so, ich zeige euch mal auf was ihr von der presse für manipulative texte aufgetischt bekommt. in diesem fall vom vorzeigeschmierenblatt financial times, die informationsquelle nr1. für sämtliche vermögensberater, banker, finanzbranche allgemein (die finanzdienstleister bekommen dieses blatt täglich in massen, gratis)
Überschrift und Aufmacher:
Ende der Rezession - Deutsche Konjunktur zieht kräftig an
Nach der positiven Prognose der Wirtschaftsweisen für 2010 folgt nun Gewissheit: Das Bruttoinlandsprodukt ist im dritten Quartal dieses Jahres um 0,7 Prozent gegenüber dem Vorquartal gestiegen. Auch das zweite Quartal fiel besser aus. Volkswirte warnen vor Euphorie.
man muss wissen ca. 70% der leser, lesen nur das und nicht weiter.
und welche message nehmen die wohl nun mit?
und? geil, oder? absolut positiv. jetzt haben wir gewisseheit, rezession zu ende und es ist alles sogar noch viel besser als gedacht, denn:
(und das folgt als nächstes, für die Leser, die dann doch noch etwas mehr lesen wollen)
Die deutsche Wirtschaft erholt sich schneller als gedacht. Gleichzeitig korrigierten die Statistiker ihre Zahlen für das Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal leicht um 0,1 Punkte auf 0,4 Prozent nach oben.
Die Wirtschaft erhole sich weiter, sagten die Statistiker. "Nach dem Einbruch im Winterhalbjahr scheint sich der Aufwärtstrend der Wirtschaft fortzusetzen."
ganz am ende des textes finden wir diese info, unauffällig, lediglich ein kurzer satz:
Die beiden Konjunkturpakete der Bundesregierung geben der Wirtschaft 2009 einen Wachstumsimpuls von 1,6 Prozentpunkten
So 1,6% "Wachstumsimpuls" aufgrund der Konjunkturpakete. Muss man direkt wieder von den 0,7% "Wachstum" abziehen. Heisst, ohne diese Steuergelder würde eine erneute Schrumpfung stehen.
Das führt den kompletten Aufmacher ad absurdum. Und es ist mehr als nur ein Hinweis darauf, welche Wirkung dieser Artikel erzielen soll...
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nun zu den weiteren Aussagen, die im Text fallen - die Fakten sozusagen:
- Zu Jahresbeginn hatte es mit minus 3,5 Prozent noch den stärksten Einbruch seit Einführung der Quartalsvergleiche 1970 gegeben.
- Dämpfen werde dagegen der private Konsum, und das werde für das kommende Jahr eine deutliche Belastung werden. "Auf dem Arbeitsmarkt kommen erhebliche Belastungen auf uns zu, das wird sich negativ auf das Konsumklima auswirken. Zudem rechnen wir weiterhin mit einer deutlichen Zunahme der Unternehmensinsolvenzen", sagte Lüschow.
- Der private Konsum ging dagegen zurück und bremste den Aufwärtstrend.
- Im Vergleich zum Vorjahresquartal ging das BIP um 4,7 Prozent zurück
-Im laufenden Jahr schrumpfe die Wirtschaft um 5,0 Prozent,
- In der ersten Hälfte 2010 werde es infolge von Kapazitätsanpassungen in den Unternehmen zu einem massiven Anstieg der Arbeitslosigkeit kommen. "Saisonbereinigt dürfte die Zahl der Arbeitslosen in diesem Zeitraum um etwas mehr als 500.000 Personen steigen, und damit so stark wie noch nie seit der Wiedervereinigung,
- Das deutsche Staatsdefizit steige 2009 auf 3,0 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP), 2010 erreiche die Defizitquote dann 5,1 Prozent des BIP. Sie liegt damit 2010 deutlich über der zulässigen Höchstgrenze des EU-Stabilitätspakts von 3,0 Prozent. Der deutsche Schuldenstand klettere von 65,8 Prozent im Jahr 2008 auf 71,8 Prozent im Jahr 2009 und auf 75,3 Prozent des BIP im kommenden Jahr.
- Da die Zahl der Arbeitslosen auf knapp vier Millionen ansteige, werde der private Konsum gebremst. Zudem hätten die Unternehmen mit einer schwierigen Finanzierungssituation zu kämpfen. "Selbst wenn eine Kreditklemme auf breiter Front vermieden werden kann, ergeben sich aus den noch verbleibenden Aufräumarbeiten im Finanzsektor Restriktionen bei der Finanzierung der Realwirtschaft.
- Schon ohne die Steuersenkungen müsse allein der Bund ab 2011 jedes Jahr erneut 6 Mrd. Euro einsparen, um die Vorgaben der Schuldenbremse zu erfüllen.
so das sind die fakten, alles andere als gut, oder? eigentlich ziemlich verherrend - im totalen gegensatz zur headline und zum aufmacher...
leider lesen das aber nur noch die wenigsten... und was davon wirklich beim leser ankommt, ist nochmal eine andere frage. denn die harten fakten wirken weich. sie sind säuberlich und absolut profesionell eingebettet durch die headline, durch den aufmacher... und durch "expertenmeinungen"... sie bleiben nicht wirklch hängen sind für den leser nicht wirklich greifbar. (macht den test und lest nacher den kompletten text)
experten kommen natürlich auch zu wort, denn schließlich dürfen prognosen nicht fehlen...
hier sehen wir die progonosen der experten aufgrund der oben aufgezeigten fakten:
- Die Wirtschaft erhole sich weiter, sagten die Statistiker. "Nach dem Einbruch im Winterhalbjahr scheint sich der Aufwärtstrend der Wirtschaft fortzusetzen."
- Positiv ist, dass die Investitionen in Ausrüstungen und Bauten gestiegen sind. Das Plus bei den Exporten weist auf eine globale Erholung hin. Allerdings dürfte der Außenbeitrag nicht so stark gestiegen sein, weil die Importe kräftig zugelegt haben. Die Unternehmen haben ihre Lager wieder aufgestockt. Man bereitet sich darauf vor, dass es konjunkturell wieder aufwärtsgeht."
- Hier scheint sich eine Normalisierung abzuzeichnen
- Für das vierte Quartal sieht Jörg Lüschow von der WestLB positive Ansätze: "Das kräftige Auftragspolster bei der Industrie deutet auf eine weitere Ausweitung der Produktion hin
was fällt auf?! blinde fixierung auf die Zahlen! nur auf die Zahlen! kein Wort darüber wie diese zustande kommen, nämlich durch Konjunkturpakete, durch Schulden! nix darüber von welchem Niveau wir kommen (-5%)
keine Berücksichtigung der Arbeitsmarktlage, die Kurzarbeit die ausläuft, die stark ansteigende Arbeitslosigkeit, die fallendenen Steuereinnahmen, weitere Stützungsaktionen die anstehen werden, explodierende Staatsschulden - das wird alles ausgeblendet.
völlig offensichtlich das mit diesem artikel ausschließlich stimmung erzeugt werden soll! wider der realität! "rechtfertigung" des eingeschlagenen weges, eine alternative gibt es natürlich nicht. die quittung bekommt letztenendes der gutgläubige bürger, der annimmt: "
Es wird schon wieder", demnach keinen handlungsbedarf sieht, weiter macht wie bisher und in naher zukunft dann vor einem scherbenhaufen steht!
und es ist nichts neues. schon vor 80 Jahren lief es exakt gleich ab.
es läuft absolut parallel zu den 1930ern. auch damals wurde die wirtschaft in den himmel gelobt, laut presse war alles möglich und dann "urplötzlich" der crash....
Ende der Rezession - Deutsche Konjunktur zieht kräftig an