaden in gewissen Grenzen halten.
 
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Solang Menschen denken das Tiere nicht fühlen, müssen Tiere fühlen dass Menschen nicht denken.
Auf Massentierhaltung bezogen geht diese Parole durchaus in Ordnung. Kein Raubtier käme auf die Idee, Zucht-, Folter- und Vernichtungslager für Beutetiere einzurichten. Das steht fest! Allerdings muss erneut darauf hingewiesen werden, dass die Tierwelt auch nicht von Steinen lebt, sondern durchweg frisst und gefressen wird. Es mag die Natur grausam sein, die uns vorschreibt, zu töten, wenn wir überleben wollen - aber so lange wir ein Teil der Natur sind, sind wir an ihre Gesetze gebunden.
Seit Jahrzehnten übrigens ist bekannt, dass auch Pflanzen auf ihre Weise empfinden. Allein die Tatsache, dass sie keine Augen haben und auch nicht schreien können, macht sie in den Augen der Menschen zu lebloser Materie. Menschen wiederum, die laut denken, dass Pflanzen fühlen, werden für gewöhnlich vor allem von Vegetariern veralbert. Eine Art tötet eine andere Art außer meist der eigenen, um sich von ihr zu ernähren, so ist es nun mal. Wer mit diesem Prinzip nicht zurechtkommt, flüchtet sich in die Illusion des gerechten Vegetarismus, was kein Wunder ist, denn irgendetwas muss man ja essen. Soweit meine subjektive Meinung. Übrigens habe ich kein Problem damit, wenn jemand kein Fleisch isst, weil ihm die Tiere leid tun. Ein Problem habe ich nur mit Sichtweisen, die allen Ernstes behaupten, Vegetarismus wäre "gerechter".

lg Nehemoth
 
fleisch essen - super sache!

die natur kann nichts dafür, dass wir nicht an alternativen denken,
und unsere nahrung auf chemischen weg aus mineralien herstellen wollen.

unser eigenes wirtschaftssystem hindert uns daran.

hasenjagd auf dem mars, schafzucht auf dem saturnmond? :)


und ein :D
 
Hi, Asterix.

Ich bin sicher kein Freund der Trophäenjagd, aber ich habe mich gefragt, was den wohl - moralisch betrachtet - höherwertig ist.

Das jagen, Töten und verspeisen eines bislang freilebenden Tieres, …
oder das Mästen, Schlachten und Verspeisen eines Zuchtschweines, das in Gefangenschaft geboren wurde und nie frei war, bevor es zur Schlachtbank geführt wird.
Dazu gibt es schon ganz prinzipiell ein paar Anmerkungen:
a.) Moral ist die kulturell bedingte Ethik einer Gesellschaft
Soll heißen: Wer von Moral spricht, meint damit die von der jeweiligen Gesellschaft gesetzten Normen. Was dazu führt, dass die z.B. islamische Moral von den anderen, die auf den selben monotheistischen Gottesbegriff aufbauen, verschieden ist.

Daher ist deine Frage moralisch im Sinne von Nehemoth zu beantworten, denn in unserer Gesellschaft haben die rudimentären Erzeugungsprozesse von was auch immer so eine Art Absolution erhalten, denn es würde ja den Konsum einschränken, würde man fragwürdige Produktion beschränken.

b.) Ethisch -- also in einem großen Kontext betrachtet -- ist der Mensch ein Allesfresser, der nur Kraft seiner Intelligenz ein (größeres) Tier töten kann. Dazu gibt es aber auch den generellen Leitsatz: „Du sollst nicht töten”

Damit ist (zumindest für mich) mittelbar wie unmittelbar gemeint und in diesem Sinn ist es unerheblich, wie das Tier gehalten wurde und zu Tode gekommen ist, das Faktum, dass du durch seinen Verzehr (und vorangegangenen Kauf) seinen Tod nicht nur gut heißt, sondern implizit auch begünstigt hast, stellt eine Verletzung der Grundregel dar.

Das Argument, dass "Wildtiere" anders lebten als für die Schlachtung gehaltene entbehrt im weiteren Kontext ebenfalls der Grundlage: "die Jäger" halten das Wild in einem überschaubaren Areal, und kommt einmal ein Bär, so muss der abgeschossen werden. Würde der Jäger die Rolle des Wolfes oder Bären, die die alten, kranken und weniger lebensfähigen Tiere zum Opfer nehmen, spielen, so könnte er den Abschuss wohl schlecht zum menschlichen Verkehr in den Handel bringen, oder?

c.) Wenn wir hier kurz verweilen: letztlich ist jede Art von vorzeitigem Tod für das Individuum unnatürlich und daher abzulehnen -- nach dem Motto: was du nicht willst, dass dir man tu…
Ich meine zu beobachten, dass in unserer Welt dieses Prinzip sehr gültig ist -- die einzige Ressource, die auf diesem Planeten unbeschränkt und zu praktisch jedem Preis (nach unten) zur Verfügung steht, ist der Mensch. Homo hominem lupus -- da gibt's nix dran zu deuteln. Und bemerkenswert auch, dass gerade jene Nationen, die sich durch eine hohe Fleischquote (da nehme ich mal Fisch und Fleisch zusammen) hervortun, die menschenverachtendsten Regeln pflegen -- da nützt auch die telegen gepflegte humanitäre Haltung nix, wenn Leute in drei Jobs hecheln müssen und es trotzdem nicht zum Leben reicht, während ein paar wenige den Nutzen davon ziehen. Das ähnelt auf eine degustiöse Art doch sehr der Legebatterie-Haltung…

d.) Trotzdem bleibt, dass der Mensch ein Allesfresser ist und daher Fleisch und Fisch durchaus ihre Berechtigung auf der Speisekarte haben. Da gehe ich ganz simpel von meiner eigenen Küche aus: ich verbrauche im Schnitt pro Woche etwa 600 Gramm (Hühner- oder Puten-) Fleisch und 500 Gramm Fisch (Forelle, Lachs oder Tun) für vier Personen. Auf dieses Quantum hat sich der Appetit eingependelt -- es sind auch leichenfreie Speisen bei uns hoch im Kurs, aber ich beobachte an den Kindern, dass sie mit Fleisch und Fisch schlicht besser drauf sind. Was nicht heißt, dass die Grundregel "du sollst nicht töten" nicht gelten würde. Hier könnte das "richtige Maß" als Leitlinie herhalten -- eine schwere Freiland Pute liefert so um die sechs Kilo Fleisch, womit mein Haushalt also etwa fünf Puten im Jahr auf dem Gewissen hat. Beim Fisch sieht es besser aus: ein einziger Tunfisch kann bis zu 600 kg schwer werden -- da machen die rund 25 kg Fisch, die wir über das Jahr verzehren, mein Gewissen nicht wirklich schwer.

e.) Dann gibt es noch die Frage nach dem Karma. Da im Prinzip der Re-Inkarnationen Seelen in jeder Form von Tier wiedergeboren werden sollen (merke: ich halte Re-Inkarnation für eine mögliche Variante, nicht aber für eine schlüssige und zwingende), ist jede von mir -- direkt oder indirekt -- getötete Inkarnation unter Umständen ein naher Verwandter, den ich da auffresse. Sozusagen ein Mehrstufen-Kannibalismus. Warum Seelen nicht als Kohlkopf wiederkommen können (oder als Eiche, wegen der Erhabenheit), und warum man diese Lebewesen dann weniger achten sollte, ist mir nicht zugänglich und daher überlasse ich es gläubigen Buddhisten, sich über dieses Problem tiefe Gedanken zu machen.

f.) Und dann bleibt noch die Frage nach den Wegen, die mein Essen zu mir nimmt und in welcher Qualität es produziert wird. Die Tofu- und Soja-Freaks müssen zur Kenntnis nehmen, dass auch und gerade diesem Nahrungsmittel einerseits sehr weite Transportwege, andererseits massive gentechnische Veränderung zur Last fallen. Diese Nahrungsmittel kritiklos als Ersatz für (regional gezüchtetes) Fleisch zu propagieren scheint mir eher Marketing der hinter diesem Produktionszweig stehenden Lobby zu sein…

Deine Frage kann wohl nicht allgemein gültig beantwortet werden. Wer leben will, muss das immer auf Kosten anderer tun -- auch ein Kohlkopf lebt und nur weil er keine herzigen Jungen kriegt oder lustig herumtollt, heißt das noch lange nicht, dass er sich freut, aus dem Beet geschnitten zu werden.
Damit kann das eigene Verhalten nur am Respekt vor dem Nahrungsmittel als solchem gemessen werden. Womit wir bei der Frage der Qualität angekommen sind -- an der ist m.E. festzumachen, wie man mit dem Leben anderer (hier: unserer Nahrungsmittel) umgeht.

Was für mich bedeutet, dass ich jedem getöteten Lebewesen -- und da mache ich keinen Unterschied zwischen einer Karotte oder einem Wildschwein -- dafür danke, auf meinem Teller gelandet zu sein. Und ihm den Respekt erweise, den es verdient. Was sich in möglichst rückstandsfreier Verarbeitung niederschlägt -- was aus meiner Küche rausgeht, ist nur ein Bruchteil dessen, was reinkommt. Bleibt tatsächlich einmal etwas übrig, wird es entweder in der nächsten Mahlzeit weiterverarbeitet, oder den Katzen angeboten oder kompostiert. Der Kompost wird dann zum Dünger unserer Gemüsebeete, und somit ist meine Hauswirtschaft innerhalb der Grenzen, die ich ohne schlechtes Gewisse für vertretbar halte.

Unglaublich, was mir zu dem Thema um die Zeit noch alles einfällt :)
 
Hi, Nehemoth.

Das Tier wiederum, dessen Fleisch du im Markt kaufst, wäre so oder so getötet worden - ob du es essen wolltest oder nicht.
Um dieses Statement zu rechtfertigen, muss erwähnt werden, dass der Boykott einzelner Konsumenten sich auf die Massentierhaltung nicht auswirken kann. Boykott wirkt nur, "wenn alle" oder "wenn genügend", und dieser "wenn"-Fall ist wahrscheinlich keine Frage der moralischen Überzeugung, sondern eine Frage des gegenwärtigen Trends.
Da gibt es einiges, das ich doch noch anmerken möchte:
Boykott hat a priori nicht mit Mehrheiten zu tun. Wenn niemand beginnt, wird auch niemand folgen. Ghandi ist zwar im Wesentlichen gescheitert, aber trotzdem hat er den Beginn einer Wende markiert. Boykott ist gerade die Waffe jener, die zu wenige sind -- sonst wäre es ja ein: Trend.

Moral ist der Trend. Das sind keine Opponenten, sondern Moral ist das Ergebnis von Trend. Und gleichzeitig gibt Moral dem Trend den Gestaltungsrahmen vor. Ist Atomkraft "out", so folgt die Moral mit Ächtung. Damit Atomkraft "out" sein kann, braucht es eine Initialzündung, einen Boykottwunsch, einiger weniger, die zur flächendeckenden und mehrheitlichen Adaption dieses Wertes in der Moral der jeweiligen Gesellschaft Anlass gibt.

In diesem Sinne (und einiger Marktprinzipien) ist es natürlich bedeutsam, welche Kaufentscheidungen ich als Individuum treffe. Natürlich maße ich mir nicht an, das Sortiment des Kaufmanns im Dorf massiv zu beeinflussen, aber was ich explizit nachfrage, wird er -- aus simplem Gewinnstreben -- auf Lager halten, während was ich (und andere) nicht nachfragen daraus verschwindet. Sich "abzuputzen" und zu meinen, das Stück Fleisch wäre sowieso getötet worden und daher wäre es legitim(er), es zu kaufen, geht vollkommen an den Mechanismen unserer Überflussgesellschaft vorbei.

Tatsächlich ist es so:
Produzent mästet Tiere
Schlachthof kauft Tiere, erzeugt Fleisch
Großhändler kauft Fleisch (hier kann die Reihenfolge auch etwas anders sein, Ergebnis bleibt das selbe: zu Fleisch verarbeitete Tiere im Besitz des Großhändlers)
Großhändler distributiert Fleisch an Zwischen- und/oder Detailhändler
Detailhändler bietet an

Nun kommt der Punkt: der Detailhändler trägt das Risiko, nur und allein er. Konsumverweigerung führt zu Verlusten beim Detailhändler, und der reduziert seine Bestellmengen, bis der Großhändler seinen Einkauf beim Produzenten reduzieren muss -- dieser Zyklus funktioniert zumindest abseits der Subventionspolitik für Landwirtschaft innerhalb der EU, aber lassen wir's mal im Wesentlichen so stehen.

Also -- und deswegen schreibe ich das auch -- Boykott beginnt immer in einem einzelnen Kopf und verbreitet sich über die Kommunikation, bis er in einem weiteren Kopf verankert ist. Als Insassen der Legebatterie Wirtschaftszyklus können wir sehr wohl etwas ändern, auch wenn's nicht großartig scheint. Was immer wir nicht verbrauchen, zwingt jemand anderen in der Distributionskette, sein Marketing zu überdenken.

Das ist gerade in einer Zeit der sich ankündigenden Rezession nicht unerheblich: weil der Konsum in den USA stockt, geht weltweit die Wirtschaft in verhaltenes Tempo über und sogar im erzroten China gehen reihenweise die Firmen pleite -- das kennen die dort bislang noch nicht…

Und wenn die Spritpreise weiter so nach oben gehen, wird sich bald die Fracht von China in den Rest der Welt auch nimmer rechnen und wir werden erleben, wie Unternehmen wieder zurückkehren -- wohl auch, weil dann die Kosten für die Arbeitskraft gesunken sein werden. Alles eine Folge von Angebot und Nachfrage und wenn der einzelne Konsument nur nach Preis kauft, darf der sich letztlich nicht wundern, wenn alles aus Niedrigstlohnländern kommt und er, der Konsument, plötzlich keinen Job mehr hat. Ein Teufelskreis, ja, denn die schlechtest bezahlten Jobs sind die ersten, die nach Preis kaufen müssen, und hier sollte auch der Sozialstaat ansetzen, denn ab einem gewissen unteren Grenzwert ist der Einzelne nur noch Getriebener ohne Entscheidungsfreiheit. Und trotzdem liegt es an diesem ominösen Einzelnen, sich bewusst zu machen, wo er/sie Gestaltungsmöglichkeiten hat, und seien sie noch so gering.

Tipp: irgendwer muss ja die riesigen Fernseher kaufen, irgendwer muss ja die SUVs kaufen, irgendwer muss ja das Bier kaufen, etc. -- sonst gäbe es das alles nicht. Das sind alles individuelle Entscheidungen, die nicht unmittelbar mit Lebensqualität zu tun haben und viel Geld kosten. Das dann auf der ganz primitiven Ebene -- der eigenen Ernährung -- eingespart werden muss.
 
Hallo hi2u,

ich versuch es von oben weg zu verarbeiten, was du geschrieben hast und geh mal die ersten Punkte an ....

Hi, Asterix.


Dazu gibt es schon ganz prinzipiell ein paar Anmerkungen:
a.) Moral ist die kulturell bedingte Ethik einer Gesellschaft
Soll heißen: Wer von Moral spricht, meint damit die von der jeweiligen Gesellschaft gesetzten Normen. Was dazu führt, dass die z.B. islamische Moral von den anderen, die auf den selben monotheistischen Gottesbegriff aufbauen, verschieden ist.

Ja, wenn ich bei meiner Frage von Moral gesprochen habe, war das ein Fehler, weil Moral meistens ein Konstrukt ist. Ich hätte eher von Gewissensverträglichkeit sprechen sollen, weil Gewissen immer etwas persönliches ist, die persönliche Auseinandersetzung mit dem eigenen Tun, ein intaktes Gewissen ist die Basis für Selbstrefelexion. Wenn die funktioniert, kann das moralische Konstrukt abgebaut werden.


b.) Ethisch -- also in einem großen Kontext betrachtet -- ist der Mensch ein Allesfresser, der nur Kraft seiner Intelligenz ein (größeres) Tier töten kann. Dazu gibt es aber auch den generellen Leitsatz: „Du sollst nicht töten”
Ja, das Gebot Gottes an den Menschen. "du sollst nicht ..." beinhaltet vieles. Beim autoritätsfürchtigen Menschen bewirkt es vielleicht Angst, je nach dem wers sagt ... in dem Fall Gott, als er die Gebote durchgab ... immerhin eine Autorität :-) Beim widerspänstigen Autoritätsgläubigen Menschen stellt der zum Gebot gewordene Leitsatz vielleicht erst die Versuchung dar, das Gebot zu übertreten. Er will halt Erfahrungen machen. Und der freie Geist sagt sich bei solchen Leitsätzen vielleicht: Ich soll nicht, aber ich kann, wenn ich will, und das Schaf hier hat ein glück, weil ich nun nicht will.

Damit ist (zumindest für mich) mittelbar wie unmittelbar gemeint und in diesem Sinn ist es unerheblich, wie das Tier gehalten wurde und zu Tode gekommen ist, das Faktum, dass du durch seinen Verzehr (und vorangegangenen Kauf) seinen Tod nicht nur gut heißt, sondern implizit auch begünstigt hast, stellt eine Verletzung der Grundregel dar.

Wenn ich das auch so sehen könnte, das es unerheblich ist, wie das Tier gehalten wurde, das ich für meinen Verzehr töte, dann wär ja alles gut. aber dem ist leider nicht so, weil es für mich grundsätzlich das Leben vor dem tod ist, das hier und jetzt Priorität für mich hat. auch mein eigenes Leben nach dem Tod interessiert mich jetzt noch nicht wirklich. :rolleyes:

Die Grundregel, die auf einem überlieferten Gebot beruht, das angeblich von Gott dem Mose auf Steintafeln geschrieben wurde. Das kann ich heute nicht mehr nachvollziehen, bestenfalls glauben oder nicht glauben. Tatsache ist, dass ich in einem Körper aus Fleisch, Muskeln und Knochen stecke und in eine natürliche Welt gestellt wurde, in der es Jäger und Beutetiere gibt, Grasesser und Fleischesser, daran ändert auch der Umstand nichts, dass ich diese natütliche Welt mit Asphalt und Beton versiegsiegle und kalte Städte darauf errichte, und mit meinem industriellem Stoffwechsel die Atmosphäre modifiziere.

Ich kenne nur eine Regel, das Töten von Fleischlieferanten betreffend: Wenn ich Fleisch essen will, dann komm ich nicht drum herum, ein Tier zu töten.
Esse ich kein Fleisch, dann brauche ich nicht zu töten, das ist klar.

Was mir persönlich sehr zu schaffen macht, wo es mir aber noch an Konsequenz mangelt, weil ich ein Gewohnheitstier bin, ist nicht der Umstand, dass ich mit dem Kauf von industriell erzeugtem Fleisch den Tod eines Tieres gut heisse oder begünstige. Will ich -fleisch essen, dann muss ich töten, anders geht es nicht. Aber es sind die Methoden der industriellen Fleischerzeugung. Die hier praktizierten Grausamkeiten wären in der Tat für mich ein Grund, auf fleischliche Kost zu verzichten, denn das Leben des Tieres vor seinem Tod ist es ja gerade, was mir nicht egal ist.

Das Argument, dass "Wildtiere" anders lebten als für die Schlachtung gehaltene entbehrt im weiteren Kontext ebenfalls der Grundlage: "die Jäger" halten das Wild in einem überschaubaren Areal, und kommt einmal ein Bär, so muss der abgeschossen werden.
ja, ich weiß, und ich denk mir oft meinen Teil, wenn ich einen Hochsitz seh, auf einer überschaubaren Wiese und 100 Meter weiter in gerader Linie steht der Futtertrog. Da frag ich mich oft, werden hier wirklich die Tiere angefüttert und während sie fressen, abgeschossen? Das natürlich entspräche auch nicht meiner Vorstellung vom Geist der Jagd.

Würde der Jäger die Rolle des Wolfes oder Bären, die die alten, kranken und weniger lebensfähigen Tiere zum Opfer nehmen, spielen, so könnte er den Abschuss wohl schlecht zum menschlichen Verkehr in den Handel bringen, oder?
Ja, meine Frage war auch nur eine theoretische. Das man heute nicht mehr alle Fleisch essenden Menschen in den Städten mit Wild versorgen kann ist mir schon klar. Und es wäre wieder nur dieses Auftragstöten, weil ja nicht jeder Städter selbst in den Wald fahren kann, sich sein Tier selbst zu erlegen. Wahrscheinlich wäre es besser, mit dem Fleisch essen aufzuhören, weil eine andere Möglichkeit sehe ich nicht, der industriellen Fleischerzeugung zu entkommen.

c.) Wenn wir hier kurz verweilen: letztlich ist jede Art von vorzeitigem Tod für das Individuum unnatürlich und daher abzulehnen -- nach dem Motto: was du nicht willst, dass dir man tu…
ja, für die menschliche Gemeinschaft ist das ein guter Grundsatz. doch dann ist es wohl Wille, dass wir diese Natur hier hinter uns lassen, denn sie ist und bleibt eine Gewalttäterin und wird eines Tages auch mich aus diesem Körper wieder austreiben.


d.) Trotzdem bleibt, dass der Mensch ein Allesfresser ist und daher Fleisch und Fisch durchaus ihre Berechtigung auf der Speisekarte haben. Da gehe ich ganz simpel von meiner eigenen Küche aus:
Ich esse gerne Fleisch aber es widert mich an. Vorgestern erst habe ich eine Schweinestelze geschenkt bekommen, gebraten und voll überwürzt, fett und ungesund ... sie hat mir geschmeckt und es hat mich angewidert gleichzeitig.

mein Gewissen nicht wirklich schwer.
Mit meinem Gewissen habe ich mich abgesprochen, wie gesagt: Wenn ich fleisch essen will, dann komm ich ums töten nicht herum, auch wenn ich einen Auftragskiller bestelle, steh ich als Mafiaboss nur scheinbar in einem besseren Licht.

Es ist einfach der Umstand, der mir zu denken gibt, dass mir etwas schmeckt und 5 Minuten später widert es mich an. Da beginnt der Grasfresser in mir mit dem Fleischbeisser zu streiten.

[/quote]
 
Notabene:

Töten...ein Tier, als Jäger aus Waldpflege(hegen)gründen, als Nahrung und Eiweiß-+sonstige BestandteileQuelle, um Leid zu ...auf Verlangen, Selbsttötung, einen Fötus töten... lassen, sadistisch durch psychischen Terror...
 
Ich weiß auch, warum ich so inkonsequent bin und immer wieder Fleisch und industrielle Fleischprodukte kaufe.

Es ist mein mangelndes Bewusstsein um den Effekt meines Boykotts, den ich als Einzelner und für mich durchziehen müßte, ohne Rücksicht darauf, welche Wirkung mein Verhalten auf die Gesamtentwicklungen hat.

Ja, insofern geht es nur um mich, das ist klar.
Es sind die kollektiven Entwicklungen, die Praktiken und Methoden meiner eigenen Art, die mich mit der Nase direkt auf ihre Schändlichkeit hinstossen, aber wenn ich dem Treiben ein Ende setzen will, kann ich das nur für mich tun, auch wenn sich am kollektiven Treiben nichts ändern wird dadurch.
 
Aus Hunger und Schwäche, also kurz bevor der Tod den Jäger ereilt, Schwaches zu töten um selbst zu überleben, das scheint mir eines der Prinzipien zu sein, in dieser Manifestation von Natur, wo ich mich erlebe, auch wenn ich Betonstädte auf ihr errichte. Wobei Schwach bereits alles ist, was nicht zeitgerecht und in eleganten Sprüngen fliehen kann, wenn der hungrige, an Fleischverzehr gewohnte und auf Fleischverzehr konzipierte Jäger mit dem scharfen Gebiss aus seinem Versteck aufbricht.

Sie scheint mir ein grausames, altes Weib zu sein, die große Mutter, weil wie könnte sie sonst einen denkenden Menschen in dieser brutalen Welt hervorbringen?

Ist es vielleicht gar Ziel des denkenden Menschen, höher zu steigen, wie ein Drache im Wind, körperlos wie ein Nebel über Tälern liegend und um Berggipfel tanzend, frei von Körper, Raum und Zeit, hinabzublicken, um sie zu sehen, in ihrer Unendlichkeit und Unsterblichkeit, wie sie an einer Stelle ruht, an anderer bebt, hier vergeht und dort neu beginnt, während in ihr die Zeit in Strömen verrinnt?

Wo Sonnen entstehen und Sonnen vergehen, frei schwebend zu sehen, dass es den Tod in ihr niemals gibt und auch die Orte zu sehen, wo das Jagen und Töten nicht ist?
Ja, vielleicht ist sie nicht überall dieses grausame, alte, blutrünstige Weib und erschafft in anderen Sonnensystemen paradiesische Gärten, in denen das Jagen und Töten nicht ist. Ich weiß es nicht.
 
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Ja, ich weiß es ja nicht, aber vielleicht gibt es in anderen Sonnensystemen eine Manifestation der Natur, wo die göttliche Pflanze ihren Körper den Grasessern hingibt und die Grasesser direkt und ohne dazwischen vom Fleischbeisser vorverdaut zu werden, ihre Körper wiederum der Erde hingeben, durch die immer wieder aufs neue die göttliche Pflanze hervor bricht.

Ich weiß nichts, aber für möglich halte ich schon fast alles, auch wenn ich noch nicht soweit bin. :rolleyes:
 
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