Deregulierung (die Lösung für alles ..?)

Ganz aktuell - Mann, Sieber vom 18. Juni 2019 - am besten die ganzen 30 Minuten schauen. Politisches Kabarett vom Feinsten neben der Anstalt u.a.

https://www.zdf.de/comedy/mann-sieber/mann-sieber-vom-18-juni-2019-100.html

Inhalt unter anderem:
Sozial ist, was Arbeit schafft - genauer betrachtet.

"Derjenige ist wirklich und wahrhaft sozial, der Arbeit schafft." - Rundfunkansprache zur Reichstagswahl 28.7.1932, Alfred Hugenberg.

Sozial ist, was Arbeit schafft


Posted on Dienstag, 23. September 2008 by epikur


»Es ist schlimm, arm zu sein. Aber ungleich schlimmer ist, arm zu sein und keine Arbeit zu haben. Diese Menschen haben die Lebensqualität eines Krebskranken. Es ist immer besser, zu niedrigen Löhnen zu arbeiten als nicht zu arbeiten. Das zeigen medizinische Studien«
SPD Politiker Karl Lauterbach
(im Streitgespräch über die Agenda 2010 mit Ottmar Schreiner)
 
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Hi! :)

Schön, dass du nachfragst. Tatsächlich gehe ich seit Jahren auf politische Seminare und da kommt dann ein ziemlich komplexes Paket zusammen, das lässt sich nicht zwischen Tür und Angel abhaken und braucht Zeit, Material, gute Quellen, wollte man das nacharbeiten. Zu diesem Zweck habe ich diverses verlinkt, es lohnt sich wirklich dies aufmerksam zu studieren.

Eine Überregulierung, spielst du auf die Gurkennorm an, die es nicht gibt?

Nein, Deregulierung heisst Privatisierung staatlicher Unternehmen, Abbau von Sozialstaatsfunktionen, hin zu einem "Nachtwächterstaat". Ein Nachtwächterstaat hat nach dieser Ideologie nur Funktionen zu erfüllen, die den Fluss des Kapitals frei florierend ermöglichen und die innere und äußere Sicherheit zu gewähren.

Der Staat dürfe sich nicht in die Wirtschaft einmischen und von der Bevölkerung hohe Steuern fordern, vor allen von den Unternehmen nicht über Gebühr.

Das Credo lautet: Die Märkte regeln alles unreguliert zum Besten ... aller.

Moin :)

Nein, die Gurkennorm interessiert mich in diesem Kontext grad nicht. Wenngleich der durch industrielle Verarbeitung tatsächlich normbedingte Foodwaste einem die Haar zu Berge stehen lässt. (als Landei kaufe ich schon mal Kartoffeln, die der Bauer nicht vertragsgerecht an die Industrie verkaufen kann, weil die sie zu gross gewachsen sind für die Pommes-Produzenten und dann höchstens als Tierfutter Absatz finden... aber das ist ein anderes Thema.)

Ich spielte auf mehrere Ebenen an, von der unsinnigen Subventionierungspolitik über die Gehirnwäsche (Massenpsychologie) bis hin zur Einmischung der Nationalbanken und der Weltbank.

Der Markt, die freie Ökonomie, das gibt es in meinen Augen nicht. Eher erscheint es mir so, dass ein paar wenige der Welt die Fäden in der Hand halten und eben diese vermeintliche Freiheit vortäuschen.

So verstehe ich auch das Video von der Anstalt:
Die „Freien Märkte“ unterliegen einer Planung.

Im Zeitalter der Globalisierung wird es für den Staat immer schwieriger, regulierend einzugreifen. Die Staaten stehen untereinander in Konkurrenz um die Standortvorteile, und da spielen Steuervorteile für die transnationalen Grosskonzerne eine entscheidende Rolle.

Diese Konkurrenz unter den Staaten führt denn eben auch zu grossen InteressensKonflikten bei der Entwicklung und Führung der Staaten.

Wenn nun aber Konkurrenz zwischen den Staaten existiert, dann werden zwecks ökonomischer Entwicklung schon mal Umweltgesetze aufgeweicht und Menschliche Werte geopfert (die Menschen werden zu billigen Arbeitstieren gezüchtet und erzogen).

Ich versuche es in einem Satz: Der Staat ist selber eine Marionette und reguliert die Ressourcen, inklusive den humanen Ressourcen, im Dienste der Fadenzieher; zur Steuerung und Optimierung der Arbeitskräfte wird dabei mit Fahnen wie „freier Markt“ oder „nachhaltige Entwicklung“ geschwenkt.

Das meinte ich mit Überregulierung... allerdings nicht im Dienste der Natur oder der Gesellschaft, sondern im Dienste des Mammons.

lg
 
@sadariel: Ja, genau Wobei das keine Überregulierung ist, sondern eine "Entfesselung der Märkte" (Deregulierung, Staat greift nicht ein und korrigiert.)

Privatisierung, Steuersenkung und Sozialstaatsabbau, darum geht es in dieser Ideologie.

Edit: Das ist in dem 110 minütigen Film - Let's make money - bravourös beschrieben worden. Ich habe nur zitiert in den Beiträgen zuvor.
 
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Sozial ist was Menschen verbindet und sie nicht entzweit, es bedeutet auch Verantwortung für sich und andere zu übernehmen.

Und genau das entfällt, soll entfallen. "Sozialklimbim" (Friedman) wird ersetzt durch die Freiheit der Märkte. Jedem steht dieser Weg in den Markt frei, er kann sich dort behaupten.

..
 
Die Sozialkürzungen, etwa bei den staatlichen Rentensystemen, lieferten die Begründung für den Aufruf zu individueller Eigenvorsorge. Das spülte weitere Finanzmittel an die Börsen – wo institutionelle Anleger nach Schulmeisters Analysen systematisch im Vorteil gegenüber Kleinanlegern sind.

Das erfordert ein verfügbares Einkommen, das nicht nur eine Sparquote überhaupt zulässt, sondern auch noch eine relativ hohe Sparquote.
Mehr als 1/4 der ÖsterreicherInnen haben gar keine Ersparnisse u auch keine Möglichkeit, welche anzulegen (siehe Einkommensbericht).
Von Schwarz/Türkis, aber immer wieder auch v. FPÖ-Seite, Kürzungen im Sozialsystem als "Anreiz" für mehr individuelle Vorsorge (u. Eigenverantwortung) hinzustellen ist Zynismus pur.
 
Kurzer Medien-Hinweis:

Friedrich Merz im Interview auf Phoenix, startet jetzt um 11,30 Uhr.

Vita und Hintergründe zu Fr. Merz folgen später.
 
Kurzer Medien-Hinweis:

Friedrich Merz im Interview auf Phoenix, startet jetzt um 11,30 Uhr.

Vita und Hintergründe zu Fr. Merz folgen später.

Eingeleitet habe ich den Faden mit der Deregulierung des Finanz- und Kapitalmarktes. Wir haben mittlerweile tatsächlich einen weitestgehend unregulierten, unkontrollierten Finanzmarkt. Ein weiteres Credo, neoliberal lautet es zwar nicht öffentlich, ist es aber:

Gewinne privatisieren - Verluste vergesellschaften.

Das kann man an den Finanzkrisen recht gut beobachten. Gerettet werden dabei auch nur, das sollte man wissen, die (Investment)-Banken und zwar in Krisen, die sie durch Zockermentalität selbst verursachen.

Ist diese Zockermentalität und die Freiheit Kapital zu vermehren, es vor dem Fiskus zu verstecken, oder es auch zu vernichten mittlerweile behoben und staatlich reguliert worden? Nein.

Damit kommen wir dann auch zu Blackrock, das Unternehmen, dem Herr Merz als Aufsichtsrat vorsitzt.

Ein paar Passagen aus einem Artikel des Spiegel vom 19. November 2018:

Einigermaßen konkret wurde er nur an zwei Stellen in der Fragerunde danach: Wenn wir in einigen Jahren auf die Finanzkrise zurückblicken, sagte Merz, dann werden wir feststellen, dass sie die Spaltung der Gesellschaft noch vertieft habe: "Die Folgen können wir heute erst ahnen."


Sehr viele haben damals verloren, einige wenige gewonnen. Einer der größten Profiteure war der Vermögensverwalter Blackrock. Merz redet die Firma, deren deutscher Aufsichtsratschef er noch immer ist, auffallend klein: Das sei zwar der größte Vermögensverwalter der Welt, aber eben nur ein Treuhänder des Vermögens seiner Kunden, darunter "Hunderttausende Menschen in Deutschland". Ein braver Sachwalter des Sparstrumpfs von Tante H. gewissermaßen.


Tatsächlich ist Blackrock eines der mächtigsten Unternehmen der Welt. Es verwaltet die unvorstellbare Summe von 6400 Milliarden Dollar und ist an mehr als 17.000 Unternehmen beteiligt. Blackrock ist bei außergewöhnlich vielen relevanten Konzernen Großaktionär - und diese Übermacht wird von Ökonomen als Gefahr für die Marktwirtschaft betrachtet: [...]

https://www.spiegel.de/politik/deut...geld-spielt-eine-rolle-kolumne-a-1239144.html

Wenn die Rede ist vom globalen Finanzkapitalismus, der überall mitmischt, Regierungen beeinflusst und auf Wohlstand und Niedergang ganzer Volkswirtschaften mehr Einfluss hat als gewählte Politiker, dann kann man ihn auch gleich beim Namen nennen: Blackrock. Oder man sagt es so wie Friedrich Merz: "Da wird im Sinn der Kunden auch auf Rendite geschaut und damit identifiziere ich mich."

Und dann war da noch die zweite überraschend konkrete Äußerung Merzens beim Auftritt in der Bundespressekonferenz. "Deutschland hat eine viel zu kleine Zahl von Aktionären. Andere Länder sind da viel weiter als wir, und ich möchte auch dazu einen Beitrag leisten, dass wir weiterkommen", verkündete der Kandidat, den niemand nach Aktien gefragt hatte. Es klang wie eine Werbeeinblendung aus den Neunzigern. Hätte Merz dazu noch einen Spot mit "Robert T-Online" vorgeführt, es wäre kein Stilbruch gewesen. Der größte Anbieter von Publikumsfonds im Land heißt übrigens Blackrock.

https://www.spiegel.de/politik/deut...geld-spielt-eine-rolle-kolumne-a-1239144.html

Oder anders ausgedrückt, frei nach Marie Merz Antionette:

Wenn sie keine Rente haben, dann sollen sie doch Aktien kaufen.
 
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»Es ist schlimm, arm zu sein. Aber ungleich schlimmer ist, arm zu sein und keine Arbeit zu haben. Diese Menschen haben die Lebensqualität eines Krebskranken. Es ist immer besser, zu niedrigen Löhnen zu arbeiten als nicht zu arbeiten. Das zeigen medizinische Studien«
SPD Politiker Karl Lauterbach

Dann sollte jede Näherin in Indien, jeder Steínklopfer in den Brüchen von Sambia, jeder Baumwollpflücker in Usbekistan doch wirklich froh sein, dass sie sich dort 12 Stunden und mehr pro Tag kaputt schuften können. Denn besser für wenig Geld als gar keine Arbeit zu haben.

Sozial ist, was Arbeit schafft.

Sagte auch schon Alfred Hugenberg, Hitlers "Steigbügelhalter", der erste Medienmogul Deutschlands zu Zeiten der Weimarer Republik.
 
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