Liebe Anevay,
Ich komme zwar aus einer ganz anderen Ecke, nämlich der des Buddhismus, aber die Ähnlichkeiten sind unübersehbar. Auch dort gibt es ein Wissen “bestimmt für Wenige”, das nicht mitgeteilt werden kann, aber nicht in erster Linie, um damit Missbrauch zu treiben, sondern weil es durch sein Bekanntwerden unvermeidlich missverstanden, verzerrt, verdreht, pervertiert und verwässert wird. Leider ist genau das passiert und heute läuft unter der Marke Buddhismus aller nur erdenkliche Unsinn. Als Siddharta zur Erleuchtung gelangte, hatte er nicht die Absicht, sein so erlangtes Wissen zu verbreiten und weiterzugeben. Aber er dachte schliesslich aus Mitgefühl, dass es doch einige Menschen geben könnte, die nur noch “wenig Staub” in den Augen” hätten und an diese wolte er sich dann wenden und tat dies auch. In keiner Weie hatte er die Absicht, sein Wissen einer breiten Masse zugänglich zu machen oder gar eine Religion zu gründen. Das taten dann unbefugte Nachfolger. Im tibetanischen Buddhismus gibt es die Figur des Bodhisattvas, des “Beinahe-Buddhas”, der auf das Nirwana verzichtet, um seinen Mitmenschen behilflich zu sein, das Nirwana ebenfalls zu erreichen. Dort wird der Arahant, der Vollendete , der endgültig Befreite, der Verwirklichte als Egoist bezeichnet, weil er sein Wissen für sich behält und nicht so handelt wie Siddharta nach seiner Erleuchtung. Das ist einfach ein phantastischer Unsinn. Der Arahant handelt so, weil er von der totalen Nutz- und Sinnlosigkeit eines Versuches , sein Wissen weiterzugeben, überzeugt ist. Ich könnte mir vorstellen, dass es bei den alten Druiden nicht viel anders war.
L.G.
Alamerrot