sage schrieb:
Na, dann lebe mal Deinen Traum mit Schwerverbrechern als Nachbarn, vielleicht wachst Du dann irgendwann mal auf.Hoffe nur, daß Du dann noch lebst.
Es geht hier ja nicht nur um Schwerverbrechen sondern um Kriminalität allgemein. Ich glaube nicht, dass Chrisael das so gemeint hat.
Trotzdem werden auch Schwerverbrecher nicht als solche geboren sondern erst von der Gesellschaft dazu gemacht.
Wenn man etwas an der Kriminalitätsrate ändern will, muss man die Gesellschaft ändern. Und da wir alle am Anfang unschuldig geboren werden, sollte man damit wohl im Elternhaus anfangen.
Mich würde es sehr interessieren, ob zu Zeiten von Grossfamilien die Kriminalitätsrate im Verhältnis zur Bevölkerungszahl auch so hoch war wie heute. Oder ob das ein Phänomen der entmenschlichten Überbevölkerung ist, die Kinder in Tagesstätten absetzt und Alte ins Altersheim abschiebt.
Was die Engländer da aber wieder vorhaben, halte ich nicht für beispielhaft. Die möchten doch nun tatsächlich die Kinder von kriminell gewordenen Erwachsenen ab dem dritten Lebensjahr unter Kontrolle halten und u.a. regelmässig von Psychologen begutachten lassen.
Damit laden sie den Kindern gewissermassen die Schuld ihrer Eltern auf. Tolle Idee. Ich befürchte, der Schuss wird nach Hinten losgehen.
Leider fehlt mir eine Idee, wie man es handhaben könnte, dass Kinder nicht mehr zu Kriminellen werden. Mal abgesehen von der Grossfamilie und erneuerten Sozialstrukturen mit gegenseitigem Respekt u.ä. Sowas zählt in unserer Leistungsgesellschaft einfach nicht. Geld ist alles.
Die Wirtschaft hat die Familien zerrissen und dafür bezahlen wir nun mit der erhöhten Kriminalitätsrate und auseinanderbröselnden Gesellschaftsstruktur.
Nehmen wir nur mal als Beispiel den sexuellen Missbrauch oder elterliche Gewaltexzesse, die am Anfang so vieler kriminellen Laufbahnen stehen. Das soll nun nicht heissen, dass jeder, dem das passiert ist, kriminell wird. Aber wir dürfen nicht die Augen davor verschliessen, dass diesen Kindern wesentlich mehr Last aufgebürdet wird als solchen, die ohne dergleichen Übergriffe aufwachsen. Wer das nicht erkennen kann, dem fehlt es an emotionalem Einfühlungsvermögen, psychologischen Grundkenntnissen und überhaupt menschlichem Mitgefühl. Aber zurück zum Beispiel.
Stellen wir uns vor, die Eltern beider Eltern würden im gleichen Haushalt leben. Dazu vielleicht noch Geschwister der Eltern mit anderen Ehepartnern und Kindern, vielleicht sogar noch Cousinen und mehr. Wo wäre da noch Platz für einen einsam Ausflippende die Kinder zu vergewaltigen oder im alkoholisierten Zustand regelmässig grün und blau zu prügeln? Soweit würde es gar nicht kommen. Weil erstens die dafür notwendige stille Abgeschiedenheit fehlt und zweitens bei so vielen Familienmitglieder viel eher der eine oder andere dabei ist, mit dem man reden könnte, bevor man aus Lebensverzweiflung zur Flasche oder Gewalt greift.
Eine Grossfamilie ist wie ein Sicherheitsnetz. Nicht perfekt, weil nichts perfekt ist. Aber sicher besser als die heutige Alternative.