DruideMerlin
Sehr aktives Mitglied
Lieber Selbstmacher,Woraus folgerst du das?
"Und andere Schafe habe Ich, die nicht aus diesem Stalle sind; auch sie muß Ich führen, und sie werden Meine Stimme hören, und wird eine Herde, ein Hirte werden."
Joh 10,16
Und das "belegst" du mit einer Stelle, in der zu lesen ist, daß irgendwelche Leute etwas in diese Richtung lehrten und deswegen Streit entstand?
"Da traten etliche auf von der Sekte der Pharisäer, die gläubig geworden waren, und sagten: Man muß sie beschneiden und ihnen anbefehlen, Mose Gesetz zu halten."
Apg 15,5
Was meinst du damit?
"Da nun viel darüber gestritten wurde, trat Petrus auf und sprach zu ihnen: Männer, Brüder, ihr wißt, daß vor längerer Zeit Gott unter uns verordnet hat, daß durch meinen Mund die Heiden das Wort des Evangeliums hören und gläubig werden sollten."
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im Kapitel 15 der Apostelgeschichte geht es doch um die beiden Lager, die entsanden war. Eines davon waren die Judenchristen, die sich in Jerusalem um Petrus geschart hatten, während sich das Lager der Heidenchristen hinter Paulus in der Diaspora formierte. Beide Standpunkte werden in diesem Kapitel auch dargestellt (z. B. durch diesen Pharisäer) und letztlich hatte man sich dann auf einen Status quo geeinigt.
Fakt ist dabei, dass sich dadurch zwei unterschiedliche Strömungen in der Christenheit gebildet hatten. Während die Judenchristen den Gesetzen Moses treu blieben, wurden diese Gesetze bei den Heidenchristen abgelehnt und nicht mehr praktiziert.
Wenn diese Aufspaltung nicht gewesen wäre, hätte das Christentum mit dem Niedergang der Judenchristen aufgehört zu existieren. In dieser Vertreibung der Juden in die Diaspora wurde dann auch der Keim gelegt, der dann später zum Glaubensstreit innerhalb der Christenheit führte. So wie auch die Judenchristen, sahen die Arianer Jesus nicht als ein Teil einer einer göttlichen Trinität.
Dass nun der Evangelist Johannes kräftig zugunsten eines vergöttlichten Christus und die Heidenmissionierung in die Pedale trat, verwundert eigentlich nicht. Zudem ist das Evangelium noch Johannes das Evangelium mit den meisten Widersprüchen. So wurde zum Beispiel die Geschichte von der Ehebrecherin erst nach dem 5. Jahrhundert eingefügt. Das lässt sich auch im Codex Sinaticus eindeutig nachweisen, denn dort endet das Kapitel dem Vers 7[52], dem sich dann unmittelbar der Vers 8[12] anschließt.
Zudem wurde das ganze Kapitel 21 nachträglich eingefügt (jedoch vor dem Codex), das sich durch einen anderen Sprachstiel auszeichnet. Auch die Unordnung in den Versen der Kapitel 4-7 lassen auf eine frühe redaktionelle Überarbeitung schließen.
Beispiel:
Nachdem Jesus im Kapitel 14 über sich und seine Mission zu den Jüngern gesprochen hatte, endet dieses Kapitel mit dem Vers 31:
„Aber auf dass die Welt erkenne, dass ich den Vater liebe und ich es also tu, wie mein Vater geboten hatte: Stehet auf und lasset uns von hinnen gehen.“
Im Kapitel 15 wird dann aber kein neuer Gedanke aufgenommen, sondern setzt den Monolog mit seinen Jüngern weiter fort. Erst im Kapitel 18[1] bricht Jesus dann mit seinen Jüngern auf:
„Da Jesus solche geredet hatte, ging Jesus mit seinen Jüngern über den Bach Kidron ...“
Es ist nun so, das Vers 14[31] eigentlich nur Sinn machen würde, wenn er unmittelbar vor 18[1] stünde. Dass ich nicht falsch verstanden werde, es ergibt sich daraus keinen inhaltlichen Abbruch des Monologes, es lässt aber die berechtigte Vermutung zu, dass hier Möglicherweis einige Verse neu geordnet wurden.
Es ist auch möglich, dass hier größere Einschübe vorgenommen, aber die Übergänge dazu nicht angepasst wurden. Es ist also vorstellbar, dass in der ursprünglichen Fassung dieses Monologes tatsächlich mit dem Vers 14[31] endete, dann aber mit den Kapiteln 15, 16 und 17 erweitert wurde. Das müssen nun aber nicht nur neue Verse sein, sondern können auch alte Verse aus der ursprünglichen Fassung sein, die man in diesem Monolog besser aufgehoben sah.
Aus diesen Gründen war dieses Evangelium zunächst sehr umstritten und bis ins 3. Jahrhundert nicht in allen Indizes aufgenommen.
Merlin