Pavel07
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"Den meisten von uns erscheint die alltägliche Welt mit ihren
Erfahrungen meist als recht matt und trüb. Aber für einige
Menschen dringt oft und für viele gelegentlich die Helligkeit
visionären Erlebens sozusagen ins gewöhnliche Sehen ein, und
die Alltagswelt wird für sie verklärt. Obgleich sie noch immer
erkennbar ist, nimmt die Alte Welt da das Wesen der Antipoden
der Psyche an. Hier folge eine durchaus charakteristische
Beschreibung dieser Verklärung der alltäglichen Welt.
»Ich saß am Meeresufer und hörte nur halb einem Freund zu,
der mir heftig etwas zu beweisen suchte, was mich bloß
langweilte. Ohne mir dessen bewusst zu sein, blickte ich auf
eine dünne Schicht müßig aufgegriffenen Sands auf meiner
Hand, als ich plötzlich die erlesene Schönheit jedes einzelnen
Körnchens sah; ich sah, dass jedes Teilchen sich vom anderen
unterschied und nach einem vollkommenen geometrischen
Muster gebildet war, mit scharfen Ecken, von denen jede einen
leuchtenden Lichtstrahl zurückwarf, während jedes einzelne
winzige Kristall wie ein Regenbogen leuchtete ... Die Strahlen
kreuzten einander und bildeten erlesene Muster von solcher
Schönheit, dass sie mir den Atem raubte ... Dann wurde
plötzlich mein Bewusstsein von innen her erleuchtet, und ich
sah auf eine lebhafte Weise, wie das ganze Weltall aus Teilchen
von Materie bestand, welche, wie matt und leblos sie auch zu
sein schienen, von dieser intensiven und vitalen Schönheit
erfüllt waren. Ein paar Sekunden lang erschien die ganze Welt
als ein einziges Flammen von Herrlichkeit. Als das erlosch,
hinterließ es etwas in mir, das ich nie vergessen habe, das mich
beständig an die Schönheit gemahnt, die in jedem kleinsten
Stäubchen von Materie um uns her eingeschlossen ist.«
Echt wunderschön!
Aldous Huxley
"Die Pforten der
Wahrnehmung
Himmel und
Hölle"--
Die Quelle.
ISBN 3-492-20006-0
Originalausgabe: »The Doors of Perception« und »Heaven and Hell«
Aus dem Englischen von Herberth E. Herlitschka
1970 Piper Verlag GmbH, München
20. Auflage April 1998
Umschlagabbildung: Masami Yokoyama/photonica
Erfahrungen meist als recht matt und trüb. Aber für einige
Menschen dringt oft und für viele gelegentlich die Helligkeit
visionären Erlebens sozusagen ins gewöhnliche Sehen ein, und
die Alltagswelt wird für sie verklärt. Obgleich sie noch immer
erkennbar ist, nimmt die Alte Welt da das Wesen der Antipoden
der Psyche an. Hier folge eine durchaus charakteristische
Beschreibung dieser Verklärung der alltäglichen Welt.
»Ich saß am Meeresufer und hörte nur halb einem Freund zu,
der mir heftig etwas zu beweisen suchte, was mich bloß
langweilte. Ohne mir dessen bewusst zu sein, blickte ich auf
eine dünne Schicht müßig aufgegriffenen Sands auf meiner
Hand, als ich plötzlich die erlesene Schönheit jedes einzelnen
Körnchens sah; ich sah, dass jedes Teilchen sich vom anderen
unterschied und nach einem vollkommenen geometrischen
Muster gebildet war, mit scharfen Ecken, von denen jede einen
leuchtenden Lichtstrahl zurückwarf, während jedes einzelne
winzige Kristall wie ein Regenbogen leuchtete ... Die Strahlen
kreuzten einander und bildeten erlesene Muster von solcher
Schönheit, dass sie mir den Atem raubte ... Dann wurde
plötzlich mein Bewusstsein von innen her erleuchtet, und ich
sah auf eine lebhafte Weise, wie das ganze Weltall aus Teilchen
von Materie bestand, welche, wie matt und leblos sie auch zu
sein schienen, von dieser intensiven und vitalen Schönheit
erfüllt waren. Ein paar Sekunden lang erschien die ganze Welt
als ein einziges Flammen von Herrlichkeit. Als das erlosch,
hinterließ es etwas in mir, das ich nie vergessen habe, das mich
beständig an die Schönheit gemahnt, die in jedem kleinsten
Stäubchen von Materie um uns her eingeschlossen ist.«
Echt wunderschön!
Aldous Huxley
"Die Pforten der
Wahrnehmung
Himmel und
Hölle"--
Die Quelle.
ISBN 3-492-20006-0
Originalausgabe: »The Doors of Perception« und »Heaven and Hell«
Aus dem Englischen von Herberth E. Herlitschka
1970 Piper Verlag GmbH, München
20. Auflage April 1998
Umschlagabbildung: Masami Yokoyama/photonica