Eine unendliche Geschichte.......

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Gebannt hörte ich ihr zu, lauschte ihren Worten.......

....während mir wieder das Bild von der Frau und dem Mann vor den inneren Augen
erschien....mich und meinen Körper mit kleinen Schauern von Gänsehaut zu über-
fluten begann...in mir die Erinnerung lebendig werden liess....

Der Hohepriester, auf den diese Frau schaute ... nein - nicht diese Frau - ICH- .
Ich war diese Frau ....ich begann ihre Gestalt als die Meine zu fühlen...das
Gesicht dieses Mannes und seine Nähe mehr und mehr körperlich als
deutlich und real wahrzunehmen - seine Energie - seine Ausstahlung -
seinen Geruch - die Athmospäre und besondere Energie dieses Raumes,
in dem wir uns gemeinsam befanden....

Gerade - als das Bedürfnis übermächtig wurde, einfach die Hand auszustrecken,
um ihn zu berühren und mich seiner Leibhaftigkeit zu versichern - da......
 
....da sah ich ganz plötzlich und zu Tode erschrocken in meiner Hand....



während ich gleichzeitig den messerscharfen, funkelnden und mich wie durchbohrenden
Blick der Frau auf mir fühlte, die mich hierher geführt hatte - und der mich abrupt
zusammenfahren liess...

Du bist noch nicht bereit ....zischte sie wie eine Schlange ....und für einen Moment schien sie
auch die Gestalt einer Schlange anzunehmen, deren funkelnde Augen den meinen plötzlich
sehr sehr nah waren und mir mitten in meine Seele zu blicken schienen....Sich wie ein
brennendes verzehrendes Feuer in meine Eingeweide wühlten, so dass sich mein ganzer
Körper wie innerlich versengt aufbäumte.

Ich habe es dir gesagt - zischte sie - und du weisst es doch auch selbst...diesmal wirst du
nicht wieder an der gleichen Stelle .....
 
.......versuchen die Unsterblichkeit zu erlangen! In mir regte sich etwas, eine unendliche Kraft, etwas Starkes, Neues, Widerspenstiges,......ich reckte mich und wie zum Trotz gegen ihre Worte streckte ich die Hand nach dem imaginären Hohepriester aus, ich wollte, ich musste diesen Körper berühren, ich wusste, zu oft war es verhindert worden, und ich wusste, wenn ich ihn berühren konnte würde etwas unglaubliches geschehen.

Ich streckte die Hand aus, blickte der Schlangenfrau herausfordernd in die Augen, ......und da war sie, ich konnte die Berührung der Hand wie einen elektrischen Schlag fühlen, .. und da waren sie die Augen des Hohepriesters, sie blickten mich an, das Feuer brannte in meinen Eingeweiden, und auf einmal hörte ich die Stimme, die rief.........was ist mit ihnen, wachen sie auf! Kommen sie zu sich? Ich konnte den Blick nicht von den Augen des Hohepriesters lassen, und doch war etwas anders geworden, laute Geräusche, hupende Autos, Straßenlärm, ein bellender Hund, und diese Augen! Diese Hände, sie halfen mir auf, was war nur passiert? Es kam mir so vor..........
 
....als hätte ich alles nur geträumt....aber nur fast...in dem Schaufenster am Strassenrand
gegenüber von mir ...sah ich im Aufstehen noch ganz kurz ein aufflimmerndes, mir sehr
vertrautes Auge, das über zwei ....

..........


zu wachen schien, die wie miteinander verbunden und mit einander verschlungen anmuteten...

Doch das erfreute Aufjaulen des kleinen Hundes und seine erfreuten Liebesbezeugungen, die
er mir mit Hochspringen an mir zuteil werden liess und die mich umringenden Menschen
mit ihren besorgten Gesichtern - rissen mich vollends und endgültig aus der erlebten
Szenerie....

"Man sollte besser einen Krankenwagen rufen" - hörte ich die besorgte Stimme einer älteren
Dame hinter mir.... Alles - bloss das nicht - dachte ich und bemühte mich spontan, sofort
einen halbwegs passablen Eindruck zu liefern....obwohl ich innerlich noch völlig verwirrt
war und zwischen den Welten von Wahrheit und Traum schwankte - während ich gleichzeitig darum rang, den festen Boden der Realität auch wirklich unter meinen Füssen zu spüren
und ......
 
....so schnell wie möglich nach Hause zu kommen. Ich schnappte den kleinen Hund, der sich liebend gerne von mir hoch heben ließ und ging mit hoch erhobenem Kopf, aber ein wenig wankend davon, während ich die Blicke der Leute wie Stecknadeln an meiner Hinteransicht spürte. Um mein Auto, das wahrscheinlich noch immer am Parkplatz vor dem Einkaufszentrum stand, würde ich mich später kümmern.
Der Weg nach Hause war unter Trance von mir zurück gelegt worden. Erst, als ich mich müde auf die Couch fallen ließ, wurde mir nach und nach wieder bewusst, was passiert war. In meiner Jackentasche war noch immer das Papier mit dem seltsamen Ankh darauf.
Der kleine Hund winselte, als ich das Papier aufwickelte. Er hat sicher Hunger, dachte ich, aber er sprang plötzlich zu mir auf die Couch und auf mein Schoss. Warum? Befürchtete er, ich könnte wieder verschwinden und wollte mitkommen? War dieses Zeichen eine Art Schlüssel durch Zeit und Raum? Zaghaft und doch mehr als mutig (oder eher gedankenlos) streichelte ich mit dem Zeigefinger über die sanften Erhebungen des Ankh und...
 
..... und zuckte zurück. Ich hatte im Moment kein Bedürfnis nach einer zweiten "Reise" dieser Art. Ich betrachtete das seltsame Papier. Ich hielt es gegen das Licht und schaute es mir genauer an. Sah aus, wie Papyrus.... und es war ganz bestimmt schon sehr alt. Vorsichtig roch ich daran. Ein etwas muffiger Geruch stieg in meine Nase. Ich legte meine Arme auf meinen Bauch und entspannte mich. Die wohlige Wärme meines kleinen Freundes tat mir gut. Die Gedanken kreisten mir durch den Kopf. Ich streckte mich auf der Couch aus und legte meinen Kopf auf eines der Kissen, schob einen Arm unter meinen Kopf und mein kleiner weißer Mitbewohner kuschelte sich an mich. Ich roch sein Fell.
Ich roch das Papier. Kaum 2 Minuten später war ich eingeschlafen.
Dann begann der Traum....

Schemenhaft nahm ich Mauern wahr. Ich lag irgendwie auf dem Boden. Tierfell......
 
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... und dachte mir: "Eigentlich könntest du wirklich langsam mal Urlaub vertragen! Der Stress die letzten Wochen auf der Arbeit, dann der Lärm dieser lauten, stickigen Stadt, dann der Fast-Unfall auf der Straße.... meine Konzentration war wirklich nicht mehr die beste. Die Gedanken an die Vision des Hohepriesters, der Schlange, die zunächst eine mir wohlgesonnene Frau sein wollte, sowie das übermächtig erscheinende Land am Nil, das mich so in den Bann zog... vielleicht sollte im ich nächsten Reisebüro einfach als Reiseziel Kairo buchen, um vor Ort zu schauen, was mich derzeit so an dieses Land fesselte, obwohl ich nie zuvor dort gewesen war.

Das Ankh auf dem Zettel.... Ankh ist das Zeichen für "Leben". Ja, mein Leben zu leben, das war keine einfache Aufgabe. Aber was bedeutet es schon, "richtig zu leben"? Wer kann von sich behaupten, richtig im Leben zu stehen, es in vollen Zügen zu genießen, sich nicht in der Maschinerie des Finanzsystems erdrücken zu lassen, als Zahnrad im Getriebe einer riesigen Maschine, die die Menschen nur auslaugt, aussaugt und Lebensenergie stiehlt, obwohl Männer und Frauen doch etwas viel Wertvolleres leben könnten... frei sein.... das wäre was.... ob es im geheimnisvollen Land am Nil so etwas wie "Freiheit" noch geben konnte?

Gedanken, die weit über reines "Urlaubmachen" hinausgingen, überkamen mich. Was, wenn ich in Kairo Urlaub machte und feststellte, dass ich dort das finden würde, das mir so lange gefehlt hatte...? Freiheit... Ich entschied mich, zum Reisebüro zu gehen, um mein Ziel zu buchen. Auf dem Weg dorthin........
 
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