Also die Leerheit rühr ich nicht an. Ich war mal in Indien und eine Nonne hat versucht Leerheit anhand einer Tasse zu erklären, weil sie gerade eine in der Hand hatte. In der Tasse ist Abwesenheit von Tasse. Wo in der Tasse ist der Kern der Tasse. Ist es der Henkel, das Gefäß, das Porzellan? Wo ist der Wesenskern Tasse in der Tasse.
Später versuchte sie es noch einmal diesmal mit Kuchen. Im Kuchen ist Abwesenheit von Kuchen. Milch, Zucker, Backpulver, Erdbeeren, alles zusammengematscht, et Voilá, Kuchen. Aber genau betrachtet sind es zusammengewürfelte Zutaten die etwas neues Entstehen lassen...
Ich konnte das gut nachvollziehen aber so wirklich bringt es nichts darüber zu wissen. Im Auto ist also Abwesenheit von Auto, dachte ich mir als ich wieder zu Hause war. Wo ist der Kern des Autos? Die Räder, das Lenkrad... blablabla...
Ist nicht da aber ich fahre es. Also weltbewegend war das nicht,
Bis ich einmal einen Regenbogen fotografieren wollte! Seitdem ist er für mich der Inbegriff von Beispielen der Leerheit geworden weil ich etwas erkennen konnte was all diese Beispiele nur auf einer rationalen Ebene vermochten.
Es ging nicht darum was der Regenbogen ist. Es ging darum den Regenbogen zu sehen! Darum gefällt mir folgendes Zitat ziemlich gut.
Aha, danke sehr für den Beitrag,
@infinio .
Bei der Tasse fällt mir ein:
"
Teetasse und Raum sind untrennbar
Doch das Subjekt geht weit über das Ich hinaus. Wer „Ich“ zu sich selbst sagt, der spricht mit sich. Die Sprache ist aber das, was die vielen Menschen verbindet. Dasselbe gilt – auch Kant hat das betont – für Raum und Zeit. Ein Raum ohne Beobachter ist ein sinnloser Begriff. Unmittelbar erfahrbar bemerken wir am Raum, dass uns hier etwas verbindet, das sowohl in der inneren Anschauung wie in der äußeren Erfahrung vorausgesetzt ist. Zwar ist der Raum nicht die Buddha-Natur, auch wenn einige buddhistische Lehrer Raum und Nirvana fast gleichsetzen. Doch verweist uns diese alltägliche Erfahrung, dass alle Phänomene nur in einem Worin erscheinen, auf das, was der Begriff der Buddha-Natur bezeichnet. Dieses Worin der Erscheinungen ist unabweisbar und allen Menschen und Dingen gemeinsam. Es ist für uns untrennbar mit dem Gewahren und der Achtsamkeit verbunden. In diesem Worin sind alle Dinge und Lebewesen verschränkt, wechselseitig abhängig (pratityasamutpada).
Ein Beispiel:
Eine Teetasse kann man nicht von dem Raum, den sie einnimmt, trennen. Der Raum gewährt der Teetasse erst das Erscheinen. Ebenso steht es um andere Aspekte dieses Worin: Seine Offenheit, seine Leerheit (nur ein leerer Raum kann etwas einräumen) oder seine kognitive Natur. Man kann deshalb von einem „Raum der Achtsamkeit“ sprechen, in dem alle Dinge und Menschen „selbst-verständlich“ erscheinen. Ein anderer Name dafür ist „Buddha-Natur“ oder „Alaya“. Dieses Worin ist nicht höher (wie ein Gott) oder niedriger (wie die Materie) als das, was in ihm erscheint. Es ist nicht individuell, aber doch stets mit uns selbst „da“, auch wenn wir es nicht beachten wie den Raum bei einer Tasse oder die Stille hinter der Musik.
Was im Mahayana also über das Selbst gedacht wurde, ist durchaus auch aus einer abendländischen Perspektive verständlich. Die Vergänglichkeit aller Phänomene, aller Erfahrungen verleitet dazu, etwas Dauerhaftes zu suchen. Doch dieser Versuch muss immer wieder, schließlich endgültig und todsicher, scheitern. Unsere privaten Schrullen als ewiges Ich festhalten zu wollen, ist tatsächlich ein „närrischer Gedanke“. Wir können auch die Luft nicht festhalten. Aber wir können atmen. Die Sprache gibt einen Fingerzeig: „Atem“ und „Atman“ (= Selbst) haben dieselbe Wortwurzel. Das Selbst ist kein Sein und kein Nichts, sondern endloser Wandel: „Mein eigentliches Wesen ist die Zeit selbst, nicht ein Etwas in der Zeit.“ (Jikme Lingpa) "
Das Selbst ist kein Sein und kein Nichts, sondern endloser Wandel
"Ich konnte das gut nachvollziehen aber so wirklich bringt es nichts darüber zu wissen. Im Auto ist also Abwesenheit von Auto, dachte ich mir als ich wieder zu Hause war. Wo ist der Kern des Autos? Die Räder, das Lenkrad... blablabla..."
Das Auto kann man aber nicht finden, wenn man es gründlich analysiert. Es lohnt sich, es zu finden:
Moment mal:
"
Wenn eine Kutsche in ihre Teile zerlegt wird (selbst in der
Vorstellung), hört sie auf, eine Kutsche zu sein; denn eine
Kutsche ist, genau gesagt, ein Fahrzeug, und ein Haufen von
Komponenten ist kein Fahrzeug - es ist ein Haufen von Komponenten.
(Wenn man dem Menschen einen Haufen von
Komponenten zeigt und fragt, "Ist dies ein Haufen von Komponenten?"
, so wird er "Ja" sagen.) Mit anderen Worten,
eine
Kutsche ist ganz gewiß eine Verbindung von Teilen, aber es
ist eine Verbindung von Teilen in einem bestimmten funktionellen
Arrangement; und dieses Arrangement zu verändern
bedeutet, die Kutsche zu zerstören. Es ist nicht besonders
verwunderlich, daß keine Kutsche zu finden ist, wenn wir sie
vorsichtshalber zerstört haben, bevor wir anfangen, nach ihr
zu suchen. Wenn ein Mensch eine funktionierende Kutsche
sieht und sagt "Im höchsten Sinne ist da keine Kutsche; denn
es ist nur eine Verbindung von Teilen", dann sagt er damit lediglich
"Es ist möglich, diese Kutsche in ihre Teile zu zerlegen
und diese zu einem Haufen aufzutürmen; und wenn das
geschehen ist, gibt es keine Kutsche mehr".
Das ist von Nanavira . Aber wir alle benutzen die Kutsche oder das Auto in einem bestimmten funktionellen Arrangement, oder?
Das ist die Quelle:
Buddhistische Gesellschaft München
Die Nicht-Selbst Strategie – Texte zu Anatta
Kategorie

:
Nicht-Ich
veröffentlicht Februar 2008
"Bis ich einmal einen Regenbogen fotografieren wollte! Seitdem ist er für mich der Inbegriff von Beispielen der Leerheit geworden weil ich etwas erkennen konnte was all diese Beispiele nur auf einer rationalen Ebene vermochten."
Nein, die echte Kunst transzendiert die rationale Ebene, korrekt!
Die Blume auf der Wiese ist nicht dasselbe wie das Bild der Blume im Album.
Ich denke oft, wir alle sind von der Magie der Sprache fasziniert, und infolgedessen verwechseln wir die Karte mit dem Land – also mit dem realen Boden, den ich berühre.
Anders ausgedrückt: Wir verwechseln den Finger, der auf den Mond zeigt, mit dem Mond selbst.
Meiner Meinung nach macht uns das blind dafür, die echte und authentische Magie im Alltag zu erkennen. In absolut allem, was wir sehen, hören oder ertasten. Diese inneren Filter, wie Scheuklappen, verhindern, dass wir das Wunder des Daseins in allem wahrnehmen. Das finde ich traurig.
In deinen Bildern kann man dieses Wunder aber spüren – nicht auf rationale Weise, das stimmt, sondern eher auf einer trans-person-alen, metaphorischen Ebene.
"Es ging nicht darum was der Regenbogen ist. Es ging darum den Regenbogen zu sehen!"
IST' ist im Grunde nicht vorhanden, könnte man sagen. Das Wunder entsteht durch das 'Sehen'. Daher könnte man den Begriff 'Leere' im positiven, erhebenden Sinne verwenden, oder?
Siehe hier:
"
"Das Bewußtsein gleicht eher der Oberfläche des Meeres,
abhängig von unbekannten Tiefen, und es kann als eine Manifestation
eben dieser Tiefen jene nicht ergreifen.
Das Problem
entsteht dort, wo dieses konditionierte Bewußtsein sich selbst
begründen will, d.h. sich selbst real machen will. Wenn das
Selbst-Gefühl eine Konstruktion ist, dann kann es nur so versuchen
sich zu realisieren, indem es sich in irgendeiner Form
in der Welt objektiviert. Das Ego-Selbst ist dieses unendliche
Projekt, sich selbst zu objektivieren, wozu jedoch das
Bewußtsein
ebenso unfähig ist, wie eine Hand, die sich selbst ergreifen
, oder ein Auge, das sich selbst sehen möchte. Die
Konsequenz dieses ständigen Versagens ist, daß das Selbst-
Gefühl vom unvermeidbaren Schatten eines Mangel-Gefühls
begleitet wird, dem es immer zu entkommen sucht. Wir erfahren
diese tiefe Gefühl des Mangels als das Gefühl, daß "da ir
gendetwas mit mir nicht stimmt", wenngleich sich natürlich
dieses Gefühl und unsere Antwort darauf auf verschiedene
Weisen manifestiert. In seinen "reineren" Formen erscheint
der Mangel als eine ontologische20 Schuld oder Angst, die fast
unerträglich wird, weil sie am eigenen innersten Kern nagt. In
dieser Hinsicht symbolisieren sogar die Angst vor dem Tod
und die Sehnsucht nach Unsterblichkeit etwas anderes; sie
werden zu Symptomen unserer vagen Ahnung, daß das Ego-
Selbst nicht ein fester Kern des Bewußtseins ist, sondern eine
mentale Konstruktion, die Achse eines Netzes, gesponnen, um
die
Leere zu verstecken."
David Loy.