Hallo ,
dann gebe ich euch mal einen kleinen Rundumblick wie es sich in Deutschland als Afrodeutsche lebt. Ich bin sowohl hier geboren als auch aufgewachsen, habe mein Abi in Bayern gemacht und habe einen deutschen Pass. Ich definiere mich als deutsch weil Deutschland meine Heimat ist aber im Alltag sieht es nun mal so aus, dass ich nicht als deutsche akzeptiert werde.
Ein paar Beispiele:
Ich stehe auf dem Parkplatz neben meinem Auto und warte auf eine Freundin, es kommt eine Frau auf mich zu und meint ich solle mich doch bitte von dem Auto entfernen sonst ruft sie die Polizei. Auf meine Frage weshalb es sie stört das ich vor meinem Auto stehe meint sie ob ich beweisen könnte, dass das mein Wagen sei....
Kassiererin im Markt spricht gaaanz langsam und überdeutlich explizit nur mit mir weil sie aufgrund meiner Optik davon ausgeht ich würde nicht deutsch sprechen.
Nachbarn filmen mich hinter der Gardine wann ich ein und aus gehe und wer mich besuchen kommt, weil sie Zitat „Angst um ihre Tochter haben“ nach mehrmaligen Anrufen dieser Nachbarn an die Vermieterin ruft mich die Vermieterin an mit den Worten „ich habe gewusst, dass wenn ich Neger in das Haus einziehen lasse es nur Probleme gibt“.
Meine Tochter verpasst den Bus und kommt 10 Minuten zu spät zum Unterricht, woraufhin ein Mitschüler zu ihr sagt:“ warst zu lange Baumwolle pflücken?!“ Meine Tochter sagt ihn daraufhin wütend, dass er aufpassen soll was er da sagt was damit endet, dass meine Tochter der Klasse verwiesen wird wegen aggressiven Verhaltens. Mit dem Jungen wird nicht mal ein Gespräch geführt darüber was er da vom Stapel gelassen hat.
Während meiner Ausbildung kam der Chef unvermittelt zu mir und meinte mit einem grinsen im Gesicht „Du sag mal bekommen Necher eigentlich auch Sonnenbrand „
Abeitskollegen die in der Pause nebenbei den „Witz“ einfließen lassen „das wär so lustig wenn Du im Solarium arbeiten würdest, Du wärst das beste Ausgängeschild.“
Ein alter Mann der im Aufzug plötzlich ungefragt und unbekannterweise einfach mein Haar anpackt und sagt:“ die sind ja weich ich wollte schon immer mal wissen wie sich ein abrazzo Köpfchen anfühlt.“ (Zu dem Zeitpunkt war ich bereits 39 Jahre alt.)
Ich könnte jetzt seitenweise weiterschreiben aber ich denke für alle weißen die hier so nonchalant schreiben, es gäbe diesen Alltagsrassismus in Deutschland schwarzen gegenüber nicht weil sie es noch nicht erlebt hätten, möchte ich sagen: Selbstverständlich habt ihr es nicht erlebt weil ihr nun mal nicht schwarz seid....
Ach hier noch als Abschluss der Klassiker jedesmal wenn ich jemanden neu kennenlerne...
woher kommst Du denn?
aus Nürnberg...
Ja aber ich meine ursprünglich!
Ja ursprünglich aus Nürnberg ich bin dort geboren!
Aha.... und deine Eltern?
Meine Mutter ist auch aus Nürnberg!
Hmmm und dein Vater weil deutsch bist Du ja nicht!!
Viele Grüße
Mahalo
Hallo Kammamamachen,
willkommen zurück im Forum. Ich erinnere mich an die Erzählungen, die du oben nochmals anführst. Deine Erzählungen klingen nicht schön. Aber ich frage einfach mal: Bist du auf diese Leute mit diesen Vorurteilen zugegangen und hast das Gespräch gesucht? Einige Beispiele hast du mit dem Wort "Angst", dass die Leute Angst vor euch gehabt hätten, verbunden. Gerade wenn jemand Angst hat, schiebt er zunächst Aggression vor. Da gibt es Studien zu, müsste ich im Netz suchen, aber könnte ich liefern, wenn gewünscht. Manche Leute haben schlichtweg null Erfahrung im Umgang mit anders aussehenden Menschen. Wie sollen sie wissen, wie sie sich korrekt verhalten sollen? Da ist Unsicherheit im Spiel, Angst, etc.
Zu dem hier:
Kassiererin im Markt spricht gaaanz langsam und überdeutlich explizit nur mit mir weil sie aufgrund meiner Optik davon ausgeht ich würde nicht deutsch sprechen.
Ich hätte vermutlich ähnlich langsam und deutlich gesprochen. Warum? Weil ich hier in einer Stadt lebe, die ein zentrales Flüchtlingsauffanglager betreibt. Es gibt hier viele Afrikaner, die kein oder kaum Deutsch sprechen, selbst die Dolmetscher, die sie dabei haben, sprechen schlecht Deutsch. Ich kann nicht in die Köpfe der Leute schauen und sehen, ob jemand fließend spricht oder nicht. Daher ist es zumindest bei mir ein nicht böse gemeinter Automatismus, dass ich bei
erwachsenen Menschen, bei denen ich sehe, dass sie sich in einer fremden Sprache unterhalten, langsam Deutsch spreche. Ich bin dann angenehm überrascht, wenn sie genau wie ich fließend sprechen. Aber woher soll ich das wissen? Du bist eine der wenigen Ausnahmen, die ich bislang erlebt habe. Ein Mensch, hier geboren und integriert, dessen Eltern bzw. ein Teil davon lediglich von woanders stammen. Ich kenne nur wenige solcher Menschen.
Die meisten Migranten, mit denen ich bislang Kontakt hatte, sprechen unzureichend Deutsch. Selbst viele, die in zweiter oder bereits dritter Generation hier leben. Da ergibt es sich zwangsläufig, dass man "einfaches Deutsch" spricht.
Zu den Erlebnissen deiner Tochter in der Schule: Wir alle wissen, wie grausam Kinder sein können. Hast du dir mein verlinktes Video "Kampf im Klassenzimmer" angeschaut? Ich vermute, nein.
Ich selber habe ebenfalls Mobbing in der Schule erlebt. Nicht in Bezug auf meine Hautfarbe, aber in Bezug auf meine damalige Figur. "Fette Sau", "Atomgorilla", "wir müssen unser Essen vor dir in Sicherheit bringen", etc. Man hat mich jahrelang nur bei meinem Nachnamen genannt, nicht bei meinem Vornamen. Ist das weniger schlimm als das was deine Tochter erlebt hat?
Zu dem, was man im Erwachsenenalter erlebt: Dass man dir ungefragt in die Haare greift, geht gar nicht. Trotzdem kann ich den Mann auch verstehen. Etwas, das man nie gesehen hat, fasst man nunmal gern an. Ich selber habe auch viele, dicke, wellige Haare. Als Kind und Teenager sind mir ständig alte Frauen an den Kopf gegangen und haben meine Mutter gefragt "sind die echt?". Auch beim Friseur staunen die anderen Kundinnen immer - greifen aber gottseidank nicht mehr rein.
Ich könnte jetzt seitenweise weiterschreiben aber ich denke für alle weißen die hier so nonchalant schreiben, es gäbe diesen Alltagsrassismus in Deutschland schwarzen gegenüber nicht
Das ist hier NIE behauptet worden. Lies die Beiträge bitte
richtig. Aber unter anderem ich habe eben auch die andere Seite gezeigt und verlinkt. Dies hier ist ein allgemeiner (?) Faden zum Thema "Rassismus". Dieses Thema beinhaltet Rassismus in allen Facetten, nicht nur gegenüber Menschen mit dunkler oder schwarzer Hautfarbe. AUch dazu hatte ich diverses geschrieben oder verlinkt.
Mit dem Jungen wird nicht mal ein Gespräch geführt darüber was er da vom Stapel gelassen hat.
Wie alt ist deine Tochter? Wenn sie jetzt im Teenageralter ist oder in ihren Zwanzigern, dann muss ich gestehen: Sorry, nein, ich glaube diese Aussage nicht, dass mit dem Jungen kein Gespräch gesucht wurde. Seit ungefähr dem Jahr 2000 ist hierzulande die Rassismusthematik besonders präsent, es wird mindestens genauso lange dagegen angegangen, selbst zu meiner Schulzeit wurden solche Äußerungen bereits mit Klassenverweis geahndet (ich ging in den 80ern zur Schule). Als ich studiert habe Mitte der 90er Jahre, ging der Asta auch bereits auf die Straße "gegen rechts". Wenn deine Tochter oder du selbst die Lehrer natürlich nicht auf diese Äußerungen ansprecht - dann kann niemand den Jungen zur Verantwortung ziehen. "Wo kein Kläger, da kein Richter".
@Siriuskind: Wenn du möchtest, dass dies ein Faden über Rassismus wird, der den Rassismus gegenüber hellhäutigen Menschen bzw. Deutschen ausgrenzt, dann kannst du Walter bitten, den Faden umzubenennen.
Für mich ist der Faden jedenfalls ausgereizt. Alles, was man dazu schreiben konnte, ist bereits geschrieben, wir sind hier an einem Punkt angelangt, wo keine Bereitschaft besteht, eben auch die andere Seite - sprich: Rassismus gegen Weiße oder/und Deutsche - zu sehen. Es scheint nur den "bösen Deutschen" zu geben. Gut, eure Sichtweise. Nicht meine. Daher ziehe ich mich hiermit aus dem Faden zurück.