herzverstand
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ich lebe in einer familie, in der sparsamkeit groß geschrieben wird. nur nicht zu viel geld ausgeben für unnötige sachen. gekocht wird nur selbst, alle 10 jahre vielleicht in ein gasthaus essen gegangen. das bankkonto muss stimmen. gegen letzteres habe ich im grunde nichts einzuwenden. aber zum teil wird das schon krankhaft: als ich ein kind war, wurde mir gepredigt, ich solle mein essen aufessen. mein vater war sich auch vor 10 jahren nicht zu schade, mir das zu predigen. was soll es bringen, das essen aufzuessen, wenn man keinen hunger (mehr) hat und wenn einem das essen nicht schmeckt? das traurige an der sache ist, dass ich als kind viel mehr mumm hatte, gegen diese unterdrückenden normen aufzubegehren. jetzt, nachdem ich ein studium beendet habe, wo scheiß wirtschaftsfächer dabeiwaren bei denen ich aufs ärgste gelitten habe, habe ich diese normen internalisiert und denke gar nicht mehr daran, etwas nicht aufzuessen. ich denke mir halt immer: wenn ich nicht viel will, nehme ich mir auch nicht viel. das dürfte auch der grund sein, wieso ich selbst nicht mehr gerne in ein gasthaus gehe. denn dort könnte ich ja zu viel oder auch zu schlechtes essen serviert bekommen. (ob das wohl der grund ist, wieso von meiner familie niemand gerne ins gasthaus geht?) in mir macht sich diese scheiß angst breit, ich könnte ja koch und kellner beleidigen, weil ich nicht aufesse. weil diese ja denken könnten, mir würde das essen nicht schmecken. klar ist, dass bei solchen verhaltensweisen der essgenuss grundsätzlich auf der strecke bleibt. naja, vielleicht esse ich auch zu schnell, um wirklich feststellen zu können ob mir das essen schmeckt. ich weiß auch nicht, ich glaube ich möchte das essen schnell hinter mich bringen, um nicht zu viel zeit damit zu "vergeuden". vielleicht habe ich angst, irgendetwas zu versäumen. vielleicht ist der grund, weil ich selbst nicht gut kochen kann und nicht möchte, dass ich durch langsames, genussvolles essen dem koch/der köchin zu viel anerkennung zukommen lasse weil ich mich selbst nicht genug wertgeschätzt fühle. ich mag es beispielsweise überhaupt nicht, wenn mich meine mutter fragt ob mir das essen geschmeckt hat. ich habe das gefühl, sie will sich gegenüber mir abheben will. aber auch anderswo bekomme ich zu spüren, dass andere menschen mehr zusammenbringen als ich: zum beispiel mein hausarzt redet so mit mir, als brauche ich gar nicht versuchen bei medizinischen dingen mitzureden weil er kennt sich sowieso viel besser aus als ich. was er sagt, zählt - punkt. und wenn ich jemals (irgendwo) mitreden will, muss ich halt beruflich etwas zustande bringen. und solange muss ich mich gefälligst seinem urteil beugen, und wenn ich noch so ein guter schüler oder student war. und eine weitere sache die mich wurmt, fällt mir in letzter zeit auch auf: wenn ich in meinem heimatort auf der straße gehe, grüßen mich alle leute immer mit "morgen". das machen sie selbst dann, wenn es schon lange nachmittag ist. ich grüße am liebsten immer mit "grüß dich" oder "grüß gott". es ist zum heulen: niemand will sich meiner art zu grüßen anpassen. ich soll mich gefälligst anpassen. die grußformeln sind jedoch nur die spitze des eisbergs der verhaltensweisen bei denen ich mich anpassen soll. und immer wenn ich mit solchen leuten zu tun habe, schwingt ein gewisser überheblicher unterton mit, und wenn das noch so dahergelaufenen deppen sind. im vergleich zu mir haben viele den horizont eines zehnjährigen, grob ausgedrückt. und solchen leuten soll ich mich anpassen? solchen leuten soll ich mich unterordnen? gehts noch??? ich bin eifrigst auf der suche nach lösungen, um mich aus dieser schändlichen situation zu befreien. irgendwann kommt der zeitpunkt an dem ich mir von solchen deppen nichts mehr gefallen lassen muss!
übrigens möchte ich meinen kindern, sollte ich mal welche haben, keinesfalls solche scheiß normen bezüglich essen beibringen.
lg
übrigens möchte ich meinen kindern, sollte ich mal welche haben, keinesfalls solche scheiß normen bezüglich essen beibringen.
lg