Nur für einen leidenschaftlichen Mann oder eine leidenschaftliche Frau sind er oder sie ein Lustobjekt.
In Atman gibt es weder Sexualität noch sexuelle Vasanas. Der Atman ist Nitya Shuddha, ewig rein. Du bist dieser Nitya Shuddha Atman.
Sieh den Atman in allen Männern und Frauen. Denke stets an diesen geschlechtslosen Atman, dann wirst Du fest werden in Brahmacharya. Das ist die stärkste und wirkungsvollste Methode.
Sexualität und spirituelles Leben
Sexuelle Befriedigung ist ein großes Hindernis am spirituellen Weg. Die Lockung des Fleisches ist Dein unverwundbarer Feind.
Er versperrt auf jeden Fall die spirituellen Praktiken. Der Geschlechtstrieb muß kontrolliert werden durch die Pflege erhabener göttlicher Gedanken und regelmäßige Meditation. Es muß zur vollständigen Sublimierung der Sexualenergie kommen. Nur dann ist der Strebende sicher.
Das totale Verlöschen des sexuellen Wunsches ist das endgültige spirituelle Ideal. Deshalb pflege immer erhabene göttliche Gedanken. Die alten sexuellen Gedanken werden allmählich verschwinden, so wie ein alter Nagel aus einem Brett getrieben wird, wenn man einen neuen Nagel darüber einschlägt. Der Yogaschüler muß rein sein in Gedanke, Wort und Tat. Vollkommene Sublimierung kann kaum in ein zwei en erreicht werden. Sie verlangt einen beständigen Kampf mit Geduld und Ausdauer über eine längere Zeit. Auch Ehegatten können das beschriebene Ideal vor Augen haben und versuchen, es allmählich zu verwirklichen. Wenn der Zustand der vollkommenen Sublimierung erreicht ist, wird Reinheit in Gedanke, Wort und Tat herrschen. Dann wird kein sexueller Gedanke eindringen.
Der Geschlechtstrieb ist eine schöpferische Kraft. Lenke die Sexualenergie zum höheren spirituellen Kanal. Dann wird sie sublimiert. Sie wird in göttliche Energie umgewandelt.
Wenn Du nicht die Inspiration spiritueller Gedanken hast, ist es schwierig, den Geschlechtsinstinkt unter Kontrolle zu bringen.
Die Bedeutung richtiger Ernährung
Richtige Ernährung spielt bei der Aufrechterhaltung von Brahmacharya eine wesentliche Rolle. Im Gehirn gibt es verschiedene Bereiche, und jede Nahrung hat ihre eigene Wirkung auf den jeweiligen Bereich und auf den Gesamtorganismus. Manche Nahrung hat eine aphrodisierende Wirkung. Es stimuliert direkt die Geschlechtsorgane. Knoblauch, Zwiebel, Fleisch, Fisch und Eier stimulieren die Leidenschaft.
Zolle der Nahrung angemessene Aufmerksamkeit. Sei mäßig in der Ernährung. Iß sattwige Nahrung wie Getreide, Obst, Gemüse, Salate, Hülsenfrüchte und Milchprodukte. Gelegentliches Fasten kontrolliert die Leidenschaft, beruhigt die Emotionen, beherrscht die Indriyas und unterstützt Brahmacharya.
Theorie und Praxis
Die Menschen sprechen über Brahmacharya; aber rar in der Tat sind die, die es praktizieren; ein enthaltsames Leben steckt tatsächlich voller Schwierigkeiten. Es ist leicht, einen Tiger, Löwen oder Elefanten zu zähmen. Es ist leicht, mit einer Kobra zu spielen. Es ist leicht, über das Feuer zu gehen. Es ist leicht, den Himalaja emporzuheben. Es ist leicht, auf dem Schlachtfeld zu siegen. Aber es ist schwierig, die Wollust zu überwinden.
Du brauchst deswegen überhaupt nicht zu verzweifeln. Vertraue auf Gott, seinen Namen und seine Gnade. Du mußt einfach siegen, wenn Du an Ihn glaubst.
Bloße menschliche Anstrengung allein wird nicht ausreichen.
Die göttliche Gnade ist notwendig. Die Wollust kann nicht vollständig aus dem Geist entfernt werden, es sei denn durch die Gnade Gottes. Gott hilft denjenigen, die sich selbst helfen.
Mangel an spirituellem Sadhana ist der Hauptgrund für alle sexuellen Anziehungen. Bloße theoretische Enthaltsamkeit von Sinnlichkeit wird Dir keine guten Ergebnisse zeitigen. Du mußt gnadenlos alle Formalitäten gesellschaftlichen Lebens durchtrennen und ein frommes Leben führen. Nachgiebigkeit niederen inneren Neigungen gegenüber werden Dich in den Bereich des Leidens bringen. Da nützen auch Entschuldigungen nichts. Du mußt aufrichtig in Deinem Streben nach dem erhabenen Leben in Spiritualität sein. Halbherzigkeit wird Dich in Deinem alten Zustand des Elends belassen.
Es gibt vier Vorgänge in der Praxis von Brahmacharya. Zuerst beherrsche den Geschlechtsimpuls und die geschlechtlichen Vasanas. Dann übe das Bewahren der Sexualenergie. Schließe alle Öffnungen, durch die Energie nach außen dringen kann. Dann lenke die bewahrte Energie in die richtigen, geistigen Kanäle durch Japa, Kirtan, selbstlosen Dienst, Pranayama, Studium, Wachsamkeit, Selbstanalyse, innere Einkehr und Vichara. Dann verwandle oder sublimiere die Sexualenergie. Laß sie zu Ojas oder Brahma-Tejas werden durch fortgesetzte Meditation oder Brahma-Chintana.
Die Gefahr einer Gegenreaktion
Du mußt sehr vorsichtig sein hinsichtlich der Gegenreaktion. Die Sinne, auf die für einige Monate oder für ein, zwei Jahre Druck ausgeübt wird, werden rebellieren, wenn Du nicht allezeit wachsam und vorsichtig bist. Sie revoltieren und werfen Dich aus der Bahn, wenn sich Gelegenheiten dazu bieten. Es gibt Menschen, die für ein oder zwei Jahre Brahmacharya halten, dann noch leidenschaftlicher werden und am Ende die Energie erheblich verschwenden. Es gibt auch welche, die zu unbelehrbaren, unmoralischen Nervenbündeln werden.
Man darf nicht der Täuschung unterliegen, die Wollust wäre völlig kontrolliert, wenn man die Ernährung ein bißchen anpaßt, Pranayama praktiziert und ein wenig Japa macht . Die Versuchung, Mara, kann Dich in jedem Moment überkommen.
Ewige Wachsamkeit und kompromißloses Sadhana sind sehr wesentlich.
Es ist vielleicht möglich, für Monate und Jahre keinen Geschlechtsverkehr zu haben, es darf aber auch keine sexuelle Sehnsucht und kein sexuelles Verlangen mehr bestehen. Es dürfen auch keine sexuellen Gedanken auftauchen, wenn man sich in Gesellschaft befindet.
Der Zustand geistigen Brahmacharyas muß selbst unter Versuchungen und Krankheit aufrecht erhalten werden. Nur dann bist Du sicher. Die Sinne fangen in Zeiten des Leidens an zu revoltieren und auch dann, wenn man mit Sinnesobjekten in Kontakt kommt.
Man kann nicht mit begrenztem Einsatz vollkommenes Brahmacharya erreichen. Genauso wie ein Maschinengewehr notwendig ist, um einen mächtigen Feind zu töten, ist
auch beständiges, strenges und kraftvolles Sadhana notwendig, um diesen mächtigen Feind, die Lust, zu eliminieren. Du darfst wegen Deines kleinen Erfolgs in der Enthaltsamkeit nicht vor Stolz gebläht sein. Wenn Du auf die Probe gestellt wirst, wirst Du hoffnungslos versagen. Du mußt Dir Deiner Unzulänglichkeiten immer bewußt sein und unaufhörlich bemüht sein, Dich ihrer zu entledigen. Die höchste Anstrengung ist notwendig. Nur dann wirst Du vollen Erfolg in dieser Richtung haben.
Quelle:
http://www.yoga-vidya.de/Yoga--Arti...ml#Der Nutzen aus der Praxis von Brahmacharya