Der Guru in meinem Leben...

Gute Frage.
Da ich absolut für Individualität bin und es für mich wichtig ist, Raum zu haben um sich frei entwickeln zu können, widerstrebt mir natürlich solch eine Möglichkeit.

Auszuschließen ist es nicht. Aber alleine der Gedanke, sich selbst total aufzugeben, Verantwortung abzugeben, ist erschreckend.

*lg
nocoda
 
Werbung:
ein fröhliches hallo an alle!

ambivalente meinungen zum thema guru sind insbesondere in unserem christlich geprägten kulturkreis selbstredend eher die regel als die ausnahme. erst hopsten die hare krishna's singend und tanzend durch unsere strassen, dann fuhr osho mit seinem rolls-royce-park vor und liess seine sannyasins jahrelang sich nur noch in rot und mit mala kleiden, und die austritte aus den amtskirchen mit entsprechendem einnahmeverlust alarmieren deren verwaltungsebene schon lange.

ein warnendes bild von gurus zu zeichnen, da tun sich insbesondere die kirchlichen sektenbeauftragten hervor - obwohl die katholische kirche per definition die grösste sekte der welt ist!

zwischendurch: ich habe nicht in den link hineingeklickt...

dann der seit den 60ern, der damaligen hippie- und acidwelle aufgekommene esoterikboom, der inzwischen teilweise inflationäre formen angenommen und ein regelrechtes heer von scheinheiligen, pseudos und möchtegerns hervorgebracht hat, die lediglich dem schein im portemonnaie ihrer schüler heiligen - ich stelle die existenz von scharlatanen keinesfalls in abrede und bedaure diese sehr! deren echos möchte ich nicht abbekommen!!!

was mit jesus zu seiner zeit geschah, gehört auch beim nichtchristen zur allgemeinbildung. er erfüllt nach meiner meinung wesentliche kriterien eines echten gurus: als menschliches wesen geboren erlangte er gotteswahrnehmung, die höchste menschliche verwirklichungsebene - und es sammelten sich schüler um ihn, welchen er seine erkenntnisse weitergab zum nutzen und wohle der menschheit. was seine gefolgschaft letztlich daraus machte, steht widerum auf einem ganz anderen blatt.

es mag gründe haben, das menschen, welche gotteserfahrung erlangt haben, sich aus der politik heraushalten und üblicherweise (ausnahme hare krishna's und osho) dezent im hintergrund wirken.

solche menschen gefährden bestehende machtstrukturen in ihren grundfesten!!!

einen ganz anderen grund für die so häufig anzutreffende verdammungen sehe ich im ego des aspiranten begründet. das ego ist teil unseres mind. gott, wahrheit, erleuchtung, reine intelligenz, absolute liebe - so viele namen für ein und das gleiche nicht mehr benennbare - liegt jenseits des mind.

mal ein paar lichter in seinen meditationen gesehen zu haben ist eine wunderbare sache - aber doch etwas sehr anderes. auch astrale phänomene welcher art auch immer gehören in eine völlig andere abteilung - ist alles noch innerhalb des mind.

um dieses letztendliche (oder ursprüngliche) jenseitige zu erfahren - denn anlesen oder sich hindenken kann man nicht - muss das ego überwunden werden. ego is very tricky - and very hard stuff! es ist mir keine biographie eines ernsthaften spirituellen aspiranten bekannt, welcher nicht durch tiefsten schmerz hindurchmusste, sehr sehr häufig hinein und hindurchgeführt von seinem guru! das kenne ich auch aus eigener erfahrung - siehe oben osten und westen - wenn ich im schmerz stecke, erlebe ich nur noch diesen und schiebe die vermeintliche schuld daran auch immer wieder meinem guru in die schuhe! endless tricks of the mind...

die beziehung zwischen guru und schüler ist die persönlichste und individuellste, die es gibt. es gibt nicht den richtigen guru für alle - eher findet dein guru dich. bzw. er ruft dich - mystriöse zeichen in deinem leben, auch träume z.b. - weisen dir den weg; wenn es dir bestimmt ist und du dich bereit gemacht hast.

ach nee, was 'n roman wieder...

vielleicht erzähl ich nachher noch von freitag, dem 13.11.87

namoh
spirit
 
Wobei noch zu erwähnen ist, dass die schmerzhaften Zeiten, die lehrreichsten (zumindest bei mir) und intensivsten waren. Die möchte ich keinesfalls missen. Durch Freude und Glück kann man ohne Weiteres hindurch maschieren, kein Thema. Aber die wahre Herausforderung liegt doch darin, WIE man durch das eigene gefühlte Leid und den eigenen gefühlten Schmerz hindurch geht, bewusst durchlebt, nichts abschwächt und für Alles was man in den Momenten erlebt, die eigene Verantwortung trägt.

Solche Momente sind die wertvollsten, die man erleben kann/muß.

Mein "Guru" (wie ist eigentlich die Mehrzahl?) war Wegbegleiter, mit wichtigen Tipps und der entsprechenden Kraft, Weitsicht und Souveränität, die mir in manchem Momenten gefehlt hatte.
Ich denke, wenn man gemeinsam solch einen Weg geht, dann hat man eh eine Verbindung ein Leben lang, egal ob man noch Kontakt hat, oder nicht mehr.
So ist es zumindest bei mir.

Gibt es eigentlich "wichtigere" oder "bedeutendere" Menschen im Leben?

*lg
nocoda
 
nocoda schrieb:
Gute Frage.
Da ich absolut für Individualität bin und es für mich wichtig ist, Raum zu haben um sich frei entwickeln zu können, widerstrebt mir natürlich solch eine Möglichkeit.

Auszuschließen ist es nicht. Aber alleine der Gedanke, sich selbst total aufzugeben, Verantwortung abzugeben, ist erschreckend.

*lg
nocoda

Könnte der Gedanke 'Verantwortung abzugeben' nicht auch befreiend sein? - Der Gedanke, alles geschieht einfach, wie es geschehen soll.

lg
Shanta
 
Alles geschieht einfach, wie es geschehen soll... ist in meinen Augen aber nicht, seine Verantwortung abzugeben, sondern sein Urvertrauen freien Lauf zu lassen. :)
 
nocoda schrieb:
Alles geschieht einfach, wie es geschehen soll... ist in meinen Augen aber nicht, seine Verantwortung abzugeben, sondern sein Urvertrauen freien Lauf zu lassen. :)

Ja, für mich ist das ein und dasselbe. Reine Definitionssache. :)

Zu erkennen, dass nicht 'ich' es bin, die/der die 'Fäden in der Hand' hat, WER kann da Verantwortung haben?


Lieben Gruß
Shanta
 
da war ich 27. rationalist, vollkommen unreligiös und unspirituell, und ausgestattet mit einem reichlich fetten ego (ob sich letzteres inzwischen geändert habe, überlasse ich anderen zu beurteilen :))

war meine wilde zeit. just party and fun. natürlich wurde gekifft, was das zeug hielt, auch kraftvollere psychotrope substanzen hatten meinen weg gekreuzt. mit ihrer "hilfe" hatte ich dinge erlebt, die den rahmen jeder beschreibung sprengen. beispiel: ein ganzes wochenende in einer fremden wohnung, dauernd klingelte das telefon oder die tür, und in 19 von 20 fällen sagte ich vor dem öffnen oder abheben des hörers, wer jetzt kommt und was er will.

für mich war eindeutig, das ich nicht an halluzinationen "litt" - aber die phänomene, die ich erlebte, waren mir absolut unbegreiflich. von so etwas hatte ich weder bei meinen eltern noch meinen lehrern noch irgendwo sonst jemals etwas gehört - gewaltiger stress für meine ratio, die mystisch/psychischen erlebnisse zu integrieren! innerhalb einiger monate sozusagen von 0 auf 100 in der welt potenter psychischer erlebnisse, ohne jedes vorwissen oder vorerfahrung. gut, ein paar jahre vorher etwas yoga - aber "bloss" auf volkshochschulniveau, rein körperorientiert auf entspannung.

für meine damalige liebste wars too much. sie bekam ihren job vorn und hinten nicht mehr auf die reihe, nach ein paar wochen gelbem schein musste sie ihn aufgeben. es ergab sich, das ein freund ihrers chefs über tieferen spirituellen hintergrund verfügte und ihr empfahl, eine längere zeit in einem ashram zu verbringen, um ihre energien wieder zu harmonisieren. er wusste auch eine adresse in griechenland - es war nicht die tradition, der er selber angehörte!

meine liebste, ich nenn sie mal b., flog in ihrer inneren not für 2 monate dorthin. ich versuchte hier auf eigene kappe, mal wieder ein paar gänge runter zu schalten, was mir nur teilweise gelang. lange rede, kurzer sinn: sie machte aus dem ashram heraus schluss mit mir! war natürlich ein hammer.

nach 2 monaten kam sie wieder - wir wohnten gemeinsam, und ich hatte noch nichts neues. als ich sie sah, flog mir schier der kitt aus der brille! solch klare, tiefe augen hatte ich noch niemals bei ihr gesehen, auch ihre haut wirkte fast wie golden schimmernd: rein, fein und doch fester. ich fragte sie, ob ich mal fühlen dürfe - ob es sich wirklich so anfühlt wie es aussieht. es fühlte sich so an!

next - ich weiss nicht, wie das NICHT zum roman werden könnte...
 
sie war im satyanandashram hellas gewesen, bei swami sivamurti. bis spielten gurus keine rolle in meinem leben - ich war der grösste, mir konnte keiner und es gab keine götter neben mir! wer zum guru rannte, das waren für mich bedauernswerte gestalten, die sich selbst zum opfer einer gehirnwäsche machen liessen - sollten mir bloss wegbleiben.

wie der "zufall" es so wollte, kam sivamurti 6 wochen nach b.'s rückkehr zu einem seminar nach aachen - wir wohnten in düsseldorf. b. ging es schon wieder schlechter - sie war nicht in der lage, ohne die tragende athmosphäre des ashrams ihr "sadhana", ihr persönliches set yoga- und meditationsübungen aufrechtzuerhalten. und sie sagte: ich kann dieser frau nicht unter die augen treten, ich bin es nicht wert - ich mache mein sadhana nicht und rauche sogar schon wieder. allerdings war mein sehr deutlicher eindruck, das sie nichts auf dieser welt lieber wollte als sivamurti zu sehen - und ich wollte es nicht auf dem kerbholz haben, das sie den kontakt mit diesem echten, was sie dort offensichtlich gefunden hatte, auch wenn ich nichts davon verstand - dieses echte, was eigentlich MEINE aufgabe gewesen wäre, meiner liebsten zu geben! - das ihr dies wieder entglitt. so lautete meine ansage: in 10 min. bist du fertig, dann fahren wir los. bist du nicht fertig, schleife ich dich an deinen haaren hinter mir her!

sie skorpion - hätte sich normalerweise eher zerfleischen lassen als auf solch eine ansage zu nicken! war auch nicht unser üblicher ton! nun - wir fuhren. ich, der spead-freak, natürlich ganz in schwarz mit glühendem blick. kamen an - ein raum, gefüllt vielleicht mit 30 müslis auf jesuslatschen!!! ich hab gedacht, mein schwein pfeift! trotzdem da geblieben und der dinge geharrt, die kommen mochten.

dann betraten 2 frauen den raum. schlank, gross, aufrecht - und von kopf bis fuss in geru. geru=orange, die traditionelle farbe der yoga-sannyasins. ich habs schier nicht geglaubt! wusste natürlich nicht, wer von beiden sivamurti war. b. und ich waren als letzte angekommen. bekam es aber schnell heraus. sivamurti blickte in die runde und begrüsste als erstes b. an - sie und ich standen auf und gingen hin zu ihr. das war ja mal zumindest standesgemäss - als letzte gekommen und als erste an der reihe, vor dem ganzen lila fussvolk...

ich erstmal ihre begleiterin gemustert, ihre augen, ihr gesicht, ihre ganze statur einmal hinunter und wieder herauf - dann verabschiedender blick in ihre augen mit innerem abwinken "was willst denn du..." dann wendete sich mein blick zu sivamurti...

und das wars! bisher hatte ich lichter gesehen, hatte auf meinen trips verschiedenste dinge erlebt, die ich nach wie vor nicht verstand - die eigentlich gemäss meinem wissen nicht möglich sein konnten, die aber unbedingt real waren - und nun sivamurtis augen. alles stand still, es existierte nichts anderes mehr als diese augen! ich sank hinein in diese augen, immer tiefer - ich sah zum allererstenmal in meinem ganzen leben in die unendlichkeit! mein blick konnte, wollte sich nicht lösen aus diesen augen - ich muss ziemlich blöd ausgesehen haben! mein kiefer sank herunter, ich war wie gelähmz - ausserhalb von zeit und raum. noch nichtmal ich selber existierte - nur diese augen...

sivamurti bat uns dann als erste zum persönlichen gespräch - war ja wieder standesgemäss :). ihre begleiterin nahm ich in deren bedeutungslosigkeit überhaupt nicht mehr wahr. neben ihr hatte sie ein kleines foto aufgestellt von einem mann. im laufe des gesprächs - bei welchem immer wieder alle gedanken aus meinem kopf verschwanden! - fragte ich sie, wer das sei. thats my guru, war ihre antwort! was??? guru??? aber.... "i'm nothing", sagte sie, "it's everything my guru!"

ihr könnt euch vielleicht vorstellen, was da bei mir los war! der mit abstand beeindruckendste mensch, den ich in meinem ganzen leben getroffen hatte, sagt mir, dem ego-riesen, "i'm nothing!" war too much, also schob ich das erstmal an die seite. ich spürte, das sie die erste war, der ich nichts erklären brauchte über die blitze in meinem hirn, ich wusste es einfach. fragte sie, was ich tun könnte, um mich wieder etwas mehr auf die spur zu bringen. dachte dabei an yogaübungen, vielleicht welche, die nicht unbedingt in volkshochschulen verbreitet sind - sie gab mir unter anderem ein persönliches mantra. ich hatte noch nie von mantra gehört, aber vertraute ihr. vor allem wusste ich auch nicht, das dies eine einweihung war - der erhalt eines persönlichen mantras ist eine einweihung, um welche der aspirant in aller regel konkret nachzufragen hat!

sivamurti gab mir also die erste echte einweihung meines lebens, ohne das ich davon überhaupt etwas mitbekam zu der zeit. nun, heute weiss ich, das das eine ausnahme - und unbedingt richtig war. sie sieht nunmal mehr....

to be continued - maybe after lunch...

namoh
spirit
 
diese kleine geschichte ist eine fortsetzung aus ganz anderer perspektive:

in einem indischen tempel stand eine wunderschöne götterstatue auf einem sockel. die menschen kamen von weither, und jeder, der den tempel betrat, wurde sofort von dieser überirdischen schönheit in seinen bann gezogen. eines nachts, es war kein mensch zugegen, begann einer der bodensteine ein gespräch mit der statue.

"was für eine ungerechte welt", klagte er. ich liege hier auf dem boden, niemand nimmt mich wahr, achtlos treten die menschen mich mit füssen. sie nehmen noch nicht einmal notiz von meiner existenz. du hingegen wirst von jedem bewundert. zu dir kommen die menschen sogar von weither, dich bewundern sie, bei dir fühlen sie sich dem göttlichen näher. überall erzählen sie sich von dir. ich kann das nicht verstehen, wir sind doch genau aus dem gleichen stoff gemacht...

erinnerst du dich nicht, antwortete die statue. einst waren wir ein einziger block aus stein, du und ich. dann kam ein steinmetz und holte uns in seine werkstatt. es war ein sehr besonderer tag - der wichtigste tag in unserem leben. alles sollte anders werden. er betrachtete uns und überlegte, was er aus uns hervorbringen könnte. er wollte 2 statuen machen, wir erschienen ihm wie geschaffen dafür. zunächst teilte er uns in 2 häften. unsere maserung war von wunderschöner ebenmässigkeit. zuerst nahm er dich, mich liess er noch liegen. er legte all seine werkzeuge bereit, um die form, die in unserem inneren war, hervorbringen und sichtbar machen zu können.

er wusste, es würde schmerzhaft für uns werden. so behutsam er konnte setzte er seinen meissel an und machte seinen ersten schlag bei dir. deinen schrei habe ich bis heute in den ohren. der steinmetz setzte ab und sprach beruhigend mit dir. er versuchte dir zu erklären, das er nur deine innere essenz, deine seele freilegen und für alle sichtbar machen wollte, das er nur deine ganze innere schönheit hervorbringen würde - und das er so behutsam und vorsichtig wie nur irgend möglich sein würde.

er machte noch vorsichtiger - was schon fast nicht mehr möglich war - seinen nächsten schlag. wieder schriest und weintest du markerschütternd. wieder beruhigte dich der steinmetz. so ging es eine ganze weile. der steinmetz gab dir sehr viel zeit - viel mehr als allen anderen steinen je zuvor. er liebte dich sehr - wusste er doch, was in dir steckte.

doch es ging nicht. du weintest zu sehr, es brach ihm schier das herz. so legte er dich zur seite, nachdem er unzählige male all seine versuche wieder aufgeben musste. letztlich polierte er nur noch deine seiten, mehr wolltest du nicht ertragen. immerhin solltest du auch im tempel sein - dann war eben nicht mehr als ein bodenstein aus dir zu machen. zwingen wollte und konnte er dich nicht.

dann nahm er mich. oh ja, ich hatte angst. und es tat furchtbar weh. er arbeitete so sanft wie nur irgend möglich - dennoch schmerzte es ungeheuerlich. manchmal stöhnte ich auf. oft wünschte ich nichts mehr, es möge doch endlich zuende sein. doch ich vertraute ihm. langsam, unendlich langsam, so schien es mir, wurden die ersten formen sichtbar. mir stockte der atem, nie hätte ich mir das vorstellen können. und immer weiter schmerzte jeder schlag aufs neue. irgendwann, ich war sicher besinnungslos vor schmerz, war er fertig. ich war nicht mehr ich - nun war ich endlich ich. ich weinte vor glück - er weinte auch. das ergebnis - wie du heute sehen kannst - war noch prächtiger, als er es sich selbst vorgestellt hatte...

ja, das ist der grund. das ist der grund, warum die leute heute achtlos auf dich treten, vor mir jedoch niederknien und mich bewundern. du hast es nicht ausgehalten, dein inneres wesen hervorbringen zu lassen...

frei nacherzählt aus unbekannter quelle
spirit
 
Werbung:
Hallo Spirit

Kompliment für deine schöne Geschichte. Dafür, dass Du sie frei nacherzählt hast, ist sie sehr schön geworden.

Alles Liebe. Gerrit
 
Zurück
Oben