Eltern-Zusammenhalt oder Abnabelung

Und wie war das als du Kind warst? Hat deine Mutter hinter dir gestanden und war für dich da?
Nein vom Gefühl her gar nicht. Sie war immer mit Problemen mit meinem Vater beschäftigt und ich konnte mich in beide Elternteile einfühlen. Das wäre ev. die Erklärung für "ungesunde Empathie"....(was mir auch erst in den letzten Monaten klar wurde - dass dieses dauernde sich in andere Einfühlen nichts bringt ausser Stress)
 
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Bei uns war das Angstgefühl nicht gern gesehen (da wurde ich nicht ernst genommen sondern man hat sich für mich geniert)- hat wohl zu meiner Angststörung geführt...
 
Als meine Oma in ihrem Alter war hat sie meine Mutter jeden Morgen 8.00h kurz angerufen. Das war so ausgemacht. Als sie mal nicht anrief lag sie tot in der Wohnung.
Leider gibt es häufig ältere Menschen die tagelang tot in der Wohnung liegen. Ein Armutszeugnis für eine Gesellschaft, finde ich.

Aber ich will weg vom Thema meine Mutter und ich. Das wird mir hier zu intensiv. Ich weiß, dass ich meinen Frieden mit ihr machen muss.

Ich bin selbst Mutter und mein Kind ist weggezogen. Ich versuche alles richtig zu machen. Ich weiß, dass sie ihren Weg gehen muss. Aber die Vorstellung, dass sie nur einmal pro Jahr vielleicht zu Besuch kommt ist nicht schön.

Daher meine Frage : wie kann man das vereinen? Ich will sie nicht einengen finde aber Familie wichtig.


Lass sie kommen.
Ich vermute sie weiß, dass sie immer wenn es nicht rund läuft zu dir kommen kann. Und das wird sie tun - wenn sie weiß, dass sie liebevolle Hilfe bekommt ohne Vorwürfe und gemeinen Hinterhalt.

Das hat den Vorteil, dass du weißt, dass es ihr gut geht, wenn sie sich mal längere Zeit nicht meldet :D
Ich denke, es gilt jetzt das auszuhalten. Weil du ihr damit auch zeigst, dass du ihr vertraust und dass du ihr auch was zutraust. Und wenn du ihr was zutraust ohne dir übertriebene Sorgen zu machen, bedeutet das für deine Tochter: ich bin ein schlaues starkes Mädl, ich kann das!

Meine Tochter hat mich vorgestern um halb10 Uhr abends angerufen. Ich hab sie gleich mal gefragt, was sie braucht und sie hat gesagt: nichts, ich hab gesehen, du hast gestern angerufen und ich ruf nur zurück.
Dann dachte ich - aha, in 10 Minuten fragt sie mich sicher nach einem Hunderter oder es ist was in der Wohnung kaputt, sie fragt, ob sie sich mit der Miete länger Zeit lassen kann oder sie ist unglücklich verliebt, im Job stimmt was nicht oder sie hat Probleme mit einem Amt ..... :D - aber nein, sie hat doch tatsächlich nur angerufen um zu plaudern. Sowas aber auch ... :love:

:)
Zippe
 
Als meine Oma in ihrem Alter war hat sie meine Mutter jeden Morgen 8.00h kurz angerufen. Das war so ausgemacht. Als sie mal nicht anrief lag sie tot in der Wohnung.
Leider gibt es häufig ältere Menschen die tagelang tot in der Wohnung liegen. Ein Armutszeugnis für eine Gesellschaft, finde ich.

Aber ich will weg vom Thema meine Mutter und ich. Das wird mir hier zu intensiv. Ich weiß, dass ich meinen Frieden mit ihr machen muss.

Ich bin selbst Mutter und mein Kind ist weggezogen. Ich versuche alles richtig zu machen. Ich weiß, dass sie ihren Weg gehen muss. Aber die Vorstellung, dass sie nur einmal pro Jahr vielleicht zu Besuch kommt ist nicht schön.

Daher meine Frage : wie kann man das vereinen? Ich will sie nicht einengen finde aber Familie wichtig.

Wir scheinen auch Kinder in einem ähnlichen Alter zu haben.
Meine große Tochter studiert, wohnt aber noch zu Hause.
Was habe ich gelitten, als sie kurzfristig plante, weiter weg zu studieren ... .
Meine kleine Tochter plant, ebenfalls in der Nähe zu studieren (sie hat noch ein paar Jahre, also kann noch alles anders kommen).

Ich denke, der einzige Weg, guten Kontakt zu den Kindern zu halten ist, "attraktiv" für diese zu sein, d.h. die Zeit, die man zusammen verbringt, sollte für alle Seiten angenehm sein.

Jede Form von "Klammern" ist sicherlich nicht angenehm, aber was genau ist Klammern für wen?
Und da kommt Authentizität ins Spiel, die meiner Ansicht nach bei der Generation unserer Mütter nicht immer gegeben war (es war einfach eine andere Zeit, unabhängig von den Individuen).

Ich kann lauthals tönen, dass "Autonomie überbewertet" sei, sie gefälligst "nicht von Mama wegzugehen haben"^^ usw., ohne sie wirklich einzuengen - glaub ich.
So wissen sie, dass es auch mir schwer fällt, loszulassen - genau wie ihnen.
Einengen fängt meiner Ansicht nach an, wenn Dinge nicht ausgesprochen werden (können), wenn es zu "Spielchen" kommt, wenn eine oder beide Seiten dauerhaft "ein unangenehmes Gefühl" haben.
Wenn einer auf diese Weise anfängt zu klammern, stößt er den anderen quasi automatisch weg.
 
Kann ich so verstehen, nur dass meine Mutter nicht dominant sondern eher irgendwie hilflos daherkommt.
Bei mir kommt eigentlich gar nie Freude auf bei Besuchen. Und da verurteile ich mich dann auch selbst...
Nur ist mir Nähe von ihr manchmal zuviel.
Z.B. ich weiß,dass sie zu Besuch kommt und freue mich sogar darauf. Dann höre ich sie die Stufen hochsteigen mit ihrer Stier-Energie und in mir macht etwas zu.
Genau das ist der Punkt, den ganz viele Frauen mit ihren Müttern erleben und nicht wissen, wie sie das besser gestalten können.
So etwas möchte man auf keinen Fall bei den eigenen Kindern auslösen.
 
Ich habe den Thread jetzt nicht durchgelesen und weiß daher nicht, was alles schon geantwortet wurde. Ich will dennoch mal kurz schreiben, was ich darüber denke:

Ich glaube nicht, dass Abnabelung mit der Häufigkeit der Kontakte zu tun hat, sondern mit der Art der Kontakte, und ob dabei gewisse Grenzen gewahrt werden.

Ich kannte mal eine Frau, die ein meiner Ansicht nach ziemlich unabgenabeltes Verhältnis zu ihrer Mutter hatte. Die Mutter eignete sich Hobbies der Frau - ihrer Tochter - an, lernte in der Ausbildung mit...

Abnabelung bedeutet damit in meinen Augen, dass die Kinder irgendwann sagen: "Es gibt Beteiche und Themen in meinem Leben, die mir und alleine mir gehören. Es ist meine Ausbildung, es sind meine Hobbies..."

Eine andere Freundin von mir telefoniert auch fast täglich mit ihrer Mutter. Diverse Grenzen werden aber gewahrt. Die Mutter fühlte sich nicht genötigt, ihrer Tochter im Studium zu "helfen" oder ähnliches. Hier sehe ich keine Grenzüberschreitungen - zumindest soweit ich da Einblick habe. Hier sehe ich also Abnabelung, die ich als normal empfinde.

Ich kann nachvollziehen, was du meinst und dennoch denke ich, dass man es nicht an der Menge der Zeit oder weiteren beobachtbaren Verhaltensweisen fest machen kann, eher am Gefühl, was beide Seiten füreinander haben.

Meine Patentante ist über 70. Sie hat ihr Leben lang bei ihren Eltern gelebt.
Sie hatte nie eine lange Partnerschaft, wenig Freunde, war aber beruflich sehr erfolgreich und somit "zeitlich ausgebucht".

Die restliche Familie machte sich stets Gedanken, was passieren würde, wenn die Eltern sterben.
Das ist nun vor einiger Zeit passiert und die Tante kommt damit absolut gut klar, pflegt ihre Hobbies, ließ alte Freundschaften neu aufblühen und ist wieder mal "ausgebucht".

Mindestens 50 Jahre hat die restliche Verwandschaft versucht, "das Haar in der Suppe" zu finden, aber es gab wohl nie eines.
Ich habe die Umgangsformen in dieser kleinen Familie immer bewundert - ihre Eltern und sie waren wirklich gern zusammen, begegneten sich mit Wertschätzung, verbrachten jede freie Minute zusammen.
Schon als Kind erlebte ich diese Familie als einen Ort des Wohlfühlens, es wurde (gefühlt) ständig gelacht, auch ich als kleines Kind wurde mit Respekt und absolutem Wohlwollen behandelt (das war nicht üblich zu dieser Zeit!).
 
Ich kann nachvollziehen, was du meinst und dennoch denke ich, dass man es nicht an der Menge der Zeit oder weiteren beobachtbaren Verhaltensweisen fest machen kann, eher am Gefühl, was beide Seiten füreinander haben.

Meine Patentante ist über 70. Sie hat ihr Leben lang bei ihren Eltern gelebt.
Sie hatte nie eine lange Partnerschaft, wenig Freunde, war aber beruflich sehr erfolgreich und somit "zeitlich ausgebucht".

Die restliche Familie machte sich stets Gedanken, was passieren würde, wenn die Eltern sterben.
Das ist nun vor einiger Zeit passiert und die Tante kommt damit absolut gut klar, pflegt ihre Hobbies, ließ alte Freundschaften neu aufblühen und ist wieder mal "ausgebucht".

Mindestens 50 Jahre hat die restliche Verwandschaft versucht, "das Haar in der Suppe" zu finden, aber es gab wohl nie eines.
Ich habe die Umgangsformen in dieser kleinen Familie immer bewundert - ihre Eltern und sie waren wirklich gern zusammen, begegneten sich mit Wertschätzung, verbrachten jede freie Minute zusammen.
Schon als Kind erlebte ich diese Familie als einen Ort des Wohlfühlens, es wurde (gefühlt) ständig gelacht, auch ich als kleines Kind wurde mit Respekt und absolutem Wohlwollen behandelt (das war nicht üblich zu dieser Zeit!).

Da sagst du was! Ich denke nirgendwo ist es so humorlos, wie in Familien. Ich kann wirklich überall und mit jedem unterm Tisch kugeln vor Lachen - bloß mit meiner Familie nicht. Da wird nicht gelacht ..... geweint allerdings auch nicht.

:o
Zippe
 
Ich kann nachvollziehen, was du meinst und dennoch denke ich, dass man es nicht an der Menge der Zeit oder weiteren beobachtbaren Verhaltensweisen fest machen kann, eher am Gefühl, was beide Seiten füreinander haben.

Meine Patentante ist über 70. Sie hat ihr Leben lang bei ihren Eltern gelebt.
Sie hatte nie eine lange Partnerschaft, wenig Freunde, war aber beruflich sehr erfolgreich und somit "zeitlich ausgebucht".

Die restliche Familie machte sich stets Gedanken, was passieren würde, wenn die Eltern sterben.
Das ist nun vor einiger Zeit passiert und die Tante kommt damit absolut gut klar, pflegt ihre Hobbies, ließ alte Freundschaften neu aufblühen und ist wieder mal "ausgebucht".

Mindestens 50 Jahre hat die restliche Verwandschaft versucht, "das Haar in der Suppe" zu finden, aber es gab wohl nie eines.
Ich habe die Umgangsformen in dieser kleinen Familie immer bewundert - ihre Eltern und sie waren wirklich gern zusammen, begegneten sich mit Wertschätzung, verbrachten jede freie Minute zusammen.
Schon als Kind erlebte ich diese Familie als einen Ort des Wohlfühlens, es wurde (gefühlt) ständig gelacht, auch ich als kleines Kind wurde mit Respekt und absolutem Wohlwollen behandelt (das war nicht üblich zu dieser Zeit!).

An der Menge der Zeit wollte ich es ja gerade nicht festmachen, sondern daran, wie weit die Beziehung "einnehmend" ist, also, ob Vater/Mutter und/oder Kind noch ausreichend eigenes haben, in das sich nicht ungefragt wie selbstverständlich eingemischt wird.
 
An der Menge der Zeit wollte ich es ja gerade nicht festmachen, sondern daran, wie weit die Beziehung "einnehmend" ist, also, ob Vater/Mutter und/oder Kind noch ausreichend eigenes haben, in das sich nicht ungefragt wie selbstverständlich eingemischt wird.
Ja, das "ungefragt" ist wahrscheinlich der Punkt.

Besagte Tante hatte zwar ihre eigene kleine Wohnung im Haus der Eltern, aber die Mutter hat für sie gekocht, der Vater hat für sie die Steuern gemacht u.ä..
Sie sagte, das wäre eine große Erleichterung für sie gewesen, denn nur indem ihr jemand den Rücken komplett freihält hätte sie so arbeiten können, wie sie gearbeitet hat.
So hatte sie denn wirklich frei, wenn sie nach einem 10-12 Stunden Tag nach Hause kam.
Wenn sie beschreibt, wie sehr sie dieses Leben genossen hat, werde ich richtiggehend neidisch ... .

Sie haben sich gewiss nicht direkt abgesprochen, wer nun welche Aufgaben übernimmt o.ä., sondern jeder hat geschaut, was er dem anderen Gutes tun kann - diese Haltung ist für mich das "Rezept" für ein angenehmes Miteinander.
 
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Da sagst du was! Ich denke nirgendwo ist es so humorlos, wie in Familien. Ich kann wirklich überall und mit jedem unterm Tisch kugeln vor Lachen - bloß mit meiner Familie nicht. Da wird nicht gelacht ..... geweint allerdings auch nicht.

:o
Zippe
Bei uns wird viel gelacht, auch gespielt, Gesellschaftsspiele. Das ist aber nicht überall so. Es gibt auch humorlose Menschen.
 
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