Dieses Zitat von Einstein passt auf die Diskussion hier wie die Faust aufs Auge.
Ich wurde hier schon häufiger im Thread gefragt, warum mir die Aussage vom menschengemachten Klimawandel so wichtig ist - ob das nicht egal wäre, wenn eben alle für Umweltschutz sind. Und es ist eben nicht egal - um effektive und wirksame Lösungen erarbeiten bzw. bewerten zu können, muss eben klar sein, was die Probleme genau sind. Durch die Art und die Ursache der Probleme werden u.a. Prioritäten definiert. Für Leute, die nicht daran glauben, dass ein mehr an CO2 in der Atmosphere ein Problem ist, oder die nicht glauben, dass dieses Mehr durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe entsteht, ist besagte Verbrennung natürlich eine relativ saubere Technologie. Erst, wenn man eben erkennt, dass es ein menschengemachtes Problem ist, und der Anteil von CO2 in der Atmosphere ein gewisses level unbedingt NICHT überschreiten sollte, steht diese Technologie nicht mehr so gut und sauber dar. Die Ursachen und die Art der Probleme definieren die Prioritäten in den Lösungen.
Und besser noch: Man kann und sollte die Probleme auch erkennen können, wenn man (noch) keine wirkliche Lösung kennt. Und, wenn jemandem die angebotenen Lösungen nicht gefallen... ja, DARÜBER kann dann weiter geredet werden. Aber, wenn einem die Lösungen missfallen, wird das Problem dadurch nicht nichtig. Die manchmal zumindest implizit angedeutete Argumentation: "Ich will keine Klimasteuer zahlen, und die wäre ja auch sozial ungerecht, also ist der Klimawandel sicher nicht menschengemacht." ist schlicht unlogisch. Es kann über Maßnahmen eben nur sinnvoll diskutiert werden, wenn eben Einigkeit über die Art des Problems besteht. Ansonsten ist es müßig, wenn man Maßnahmen vorschlägt, durchdiskutiert und am Schluss das gegenüber doch wieder nur sagt: "Gefällt mir nicht, und das Problem ist sowieso nicht menschengemacht." o.ä.
Und zu guter Letzt, was ich auch schon immer predige: Man muss Ambivalenz aushalten. Wir haben der Technik - auch der Verbrennung fossiler Energieträger - wirklich auch viel zu verdanken. Diese Technik hat uns einen gewissen Lebensstandard beschert. DAS werte ich positiv. DAS bedeutet aber eben NICHT, dass deswegen die damit einhergehenden Treibhausgasemissionen harmlos wären und sicher nicht zum aktuellen Klimawandel großanteilig ursächlich beitragen. Beides ist wahr: Wir haben der Technik viel zu verdanken UND die aktuelle Anwendung ist klimaschädlich und würde in dem Maße fortgeführt äußerst unangenehme Konsequenzen nach sich ziehen. Das eine schließt das andere nicht aus. In einer komplizierten Welt gibt es nur sehr selten "nur gut" oder "nur böse". So auch hier.
Ich bin ein richtiger Technik-Nerd. Ich mag schnelle und PS-starke Autos. Mein Puls wird freudig schneller, wenn ich einen solchen Motor satt sonor aufheulen höre, wenn jemand da aus gaspedal tritt und nur sehr kurze Zeit später mit 250 km/h vorbeirauschen kann. Ich finde auch Flugzeuge toll. Sie sind eine faszinierende Erfindung und bieten eine grandiose Technik, um schnell große Distanzen zu überbrücken. In der Entwicklung von Jet-Triebwerken steckt sehr viel technologisch und physikalische äußerst interessantes Know-How, was ich mir immer wieder mit Begeisterung anschaue.
UND
Diese Technologien emitieren Treibhausgase, was in der aktuellen Situation sehr problematisch ist und schnell eingedämmt werden muss.
BEIDES ist wahr: Ich mag die Technologie, UND ich weiß um die Probleme, die sie und bringt. Und da kann ich nun auch mich hinsetzen und Prioritäten setzen: Was ist wichtiger? Will ich lieber regelmäßig satt röhrende Motoren hören und jedes Jahr mehrfach in einem Flugzeug sitzen? Oder sind die Probleme, die das mit sich bringt, nicht doch so schwerwiegend, dass ich da starke Abstriche machen sollte? Bei der Art und Schwere der probleme, wie ich sie erkenne, ist die Antwort ziemlich leicht, dass eben Abstriche gemacht werden müssen - starke Abstriche - sehr starke Abstriche. Wieviel alleine ein allgemeines Tempolimit auf deutschen Autobahnen bringen würde, habe ich hier ja schon gezeigt (durchgerechnet bzw. präsentiert von der WDR-Wissenschaftssendung "Quarks"). Ebenso sind mMn wirklich Inlandsflüge - bzw. alles, was innerhalb relativ kurzer Zeit auch mit der Bahn erreichbar ist - ziemlich sinnlos. Das wären schonmal Maßnahmen, die einiges - wenn auch wahrscheinlich nicht genug - bringen würde. Und das wären schonmal Maßnahmen, die selbst ein Techniknerd wie ich ohne mit der Wimper zu zucken schluckt, wenn eben das Problem in seiner Art und Schwere klar ist.