Hallo sonnenkroenchen,
man kann diese Fragen leider nicht pauschal beantworten. Es kommt an auf ...
a) die Droge

, von denen derjenige abhängig ist (verschiedene Drogen haben verschiedene Wirkmechanismen)
b) die Persönlichkeit dessen, der abhängig ist
c) der Grund, aus dem derjenige abhängig geworden ist
Prinzipiell wird man meiner Meinung nach abhängig, weil man etwas kompensieren möchte. Drogen nehmen kann man auch so, wenn man "normal" ist, aber abhängig wird man im Regelfall dann, wenn einem etwas fehlt.
Viele Leute werden abhängig, weil sie gleichzeitig Depressionen haben. Die können verschiedene Ursprünge haben. Da hilft meistens nur eine professionelle Therapie wirklich, weil man von diesen Menschen kaum erwarten kann, dass sie gleichzeitig ihre Depressionen
und ihre Abhängigkeit besiegen (denn normalerweise kriegt man ja nicht mal eines davon selbst gebacken).
Oft wird die Abhängigkeit dadurch verstärkt, dass man viel mit Leuten unterwegs ist, die die Abhängigkeit aktiv oder passiv unterstützen. Dabei wird die Gefährlichkeit der Abhängigkeit relativiert und man kann sich selbst besser "rausreden", wenn man wieder konsumiert. Ich hab die Erfahrung gemacht, dass gerade dann ein Abbruch vom "alten Freundeskreis" extrem wichtig ist und in diesen Fällen entweder der Aufbau eines neuen, drogenfreien Freundeskreises (eher schwer durchzuführen) oder eine Gruppentherapie oder Selbsthilfegruppe (sowas wie "Narcotics Anonymous" oder die Freundeskreise für Suchtkrankenhilfe) ganz wichtig ist. Bei letzterem ist halt wichtig, dass man eine Gruppe findet, mit der man sich auch wirklich persönlich identifizieren kann, sonst ist das zum Scheitern verurteilt.
Und das führt eigentlich auch schon zum wichtigsten: ein stabiles soziales Umfeld. Wer das hat, dem fällt der Ausstieg aus der Abhängigkeit viel leichter - problematisch ist aber, dass gerade Leute, bei denen es zur Abhängigkeit kommt gerade der Umstand, dass sie kein oder (aus ihrer Sicht) kein stabiles soziales Umfeld haben erst dazu führen konnte, dass sie überhaupt so richtig abhängig wurden. Und ein "stabiles soziales Umfeld" kann man leider nicht einfach so aus dem Boden stampfen, Vertrauen muss erst aufgebaut werden, Freundschaften erst geschlossen, Verständnis erst begründet, und für jemanden, der sich evt. aufgrund seiner Sucht von "normalem" sozialen Umgang in gewisser Weise entfremdet hat wird es ganz besonders schwer sein, sich in dieser Hinsicht zusätzlich Mühe zu geben, wenn er gleichzeitig seine Abhängigkeit bekämpfen soll, deren Nebenwirkungen ihm ohnehin ein unbeschwertes Dasein zumindest temporär fast unmöglich machen.
Wo die Abhängigkeit körperlich ist, muss auf jeden Fall die eine oder andere Art der Therapie her. Es gibt Leute, die schaffen das ganz allein, aber die sind Sonderfälle und sicher
nicht die Regel (Leute, die aus reiner Willenskraft sich für 3 Tage in einen Raum einsperren und warten, bis die Entzugssymptome vorbei sind). Bei besonders starken Drogen (großteils, aber nicht nur Opioide) haben sich deswegen Substitutionsprogramme durchgesetzt, um die Zeit des rein körperlichen Entzugs überbrückbar zu machen.
Um die psychische Abhängigkeit (und damit auf Dauer auch den Rückfall) effektiv zu bekämpfen, muss der Abhängige (zumindest bei den meisten Drogen) wieder "lernen", Spaß am "normalen" Leben zu haben. Und das meine ich tatsächlich so, denn während einer Abhängigkeit verändert sich in gewissen Teilen des Gehirns die Rezeptorendichte derart, dass das "normale" Leben schlicht nichts mehr zu bieten hat. Was normale Leute als Erfolgserlebnis oder schöne Zeit erleben, wirkt für Abhängige grau, weil es eben genau das ist: Im Gegensatz zu der wilden Euphorie beim Konsum wirkt alles, was das Leben so zu bieten hat, auf das Hirn fade im Beigeschmack und grau. Dieser Zustand ist aber glücklicherweise nicht permanent - das Gehirn kann lernen, die Rezeptorendichte wieder zu erhöhen, sodass man langsam wieder Spaß am normalen Leben finden kann. Das dauert aber. Hier liegt kein (rein) psychologisches Problem vor, sondern auch ganz einfach ein körperliches (neurologisches)!
So, abseits von dem allen stellt sich mir die Frage: Nimmt er "gelegentlich Drogen" oder ist er wirklich "abhängig"? Was ich oben geschrieben habe gilt teilweise auch für Teilzeitkonsumenten, aber nicht prinzipiell. Man
kann seinen eigenen Konsum so im Griff haben, dass er sich nicht negativ aufs Leben auswirkt - bis auf die Kommentare der Mitmenschen. Dann ignoriert man logischerweise die Kommentare der Mitmenschen. Leider ist das von außen her schwer zu beurteilen, weil man ja nicht sehen kann, wie weit die Abhängigkeit wirklich fortgeschritten ist.