Ingrid schrieb:
Er hat mich gedemütigt und lächerlich gemacht, die Schadenfreude war nicht mehr aus seinem Gesicht zu bekommen.
Liebe Ingrid!
Hast Du Dir schon mal überlegt, WARUM er das macht? Wie gesagt, unter dem Gesichtspunkt, dass er glaubt, "im Recht" zu sein. Kann es sein, dass er seinerseits sich so verletzt fühlt, dass er meint, zu re-agieren?
Weisst Du, es geht um die Sichtweise. JEDER Mensch ist gut, jeder Mensch glaubt von sich, gut und heilig und unschuldig zu sein. Auch er.
Wir inkarnieren hier, um Erfahrungen zu machen. Aufgrund der persönlichen Erfahrungen handelt man, kommt in dieser Schiene immer weiter.
SEINE Handlungen resultieren aus SEINEN Erfahrungen, er könnte gar nicht anders. Du handelst nach DEINEN Erfahrungen, die völlig anders waren/sind als seine. Hätte er in seinem Leben die Erfahrungen gemacht, die DU gemacht hast, so würde er wahrscheinlich heute auch völlig anders handeln.
Kann er aber nicht, denn seine Handlungen sind eine logische Folge aus der Summe SEINER Erfahrungen, das heißt, sie sind logisch und wertfrei, nicht "schlecht", sondern eine natürliche Konsequenz.
Mit demselben Recht handelst Du, auch als Folge Deiner Erfahrungen. Und Deine Handlungen empfindest Du doch auch nicht als "schlecht"? Und ganz genauso geht es ihm.
Seine Handlungsweise spricht auch für die Vermutung, dass er sich verletzt gefühlt hat, möglicherweise viele Male.
Ich möchte nicht, dass Du den Eindruck bekommst, dass ich jetzt parteiisch werde

, ganz im Gegenteil. Ich möchte ausdrücken, dass es nur ein "Bild" ist, das wir von einem Menschen aufbauen, die Gründe, warum er so und nicht anders handeln kann, weiß nur er. WIR jedoch sagen: "Ich würde es völlig anders machen!". Ja, ist klar, WIR sind auch einen anderen Weg gegangen und schöpfen aus einem völlig anderen Erfahrungspool.
Es gibt so einen Lieblingsspruch von mir:
"Verurteile niemanden, bevor Du nicht 14 Tage lang in seinen Schuhen gelaufen bist..."
Damit meine ich, wärest Du in seiner Situation, hättest Du genau DAS erlebt, was er erlebt hätte, würdest Du ganz gleich handeln wie er, Du könntest gar nicht anders, denn Du hättest nur SEINE Möglichkeiten.
Wenn Du jetzt sagst: Nein, ICH würde das anders machen, dann gehst Du von DEINEM Erfahrungswert aus, den er nicht hat, weil er DEIN Leben nicht gelebt hat.
Solange Du ihn als Feindbild spürst, gibst Du ihm Macht. Erst wenn Du beginnst, seine Handlungen verstehen zu wollen, ihm zugestehst, dass er genauso aus "edlen" Gründen handelt wie DU, verliert diese Symbolik, die hier aufgebaut wurde und ständig genährt wird, bis es zur Eskalation kommt, an Stärke.
Ihn zu mögen hilft in erster Linie DIR, überleg Dir das mal.
Ich hoffe, es kommt rüber, wie ich das meine...
Liebe Grüße
Reinfriede