Der Ritt meines Lebens oder der Weg hinaus

FreeAislin

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3. April 2015
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Hallo zusammen,

nach längerer "Auszeit" möchte ich mal wieder über Etwas erzählen, was mir heute hochgekommen ist.
Vor paar Jahren berichtete ich von meinem "Nahtoderlebnis" bei einem Autounfall.
Ich dachte, ich ergänze diesen Bericht mit einem neuen Thema.

Heute lief der Film in meinem Kopf, dass ich die Zeit nach dem Unfall wie den "Ritt auf den Stromschnellen"
erlebte.

Ich weiß nicht, wie ich mich plötzlich in einem Kajak und den Paddeln in den Händen auf einem Fluss befand. Keine Ahnung, wie ich da hinkam, warum ich da hineingestiegen und losgefahren bin. Jedenfalls gab es kein Ufer, an das ich hinpaddeln und wieder aussteigen konnte. Links und rechts streckten sich hohe Klippen einer tiefen Schlucht in die Höhe. Noch war der Fluss ruhig und was blieb mir übrig, als langsam vorwärtszufließen. Noch ließ ich mich von der Strömung vorwärtsschieben, um mir ein Bild zu machen. Doch dieses war sehr beängstigend, da die hohen Wände mich einengten und ich keinen Ausweg fand.

Kurze Zeit später fing das Kajak an zu schaukeln. Das Wasser wurde unruhiger. Kleine Wellen schlugen an das Wasserfahrzeug. Schon bald wuchsen sie an, bis sie über das Kajak schossen. Wie behielt ich das Gleichgewicht? Wenn ich nicht paddelte, ging ich unter. Wollte ich das? Nein, ich wollte leben. So ruderte ich und gab mein Bestes. Der Fluss wurde immer wilder, durchrüttelte mich ganz stark. Ich kämpfte gegen die Wellen, dagegen unterzugehen. Plötzlich war es dunkel und ich war noch verwirrter. Wohin führte das Ganze hier? Ich paddelte bis mein ganzer Körper schmerzte. Meine Seele war angsterfüllt, ich könnte doch noch sterben, dass mir etwas Schlimmes passiert.

Ich kam mehrmals an den Punkt, wo ich mir sagte: Ich kann nicht mehr. Ich kann einfach nicht mehr weiterpaddeln. Ich lass es einfach. Ich dachte daran, mein Leben zu beenden, nicht mehr durch diese dunkle Schlucht paddeln zu müssen. Da hörte ich eine Stimme, die sagte: Es gibt einen Ausweg. Mach weiter! Aber du hast die Wahl: Weiterleben oder ertrinken und das Leben beenden? Ich entschied mich fürs Leben. Ich wollte leben, weiterleben, egal, was noch kommt. Doch wie? Der Fluss schüttelte mich durch.

Ich wollte nicht aufgeben. Paddelte weiter. Langsam tauchte ein Leuchten auf. Ich spürte es ganz deutlich in meinem Herzen. So eine Wärme, die mir neue Kraft gab, durchzuhalten, auch wenn es schwer war. Paar Kilometer weiter beruhigten sich die Stromschnellen. Es wurde heller, bis ich durch eine Öffnung hinausschwamm und der Fluss fast glatt dahinfloss. Ganz ruhig ließ ich mich treiben, schloss meine Augen. Spürte jede Körperstelle. Ich öffnete meine Augen und erblickte einen strahlenden Himmel. Rechts von mir, Ufer! Mit letzter Kraft paddelte ich dorthin, stieg aus und ließ mich auf den weichen Sand fallen.

Aus dem Himmel fielen warme Tropfen auf mich, die mich reinigten. Tränen sammelten sich in meinen Augen, bis sie in Sturzbächen meine Wangen herunterliefen. Ich spürte das Leben in mir. Ich hörte die Vögel singen, eine Symphonie für meine Seele. Dankbarkeit rauschte durch meine Adern. Das pure Leben! Der Regen hörte auf und ich fing an zu lachen, aus dem Herzen, stand auf und breitete meine Arme aus. Die Sonne strahlte mich an. Dabei fing ich an zu tanzen. Ich habe es geschafft, hindurchzukommen, durch das dunkelste Tal meines Lebens.

Was lernte ich aus dieser Erfahrung, aus der Zeit nach dem Unfall?

Egal, wie hart, wie schwer, wie kompliziert, wie beängstigend es ist, es gibt einen Weg hinaus.
Diesen Weg bin ich gegangen, weil ich es tun musste, sonst blieb ich stecken.
Auf diesem Weg entdeckte ich so vieles in mir, besonders den starken Willen, weiterzumachen, nie aufzugeben.
Dieser Weg zeigte mir, es gibt Hoffnung, es gibt Zuversicht.
Es kommt wieder das Licht.
Das Glück kehrt zurück.
Für alles gibt es einen Grund, warum bestimmte Ereignisse geschehen.
Der Unfall hat etwas in mir ausgelöst.
Die Welt sehe ich aus anderen Perspektiven.
Ich sehe mich selbst als einen positiv eingestellten Menschen und es ist nicht verkehrt, so zu sein.
Nichts und niemand kann mich davon abhalten, mein Leben so zu gestalten, wie ich es für mich richtig halte (natürlich in einem gewissen menschlichen Rahmen)
Ich habe viele Wunder erlebt.
Ich bin davon überzeugt, dass Schutzengel uns begleiten und immer bei uns sind.
Jeden Tag bin ich dankbar, dass ich diese Reise weitermachen darf.

Mit dieser Geschichte, in die ich meine Erfahrung nach meinem Unfall verpackt habe, möchte ich einfach euch zeigen: Es gibt einen Weg hinaus. Es lohnt sich weiterzumachen. Ihr seid nie allein. Das glückliche Gefühl kommt wieder und dann ist es ein magischer Rausch.

GvlG

FreeAislin
 
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Danke für Deine ganz persönliche Geschichte.

Ich sehe mich selbst als einen positiv eingestellten Menschen und es ist nicht verkehrt, so zu sein.
Nichts und niemand kann mich davon abhalten, mein Leben so zu gestalten, wie ich es für mich richtig halte
(y)
Ich bin davon überzeugt, dass Schutzengel uns begleiten und immer bei uns sind.
Davon bin ich ebenfalls überzeugt.

Alles Liebe!
 
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