Ohne jetzt alles gelesen zu haben, aber: Das ist so nicht richtig. Es kommt bloß sehr darauf an, WEM du dich unterwirfst.
Naja, dann magst Du vielleicht erklären, welche Vorteile Unterwerfung bietet.
Einstweilen zitiere ich mal Dostojewski:
Für den Menschen gibt es keine unabänderlichere und qualvollere Frage als die, wie man, wenn man freigeblieben ist, so schnell als möglich jenen findet, vor dem man sich niederwirft und ihn anbetet.
Insofern liegt wernei mit dem Ansatz, dass ein Meister notwendig ist, gar nicht so falsch,
Davon hat wernei nichts gesagt, sondern vielmehr als quasi selbstverständlich impliziert dass man einen Meister habe, und dann verkündigt dass sein Meister besser sei als andere. Solche implizierte Selbstverständlichkeit in frage zu stellen ist von daher *mein* Spiel.
Zur Sache selbst - das ist schon seit langem in der Magieszene m.o.w. kontrovers diskutiert. Ich für meinen Teil bin da durchaus bereit, den Magiern das Bedürfnis nach einem sog. Meister zuzugestehen - genauso wie ihre übrigen Hierarchiespielchen - solange ich das nicht ernstnehmen muss.
Ich für meinen Teil widerspreche lediglich nachdrücklich der Auffassung, dass für spirituelle oder mystische Erfahrung und Erkenntnis ein irgendwie gearteter "Meister" sinnvoll oder erforderlich sei - denn der Mensch
ist selbst ein Teil der Schöpfung, es ist daher schlicht ein Ding der Unmöglichkeit, dass ein sog. "Meister" sich zwischen Mensch und Schöpfung stellen und den Zugang des Menschen zur Schöpfung reglementieren und beschränken wollte.
(Ich meine, wenn irgendwelchen Leuten ihre Rohstoffe oder ihr Land oder ihre Wasserreserven weggenommen werden, dann wird da berechtigterweise protestiert. Aber ein spiritueller Meister, der also dazu da ist, dass er einem
den Zugang zur eigenen Seele reglementieren und wo möglich kostenpflichtig machen will, das soll dann akzeptabel sein?)
Ich ergänze allerdings: Wenn's ein Meister sein soll, muss er schon Methode UND Weisheit, Theorie UND Praxis beherrschen, sonst hat der-/diejenige diese Bezeichnung nicht verdient.
Ein Lehrer auf bestimmten Stufen des Weges muss nicht unbedingt ein Meister sein, aber wenn er/sie das ist, wird dir das viel Zeit ersparen.
Man müsste vielleicht erstmal klären auf was Du konkret beziehst. Magie? Schamanismus? Spiritualität allgemein? Esoterik? Wenn Du von "Stufen eines Weges" sprichst, dann klingt das ja mehr nach irgendwelchem Selbsterfahrungskram.
Und ums mal für dich rationaler darzustellen: Du würdest wohl kaum auf die Idee kommen, dass ein Astronaut, ganz von selbst, die gesamte Entwicklung der Physik in seinem kurzen Leben selbstständig neu erfunden haben muss, um ein Raumschiff benutzen zu dürfen, das auf den Prinzipien beruht, die andere Leute (ge- oder er-) funden haben.
Da muss ich doch mal die Illusionen zerstören dahingehend, was ein Astronaut ist: ein Astronaut benutzt kein Raumschiff in dem Sinne, wie ein Autofahrer sein Auto benutzt. Sondern im Wesentlichen ist er ein Versuchskarnickel.
Es gibt zwar soetwas wie eine "zivile" Raumfahrt, tatsächlich sind aber die meisten Astronauten Kampfpiloten mit militärischem Rang und von daher militärische Befehlsempfänger.
Ein Astronaut braucht eine wissenschaftliche Ausbildung nur insoweit, als er eine sehr gute Auffassungsgabe und ein Verständnis für komplexe Zusammenhänge haben muss, um in Krisensituationen schnell und effektiv handeln zu können. Abgesehen davon ist er ein reiner Befehlsempfänger und tut genau das, was ihm gesagt wird.
In dem Fall haben wir es also nicht (nur) mit Unterwerfung zu tun, sondern mit klassischer militärischer Hierarchiestruktur - was immer man davon halten mag.
Also ... wenn du nachvollziehen kannst, dass ein 15-jähriger Mensch selbst kein Mathegenie sein muss, um zu lernen (lernen zu dürfen), was man mit Gleichungssystemen alles anstellen kann, dann frag ich mich, wie du auf die Idee kommst, dass Meister/Lehrer in so einem Bereich wie Magie/Schamanismus/Esoterik, der deutlich umfassender ist als Mathematik, nicht nötig sein sollte.
Na, das ist ganz einfach. Aus Magie/Schamanismus/Esoterik wird ständig ein Riiiieeeesenbrimborium gemacht; das wird zu etwas ganz wundersamem und geheimnisvollem und schwerverständlichem hochstilisiert - ohne freilich irgendwie zu erklären, WAS daran so schwer verständlich sein soll.
Aber worum gehts denn bei dem ganzen? Es wird letztlich darum gehen, wie die Schöpfung beschaffen ist und zusammenhängt - denn um etwas anderes kann es ja im grunde nicht gehen. Das aber ist etwas recht einfaches - es ist ja nicht so, dass die Schöpfung so wahnsinnig komplex und unverständlich wäre, sondern was komplex und schwerverständlich ist, ist nur die ungemeine Kunstfertigkeit, die der Mensch dabei entwickelt, sich selbst im Wege zu stehen!
Und mehr noch: die Schöpfung hat einen eingebauten Eigenvektor, der dahin zeigt, dass sie erkannt werden *WILL*! Du brauchst überhaupt nichts tun um spirituelle Erkenntnis zu finden, sondern die Schöpfung kommt von sich aus auf Dich zu und drängt Dich dazu!
Folglich brauchst Du auch keinen Meister, damit er Dich dabei irgendwie unterstützt - sondern das, wobei ein "Meister" Dich unterstützen kann, ist beim Dir-selber-im-Weg-stehen! Und das tut er nach Kräften - denn der Mensch hat ja eine Riesenangst vor der Erkenntnis, und sucht deshalb einen sog. "Meister", der ihn vor der Erkenntnis beschützt. Deshalb auch das ganze Geheimnisgetue und die Pseudo-Hierarchien - es geht da vor allem ums Erkenntnisverhindern - und natürlich um Schutz, um nicht-allein-sein, und dergleichen.
Ein anderer Aspekt ist der Umstand, dass jemand, der bereit ist, von anderen zu lernen, viel mehr Wissen ansammeln kann, um sich selbst zu helfen, als jemand, der gezielt darauf verzichtet.
Das hat ja überhaupt nichts mit Unterwerfung zu tun! Um voneinander zu lernen, braucht es eben gerade keine Unterwerfungsgesten! Und das ist es doch, was in der Wissenschaft völlig selbstverständlich ist - dass alle bereit sind voneinander zu lernen, dass Erfahrugnen und Erkenntnisse offengelegt und bekanntgemacht werden und dann auch wieder öffentlich kommentiert und kritisiert - während in der Esoterik stattdessen Geheimnistuerei gepflegt wird und die Meister und Lehrer auf Anbetung/Unterwerfung bestehen und gerade NICHT offenlegen worum es geht - natürlich nur zum "Schutz".
Übrigens kann man voneinander lernen auch sehr gut im Team unter Gleichen - dazu braucht man keinen sog. "Meister" - man muss sich allerdings aufeinander einlassen. Und das ist ja heute nicht mehr en-vogue - heute muss stattdessen alles konsumierbar sein und erfolgsgarantiert vom Meister. Nunja...
Wenn du allein in die Wüste läufst, wirst du mit größerer Wahrscheinlichkeit leiden als jemand, der sich einen kompetenten (und zuverlässigen) Begleiter/Führer für die Strecke sucht.
Das hat nichts mit Gerechtigkeit oder Ungerechtigkeit zu tun (das "Schicksal" mag nicht Leute lieber, die sich einen Begleiter suchen), es liegt einfach in der Natur der Sache.
Diese Argumente kenne ich. Erstaunlich finde ich, dass niemand zu bemerken scheint, dass diese Beispiele so rein gar nichts mit Unterwerfung und Anbetung zu tun haben. Denn: wenn ich mit jemand auf Expedition gehe, dann ist das ein Arrangement unter Gleichen, auf Gegenseitigkeit, wo im Notfall jeder für den anderen einstehen muss. Dabei kann man nichts weniger brauchen als Geheimniskrämerei und Meister-Allüren.
Aber ja, natürlich wird es bei dieser Meister-Sache darum gehen, Leiden zu vermeiden. Nur eben: Leiden vermeiden übersetzt da mit Erkenntnis vermeiden, denn "wasch mich aber mach mich nciht nass" funktioniert so nicht. Und damit beraubst du dich um das eigentlich Wertvolle - um das was sich dann erschließt wenn du wirklich auf dich selsbt gestellt bist, und kein großer Bruder oder Papa mehr da ist bei dem man sich im Notfall ausheulen kann. Und ja, das ist dann gefährlich.
lieben Gruss
P.