Der hassenswerteste Mensch....

Lieber A.1526!

ich akzeptier ja, dass Ihr mein Angebot, mit zirkulären Fragestellungen an die Ressourcen hinter so einem Gefühl zu kommen nicht annehmen wollt oder könnt. Ist ja schon gut....

Haben einige gemacht, wenn Du Dir alle Postings durchliest.

Der Hass ist - ebenso wie Wut - kein Primärgefühl. Ein dem Hass oder der Wut ähnliches Primärgefühl wäre der Zorn. Der ist nur kurz, heftig und verraucht wieder. Zudem ist er meist Sitautionsangemessen.

Der Hass hingegen ist ein Gefühl (wie auch die Wut, das Leiden und andere Sekundärgefühle), das vom Hassenden "gepflegt" wird. Er ist wie alle Sekundärgefühle ein mittelbares und nicht unmittelbares Gefühl. Er wird erst gelernt. Primärgefühle müssen nicht gelernt werden.

Ich hab mir das jetzt in Bezug auf meine damalige Situation, in der ich meiner Meinung nach gehasst hatte, überlegt. Und ich finde mich in diesen Beschreibungen von Dir nicht wieder.

Wer hasst, fühlt sich meist als Opfer. Und er glaubt, dass er, weil er das Opfer und der zu Hassende der Täter seien, mehr Rechte habe, als der zu Hassende. Unter Anderem kann dies das Recht beinhalten, dem anderen etwas Schlimmes anzutun bis hin zum Mord.

Da gebe ich Dir prinzipiell recht, aber ich hatte mich in der Situation nicht zwangsläufig als Opfer gesehen, sondern als hilflos erlebt. Das muss nicht dasselbe sein. Siehe den Vergleich mit der Löwin.

Wer ein Sekundärgefühl hat (wie den Hass z.B.) ist bestrebt, ständig in sich selbst oder von anderen die Bestätigung für die Berechtigung seines Gefühls abzufragen (weil er im Grunde irgendwo ahnt, dass es nicht berechtigt ist). Dazu kann ein Hassender vor allem dazu neigen, auch andere dazu bewegen zu wollen, die gehasste Person ebenfalls zu hassen - womit er dann ja "nachweislich" im Recht wäre. Und das ist ein wesentliches Merkmal für Hass als instrumentelles Sekundärgefühl: man fühlt sich im Recht!

Das war mir völlig wurscht zu dem Zeitpunkt. Das heißt nicht ganz, ich holte mir rechtliche Hilfe und da war es schon wichtig, dass ich verstanden wurde, denn diese Hilfe war davon abhängig.

Aber da der Schmerz oft so derart fies und lähmend ist, sucht sich der Mensch etwas, das er meint "in die Hand bekommen" zu können, etwas Kontrollierbares. Schmerz geht zudem in seiner Bewegungsrichtung bei den meisten Menschen von außen nach innen.

Je mahr Wut, desto weniger Schmerz scheint da zu sein - eine Wahrnehmungstäuschung.

Natürlich hätte es mich geschmerzt, mein Kind zu verlieren. Aber es liegt sicher nicht in der Idee der Natur, dass man ein Kind, das grade mal 12 Jahre alt ist, schutzlos lässt.

Dieses Maß wäre erreicht, wenn wir ihm einen ähnlichen Schmerz zugefügt hätten, wie er uns.

"Rache" wollte ich keine, nur Ruhe. Klar hab ich den Leuten im ersten Impuls die Pest an den Hals gewunschen - aber ich wollte nicht, dass sie leiden, ich wollte sie einfach nicht mehr als Gefahr erleben. Wenn sie sich in Luft aufgelöst hätten oder einfach weggezogen wären, wäre das auch genug gewesen. Sie sind mir völlig egal - sollen sie glücklich werden, nur niemanden mehr angehen.

  • der Hass in erster Linie Ersatz für Schmerz ist
  • der Hass eigene "Schuld(igkeit)" oder Ausgleichsschulden gegenüber dem Anderen verdecken soll.
  • der Hass schon ein systemischer oder etnnischer Hass ist, der sich aus dem irrigen Versuch des Ausgleichs im Böse zwischen Völkern und Volksgruppen herleitet

Im ersten Fall hilft das Anschauen, das In-die-Augen-schauen. Dabei kann hilfsweise jemand Drittes den Gehassten vertreten. Wichtig ist, dass der Hassende nicht handelt (!!!) sondern nur schaut, bis er die andere Person klar sehen kann. Es kann sein, dass der zuvor Hassende dabei an den großen verdectenSchmerz gerät. dann hilft es, den zuzulassen und zu ver-schmerzen.

Das versteh ich nicht. Was sollte es bringen, wenn ich dieser Gefahr nochmal ins Auge sehe - wortwörtlich? Ich kann Dir sagen, was ich da spüre: Wieder diese Angst, wieder diese Ohnmacht, Panik und Hass, weil ich verhindern möchte, dass das nochmal passiert. Und dieser Hass hat mir geholfen, zu kämpfen und diesen Leuten Grenzen zu setzen.

Wie oben erwähnt, finde ich mich in Deinem Beitrag nicht wirklich wieder. Vielleicht lese ich ihn auch falsch. Vielleicht ist das, was ich als Hass empfinde, nicht Hass, was Du darunter verstehst. Felice hat vorhin eine passende Definition von zwei verschiedenen Hass-Arten reingestellt, da fand ich mich wieder. Hass als Reaktion auf eine Bedrohung. Das passt bei mir genau.

Liebe Grüße
Suena
 
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Hallo Suena,

ich hab jetzt nicht sämtliche Postings hier im Detail gelesen (der Onkel hat auch noch was anderes zu tun, leider) aber das Deine eben schon. Zumindest erst mal schnell ich werd Zeit finden, das auch ausführlich zu tun.

Erste Reaktion:

Ich vermute (hab aber Deinen Ausgangsbeitrag noch nicht gelesen), dass es sich bei dem von Dir beschreibenen Gefühl, welches Du Hass nennst, vielleicht um Zorn handeln könne.. Ich muss das aber noch mal lesen.

Andrerseits beschreibst Du (und ich nehm mal nur die Bescheibung hier) so schön eine typische "Sekundärgefühls-Schaltung":

von Angst zu Ohnmacht, zu Panik und zu Hass

Das ist genau, was ich beschrieben habe. Wenn man dann dem Gehassten wieder in die Augen schaut (dass man ihn auch wirklich sieht), dann kommt das Programm natürlich erst mal wieder. Geht man dann nicht aus dem Kontakt, wie bei Hass ansonsten üblich (es hasst sich leichter, wenn man nicht in Kontakt ist), dann kann der Schmerz und die Angst ausgedrückt werden. Und dann ist die von mir vorgeschlagene Übung erst möglich, scheint mir.

Was hilft ist der Weg zurück:

Von Hass zurück zu Panik, durch die Panik hindurch zu OHnmacht, und hindurch zu Angst und auch da hindurch zu..... (oft) Verstehen, Liebe (nicht im Sinn von "ich liebe, was die tun...", sondern Liebe als Metagefühl). Hier wird dann möglixh, aus den abgelehnten Eigenschaften oder Verhaltensweisen eigene sehr starke Ressourcen zu schöpfen.

Gruß
A.
 
@ Suena,

mir gehts irgendwie wie Dir.

Ich lese den Thread und denke mir, irgendwas stimmt mit mir nicht...und das letzte posting von A.1526 läßt mich vollends ratlos zurück :)

Ich habe einen einzigen Menschen in meinem Leben gefunden, der es "wert" wäre, von mir gehaßt zu werden: der Mörder meines Mannes.

Vielleicht fühlte ich anfangs Wut, aber Hass sicher nicht. Meine Söhne fühlten wirklich tiefen Haß für den Menschen, der ihnen den Vater nahm.
Heute ist er uns allen einfach nur gleichgültig.

Jetzt frag ich mich: ja, wenn ich nicht einmal einen Mörder hassen kann, stimmt dann was mit mir nicht? :confused:

Sunny
 
Hallo A.,

ich habe keine Problem, meinem Gegenüber, auch dem von dem ich geschrieben habe, in die Augen zu schauen. Mich ärgert, dass er dies nicht tun kann.

Würdest du vor mir stehen, könnte ich dir auch in die Augen schauen. Wie steht es mit dir?

Ich habe es auch nicht nötig, andere zu nutzen und sie für meine zwecke zu gebrauchen oder mich auf ihr destruktives Tun herabzubegeben und einen anderen niederzumachen. Wer sowas tut, der muss schon vieles in sich aufgestaut haben und hassen.

Ehrlich gesagt kommt dir dein Thread wie eine Belehrung vor. Er beinhaltet auch, dass wir hier keine Ahnung davon hätten, welcher Art Gefühle es gibt, und dass wir uns eher in Sekundärgefühlen ausdrücken als in Primärgefühlen. Wieso ist dir diese Unterscheidung so wichtig? Vom Verstand her kann ich vieles analysieren, fühlen ist etwas völlig anderes (wie schon weiter oben ein User schrieb).

LG Pluto
 
Ich hasse nicht - und lehne noch nicht einmal jemanden ab :)!

Ich weiß tatsächlich, was Hass ist - aber den habe ich vor vielen Jahren gemeistert.
Ich hätte den Menschen ohne mit der Wimper zu zucken um ein Haar umgebracht! und bin heute noch erstaunt über so viel Gefühlskälte in mir.

Also erzählt mir nichts von Hass!

Hass schlägt immer (!) auf den zurück, der haßt!
Niemand ist es als wert, von mir gehaßt zu werden, da ich mich selbst zu sehr liebe!!!

Dabei geht es auch nicht um das Gut oder Schlecht beim Hassen, sondern um das Resultat.
Demjenigen, den man haßt, ist das nämlich so was von egal - er lebt meist sein Leben ganz gemütlich weiter....hingegen man selbst (als Hasser) ziemlich mies dasteht...................schon mal darüber nachgedacht?

Also die Frage sollte lauten:
Wer stellt den Wert seines eigenen Lebens weit unter das Leben desjenigen, den er haßt?
Welche Auswirkungen hat das?
Welche Selbstverstümmelungen habt Ihr noch auf Lager?
Was kann Euer Leiden noch ein wenig verstärken?
Und woran geilt Ihr Euch am meisten dabei auf???
Könnt Ihr überhaupt noch ohne Drama leben oder ist dieser Gedanke für Euch unvorstellbar geworden?

blue
 
Liebe Mitlesenden und -schreibenden,

ich möche hier mal einige Fragen in den Raum werfen, deren Beantwortung vielleicht für viele hier eine große Ressource mit sich bringen würde. Vielleicht mögt Ihr Euch darauf einlassen?

  1. Wer ist der "hassenswerteste" (am meisten von Dir abgelehnte) Mensch, den Du kennst?

    Niemand - (mehr)
  2. Warum lehnst Du diesen menschen ab? Was tut er, was hat er für eine Eigenschaft (nimm die schlimmste), die ihn so ablehnenswert macht?

    Ich dachte (damals) er hätte mein Leben ruiniert - Geld Gesundheit, Seele -und auch das meines Kindes........hatte damals nicht verstanden, daß ich es selber war...

    *]Welche positive Eigenschaft kannst Du dagegen setzen? In welcher Weise unterscheidest Du Dich von diesem Menschen? Inwieweit bist du in dieser Hinsicht "besser" als derjenige?

    Ich war damals die "Gute" und Vernünftige, die auf die man sich verlassen kann, die alles tut, die liebenswürdig ist.
    Er war der Böse!. Der unzuverlässig war, gelogen und betrogen hat, dem alles egal war, der sein Kind und seine Frau für eine Kleinigkeit verkauft hätte (ja auch seine Mutter und wohl jeden anderen, der ihn liebt.
  3. Wie würde dieser Mensch aus seiner Sicht Deine "positive Eigenschaft" bei "negativer" Beurteilung wohl nennen?

    Keine Ahnung - er hält seltsamerweise heute sehr viel von mir (ist ca. 25 - 28 Jahre her)und ich habe nie gehört, daß er sich anders geäußert hätte - nur seine Handlungen sprachen Bände....
  4. Wie würde dieser Mensch aus seiner Sicht seine (von Dir abgelehnte) Eigenschaft wohl positiv nennen?

    Keine Ahnung! er gibt heute zu, daß er viel Mist gebaut hat! Aber er hat sich immer noch nicht wirklich geändert - ist nur älter geworden :D
  5. Wo könntest Du diese positive Ressource möglicherweise selbst gut (zusätzlich zu dem, was Du schon kannst) gebrauchen können? Wo und wobei könnte sie Dir helfen?
Weiß nicht genau, was Du meinst - ich habe mir selbst geholfen - indem ich gelernt habe, mich zu lieben (d.h. Stop! - dabei hatte /habe ich wunderbare Hilfe erfahren)
Abgesehen davon ist alles (!), was man im Leben erfährt wertvoll, da es eine Erfahrung ist. Das Wichtige daran ist nur, ob man es meistern kann - nur das bringt tatsächlich weiter....und ja! ich habs gemeistert.

Viel Vergnügen und Erkenntnis!
A.

So, damit Du nicht sagst, ich hätte den Eingangsthread nicht genau gelesen :D

Das ist auch etwas - ich habe keine Angst vor der Wahrheit!

blue
 
Das ist auch etwas - ich habe keine Angst vor der Wahrheit!

blue

das ist ein ungeheuer befreiendes Gefühl!

Ich war ziemlich lange in der Opferrolle gefangen (gab ja genügend Anlässe dafür in meinem Leben), doch jetzt bin ich es nicht mehr und ich fühl mich frei!

Darum funktioniert das mit dem Hassen auch nicht mehr, weil alles "Schlimme", was mir in meinem Leben widerfuhr, sich für mich in Positives umgekehrt hat.
Ich bin mit mir im Reinen wie noch nie zuvor in meinem Leben!

(vielleicht ists auch nur Altersweisheit :D)

Sunny
 
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Hallo A.,
ich glaube dein Text war zu lang, haben wohl viele nicht ganz verstanden.
Den muss man auch mehrmals lesen.

Ich glaube nicht das du uns belehren wolltest, warum auch, schon das Wort Belehren in diesem Zusammenhang ist doch vollkommen fehl am Platz.
Wenn ich dieses Wort verwende ist es nicht schon Wutgeladen und somit könnte es auch Zorn oder Hass des Worteigners nähren? Habe ich dich da richtig verstanden, ist es das Prinzip des Hasses?

ich finde es sehr interessant mal solch sachliche Ausführungen hier über dieses Thema im Forum zu lesen.


Hallo, also ich mach auch mal;) ein kleines Beispiel, wo ich denke so wurde das auch gemeint.

  1. Wer ist der "hassenswerteste" (am meisten von Dir abgelehnte) Mensch, den Du kennst?

  1. EXpartner , (wobei der Hass nicht mehr da ist)
    [*]Warum lehnst Du diesen menschen ab? Was tut er, was hat er für eine Eigenschaft (nimm die schlimmste), die ihn so ablehnenswert macht?
    untreu
    [*]Welche positive Eigenschaft kannst Du dagegen setzen? In welcher Weise unterscheidest Du Dich von diesem Menschen? Inwieweit bist du in dieser Hinsicht "besser" als derjenige?
    Ich war zumindest mal in dieser Bezieung treu :brav:
    [*]Wie würde dieser Mensch aus seiner Sicht Deine "positive Eigenschaft" bei "negativer" Beurteilung wohl nennen?
    spiessig und klammernd
    [*]Wie würde dieser Mensch aus seiner Sicht seine (von Dir abgelehnte) Eigenschaft wohl positiv nennen?
    sich noch ausleben
    [*]Wo könntest Du diese positive Ressource möglicherweise selbst gut (zusätzlich zu dem, was Du schon kannst) gebrauchen können? Wo und wobei könnte sie Dir helfen?
    das Fremdgehen konnte ich schon zur Genüge und eins habe ich gelernt aus dieser Geschichte.
    Ich habe anderen weh getan und nun kam es mal andersrum. Mir wurde genau auf der gleichen Art wehgetan .
    Da ich die andere Seite spüren und fühlen konnte, habe ich für mich daraus den Schluss gezogen,, das ich es nicht mehr machen möchte.
    Wobei ich aber die Menschen verstehen kann die es machen, sorry jetzt könnt ihr wieder auf mich rumhacken.

    Im Nachhinein kann ich sagen,
    ich war wie ich war. Habe schlecht und sehr gut gelebt , habe Höhen und Tiefen erleben dürfen, und vieles probiert, gesehen, gemacht.
    Jetzt bin ich zur Ruhe gekommen und auch das kann man geniessen.


    lg
    flimm
 
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