Zu 1): Meinst du, würde aus einem größeren Plan heraus, dieses Bild von dir hier beschrieben eine Art Absprache sein? Damit trotzdem bestimmte Erfahrungen gemacht werden können oder im Vergessenem die Möglichkeit des „sich erinnern“ trotzdem gegeben ist, also möglich ist?
Zu 2): Aber wäre das nicht wieder so ein Bild des Dualen? Die eine Seite (Archonten) Schuld, die andere Seite (Mensch) ohnmächtig bis zu dem Zeitpunkt, wo der Mensch wieder sein ganzes Bewusstsein „wieder erlangt“, „sich erinnert“ wer und was er wirklich ist?
Ich meine dann ist der Mensch in einer anderen Handlungsweise, weil er beide Seiten erkennt und das Duale erkennt und weiß, dass es lediglich ein Mittel zum Zweck ist.
Hallo,
ich beantworte gerne Deine Fragen:
Zu 1) Es ist keine Absprache, sondern die Folge eines schwerwiegenden Ereignisses, das in der Gnosis den Namen „Der Fall der Sophia“ hat.
Sophia ist ein Äon des Höchsten Gottes, der sich aus verschiedenen Gründen vom göttlichen Plan entfernte (Näheres dazu im Apokryphon des Johannes). Aus diesem Fall ist ein Wesen,
Jaldabaoth (auch als
Jahweh bekannt), entstanden, der in seiner Unwissenheit glaubt, der wahre Gott zu sein. Er und seine
Archonten halten die Menschen im Unwissen, um sie beherrschen zu können. Durch die
Gnosis (spirituelle Erkenntnis) „erinnert“ sich der Mensch an seinen göttlichen Ursprung, erkennt seine Feinde, nämlich die Archonten, und bekämpft sie. Alle anderen Menschen, die keine Gnosis haben, verharren im kollektiven Trancezustand weiter.
Zu 2) Selbstverständlich gibt es nichts außerhalb Gottes. In diesem Sinne gibt es keinen radikalen Dualismus und keinen Kampf zwischen Gut und Böse als zwischen zwei gleichberechtigen Prinzipien. Es gibt aber sehr wohl einen Dualismus zwischen einer sehr niedrigen Emanation der vollkommenen Urquelle, d.h. dem Demiurgen und dessen Archonten, und einigen Akteuren, die zur „guten“ Seite gehören. Der Mensch, d.h. seine Seele, ist lediglich für die Archonten ein Mittel zum Zweck. Für den Höchsten Gott ist er der verlorene Sohn, der sich entscheiden soll, auf welcher Seite er stehen will, und im Reich des Vaters erwartet wird. Dort wird er sein glänzendes Kleid erhalten und wird für ihn ein großes Fest veranstaltet.