Über die Gesinnung der Verfasser zeigen die Artikel einiges. Aber behauptet wurde: Die AfD will.... Und das ist schlicht falsch. Und ich bin bei Einzelmeinungen immer skeptisch inwiefern man daraus auf eine gesamte Partei schließen sollte. Denn dann müsste man sagen, dass die Piraten Nazis sind, dass die Grünen Pädophile sind, dass die FDP ebenfalls Pädos sind, die CDU mindestens rassistisch, die Linke ne Stasi-Partei usw. Du wirst in jeder Partei einige finden die von Pädophilie bis Holocaustverleugnung bis Schwulenfeindlichkeit bis Rassismus und härtestem Sozialismus etc. gequatscht haben und teilweise heute noch quatschen.
Also ich hab ja nie behauptet, dass "die AfD will". Bei mir gehen aber alle Alarmglocken an, wenn es eine neue Partei mit noch wenigen Gesichtern ist, von denen dann einige in den höheren Rängen (Vorstände und Parteisprecher)
solch beschämendes Gedankengut verbreiten, das jedem hart erkämpften demokratischen Grundsatz widerspricht.
Piraten = Nazis ----> wieso?
Linke = Stasi ist Quatsch, weil die Linke inzwischen überwiegene aus ganz anderen Mitgliedern besteht. Und ich denke mal, nicht eben wenige SED-Mitglieder sind auch bei der CDU gelanden. Früher auch ehemalige Nazis mit Persilscheinen. Ist klar.
Aber der Vergleich hinkt für mich, weil die AfD eine neue Partei ist, deren
führenden Mitglieder sich in den letzten Jahren erst durch äußerst fragwürdige Aussagen hervorgehoben haben.
Und die Grünen würden (würden sie sich heutzutage formieren) auch keinen Primeltopf mehr gewinnen, mit den Äußerungen eines Cohn-Bendit. Dass sie damals nicht mit Pauken und Trompeten Schiffbruch erlitten haben, ist lediglich dem Zeitgeist geschuldet - und der Tatsache, dass das Thema des sexuellen Missbrauchs erst einige Jahre später richtig ins öffentliche Licht gedrungen ist, auch durch Hilfsorganisationen wie Wildwasser, denen man da viel zu verdanken hat.
Und inzwischen haben sich die Grünen nunmal etabliert und man weiß auch, dass es sich dabei um keine Ansammlung von Pädophilen handelt - was immer man sonst auch von ihnen halten mag, aber das ist nun klar.
Ich habe im Übrigen selbst oft gesagt, dass die AfD in sozialer Hinsicht suspekt ist.
Aber was irgendwie keinem auffällt: Das was der AfD anzustreben vorgeworfen wird, ohne das es wirklich belegt werden kann, setzen andere doch bereits durch! Es braucht Monatelange Verhandlungen damit Hartz4-Empfänger nen paar Euro mehr pro Monat bekommen. Aber es geht innerhalb einer Woche, Milliarden an die Banken zu schicken. Frag Dich mal auf wessen Kosten das geht, wer das zuerst merkt. Oder schau Dir den Energie-Wahnsinn an. Die etablierten Parteien (minus Linke) agieren für Lobby-Interessen und voll auf Kosten der Bevölkerung. Die Schwächsten merken das zuerst. Im Länderverhältnis sind das die Griechen und in Deutschland sind es die Hartz4-Empfänger.
Doch Condemn, ich hab ja deine Beiträge zum Thema gelesen, deswegen kenne ich da deine Ausrichtung.
Und was du beschreibst, fällt schon auf, und zwar nicht nur mir, sondern ganz vielen, so ist es ja nicht. Weswegen ich z. B. auch keine der etablierten Parteien mehr wählen werde. Aber ganz ehrlich: Man kann doch wohl nicht anstelle der Pest die Cholera wählen. Wir dürfen doch getrost davon ausgehen, dass jene, die eh schon am Rand der Gesellschaft stehen, noch mehr ins Abseits gedrängt werden.
Der Parteivorstand Bernd Lucke hat in seinem Hamburger Appell (2005) z. B. auch vorgeschlagen, dass die Niedriglohnverdiener noch WENIGER verdienen sollen. Ja, wie sollen die dann deiner Meinung nach noch den Energie-Wahnsinn finanzieren? Dann hocken noch mehr Menschen in kalten und dunklen Wohnungen. Das kann doch nicht sein. Der Wohnungsmarkt soll auch noch weiter "liberalisiert" werden. Dann sitzen die Geringverdiener und Hartz4-Empfänger nicht nur in dunklen, sondern in gar keinen Wohnungen mehr.
Ich will natürlich auch, dass sich etwas ändert, ist doch klar. Ich sage nicht, dass es gut ist, wie es jetzt ist. Sehr ungut sogar isses. Aber eine Partei, die sich nicht an den Interessen des breiten Volkes orientiert, sondern elitär auf jene draufhaut denen es schon schlecht genug geht, ist für mich eben keine ALTERNATIVE. Nicht nur für Deutschland nicht, übrigens.
Und welche Wahl haben Wähler denn überhaupt? Wenn nur Parteien zur Wahl stehen, die im Grunde schon jetzt eine super-große-Koalition bilden, weil sie sich zwar vor den Kameras anscheißen dann aber alle alles abnicken, bestimmt der Wähler doch sowieso nicht mehr. Die Wahlprogramme sind in vielen Punkten gleich und abgesehen davon: Die Versprechungen, gerade jene sozialer Natur, werden NICHT umgesetzt! Es ist umgekehrt: Es findet eine schleichende Enteignung statt. Eine Umverteilung von unten nach ganz oben während die Mittelschicht nach unten rutscht. Es wird echt Zeit mal hinter die Fassaden zu schauen und sich da nicht vollsülzen zu lassen und v.a. aus der Geschichte zu lernen.
Gebe ich dir vollkommen Recht hier. Und mich ärgert das auch immer mehr. Und du hast auch Recht darin, dass wir echt aus der Geschichte gelernt haben müssten. Offensichtlich ist es aber so, dass man für Demokratie und soziale Gerechtigkeit immer wieder kämpfen muss, immer wieder aufs Neue. Wir konnten lange von dem leben, was eine andere Generation vor uns erkämpft hatte. Nun entgleitet uns das immer mehr und weil es so schleichend ist, merken es noch viele nicht. Andere dafür aber umso stärker.
Was wäre dein Vorschlag zur Rettung der Nation? Außer der AfD, die wie gesagt bei näherer Betrachtung keine Alternative ist.
Und übrigens: Ich selbst werde die AfD nicht wählen, weil ich bisher einfach nicht klar genug sehe worauf es hinausläuft (Gertrud Höhler bezeichnete sie passend als "Suchbild"). Aber das es sie gibt finde ich zuerst mal positiv. Warum? Weil die endlich so einiges auf den Tisch bringt und zur Diskussion stellt. Es war ja schon verboten über gewisse Dinge Überlegungen anzustellen... etwa eine Veränderung des Währungssystems. Viele sehr entscheidende Punkte wurden bisher nicht diskutiert. Nicht im Parlament (außer den einsamen Rufern der Linken) und so gut wie nicht in den Medien. Je stärker die AfD wird, desto mehr muss all das auch diskutiert werden. Auf die Linken wird da leider nicht gehört.
Wollte man jede Partei sofort beerdigen weil ein paar Querköpfe mal irgendwas geschrieben haben das provokant ist (mehr ist es vorerst nicht), müsste man wirklich jede beerdigen.
Ah ok, das ist dein Vorschlag. Naja. Also, als ich das erste mal von der Partei gehört habe, hab ich auch noch gedacht "warum nicht"? Damals ging es erstmal nur um die Europolitik. Und als ich in die Mitgliederliste geschaut habe, habe ich festgestellt, dass sich dort viele Wirtschaftswissenschaftler und Akademiker tummeln. Auch da dachte ich noch "warum nicht"? Intelligenz kann schließlich unserem Land nicht schaden.
Gleichzeitig schaltete sich aber auch eine kleine Stimme in meinem Kopf ein, die mir zuflüsterte, dass es sich doch dadurch auch wahrscheinlich um eine elitäre und nicht bürgernahe Partei handelt. Ich beschloss also sie zu beobachten und mir dann eine Meinung zu bilden.
Und das habe ich nun getan. Meinst du etwa, die bekommen andere Ansichten, nur weil sie auf einmal im Bundestag sitzen?
