Omrean schrieb:
Bin ich Teil eines "grossen" Bewusstsein, oder bin ich das Bewusstsein. Ist dieser Teil im Menschen verankert oder beinhalten wir das gesamte Bewusstsein? Wenn ich "nur" Teil dessen bin, entscheidet dann nur dieser Teil, oder das Gesamte?
Ich glaube das auf diesen Ebenen alles im Paradoxen endet. Endet deshalb weil man da Verstandesmäßig nicht mehr mitkommt. Sind wir das große Ganze oder nur Teil? Ich würde behaupten beides. Und zwar deshalb weil ich davon ausgehe das wir ein Fokus sind, gerichtet auf einen Aspekt des Bewusstseins. Deshalb sagen einige Erleuchtete das es sie nicht gibt. Andere sagen sie seien alles. Und wieder ist es paradox und beides dennoch richtig. Denn wenn man sagt wir sind ein Fokus, eine Aufmerksamkeitsspanne dann sind wir in unserer Essenz eine Art NICHTS, das sich mit Aspekten identifiziert, "einkleidet" auf die es eben seine Aufmerksamkeit, sich selbst richtet. Aber man kann eben genau so gut sagen "man ist der ganze Körper"/das ganze Bewusstsein, nur schließt man immer eine ganze Menge aus dem Moment aus der einem JETZT bewusst ist.
Was entscheidet nun, im menschlichen Dasein, was wir "real" erleben? Wir denken ja zu einem Ereigniss oder Gefühl nicht nur einen Gedanken, sondern kreieren ihn ständig neu in x verschiedenen Versionen. (zumindest mache ich das so)
Das macht wohl jeder so. Was wir als real erleben ist eben das worauf wir unseren Fokus richten. Und wir sind da zum Teil frei, aber eben zum Teil nicht weil wir etwas beurteilen und damit auch immer etwas abgelehnt wird. Deshalb erlebt man eben auch ständig die Polarität und man hat die Wahl in welche Richtung man sich begibt. Sagt man "ok ich akzeptiere und übernehme Verantwortun", vielleicht sogar "ich sehe den Sinn und es ist gut" oder "das darf nicht wahr sein"... Annehmen bedeutet frei werden und Ablehnen, das man auch künftig mit diesem Thema zu tun haben wird, wenn auch vielleicht nur "innerlich" in dem Sinne das es sich gedanklich und dann eben auch emotional immer wieder in den Fokus der Aufmerksamkeit schiebt. Und da sind eben die Emotionen ein Werkzeug um festzustellen mit welcher Intensität das geschieht. Je intensiver, desto näher ist es an der Realität. Sich mit seinen Gedankeninhalten bewusst auseinander zu setzen, verstehen weshalb sie da sind, den Zusammanhang verstehen welche Assoziationen sie nach oben bringen, hilft das man annehmen kann. Annehmen bedeutet die eigene Verantwortung anzuerkennen und die Urteile auszugleichen. Die Situation als einen gültigen Aspekt zu sehen der genau so seinen Sinn hat wie die Gegenteilige Situation. Durch die persönliche Wertung, die Abwertung entstand bisher eine Identifikation und die ist gelöst wenn man das wirklich versteht. Mehr braucht es nicht. Man muss nichts tun.
Wenn Du Dich fragst warum ich soviel von Ablehnung schreibe und ob es nicht auch das Gegenteil gibt, also Identifikation mit dem was man positiv findet... Klar gibt es das. Der Punkt ist: Man ist immer mit beidem identifiziert. Nimm das Thema Geld. Wenn jemand reich ist, diesen Reichtum dringend braucht um sich wertvoll zu fühlen, so ist er mit Geld identifiziert und das findet er positiv. Er ist aber auch identifiziert mit der Angst keines zu haben, mit der Angst als wertlos zu gelten. Das eine bedingt das andere. Und von beidem frei zu sein bedeutet, das man sowohl reich sein kann und das genießen kann, wie man auch sagen kann "Ich brauche es nicht und es macht für mich keinen großen Sinn.".
Werturteile zu relativieren und "damit leben" würde das bedeuten es innerlich zu akzeptieren und somit sich davon zu entfernen, weil es keine Bedeutung mehr darstellt?
Annehmen bedeutet erst mal die Bedeutung zu erkennen. Denn die Ablehnung, die Angst ist eine verzerrte Bedeutung. Angst vor Armut zu haben ist eine projezierte Bedeutung. Es geht darum zu erkennen warum man überhaupt Angst vor Armut hat. Ist es weil man Angst um die eigene Existenz hat? Ist es weil man fürchtet an Ansehen zu verlieren? Ist es weil man seine Kinder auf die Uni schicken wollte? Und immer weiter kann man fragen: Wieso will ich was ich will? Dann versteht man was man ausgleichen will. Irgendetwas fehlt im Inneren und das versucht man äusserlich auszugleichen und dieses "Loch" im Inneren hat dann die Angst das nicht zu schaffen. Es anzuerkennen, genau den Aspekt der Angst hat anzunehmen, wie ein bisher unbeachtetes Stiefkind das man voller Vorurteile in eine dunkle Kammer gesperrt hat jetzt in den Arm zu nehmen, bedeutet den inneren Ausgleich zu schaffen. Aber man sollte beachten: Wenn man sich schuldig fühlt weil man das bisher nicht getan hat und vielleicht eine Menge im Aussen "angerichtet" hat, eben aus Angst, dann ist genau dieser Aspekt der sich da Vorwürfe macht, ebenfalls ein Aspekt der bisher abgelehnt wurde. Und wenn ich sage "Stiefkind" so muss klar sein, das man es trotzdem selbst ist. Man wertet sich immer selbst ab, auch dann wenn man andere verurteilt. Und das wird man erst lassen, wenn man sich selbst annehmen kann. Deshalb ist es so sinnlos jemanden vorzuwerfen er/sie liebe nur aus Egoismus und nicht wirklich. Dieser jemand muss erst mal erkennen das er/sie es wert ist geliebt zu werden und sich selbst lieben zu DÜRFEN, dann kann das andere kommen. Und das wird nur geschehen wenn er/sie erkennt, das alles bisher, das alles was ist, genau so in Ordnung ist wie es ist.
Das Beispiel mit der Waffe ist für mich nicht Ursache. Was hat veranlasst, dass ich zu jenem Zeitpunkt in dieser Situation bin?
Wenn Du in der Situation bereits bist. Genau jetzt. Dann wird genau der Aspekt in Dir schreien der Dich dorthin gebracht hat. Beispiel: Du gehst nachts noch schnell etwas in einer Tankstelle einkaufen und da findet ein Überfall statt und nun steht jemand Dir mit einer Waffe gegenüber und bedroht Dich. Was geht Dir durch den Kopf, was fühlst Du? Was wird in dem Moment bestätigt was Du schon immer dachtest und befürchtet hast?
Das sind die Aspekte die Du in Dir selbst abgelehnt hast und deshalb eine Verbindung geschaffen hast, eine Identifikation. So einen Moment BEWUSST zu erleben kann Dich davon lösen. Wenn Du allerdings die Sache überstanden hast und wieder nur sagst: Scheiß Junkie-Pack... Die Welt wird immer schlechter... In Zukunft werde ich mich ebenfalls mit einer Waffe schützen etc. ....was alles gerechtfertigt ist... bist Du aber nicht darüber hinweg. Vielleicht erlebst Du sowas nicht noch mal, aber Du durchlebst es immer wieder und es nimmt Einfluss. Eben weil Du nun weniger Vertrauen hast. Nachts keine Tankstelle mehr betrittst. Jeden Junkie am liebsten einsperren lassen würdest, obwohl Du nur vermutest das Du Opfer eines Junkie warst usw. Es nimmt Einfluss und lebt somit in und ausserhalb von Dir weiter. So lange bis Du all diese Ausdrücke der Angst annimmst, Deine Verantwortun anerkennst und der Situation so etwas wie Dankbarkeit entgegenbringen kannst, weil sie Dich hat wachsen lassen. Und Du bist gewachsen, weil Du Aspekte Deiner selbst kennen gelernt hast die Du nicht kanntest.
Aber was ist mit jenen die für etwas "büssen", die nicht die Tat begangen haben, einfach nur zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort waren.
Oder nehmen wir ein greifbares Beispiel! Jener Mann der in England aus der U-Bahn ausstieg und erschossen wurde. Ist es doch etwas, das "über" unserem Bewusstsein steht, ohne das das Bewusstsein eine freie Entscheidung treffen kann.
Du kennst ja dazu nur Deine eigenen Gedanken, Deine Wahrnehmung einer Situation. Falscher Zeitpunkt falscher Ort, mag von Aussen so aussehen, aber Du weißt nicht welchen "Sinn" es für diesen jemand macht. Es ist ja nicht so, das all diese Möglichkeiten bestehen und deshalb gelebt werden MÜSSEN. Ich bin davon überzeugt das wir in einem tieferen Sinn, einem tieferen Bereich unseres Bewusstseins über den Dingen stehen und wir Polarität erleben WOLLEN. Dazu gehört auch das Leid.
Was heisst das nun? Ist nun alles was ich mir vorstelle, zu dem ich eine Emotion empfinde, etwas als "richtig" oder "falsch" annehme, somit ein manifestieren?
Einerseits ja. Das kann falsch verstanden werden, weil man sagen könnte: "Ich würde es ablehnen zu verhungern, ich lehne ab das Menschen verhungern." ... was nicht bedeutet das man sich selbst einen Hungertod erschafft. Aber wie stark ist die Ablehnung denn überhaupt? Besteht denn die Angst zu verhungern? Das ist der Punkt. Intellektuell kann man vieles ablehnen, sehr oft "weil es sich nun mal so gehört", aber es hat ja oft keinerlei Einfluss auf das eigene Empfinden. Wenn z.B. jemand entschieden ein Problem mit den Hungernden und der Ungerechtigkeit in der Welt hat, wird sich das in seinem Leben zeigen. Irgendwie wird es sich zeigen. Angefangen im Verurteilen der Reichen und sich versuchen frei "zu kaufen" indem man nur gewisse Dinge kauft, vielleicht indem man sich politisch engagiert oder selbst vor Ort hilft. Das alles ist jetzt ohne Wertung zu verstehen. Ich will nur sagen, das all die, die zwar so etwas wahrnehmen und sagen: "Ja, es ist schlimm" aber bei denen sich dieses Thema im Leben nicht auswirkt ausser das sie durch Medien davon erfahren, auch kein Problem damit haben, insofern das es emotional tief geht. Dann besteht keine großartige Ablehnung. Wenn ich jetzt sagen würde: "Wie kann man sowas denn nicht ablehnen? Wie kann man sich denn noch mit gutem Gewissen satt essen?", dann besteht bei mir Ablehnung und ich kann mich fragen wie sie sich in meinem Leben zeigt. Bleibt es dabei das ich andere verurteile weil sie nicht wie ich ein schlechtes Gewissen habe, verurteile ich mich selbst. Dann läuft nicht bei anderen etwas schief, sondern bei mir. Das ist immer so, man kann da immer auf sich selbst schauen.
Es IST! Doch, ich kann es sagen, kann verstehen warum es in diesem "es IST" "endet". Aber mitten in einer Situation "Es IST" als einzige Beurteilung so stehen zu lassen - würde mich das nicht zu jenen Menschen machen die wegsehen. Sicher aufgrund einer anderen innerlichen Entscheidung, aber das Resultat wäre doch das selbe?
Du sagst das Du es sagen kannst, auch verstehen, aber wenn Du erst in eine Situation kommst, in der Du merkst das Du das dann nicht mehr sagen kannst, solltest Du erkennen das Du es nie wirklich konntest. Sonst wärest Du gar nicht in einer solchen Situation. Und wenn es ums wegsehen geht... Du nimmst wahr das andere wegsehen. Du möchtest selbst nicht so sein. Der Aspekt in Dir, der selbst vielleicht geneigt wäre wegzusehen wird damit abgelehnt und Du bist nicht mehr frei. Du hast in einer Situation wo Du potentiell die Wahl hast etwas zu tun oder eben wegzusehen nun nicht mehr die Wahl und musst etwas tun. Insofern ist die Reaktion die Du richtig findest auch ein Ausdruck der Angst und der Unfreiheit weil Du das Gegenteil verurteilst. Das heißt nicht, das wenn Du frei wärest nichts tun würdest. Aber die Reaktion wäre dann nur auf die Sache bezogen ohne den persönlichen Bezug des "ich darf nicht wegsehen weil ich mich dann so schuldig mache wie es die sind die es tun", denn Du hast den Aspekt, die Angst die zum wegsehen führt auch in Dir erkannt. Damit verurteilst Du Dich selbst nicht mehr, weil Du es verstehen kannst und dann eben auch genau deshalb niemand anderen mehr. Dann bist Du frei und kannst natürlich dennoch genau das tun was Du jetzt auch tust/getan hast/tun würdest.
Würde diese Erkenntnis "es IST", welche ich in vielen Situationen in mir verankert habe, nicht dennoch mich automatisch wegsehen lassen und z.B. auf den Reitlehrer bezogen einfach alles weiter laufen lassen?
Wie gesagt... Das Du das Wegsehen verurteilst hat nicht nur seinen Bezug zur eigentlichen Tat. Du hast nicht nur ein Problem mit der Tat des Reitlehrers sondern auch mit dem Wegsehen der anderen. Und das gründet sich darauf das Du denselben Aspekt in Dir ablehnst. In anzunehmen hieße dann dieses Problem nicht mehr zu haben, aber natürlich hast Du dann vielleicht immer noch, sehr wahrscheinlich das Problem das Du nicht akzeptieren kannst was der Mann tut/tat und Du wirst auch dann nicht wegsehen. Aber Du tust es nicht weil Du Angst hast von anderen im Falle des wegsehens verurteilt zu werden und verurteilst auch selbst niemanden der wegsieht. Du verstehst den persönlichen Bezug der entweder besteht oder nicht. Wenn Du sagst: Aber Eltern deren Kinder unter dem Typen gelitten haben müssten mehr Bezug haben als Du selbst... Das wegsehen ihrerseits ist Ausdruck ihres persönlichen Bezugs. Sie haben auch nicht die Wahl weil sie in dem Fall vielleicht aus der Angst heraus handeln das eine Anzeige ihrem Kind noch mehr schaden könnte weil es vielleicht einen Prozess durchstehen muss, oder das sie vermeiden wollen das öffentlich wird, dass das Kind mißbraucht wurde, aus Angst es könnte darunter leiden. Das sind auch alles gültige Gründe. Wenn man in sich alles annimmt wird man erkennen, das jeder, wirklich jeder für alles was er tut/tat zu genau diesem Zeitpunkt gültige Gründe hatte, selbst wenn man die Tat selbst verurteilt. Man erkennt den Zwang der da möglicherweise hintersteht. Das "keine Wahl haben" weil es Ausdruck einer Angst ist, die durch Ablehnung eines nicht erkannten Aspektes im eigenen Inneren entsteht. Und genau das ist das Paradox in der Frage ob wir nun einen freien Willen haben oder eben nicht? Haben wir die Wahl? Ich glaube wieder: Ja und Nein. Der Wille mag unbewusst sein und dann scheint es als bestünde sie nicht. Aber ich glaube, das genau die Illusion NICHT DIE WAHL ZU HABEN die Wahl ist. Es ist die Entscheidung des Ganzen sich zu reduzieren und sich aus diesem selbst-geschaffenen-Käfig wieder zu befreien indem man durchschaut das die Gitterstäbe Illusion und Selbsterschaffen sind. Das ist das Erlebnis der Polarität. Am Ende erkennt man dann, das man immer tat was man wollte, das man immer tat was genau richtig war. Deshalb sagen Erleuchtete jeder sei erleuchtet. Es geht nicht um einen neuen Zustand sondern um ein Erkennen. Obwohl das faktisch einen neuen Zustand mit sich bringt. Wieder ist beides wahr.
Fortsetzung des 2ten Beitrags folgt...