Ehrlichkeit wird bestraft - ist das die Aufforderung zu lügen?

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Dann kann es Deiner Meinung nach keine Selbsterkenntnis geben? Denn jede Selbsterkenntnis wird ja vom Selbst geprüft und von niemand anderem.

Doch die gibt es ja. Und dennoch ist sie zumeist eine Selbsttäuschung.
Die Aufrechterhaltung des Selbstbildes, das das Selbst sich selbst suggeriert, dient der Aufrechterhaltung des Status Quo. Samt allen eigenen Wunden udn Verletzungen. Die in dieses Selbstbild, Eigenkonzept samt perfekten Erklärungen, warum es genau so und nicht anders sein muss, eingebaut werden.

Leider verhindert eben genau das umgekehrt den Zugang und somit die Heilung dieser verletzten Anteile, somit sowas wie die eigene Ganzwerdung.
Der das eigene Selbst im Weg steht und sich mit Händen und Füßen genau dagegen, sogar gegen einen selbst wehrt, gegen andere sowieso.
Weswegen auch die Egokonzepte meines Erachtens daneben gehen, denn Selbst und Ego sind eigentlich ident, die Auflösung des Egos ebenfalls ein Trick des Selbst, um an der Macht zu bleiben. Oder man sieht's umgekehrt. das Ego behauptet dann eben, das Selbst zu sein. Völlig egal.

Jetzt wird's dann aber doch spannend und paradox. Wenn du nicht dein Ego und/oder dein Selbst bist, wer, was bist du dann?

Wenn du tatsächlich du selbst bist, ein weitgehend heiles Selbst, bist du nämlich damit zugleich nicht nur (mehr) dein Selbst.
Oder mal nicht allzu wörtlich genommen, aber als Beispiel gar nicht so schlecht, denke ich: Wenn das Ego Luzifer wäre, das Selbst Satan, wer wäre dann Gott?

Ich kann's leider auch nicht besser erklären, das entzieht sich eigentlich in einigem auch bereits Worten. Zumindest meinen Fähigkeiten, es zu verbalisieren. Sorry. Oder, von einem anderen Blickwinkel aus betrachtet: Es gibt eine Art von Selbsterkenntnis, die tatsächlich eine wäre und weiterführen kann. Und eine, die vorgibt, Selbsterkenntnis zu sein, und eigentlich eine Art Schutz- und Defensivprogramm ist.

"Wie klingt das Klatschen einer Hand?"


Meine Sichtweise. Gibt klarerweise ganz andere.
 
Deshalb gibts ja Resonanz, das Feedback von anderen Lebewesen kommt.
Danach kommt die Reflexion.

Ohne Resonanz, keine Reflexion.

Dann wird die Kommunikation nur mit sich Selbst geführt!

*g Seyla

hm, okay, aber das wäre für mich ein zweiter Schritt. Die Überprüfung meiner Selbsterkenntnis, indem ich sie anderen mitteile und ihre Reaktion aufmerksam erwarte.

Gerade hier im Forum lernt man ja aber u.a. durch die Diversität der Meinungen, daß die Bewertung anderer Personen für eine Selbsterkenntnis nicht ohne Bedingung zu Rate zu ziehen ist. Ebenso verhält es sich mit der Einschätzung anderer Personen, man leide unter einer Selbstverkenntis. In beiden Fällen erscheint mir das Feedback anderer für eine wahre Selbsterkenntnis eigentlich nicht notwendig.

*grübel* wenn ich's recht bedenke: eigentlich ist es bei mir eher so, daß die Reflexion eine Phase vor der Selbsterkenntnis ist und nicht nach ihr stattfindet. Klar: die Reflexion durch die Umgebung geschieht natürlich nachher. Aber ansonsten ist ja Selbsterkenntnis ein Output, der aus Reflexionsvorgängen heraus entsteht. Hat nun den Input, der zum Output führte, am ehesten von einem selber abgestammt, entsprang er also einer eigenen Idee, einem eigenen Gefühl oder einem eigenen Gedankengang, dann kann man von einer "Selbst"-Erkenntnis sprechen. Ansonsten ist es schlicht eine Erkenntnis für mich. So würde ich es unterscheiden.

lg
 
wie überprüfst du dich denn Selbst ohne das es ein Trick dich Selbst wird?

*g Seyla

Ich glaube gar nicht, daß die Selbsterkenntnis überprüfbar ist oder daß sie es sein sollte. Muß es nicht auch Erkenntnisse geben, die individuell sind? Genau diese sind ja dann die Selbsterkenntnisse. Sie sind von einem einzigen Individuum so zu verstehen, wie sie erkannt werden. Die Umgebung kann eine Selbsterkenntnis immer nur im Vergleich zu eigenen Erkenntnissen setzen und so in Bemühung sein, die Selbsterkenntnis des anderen zu verstehen. Interessant ist dann für mich sehr der Austausch über die Selbsterkenntnisse. Unsinn ist dann aber natürlich, jemandem dieselben abzusprechen. Da reicht das Hirn dann eben noch nicht aus, um Selbsterkenntnisse in sich selbst bemerkt zu haben und sich im eigenen Erkenntnisbereich vergleichen zu können. Und zwar vergleichen zu können nicht um das sich vom anderen Unterscheidende heraus zu finden, sondern in dem Bemühen um das Erkennen des Gleichen, welches mich mit der Erkenntnis das anderen vereint. Annäherungsweise.

So kann dann auch gemeinsames Lernen entstehen, Erkenntnisse und Selbsterkenntnisse während der Kommunikation über Erkenntnisse und Selbsterkenntnisse stattfinden. Ansonsten bleibt es ohne besagte Einstellung beim üblichen Diskutieren über die Sinhaftigkeit von Erkenntnissen und Selbsterkenntnissen.

lg
 
Doch die gibt es ja. Und dennoch ist sie zumeist eine Selbsttäuschung.
Die wahre Selbsterkenntnis, mit anderen Worten die Erkenntnis der Wahrheit, Gotteserkenntnis oder Theosophie besteht darin, dass der Mensch sein eigenes, innerstes, wahres und göttliches Wesen, das Licht, welches der Grund und die Ursache seines Daseins als persönliche Erscheinung ist, selber im Geiste und in der Wahrheit erkennt.

Diese göttliche Selbsterkenntnis, die Selbsterkenntnis Gottes im Menschen ist der Endzweck alles Daseins, aller Religion, aller Kultur und Wissenschaft; denn ohne sie ist der irdische Mensch nur ein Gebilde der Täuschung und wesenlos. Nur mit dem Anfange der wahren Selbsterkenntnis beginnt des Menschen wirkliches Sein.

Die Selbsterkenntnis wird weder durch ein Anhängen an ein finsteres Zelotentum, noch durch pfäffische Unterwürfigkeit unter die Dogmen irgend eines Systems noch durch moderne Zweifelsucht, noch durch objektive wissenschaftliche Beobachtung, noch durch ein gläubiges Annehmen irgendwelcher Theorien und Hypothesen, noch durch irgend einen Personenkultus, sondern lediglich durch das eigene innerliche Erwachen der Seele erlangt.


Um dieses Erwachen möglich zu machen, gehört die Fähigkeit, vorurteilsfrei zu denken, eine klare Weltanschauung, selbstlose Hingebung zum Besten der ganzen Menschheit und aller Kreaturen, innerliche Ruhe und Zufriedenheit und der Wille, von den Irrtümern, Verlockungen und Täuschungen der Sinneswelt, sowie aller Begierden und Leidenschaften, die dem Egoismus und der Selbsttäuschung entspringen, frei zu sein.


F. Hartmann
 
Ich glaube gar nicht, daß die Selbsterkenntnis überprüfbar ist oder daß sie es sein sollte. Muß es nicht auch Erkenntnisse geben, die individuell sind? Genau diese sind ja dann die Selbsterkenntnisse. Sie sind von einem einzigen Individuum so zu verstehen, wie sie erkannt werden. Die Umgebung kann eine Selbsterkenntnis immer nur im Vergleich zu eigenen Erkenntnissen setzen und so in Bemühung sein, die Selbsterkenntnis des anderen zu verstehen. Interessant ist dann für mich sehr der Austausch über die Selbsterkenntnisse. Unsinn ist dann aber natürlich, jemandem dieselben abzusprechen. Da reicht das Hirn dann eben noch nicht aus, um Selbsterkenntnisse in sich selbst bemerkt zu haben und sich im eigenen Erkenntnisbereich vergleichen zu können. Und zwar vergleichen zu können nicht um das sich vom anderen Unterscheidende heraus zu finden, sondern in dem Bemühen um das Erkennen des Gleichen, welches mich mit der Erkenntnis das anderen vereint. Annäherungsweise.

So kann dann auch gemeinsames Lernen entstehen, Erkenntnisse und Selbsterkenntnisse während der Kommunikation über Erkenntnisse und Selbsterkenntnisse stattfinden. Ansonsten bleibt es ohne besagte Einstellung beim üblichen Diskutieren über die Sinhaftigkeit von Erkenntnissen und Selbsterkenntnissen.

lg


Vor allem ist ja auch ein Unterschied zu sehen in der Erkenntnis der Wahrheit, die allgemeingültig ist, d.h. jeder, der Selbsterkenntnis erlangt und somit auch die Erkenntnis der Wahrheit erlangt, gelangt zu demselben Schluss der Wahrheit- und der Selbsterkenntnis, die das individuelle persönliche Selbst betreffen- also seine individuellen Schwächen und Gebrechen, Leiden, Fehler und Hindernisse.

So dass in einem Austausch also doch ja immer zwei Seiten der Selbsterkenntnis hervortreten: die unpersönliche Seite der allgemeingültigen Wahrheit, die mit den anderen, die diesen Weg beschreiben, deckungsgleich ist und die persönliche Seite, die für jeden verschieden ist und in der die Individualität zum Ausdruck kommt.

So gilt auch hier die Gleichzeitigkeit der Polarität:

Selbsterkenntnis ist allgemeingültig, unpersönlich und nicht allgemeingültig, individuell persönlich gleichzeitig.
 
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