Was war mit Primo Levi?
Er wurde im Konzentrationslager physisch gefoltert. Wie er später selbst beschreibt, war es ein Prozess völliger Entmenschlichung. Danach fühlte er sich nie wieder „normal“ – obwohl man dieses Wort vielleicht zuerst im Duden nachschlagen sollte. Am Ende hat er Selbstmord begangen. Eine traurige Geschichte.
Ich selbst wurde als Kind – sowohl körperlich als auch seelisch – misshandelt, weil ich Jude war.
Und was bedeutet seelische Gewalt?
Es bedeutet: Wenn mir jemand sagte: „Du solltest verrecken, du Sau“, dann habe ich mehr darunter gelitten, als wenn ich jeden Tag körperlich zusammengeschlagen worden wäre.
Das Wort hat eine innere immense Kraft. Ganz gleich, ob im Buch oder im realen Leben.
Abschließend noch einmal zurück zu Primo Levi – ein Stoff, der zum Nachdenken anregt.
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Als Primo Levi über den Tag vor der Befreiung von Auschwitz durch die Rote Armee schreibt, denkt er erneut darüber nach, wann man überhaupt noch von einem Menschen sprechen kann:
„Mensch ist, wer tötet. Mensch ist, wer Unrecht zufügt oder leidet; kein Mensch ist, wer jede Zurückhaltung verloren hat und sein Bett mit einem Leichnam teilt. Wer darauf gewartet hat, bis sein Nachbar mit Sterben zu Ende ist, damit er ihm ein Viertel Brot abnehmen kann, der ist, wenngleich ohne Schuld, vom Vorbild des denkenden Menschen weiter entfernt als der roheste Pygmäe und der grausamste Sadist.“
Welche zutiefst selbstzerstörerische Kraft der völligen Verzweiflung liegt in diesen Worten?
Primo Levi hat Auschwitz überlebt. Sein erschütternder Bericht "Ist das ein Mensch?" erschien 1947 fast unbeachtet von der Öffentlichkeit, inzwischen zählt er zur Weltliteratur. Zusammen mit dem NDR hat ihn Der Audio Verlag als Hörbuch produziert.
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