nasruddin
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In der folgenden Studienarbeit, werden zwei Arten von Geistern der Schamanen betrachten. Die Schutzgeister und die Hilfsgeister.
Klaus Genschmar,Hilfsgeister des Schamanen, Studienarbeit, Friedrich-Schiller-Universität Jena, Theologische Fakultät, 7. Fachsemester: LA Gym. Geschichte/Ev. Religionslehre , Wintersemester 2005/06,
Hauptseminar in Religionswissenschaft: "Einführung in die ethnischen Religionen: Schamanismus", Dokument Nr. V59698
http://www.grin.com; ISBN 978-3-638-53562-5
Daraus entnehme ich folgenden Bericht von Rasmussen über den Eskimo-Schamanen Aua:
Wie man in dieser Seance deutlich erkennen kann, handelt es sich hierbei um eine Bewusstwerdung der eigenen Situtation. Warum kam es zu dieser Situtation?
Wo liegen die Ursachen?
Welche Tabu's wurden gebrochen.
Und wie kann man nun eine Lösung herbeigeführt werden.
Interessant ich auch die Bezeichnung des Hauptseminars in Religionswissenschaft.
Einführung in die ethnischen Religionen: Schamanismus
Gruss
Klaus Genschmar,Hilfsgeister des Schamanen, Studienarbeit, Friedrich-Schiller-Universität Jena, Theologische Fakultät, 7. Fachsemester: LA Gym. Geschichte/Ev. Religionslehre , Wintersemester 2005/06,
Hauptseminar in Religionswissenschaft: "Einführung in die ethnischen Religionen: Schamanismus", Dokument Nr. V59698
http://www.grin.com; ISBN 978-3-638-53562-5
Daraus entnehme ich folgenden Bericht von Rasmussen über den Eskimo-Schamanen Aua:
2.3 Die Hilfsgeister während der schamanischen Sitzung
Einleitende Worte
Ohne die Hilfsgeister ist keine schamanische Sitzung möglich. Der Höhepunkt, das eigentliche Ziel der Sèance (schamanische Sitzung), ist der Abflug, die Seelenreise des Schamanen ins Jenseits. Deutlich wird dies durch eine zunehmende Erregung des Schamanen, z.B. durch einen rascheren und härteren Trommelschlag oder einer übersteigerten, rasenden Bewegung.
Zunehmend werden dann auch die Stimmen der Hilfsgeister hörbar, z.B. durch Brummen, Pfeifen, Kreischen oder Schreien seitens des Schamanen. Der Schamane begrüßt sie, befragt sie und berät sich schließlich mit ihnen.
Ablauf einer Sèance am Beispiel des Eskimo-Schamanen Aua
Das Hauptcharakteristikum für das Eintreten in die jenseitige Geisterwelt ist die rituelle Ekstase, das Aussichherausgetretensein in einen rauschartigen Zustand. Dazu gibt es verschiedene, sich gegenseitig ergänzende und potenzierende Techniken, um diese veränderten Bewusstseinszustände
herbeizuführen, z.B. psychologische Techniken (Anlegen der Schamanenkleidung, bestimmtes Ambiente usw.), soziale Techniken (Abgrenzung vom Alltagsbewusstsein seiner Zuschauer), physiologische Techniken (asketisches Fasten, Verwendung der Schamanentrommel usw.) bzw. pharmakologische Techniken (Einnahme von psychedelischen Drogen usw.). Schließlich erfolgt die schamanische Jenseitsreise, die z.B. sehr ausführlich durch einen Bericht von Rasmussen über den Eskimo-Schamanen Aua wiedergegeben wird. Es handelt sich hierbei um eine Jenseitsreise, die wegen des ausbleibenden Jagdglücks und demzufolge einer drohenden Hungerkatastrophe unternommen wurde:
„Wenn der Fang missrät, muss ein Geisterbeschwörer unter das Meer hinab zu der Herrscherin der Seetiere, um ihr die Tiere zu entreißen, über die sie allzu geizig wacht. [...] Alle Gäste im Haus müssen wieder mit geschlossenen Augen dasitzen, nichts an ihrer Kleidung darf stramm sitzen. [...] Dann setzt der Geisterbeschwörer sich auf seinen Platz. [...] Hier bleibt er eine Weile sitzen und ruft ohne Unterlass seine Hilfsgeister an, indem er ständig wiederholt:
‚Der Weg wird mir bereitet, der Weg öffnet sich vor mir!’
Alles Volk im Hause antwortet dann im Chor: ,So soll es sein!’
Wenn der Schwarm der Hilfsgeister endlich herbeigekommen ist, öffnet sich die Erde unter dem Beschwörer, manchmal schließt sie sich allerdings sogleich wieder, zu guter Letzt ruft er:
,Nun ist der Weg mir offen!’
Worauf alle im Hause antworten: ,Möge der Weg ihm offenbleiben!’“1
1.) Den Zuhörern werden durch die Anweisungen, die Augen geschlossen zu halten, sich bequem hinzusetzen usw. in einen entspannten regressiven Zustand versetzt, in dem sie für Suggestionen seitens des Schamanen empfänglich sind. Bei der Loslösung von den Stammesmitgliedern ersetzt der Schamane seine gelockerten realen Bezüge durch die Hilfsgeister. Die Einstimmung zur Jenseitsreise erfolgt als interaktioneller, gemeinsamer
Prozess.
„Unterdessen vertreiben sich die Leute im Haus die Zeit mit dem Singen von Geisterweisen. [...] Dazwischen hört man tiefe Seufzer und die Atemzüge von längst Gestorbenen. Dies sind die Namenseelen des Geisterbeschwörers, welche ihm zu Hilfe kommen. Sobald man sie beim richtigen Namen nennt, hören die Seufzer auf, und Totenstille herrscht im Haus, bis ein anderer Verstorbener zu seufzen beginnt. [...] Es klingt dumpf und verhalten, wie wenn die Geister wie Seetiere im Wasser und im Meer wären; zwischendurch hört man ein Plätschern und ein Pusten von Tieren, die Luft holen. Ein Lied namentlich wird dabei ständig wiederholt. [...]
Vor dem großen Geisterbeschwörer öffnet sich der Weg – durch die Erde ins Meer hinab – von selbst, sie fahren ihn hinab, ohne auf Hindernisse zu stoßen, gleichsam wie im Fall durch ein Rohr, das Namenseelen offen halten, damit der Zauberer wieder zurückkehren kann.“
2.) Schließlich kommen zu den Hilfsgeistern die Seelen der Verstorbenen hinzu, die ebenfalls dem Schamanen helfen. Die Zuhörer geben sich in einen trance-ähnlichen Zustand voll gespannter Erwartung hin. Der Weg durch das Rohr in das Meer hinab weist eine starke pränatale Symbolik auf: Durch den Geburtskanal begibt sich der Schamane ins Fruchtwasser, wo er die Konfrontation mit der Urmutter zu bestehen hat und von wo aus er wiedergeboren wird.
„Kommt er zum Hause des Weibes und findet, dass davor eine Windmauer errichtet ist, dann ist sie dem Menschen feindlich gestimmt. Der Beschwörer soll sich dann sofort gegen die Mauer werfen und sie über den Haufen treten und der Erde gleichmachen. [...] Das einzige Hindernis für den Eintritt des Geisterbeschwörers ist ein großer Hund, der quer vor dem Hauseingang liegt und den Weg versperrt. [...] Ohne zu zögern und Furcht zu zeigen, soll der Zauberer ihn zur Seite schieben und ins Haus springen. Hier stößt er auf den Vater, der ihn packen und zu den Seelen sperren möchte, die ihre Sünden büßen. Daraufhin muss er hurtig sagen: ,Ich bin noch aus Fleisch und Blut!’, dann geschieht ihm nichts. Zum Zeichen ihres Zornes sitzt die Mutter der Seetiere mit dem Rücken zur Lampe, mit dem Rücken zu allen Fangtieren, die sie sonst zu den Küsten hinaufsendet. [...] Sogleich beim Eintritt soll der
Geisterbeschwörer sie bei der einen Schulter fassen und ihr Antlitz zur Lampe und zu den Tieren hin wenden, er soll ihr übers Haar streichen und es freundlich glätten. Er sagt: ,Die da oben dürfen den Seehunden nicht mehr an den Vorderflossen aus dem Meer helfen.’.
Daraufhin antwortet das Weib: ,Eure eigenen Sünden und die Leichtfertigkeit eurer Weiber mit den Geburten sperrt den Weg.’“
3.) Die ganze mythologische Vorstellungswelt des Stammes wird aufgeboten. Der Schamane erweist sich in dieser Erzählung als kenntnisreicher Held, der zahlreiche Gefahren zu bestehen hat, um seiner Gemeinschaft zu helfen. Als Ursache des ausbleibenden Jagdglücks werden Verfehlungen/Tabubrüche genannt, ohne dass diese einer einzelnen Person zugeordnet würden. „Der Zauberer muss jetzt alle seine Kunst aufwenden, um ihren Zorn zu beschwichtigen. Sobald sie besänftigt ist, greift sie nach den Tieren und lässt sie einzeln auf den Boden fallen. Es beginnt ein Wehen, wie wenn ein Stromwirbel sich im Hause erhöbe, die Tiere verschwinden im Meer. Das bedeutet Großfang und Überfluss.
Nun ist es für den Zauberer an der Zeit, zu seinen wartenden Lagergefährten zurückzukehren.
[...] Der Braus seiner Fahrt kommt näher und näher, mit einem gewaltigen ,plu-a-he-he!’ taucht er bei seinem Platz hinter dem Vorhang auf: ,Plu-plu’, wie ein Seetier, das, seine gewaltigen Lungen zusammenpresst, aus der Tiefe aufschiesst.
Einen Augenblick ist es still. Keiner darf dieses Schweigen brechen, bis der Zauberer sagt:
,Ich habe etwas auszurichten.’
Alle im Haus antworten: ,Lass uns hören, lass uns hören!’
Und der Beschwörer fährt in der feierlichen Sprache der Geister fort: ,Wort will aufsteigen!’
Und dann müssen alle im Hause den Bruch des Tabu bekennen, dessen sie sich schuldig gemacht haben.“
Literatur:
Vgl. MÜLLER, Klaus E., Schamanismus: Heiler, Geister, Rituale, München2, 2002, S. 87.
Vgl. KRAFT, Hartmut, Über innere Grenzen: Initiation in Schamanismus, Kunst, Religion und Psychoanalyse,
München, 1995, S. 66-73.
Wie man in dieser Seance deutlich erkennen kann, handelt es sich hierbei um eine Bewusstwerdung der eigenen Situtation. Warum kam es zu dieser Situtation?
Wo liegen die Ursachen?
Welche Tabu's wurden gebrochen.
Und wie kann man nun eine Lösung herbeigeführt werden.
Interessant ich auch die Bezeichnung des Hauptseminars in Religionswissenschaft.
Einführung in die ethnischen Religionen: Schamanismus
Gruss