Hallo Andreas/Lightning,
Durch eine spirituelle Technik kannst Du keinen Schmerz heilen. Das ist nicht möglich. Du kannst Dir viele Schmerzen bewusst machen, kannst die Dinge im Bewusstsein erfassen, aber es ändert sich nichts.
ich finde das schade, dass du hier einfach alle spirituellen Techniken über einen Kamm scherst. Hast du "alle" ausprobiert?
Es gibt Meditationsformen, die darauf angelegt sind, Schmerzen, Wunden zu verarbeiten. Diese Meditationsformen kritisieren - genau wie du hier - dass viele andere Meditationstechniken lediglich mit dem Bewusstsein arbeiten, so dass die Oberfläche des Sees zwar sehr schön aussieht, sich jedoch auf dem Grund die alten Probleme immer noch tummeln.
Ich finde es auch sehr schade, dass du immer versuchst,den Kopf GEGEN das Herz auszuspielen.
Ich glaube dir, dass du mit dem Herzen dabei bist, aber deine inhaltliche Position sowie dein sprachliches Verhalten macht auf mich den Eindruck, dass du den Kopf vernachlässigst.
Es geht meiner Ansicht nach nicht darum, den Kopf gegen das Herz oder deine Vorgehensweise gegen alle anderen spirituellen Techniken auszuspielen.
Du denkst hier ja immer wieder Dualismen: entweder Heilsbringer oder Ant-Christ, entweder Kopf oder Herz, entweder spirituelle Technik oder deine Vorgehensweise. Dazwischen scheint es für dich nicht viel zu geben. Diese Welt, die du hier mit deinem Verstand aufspannst, scheint mir ein wenig schwarz-weiß. Ich vermisse hier das Bunte, das Reale, das Differenzierte, das Kontinuum zwischen den Polen.
In einer anderen Sprache formuliert: der Mensch hat einige Chakren, aber du betonst in deinen Beiträgen stets die Funktionen der unteren 4 - Wurzel bis Herz-Chakra. Dass aber auch gerade die 3 darüber liegenden auch für Heilung wichtig sind, insbesondere auch das Hals-Chakra - genau wie jedes andere - das scheinst du ein wenig auszublenden.
Wenn es Menschen gibt, die einen Menschen verletzt haben, Menschen, die ihm sehr nahe standen, z.B. die Mutter, dann ist dieser Schmerz bis in die tiefste Persönlichkeit eingegraben. Es ist dann sicherlich wichtig, diesen Schmerz zum Ausdruck zu bringen, authentisch zu sein, Gefühle auszusprechen, unmittelbar zu erleben und zu trauern. Aber wer NUR authentisch-subjektiv bleibt, der wird sich selbst ein Leben lang selbstbemitleiden.
Es geht nämlich auch darum, zu verstehen, warum der andere und wie er gehandelt hat. Es geht auch darum über die eigene subjektive Perspektive die anderen Menschen und das Sein zu verstehen.
Es führt nicht alleine zur Heilung, wenn man wieder Kontakt zu seinem Kindsein aufbaut, auch wenn das ein sehr wichtiger Schritt ist.
Genauso wichtig ist dann aber, dass man die Perspektive des Erwachsenen entwickelt, der das innnere Kind liebevoll versteht und ihm zu verstehen gibt, was zwischen Scharz und Weiß, zwischend den Bösen und den Guten noch in der Welt passiert.
Einem Menschen, der sehr authentisch agiert, der jedoch die Perspektive des ERwachsenen nicht in einem entwickelten Sinne ausbildet, dem merkt man das recht schnell an. Er kann zwar andere Menschen gefühlvoll verstehen, wenn es ihnen schlecht geht. Er kann selbst auch ganz authentisch, zart und liebevoll auftreten. Aber immer dann, wenn eigentlich eine sachliche, differenzierte, realistische und liebevolle Perspektive eines Erwachsenen, der nicht umsorgt, nicht hilft, nicht seine Meinung kundtut, nötig wird, wenn es um ein vernünftiges Gespräch von Erwachsenen zu Erwachsenen geht, dann gibt es hier Probleme, weil diese Person gar nicht aus ihren Kompensationsrollen heraus kommt, die den noch vorhandenen Schmerz, die Wunden, die Entwertungen des Inneren kompensieren. Dann kann es sein, dass außer Dogmatik, schwarz-weiß-Weltbilderun und Authentizititä nicht viel mehr geäußert wird.
Problematisch finde ich so etwas vor allem dann, wenn ein derartig verletzter Mensch die Verantwortung übernehmen möchte, anderen Menschen zu helfen, weil er sich innerlich ja noch nicht wirklich selbst helfen kann, seine inneren Wunden selbst noch nicht geheilt hat.
Genauso wichtig, wie die Entwicklung der Authentizität, des Kindseins, des Gefühlsausdruck, der Lebendigkeit, der Leichtigkeit, etc. sind auch die vernünftigen Fähigkeiten eines erwachsenen Menschen - Verstand, Vernunft, Perspektivenübernahme, Liebe, Sachlichkeit, Distanz, Beobachten - welche das kindliche Weltbild (Dogmatik, Gut-Böse, Glauben) übersteigen, weil sie elementar wichtig sind, die Perspektive gegenüber dem Kind einzunehmen, die alleine dazu fähig ist, das Kind liebevoll zu trösten, wenn es trauert.
Liebe Grüße,
Energeia