Der Ur-Gott wie ihn die Gnosis beschreibt, möchte die Kraft, die in der Materie gebunden ist, unsere unsterbliche Seele wieder zu sich nehmen. Im Endeffekt heißt das, dass die Menschen allesamt von der Erde weggenommen werden sollen, die ganze Schöpfung nix wert ist, irgendwie. Eine Illusion, Matrix.
Ich finde, dass der Schöpfer-Gott das nicht verdient hat, dass alles zunichte gemacht werden soll. Haben wir nicht durch ihn erst unser Bewusstsein bekommen? Denn ohne ihn, wären wir ein nicht gedachter Gedanke, oder?
Und da komme ich zum eigentlichem Dilemma:
Gibt es einen Gott über dem Schöpfer-Gott? Wer hat Anrecht auf "uns"?
Worauf haben
wir recht? Haben
wir überhaupt auf irgendetwas Anrecht?
Ist das zur Quelle, ins Licht, zurückkehren vielleicht ganz banal das Aufhören unserer Existenz?
Ist es Satan, der Teufel, Luzifer, der uns einen weiteren Gott einreden will?
Sind die Archonten in Wirklichkeit die gefallenen Engel, die Dämonen die mit Luzifer gemeinsame Sache machen u. uns auslöschen wollen? Und nicht - wie in der Gnosis geglaubt - im Auftrag des Schöpfergottes unsere Energie absaugend?
Ein Umdrehen der wirklichen Verhältnisse, Wahrheit mit Lüge vermischend?
Leider kann ich mich nicht so richtig verständlich ausdrücken, mir fehlt es an Rhetorik u. Intellekt um mit diesem Verdacht versierten Usern wie
@ELi7 od. Dir
@Plissken als Thread-Ersteller eine ausgereifte Diskussionsvorlage anzubieten.
Liebe Lele,
um Deine Fragen zu beantworten, ist es notwendig, zunächst einmal einzelne Begriffe zu klären, damit es klar ist, wovon wir reden.
BEGRIFFSKLÄRUNG
Der Ur-Gott – Der Ur-Gott ist das Ursprungswesen, von dem alles stammt. Es gibt über ihn keinen Gott. Er ist ohne Anfang und Ende. Er ist Weisheit, Liebe und Willen ohne Grenzen, um nur einige seiner zahllosen „Eigenschaften“ zu nennen. Er wird
Vater genannt, obwohl man seine Namen nicht kennt. Der Vater ist unerreichbar, obwohl der Geist nach Ihm sucht, weil sein Licht derart immens ist, dass es jedes Wesen, das sich Ihm zu nah befinden würde, vernichten würde. Um dies zu vermeiden, errichtete er den Horos, das ist die ultimative Grenze, die kein Äon überschreiten darf.
Sophia – Sophia ist ein Äon aus der Fülle der Äonen, die der Vater durch Emanation hervorbrachte. Die Äonen sind als Abbild des Vaters mit der Eigenschaft der Zeugungsfähigkeit ausgestattet. In einem Prozess, den wir als Erzeugung durch Gedankenkraft definieren könnten, bringen sie weitere Äonen hervor, die letztlich ihre Kirche [Versammlung] bilden. Vor und nach jeder Hervorbringung loben Sie den Vater und stellen sicher, dass alles, was sie tun, in der Übereinstimmung mit dem Vater und der Kirche, d.h. mit der Versammlung der Äonen, entsteht.
Fall der Sophia – Sophia wollte mehr als das. Sie wollte tiefer ins Geheimnis des Vaters eindringen und tat dies, ohne die Übereinstimmung mit den anderen Äonen zu suchen. Als das passierte, wurde der Horos aktiv. Dieser warf Sophia zurück und festigte anschließend das Pleroma, das ist die Versammlung der Äonen, das nach dem Abfall der Sophia instabil geworden war.
Sophia wurde klar, dass sie gegen die Regeln verstoßen hatte. Sie empfand ein schmerzhaftes Gefühl der Trennung vom Vater und von der Versammlung der Äonen (Pleroma).
Ihre Hervorbringungen spiegelten diesen Zustand der emotionellen Trennung und Ratlosigkeit wider. Sie waren orientierungslos, da sie den Vater nicht sehen konnten. Neid, Machtgier und Hass machten sich breit. Sie fingen an, gegeneinander zu kämpfen, um die Macht an sich zu reißen. Es entstanden zahlreiche Orte der Finsternis: das Chaos.
Reue – Sophia war beim Anblick dessen, was sie anrichtete, entsetzt. Erst dann wurde ihr das ganze Ausmaß ihres Vergehens klar. Sie empfand tiefen Schmerz und Reue. In der Schrift
Pistis Sophia sind die dreizehn Reuegesänge der Pistis Sophia ausführlich geschildert.
Noch dazu befand sie sich in Bedrängnis, da die Mächte, die sie erzeugt hatte, sie pausenlos angriffen, um sie und deren Licht noch tiefer ins Chaos zu ziehen.
Der Heilsplan – Ihre Bitte um Hilfe wurde erhört. Die mit ihr befreundeten Äonen eilten ihr freiwillig zur Hilfe und beschlossen in Übereinstimmung mit dem Vater, einen Heilsplan umzusetzen. Aus dieser Übereinstimmung heraus entstand die Erscheinungsweise des Sohnes (Ur-Gott = Vater; Barbelo = Mutter; Mensch = Sohn) als ein Äon, deren Aufgabe darin bestand, den Heilsplan des Vaters durchzuführen. Ihm wurden vom Pleroma unzählige Kräfte zur Seite gestellt, um ihm als Herr des Alls bei seiner Mission tatkräftig zu helfen. Diese Erscheinungsweise des Ursohns nennen wir Christus und das ist Grund, warum Jesus sich "Menschensohn", d.h. Sohn des Urmenschen, nannte.
Den Heilsplan kurz zu beschreiben ist schwer. Grundsätzlich kann gesagt werden, dass Sophia durch ihre Reue die Möglichkeit erhielt, ihren Fehler zu bereinigen. Sie brachte daher zunächst einmal Ordnung ins Chaos. Sie trennte die Kräfte, die gegeneinander kämpften, in zwei Ordnungen, die der Erinnerung und die der Nachahmung. Die Kräfte der Erinnerung waren vom Pleroma getrennt, ihm aber näher als die der Nachahmung. Sie hießen daher die Rechten. Die anderen hießen die Linken.
In jeder Ordnung wurden von Sophia Archonten eingesetzt, die den Befehl erhielten, ihre jeweiligen Einflußsphären durch geeignete Gesetze und Mächte nicht aus den Fugen geraten zu lassen. Es entstand daher eine komplexe Hierarchie, an deren Spitze der Erste Archont gesetzt wurde. Das ist der Demiurg, auch als Schöpfergott oder Jahweh bekannt.
Der Schöpfergott – Der Schöpfergott glaubte, selbst Gott zu sein, da er keine anderen Götter über sich sah. In Wirklichkeit war und ist er nur ein Instrument der Sophia, um das von ihr angerichtete Chaos zu verwalten. Er ist sozusagen ihre Hand und ihr Mund. Durch ihn verkündet sie ihre Gesetze und ihren Willen, obwohl der Schöpfergott glaubt, es seien seine Gesetze und sein Willen.
Aus diesem Grund sagte Jesus, er sei nicht gekommen „
um das Gesetz und die Propheten aufzuheben! Ich bin nicht gekommen, um aufzuheben, sondern um zu erfüllen.“ (Mt 5,17). Das heißt, das Gesetz des Schöpfergottes ist Teil des Heilsplans und als solches zu respektieren. Aber Jesus (Christus) ist als Menschensohn gekommen, um die Erlösung (Heilung) zu bringen, zu derer Vorbereitung das Gesetz vom Schöpfergott ausgerufen wurde.
Der Schöpfergott glaubt, dass er derjenige ist, den die Menschen verehren sollen. Er weiß aber nicht, dass er ein Instrument des Heilsplans des Vaters ist, damit die Menschen nicht weiter ins Chaos abdriften, während die geistige Komponente der Menschen durch eine höhere Lehre (Gnosis) gerettet werden und zu ihrer geistigen Heimat zurückkehren kann.
Der Mensch – Was ist der Mensch? Der Mensch ist ein gemischtes Wesen. Der Körper des Menschen besteht aus Materie und stellt das letzte und entwickeltste Glied der Schöpfungskette dar. Der Körper beherbergt die Seele, die höher als die Materie ist und aus dem Lebensodem (Ruach) des Schöpfergottes besteht, sowie den Geist, der aus der Sophia stammt und viel höher als Materie und Seele ist.
Diese
drei Komponenten – Körper, Seele und Geist – haben drei verschiedene Bestimmungen:
Geist – nur eine Bestimmung: nach oben in Richtung Urlicht, Pleroma. Nur durch den Geist können wir Gott sowie unsere wahre Bestimmung erkennen.
Seele – zweifache Bestimmung: Gut und Böse. Die Seele ist das Schlachtfeld, in dem zwei gegensätzliche Kräfte einander bekämpfen.
Körper – vielfache Bestimmung: jeder Teil des Körpers ist für verschiedene Instinkte und Genüsse gemäß dem jeweiligen Archonten, der diesen Teil erschuf, empfänglich.
Die Genesis-Erzählung 2, 8-9 soll diesen Zustand des Menschen versinnbildlichen:
„Dann pflanzte Gott, der HERR, in Eden, im Osten, einen Garten und setzte dorthin den Menschen, den er geformt hatte.
Gott, der HERR, ließ aus dem Erdboden allerlei Bäume wachsen, begehrenswert anzusehen und köstlich zu essen, in der Mitte des Gartens aber den Baum des Lebens und den Baum der Erkenntnis von Gut und Böse.“
· Baum des Lebens = Geist
· Baum der Erkenntnis von Gut und Böse = Seele
· allerlei Bäume = Körper
Im nächsten Beitrag sind die Fragen und Antworten, da Beiträge über 1.200 Wörter nicht möglich sind.