Die Reflexionen, Gedanken und Zitate, die mich inspirieren.

"Den meisten von uns erscheint die alltägliche Welt mit ihren
Erfahrungen meist als recht matt und trüb. Aber für einige
Menschen dringt oft und für viele gelegentlich die Helligkeit
visionären Erlebens sozusagen ins gewöhnliche Sehen ein, und
die Alltagswelt wird für sie verklärt. Obgleich sie noch immer
erkennbar ist, nimmt die Alte Welt da das Wesen der Antipoden
der Psyche an. Hier folge eine durchaus charakteristische
Beschreibung dieser Verklärung der alltäglichen Welt.


»Ich saß am Meeresufer und hörte nur halb einem Freund zu,
der mir heftig etwas zu beweisen suchte, was mich bloß
langweilte. Ohne mir dessen bewusst zu sein, blickte ich auf
eine dünne Schicht müßig aufgegriffenen Sands auf meiner
Hand, als ich plötzlich die erlesene Schönheit jedes einzelnen
Körnchens sah; ich sah, dass jedes Teilchen sich vom anderen
unterschied und nach einem vollkommenen geometrischen
Muster gebildet war, mit scharfen Ecken, von denen jede einen
leuchtenden Lichtstrahl zurückwarf, während jedes einzelne
winzige Kristall wie ein Regenbogen leuchtete ... Die Strahlen
kreuzten einander und bildeten erlesene Muster von solcher
Schönheit, dass sie mir den Atem raubte ... Dann wurde
plötzlich mein Bewusstsein von innen her erleuchtet, und ich
sah auf eine lebhafte Weise, wie das ganze Weltall aus Teilchen
von Materie bestand, welche, wie matt und leblos sie auch zu
sein schienen, von dieser intensiven und vitalen Schönheit
erfüllt waren. Ein paar Sekunden lang erschien die ganze Welt
als ein einziges Flammen von Herrlichkeit. Als das erlosch,
hinterließ es etwas in mir, das ich nie vergessen habe, das mich
beständig an die Schönheit gemahnt, die in jedem kleinsten
Stäubchen von Materie um uns her eingeschlossen ist.«

Echt wunderschön!

Aldous Huxley
"Die Pforten der
Wahrnehmung
Himmel und
Hölle"--
Die Quelle.

ISBN 3-492-20006-0
Originalausgabe: »The Doors of Perception« und »Heaven and Hell«
Aus dem Englischen von Herberth E. Herlitschka
1970 Piper Verlag GmbH, München
20. Auflage April 1998
Umschlagabbildung: Masami Yokoyama/photonica
 
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"

Die dunkle Nacht der Seele​

Gedicht von Johannes vom Kreuz

Im Dunkel einer tiefen Nacht,
sehnsuchtsentflammt, in Lieb’ entbrannt,
- welch Glück und welch Geschick -
floh ich hinaus, ganz unerkannt,
aus meinem Haus, das schon zur Ruhe fand.

In Dunkelheit und Sicherheit
auf Treppen, die geheim, getarnt mit einem Überkleid,
- welch Glück und welch Geschick -
in Dunkelheit, zur Lieb’ bereit,
aus meinem Haus zur Schlafenszeit:

In nächtiger Glückseligkeit
ganz heimlich, denn man sah mich nicht,
und ohne irgendein Geleit
und ohne zusätzliches Licht
als das, was mir im Herzen scheint.

Und dieses Licht, es führte mich
noch sicherer als Mittagslicht
dorthin, wo er erwartet’ mich,
von dem ich wusst’, der mir's bekannt,
dass niemand sonst sich dort einfand.

Du halfst mir, Nacht, den Weg zu finden,
Nacht, freundlicher als Morgenrot!
Du ließest uns zusammenfinden:
Das Liebste sich dem Liebsten bot,
und beide sich im andern finden.

An meiner Brust, die mir erblüht,
die ich allein bewahrt für ihn,
kam er zur Ruh,
und meine Hand liebkoste ihn,
derweil die Zedern fächelten uns zu.

Vom Zinnenkranz der Brise Hand
- ich breitete sein Haar -
meinen entblößten Nacken fand:
Sie rührte mich so an,
dass jeder Sinn mir schwand.

Verlor mich mit vergess’nem Sinn
in des Geliebten Blick,
und alles schwand, ich gab mich hin,
ließ zwischen Lilien zurück,
was Sorge war, dass neu ich bin.


© Bertram Kottmann, 01.03.2022
Aus dem Spanischen:


Noche Oscura Del Alma

En una noche oscura,
con ansias, en amores inflamada,
¡oh dichosa ventura!,
salí sin ser notada
estando ya mi casa sosegada.

A oscuras y segura,
por la secreta escala, disfrazada,
¡oh dichosa ventura!,
a oscuras y en celada,
estando ya mi casa sosegada.

En la noche dichosa,
en secreto, que nadie me veía,
ni yo miraba cosa,
sin otra luz y guía
sino la que en el corazón ardía.

Aquésta me guiaba
más cierto que la luz de mediodía,
adonde me esperaba
quien yo bien me sabía,
en parte donde nadie parecía.

¡Oh noche que guiaste!
¡oh noche amable más que el alborada!
¡oh noche que juntaste
Amado con amada,
amada en el Amado transformada!

En mi pecho florido,
que entero para él solo se guardaba,
allí quedó dormido,
y yo le regalaba,
y el ventalle de cedros aire daba.

El aire de la almena,
cuando yo sus cabellos esparcía,
con su mano serena
en mi cuello hería
y todos mis sentidos suspendía.

Quedéme y olvidéme,
el rostro recliné sobre el Amado,
cesó todo y dejéme,
dejando mi cuidado
entre las azucenas olvidado.
Johannes vom Kreuz"

Der "arme" Mystiker heutzutage würde mit SSRIs behandelt werden – mein Mitgefühl.
Das Kranke System!

Und was wäre mit den Sufis und den tanzenden Derwischen? Tja... Neuroleptika, was noch?

Nach modernen Kriterien würden sie wohl mit akuter Psychose diagnostiziert werden.

Betrunken vom "Gott" – was ist das? Die moderne Medizin weiß davon nichts.


Und mein lieber Prinz Siddhartha? Wer würde schon seinen eigenen Palast, seine Familie und eine enorme Zahl der schönsten Kurtisanen verlassen, dazu noch völlig kerngesund und jung?

Existenzielle Neurose? Tja, das wäre noch der günstigere Fall. Dann hätten wir allerdings keinen Buddhismus.
Tod-Sicher.
 
Und mein lieber Prinz Siddhartha? Wer würde schon seinen eigenen Palast, seine Familie und eine enorme Zahl der schönsten Kurtisanen verlassen, dazu noch völlig kerngesund und jung?
Der dem dessen Eltern ihn nicht das werden lassen mögen was andere ihm zutrauen. Der dessen Eltern ihn da haben wollen was sie mit ihm im Sinn haben. Der der eigene Plänen beforzugt als fremde. Der der dem Schein und Trug wenig abgewinnen kann und seinem eigenen Interesse folgt. Der der Mitgefühl mit dem Nächsten hat und sich nicht mit Vorzug und Sicherheit selbst im Gewinn und Bereichern selbst wiegt. Der würde heute noch Wohlstand und Familie verlassen, um selbst das Leben zu spüren, Leid anderer lindern wollen und wache Erkenntnis leben.
 
Der würde heute noch Wohlstand und Familie verlassen, um selbst das Leben zu spüren, Leid anderer lindern wollen und wache Erkenntnis leben.
Weiß ich nicht. Moment mal:

"Würde der Prinz heute in Amerika leben, würde der Vater andere Mittel finden, um mit der Unzfriedenheit des Prinzens umzugehen, aber die grundlegende Strategie wurde in ihrer Essenz die selbe sein. Wir könnten uns leich vorstellen, wie er ihn zu einem religiösen Berater bring, der ihm lehren würde an, daß Gottes Erschaffung im Grunde etwas Gutes sei, zu glauben und sich auf keinerlei Aspekt des Lebens zu richten, der Zweifel an diesem Glauben erregen könnte. Oder er würde ihn zu einem Psychotherapeuten bringen, der Gefühle von samvega als eine Unfähigkeit, der Realität ins Auge zu sehen, behandeln würde. Wenn die Therapie keine Resultate bringen würde, würde der Therapeut wahrscheinlich stimmungsschwächende Drogen, um die Gefühle des jungen Mannes aus dem System zu pressen, sodaß er wieder produktiv sein könnte und als gut ausgerichtet Gesellschaftsmitglied wieder teilnehmen könnte, verschreiben."


 
Weiß ich nicht. Moment mal:

"Würde der Prinz heute in Amerika leben, würde der Vater andere Mittel finden, um mit der Unzfriedenheit des Prinzens umzugehen, aber die grundlegende Strategie wurde in ihrer Essenz die selbe sein. Wir könnten uns leich vorstellen, wie er ihn zu einem religiösen Berater bring, der ihm lehren würde an, daß Gottes Erschaffung im Grunde etwas Gutes sei, zu glauben und sich auf keinerlei Aspekt des Lebens zu richten, der Zweifel an diesem Glauben erregen könnte. Oder er würde ihn zu einem Psychotherapeuten bringen, der Gefühle von samvega als eine Unfähigkeit, der Realität ins Auge zu sehen, behandeln würde. Wenn die Therapie keine Resultate bringen würde, würde der Therapeut wahrscheinlich stimmungsschwächende Drogen, um die Gefühle des jungen Mannes aus dem System zu pressen, sodaß er wieder produktiv sein könnte und als gut ausgerichtet Gesellschaftsmitglied wieder teilnehmen könnte, verschreiben."


Wer weiss. Vielleicht würde es so passieren. Aber vielleicht auch anders.

Inspirierend sind dunkle Möglichkeiten und Realitäten zumindest nicht.
 
Inspirierend sind dunkle Möglichkeiten und Realitäten zumindest nicht.
Da gibt es keine, weil die Dualität einfach in der Realität nicht anwesend ist, aber nur in der eigenen Wirklichkeit.
Das sind die verschiedene Schuhe. LG.
Sieh Herz oder Diamant-Sutra, wenn du weiter es vertiefen wolltest. Viel Spaß damit!
 
Bodhi ist wie Kristall klares Spiegel. Der normale Mensch nimmt das eigene Bild verzerrt wahr. Das traurige und komische dran, dass er mit dem Abbild sich identifiziert, aber er ist nicht imstande die ganze Struktur des Spiegels zu sehen.
 
Im Geschehen und in der Tat. Die Identifikation folgt dem sich Selbsterlebenden und daran regt sich bei weitem mehr als jedweder Spiegel widerspiegeln kann. Das Bewusste entspricht der Oberfläche, nicht dem Gesamten.
 
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Im Geschehen und in der Tat. Die Identifikation folgt dem sich Selbsterlebenden und daran regt sich bei weitem mehr als jedweder Spiegel widerspiegeln kann. Das Bewusste entspricht der Oberfläche, nicht dem Gesamten.
Es geht um sogenannte rekursive Strukturen, wie sie selbst im Spiegel zu erkennen oder geschaffen sind.

Ansonsten wären wir alle schon erwacht – ein reines intellektuelles Verstehen ist nicht ausreichend.

Allegorisch gesprochen, man flieht in den anderen Spiegel, und so weiter... Es ist wie in einem Holon.

Der Begriff Holon (von griech. ὅλος, hólos und ὀν, on „das Teil eines Ganzen Seiende“) wurde von Arthur Koestler geprägt und bedeutet ein Ganzes, das Teil eines anderen Ganzen ist. Es wird auch als „Ganzes/Teil“ umschrieben. Die Theorie der Holone ist eine eigenständige allgemeine Systemtheorie.

So ist zum Beispiel eine Zelle für sich ein Ganzes, jedoch Teil eines umfassenderen Ganzen, eines Organs, das wiederum Teil des Körpers ist. Eine so entstehende Hierarchie von Holons nennt man nach Koestler Holarchie.
 
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