Hi Raeubertochter!
Raeubertochter schrieb:
Im Prinzip stellen sich mir Fragen nach dem Ausgangspunkt/Anfang (das hatten wir ja nun), dem Ziel/Ende und dann nach konkreten Konsequenzen im täglichen Handeln.
Das ist genau wie ich denke. Also den Blick auf das was daraus folgt für das tägliche Leben.
Die Sache mit dem Ziel wäre folgende: Ich bemühe mich also, alle Löcher in mir zu finden, anzunehmen und damit zu heilen. Kann ich damit je fertig werden? Kann ich ganz heil werden? Und was passiert dann? Habe ich dann die Polarität überwunden?
Das Paradox ist, das es weniger darum geht etwas zu heilen was nicht heil ist, sondern zu ERKENNEN DAS ES HEIL IST. Im Endeffekt ist es dasselbe, denn davor ist eben das Gefühl das etwas eben nicht heil ist und der Verstand kann da noch solange sagen, das ja eigentlich "objektiv" alles bestens ist. Wenn das Gefühl nicht folgt hat das nicht viel Bedeutung. Ich glaube, das man das durchaus erkennen kann und damit "geheilt" ist, weil man fühlt das man es immer war. Stell Dir mal vor, das Du ein Gesamtwesen BIST, nicht nur ein Teil davon. Du bist das. ABER: Du hast Deine Aufmerksamkeit nur auf gewisse Teile davon gerichtet. Potentiell sind Dir alle zugänglich, aber andererseits hängst Du an manchen immer wieder fest weil Du sie verurteilst, oder besser gesagt ihren Ausdruck verurteilst. Jeder Aspekt ist sozusagen eine Polarität. Stell Dir vor Krankheit. Da ist in Deinem Gesamtwesen ein Bereich der Krankheit erschafft. Ein anderer bringt Dich zu vollkommener Gesundheit. Wenn Du das eine vergötterst das andere verurteilst, dann bist Du egal ob Du nun gesund bist oder nicht, nicht frei. Denn Du lebst in Angst. Brauchst das eine und fürchtest das andere, weil Du glaubst es sei nicht in Deiner Macht. Mindestens den Aspekt der Dir Krankheit erschafft verleugnest Du in Dir selbst und damit ist die Macht Dich krank werden Du "zu lassen" für Dich im Aussen, ausserhalb Deiner Macht. Du bist also nicht mehr sicher vor dem was Du ablehnst. Diese Angst davor krank zu werden, ist aber Aufmerksamkeit genau AUF dem Aspekt der Dich potentiell krank werden läßt. Wenn Du Dich bei diesem Beispiel über die Polarität erhebst, heißt das anzuerkennen das eben beides in Deiner Macht ist. Du kannst Dich krank und gesund werden lassen und wenn Du die Verurteilung des einen Aspekts ausgleichst, sozusagen die Polarität "umarmst" indem Du der Kreis bist der beides beinhaltet der Du ja auch bist, hast Du die Wahl ohne Angst. Der eine Aspekt, den Du bisher verurteilt hast, war der, der Dir Deine Macht vor Augen geführt hat und das macht ihn "gut". Damit ist die Verurteilung eines Teils der Dein eigener ist ausgeglichen. In diesem Fall hast Du Dich dann über die Polarität erhoben, aber das sind 2 Aspekte von vielen. Ich glaube, das wenn man das wirklich tiefgehen verstanden hat, man sich als Mensch, durchaus über die Polarität der materiellen Realität erheben kann, in dem man jeden Ausdruck in dieser Realität als eigenen erkennt und annimmt. Aber das wird nicht "das Ende" sein. Ich glaube es geht immer weiter, durch viele Existenzen, vielleicht in vielen Realitäten die wir uns so wahrscheinlich gar nicht vorstellen können.
Und dann das konkrete Handeln, und dafür war eben die Sache mit dem Anfang wichtig: Gut, ich schaue immer nach Innen. Egal was mich wütend/eifersüchtig/traurig etc. macht, ich schaue nach Innen. Gut. Aber ist das wirklich alles? Mal angenommen, ich habe ein Kind - würde ich nicht auch versuchen, es vor Verletzungen zu schützen? Und damit nicht nur nach Innen schauen, sondern auch auf mein Kind? Oder sagst du, wenn ich selber innerlich heil wäre, dann würde auch meinem Kind nichts zustoßen, weil ich so etwas nicht in mein Leben ziehen würde? Oder meinst du, die Realität des Kindes ist ohnehin eine andere als meine?
Also angenommen Du hast jetzt ein Kind... Das Kind und Du seid insofern nicht getrennt voneinander da es Dich "von aussen" spiegelt. Das Beispiel mit der Krankheit passt auch hier gewissermaßen. Das Gesamtwesen des Kindes hat wie Du auch alle Polaritäten in sich. Wenn Du gesund bist, Deinen Fokus auf Gesundheit gerichtet hast und diesen Aspekt so im Aussen spiegelst, ist Dir der Aspekt der sich als Krankheit spiegelt nicht bewusst, aber auch das geschieht. Dein Gesamtwesen verwirklicht sich in allen "Variationen" sozusagen multidimensional. Damit meine ich wirklich das andere "wahrscheinliche Realitäten" erlebt werden. Du hast gewissermaßen "Doppelgängerinnen" die verwirklichen was Du nicht verwirklichst. Und jetzt übertrage das auf Dein Kind. Wie Du lebt auch sein Gesamtwesen alles aus. Das Kind ist krank es ist gesund, innerhalb Deines Fokus wird es Dich spiegeln. Deine Aufmerksamkeit durch Sorge auf Krankheit des Kindes gerichtet, läßt Dich diesen "Spiegel" wählen. Du und Dein Kind, Du und all Deine Mitmenschen seid nicht voneinander getrennt. Du drückst Dich auch "durch" Dein Kind aus, indem Du gewissen Aspekte im Gesamtwesen Deines Kindes Aufmerksamkeit schenkst und anderen nicht. Du "triffst" Dich sozusagen innerhalb der materiellen Realität in jedem Moment mit einem "Fokus" Deines Kindes der Dich perfekt spiegelt und dasselbe geschieht umgekehrt. Du läßt das Kind nicht krank werden und Du kannst es nicht heilen, aber Dein "inneres Wesen" ist der Filter der entweder frei wählt oder gezwungenermaßen das ein oder andere ausschließt, z.B. weil Du eben große Angst um Dein Kind hast. Und die Aspekte Deines Kindes denen Du Aufmerksamkeit schenkst werden sich für Dich zeigen. Du entscheidest also nicht für das Gesamtwesen Deines Kindes was es erlebt, es erlebt alles, aber Du "wählst" welchen Fokus Deines Kindes Du "durch Dich" ausdrückst. Deshalb spiegelt es Dich ja. Deshalb spiegelt Dich alles und jeder. Du hast immer mit demselben Kind zu tun, aber nicht immer mit demselben "Fokus". Mal zickt es herum und dann ist es wieder ein kleiner Engel und mal ist es krank und wird wieder gesund und immer ist es Dir ein Spiegel, wie Du ihm und immer genau FÜR DEN MOMENT.
Eben weil ich glaube, dass es irgendwo einen Bruch geben muss zwischen äußere-Ereignisse-produzieren-innere-Löcher und innere-Löcher-projizieren-äußere-Ereignisse, glaube ich auch, dass man einem Kind mehr Schatten und damit mehr Aufgaben auf den Weg geben kann oder weniger - sollte ich nicht versuchen, es zu beschützen?
Du wirst schon sehen nach was es Dich verlangt. Es nicht zu schützen, obwohl Du in Sorge bist ist ja nicht annehmen des Aspektes in Dir und dem Wesen Deines Kindes, der durch was auch immer Verletzung hervorruft. Du solltest beides tun. Wenn Du in Sorge bist schütze es, aber mach Dir klar, das Du damit nicht einen Aspekt der "Verletzung" bedeutet schützt, sondern im besten Fall einen "wählst" der das Gegenteil ausdrückt. Die Sorge, Deine Angst um Dein Kind, ist ja Ausdruck der Abwertung gewisser Aspekte in Dir selbst wie auch in dem Gesamtwesen Deines Kindes. Du wünscht nicht zu erleben das Dein Kind krank wird und nicht, das Dein Kind das erlebt. Auf anderer Ebene erlebt es aber alles genau wie Du. Und wenn man wirklich versteht dass da nicht schlimmes dran ist, dass das Gesamtwesen das alles zu erfahren wünscht, hat man sein Wesen ausgeglichen und das wird Dir Dein Kind ebenfalls spiegeln. Du bist dann nicht in Sorge und Deinem Kind geschieht innerhalb Deines "Fokus" der Deine vollkommen persönliche Realität ist nichts. Das ist das Paradox der Macht über andere. Man hat keine Macht über das Wesen anderer, und doch ist man mit ihnen in Verbindung und man wählt deren Ausdruck im eigenen Fokus. Deshalb funktionieren Liebszauber und sind dennoch kein Zwang. Und das ist so schwierig zu verstehen für die meisten. Alles was stattfindet ist in jedem Moment "Co-Kreation" und egal was geschieht, es haben immer alle etwas davon. Genau wie wir uns gegenseitig Fragen beantworten und Du mich genau jetzt wie ich Dich genau jetzt spiegele.
Und dann - ist es wirklich ein Bruch? Hört das Entstehen von Löchern wirklich irgendwann auf? Oder verletzt uns das Außen nicht auch weiterhin im Leben? Ist wirklich alles immer nur Reflexion? Oder ist es vielleicht ein Wechselspiel? Oder geben sozusagen neue Verletzungen dem inneren Loch einen neuen "Anstrich"?
Einen Bruch gibt es ja eigentlich nicht und ein Loch ist ja, wenn man sein eigenes Leben anschaut ein Ausdruck des Selbst, den man "ins Aussen" verlegt und ausserhalb der eigenen Macht empfindet. Man hat die Aufmerksamkeit auf einen Aspekt gerichtet, der Dir genau das "erschafft" wofür er eben steht. Wenn Du nicht verstehst, das der äussere Ausdruck eben eine innere Entsprechung hat, die Du abwertest ist dass das Loch. Mit Entstehen von Löchern meinst Du ja wahrscheinlich, das Dir etwas passiert das Dich innerlich verletzt und damit sozusagen ein neues Loch entstehen läßt. Angenommen Du wirst von jemandem verletzt, Du gibst ihm die Schuld. Diese Situation ist schon nach kurzer Zeit überstanden, aber nun schlägst Du Dich mit der Verletzung herum und vielleicht auch einem großen Vertrauensverlust. Wenn Du das alles unter die Lupe nimmst, dann ist diese Situation in dem Moment ein Spiegel Deines Inneren gewesen den Du aber nicht erkannt hast. Das verschiebt Deinen Fokus nun auf andere Aspekte Deines Selbst die Du mit dieser Situation in Verbindung bringst. Du bekommst vielleicht seit dem Vorfall immer wieder Panikattacken. Immer verwirklichst Du Aspekte Deines Selbst aber Du siehst alles als eine Folge dieses Vorfalls. Die Panikattacken sind eine Polarität in Dir, aber Du hast, weil sie Deiner Meinung nach die "zwingende" Folge dieses Vorfalls sind, für den Du die eigene Verantwortung ebenfalls nicht erkennst, nicht die Möglichkeit den Hinweis auf genau die andere Polarität ebenso wahrzunehmen. Du bist also in Deinem Ausdruck nicht frei und so verwirklichst Du möglicherweise "ein Loch" nach dem anderen. Aber wenn Du dann erkennst dass Du sehr wohl die Verantwortung hast, hört das auf. Du muss dafür auch nicht Dein ganzes Leben aufarbeiten. In dem Moment in dem Du erkennst, das Du für das JETZT die Verantwortung trägst erkennst Du, das es immer so war. Wenn dieses Erkennen wirklich tief stattfindet wirst Du sagen, das alles in Ordnung ist und immer deshalb wird auch alles in Ordnung sein was Dich dorthin brachte. Wenn Du noch an irgendetwas in der Vergangenheit haftest, vielleicht weil Du eine Narbe hast die Dich entstellt, so wirst Du ja nicht sagen: "Es ist jetzt alles in Ordnung. Verstehst Du? Das ist alles nicht zu trennen. Insofern bedeutet das, dass wenn Du Dich im Jetzt erkennst damit Deine gesamte Vergangenheit in Ordnung bringst und mit allem und jedem Frieden schließt. Vor allem mit Dir selbst. Und dann sind so gesehen die Löcher geschlossen, weil Du sie gar nicht mehr als Löcher bewertest.
Zu den Kindern: Du sagst, dass du glaubst, Kinder erleben Gefühle anders als Erwachsene... ich habe darüber nachgedacht und glaube, Kinder sind mehr Gefühl als dass sie ein Gefühl haben. Damit meine ich: Ein wütendes Kind ist ganz Wut. Kein Platz für eine kritische Stimme, die hinterfragt, ob das nun gerechtfertigt ist, keine innere Stimme, die Verhaltensanweisungen gibt.
Das bedeutet dann aber auch, das sie anders fühlen. Denn das was uns v.a. das miese Gefühl gibt IST die innere Stimme die abwertet. Körperlicher Schmerz z.B. ist Leid, weil dieser Ausdruck abgelehnt und damit Angstbesetzt ist.
Das was einen Leiden läßt sind die Gedanken, das was man mit dem Schmerz verbindet, die Angst. Es ist ein Springen zwischen Wahrnehmung des puren Schmerzes und Verstand der diese Wahrnehmung ablehnt. Wenn ein Kind das nicht tut, sondern sich dem Gefühl das gerade ist vollkommen "hingibt", weil es mit sich im Reinen ist, erfährt es dieses Gefühl auch anders.
Erwachsene nehmen ihre Gefühle gleichzeitig von Außen wahr (naja, meistens), wir haben den inneren Dialog, der uns permanent selbst kommentiert. Meinst du vielleicht etwas ähnliches?
Genau das meine ich mit Springen zwischen eigentlicher Wahrnehmung eines Gefühls und der Abwertung des Gefühls, und erst das erschafft Leid.
Wir hingegen müssen uns mühevoll überwinden anzunehmen, müssen den Verstand überzeugen, mal einen Moment lang den Mund zu halten und das Gefühl unkommentiert stehenzulassen.
Und genau das funktioniert nicht oder immer nur für kurze Momente. Eigentlich geht es nicht mal darum sich zu entscheiden anzunehmen, sondern dafür aufzugeben. Es ist wie ein fallenlassen. Du hängst über einem Abgrund und und klammerst Dich an irgendwas fest, aber Du kommst da nicht weg. Das ganze Leben ist dazu da, Dich zu überzeugen, das Du loslassen kannst weil Du fliegen kannst, aber noch fehlt dazu das Vertrauen. Aber es kommt, denn egal welchen Weg man nimmt, entweder Wissen zu schaffen das man Vertrauen kann, oder Leid zu schaffen bis man aufgibt, am Ende steht das Loslassen und dann wird man frei sein.
Und da komme ich nochmal auf den Disziplin-Begriff: Es ist wohl eher das Gegenteil von Disziplin, das erforderlich ist. Denn Disziplin verbietet ja gerade die Emotionen, unterbindet Intuition. Die innere Disziplin-Stimme (stell dich nicht so an... los, bemüh dich...) abzustellen, das kostet sooo viel Kraft.
Ja, Disziplien ist Ausdruck der Angst. Der wahre Wille drückt sich vollkommen ohne Disziplien aus. Disziplin folgt der Bewertung des Verstandes und wenn man keine hat und sich deshalb verurteilt, kann man als gute Nachricht nehmen, das man einen direkteren Weg geht und man von innen geführt wird, noch gegen den Protest des Verstandes der nicht versteht, aber auch das wird aufhören.
Viele Grüße,
C.