Der Grund für das Leid

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Das Apokryphon des Johannes ist streckenweise brutal ... nichts für zart Besaitete :LOL:
Die im i-net gefundene Übersetzung auf gerd-albrecht punkt de ist demnach grottenschlecht, denn soooo brutal ist es auch wieder nicht. :D

Erklärt recht nüchtern, wie Sophia - die noch junge Weisheit, die beim Allmächtigem war - unerlaubt u. allein durch ihre Gedanken ein geistiges Wesen erschuf, das sich nachher für Gott hielt, weil es sich - da sofort nach seiner Geburt von der Mutter verstossen - ganz allein, weit weg wiederfand u. dachte es gäbe noch nichts ausser ihm.
Die Konsequenzen für Sophia sind unangenehm. Tja, wer "einfach so" rumexperimentiert mit Lichtenergie in Materie umwandeln...

Weitaus brutaler finde ich die Pistis Sophia (bin fast am Ende des 2. Buches angelangt).

Ehrlich gesagt werden dort die unbedachte Schöpfungs-Handlung u. ihre Folgen dermaßen leidvoll beschrieben, dass das lesen zur Qual wird.
 
Zu Deinem Schluss Nr. 1:
Die Frage nach dem Leid hängt mit der Frage, ob es Gott gibt oder nicht, sowie, was Gott überhaupt ist, insoferne zusammen, dass Leid, wie alles, einen Ursprung haben muss. Wenn wir von der Annahme ausgehen, dass Gott dieser Ursprung ist, erhebt sich die Frage, wie hängt Leiden mit Gott zusammen. Das ist das berühmte Problem der Theodizee, mit dem Du Dich vielleicht auseinandersetzen möchtest.

Die gedankliche Annahme, das Leid oder was auch immer, einen Ursprung gehabt haben muss finde ich durchaus nicht so zwangsläufig. Denken kannst Du viel und es mag logisch und folgerichtig erscheinen. Nur, hat das, was wir denken können, tatsächlich einen Bezug zu einer äußeren Realität, oder ist es eine Disziplin für sich? Warum sollen die Dinge einen Ursprung haben müssen? Weil sich in unserem Denken diese Frage stellt und wir entsprechend passende Gedanken dazu finden können? Das es so etwas wie einen Ursprung gibt, ist doch ein Gedanke, nichts weiter. Da würde sich anbieten, über die Natur von Gedanken nachzudenken. Zeigen Gedanken auf etwas, was da draußen wirklich ist, also auf etwas, dass uns gegenüber steht, dass wir wahrnehmen, fassen und mit unseren Gedanken analysieren können oder zeigen sie nur sich selbst, nämlich das, was sie selbst zum Inhalt haben? Sind Gedanken, so logisch sie uns auch erscheinen, in irgendeiner Beziehung zu einer wie auch immer gearteten äußeren Welt oder einer Realität "da draußen", der wir als Beobachter sie betrachtend gegenüberstehen? Bildet das, was wir über die Erscheinungen der Welt denken, diese Welt wirklich ab? Oder sind Gedanken etwas Eigenständiges, für sich stehendes, sich selbst konstituierendes und nach eigenen Regeln ablaufendes?

Zu Deinem Schluss Nr. 2:
Wir wollen in diesem Thread nicht die situative Bedeutung des Gegenstand Leid erörtern/besprechen, sondern dessen Ursachen auf der metaphysischen Ebene: Wie ist Leid überhaupt entstanden? Um diesen Ansatz besser zu verstehen, kannst die Beiträge unter dem o.a. Link lesen.

Die Idee, dass Leid entstanden ist, ist doch auch nur Vorstellung, etwas, das ich denken kann, etwas das sich innerhalb meiner inneren Vorstellungswelt, meines Denkvermögens abspielt. Niemals lässt sich etwas darüber aussagen, was sich jenseits dieser Vorstellungswelt befindet, denn auch das wäre nur Vorstellung, und darum ist es auch unsinnig, eine solche Antwort zu suchen. Darin wurzelt für mich die Schwierigkeit, warum es uns schwer fällt , einen Ursprung oder eine Lösung für die Frage nach dem Leiden zu finden, eben genau in dieser Unmöglichkeit des Instruments "Denken" auf etwas zu zeigen, was sich jenseits davon befindet, also so etwas wie Gott oder Ursprung. Es ist mit dem Denken schlichtweg nicht möglich, über das Denken hinauszugehen, darum nützen auch sogenannte "metaphysische Ebenen" nicht, denn was wir uns als jenseits des Materiellen vorstellen ist wiederum nichts als unser eigenes Phantasieprodukt.
Darum macht es für mich keinen Sinn, das Leiden auf einer metaphysischen Ebene begreifen zu wollen. Da ist nichts, oder anders ausgedrückt, das Metaphysische, das wir suchen, ist bereits das hier.
 
Zuletzt bearbeitet:
Als ich das Thema erstellte, nahm ich mir vor, eine Debatte rund um die Ursachen des Leids zu halten.
Was verstehe ich unter „Leid“?
Der Mensch wird von der Wiege bis zur Bahre von Krankheit, Armut, Ausgrenzung, Trennung, Unzufriedenheit, Entbehrungen, Hass, Lieblosigkeit, Alter und Einsamkeit geplagt. Schließlich stirbt er.
Leid betrifft alle Menschen. Es erhebt sich daher die Frage: was sind die Wurzel des Leids? Wenn Gott existiert, warum muß der Mensch leiden?

Statt über die Wurzeln des Leids sind wir aber oft auf verwandte Aspekte des Leids ausgewichen. Wir haben z.B. das Leid beschrieben oder Ratschläge erteilt, wie man das Leid überwinden kann. Hier eine kleine Nachlese:

Manche empfehlen:
  • das Brandmal mit Würde zu tragen, denn Freude im Herzen vertreibt auch das schlimmste Seelenleid.“
  • „sich eher auf Freude zu fokussieren“
  • „Wirklich helfen kann also nur die Augen für ALLES Leid in der Welt zu öffnen!“
Manche sind von der Frage überhaupt irritiert:
  • „Ihr geht mir allesamt auf den Keks mit eurer Leidenssucht!“
Manche treten sehr selbstbewußt auf:
  • „Ich bin mein eigener Weg, meine eigene Wahrheit und mein eigenes Leben!“
Manche halten es für notwendig, die Religion pauschal zu verprügeln:
  • „Religion glaubt Gnade. Spiritualität an Gerechtigkeit
  • Religion ist Aggressiv & Autoritär. Spiritualität Heiter & Frei“
Ich könnte weitere Beispiele anführen, aber ich finde es sehr amüsant, wie wir Menschen ein Problem aus vielen verschiedenen Perspektiven betrachten können und jederzeit bereit sind, alle möglichen Lösungsansätze aus dem Ärmel zu schütteln.
 
Wenn Gott existiert, warum muß der Mensch leiden?...........................
Und warum müssen Begriffe wie "Gott", "Mensch" und "Leiden" miteinander so eng verknüpft werden?
Dass es "Gott" gibt hat ja erst mal mit dem Menschen nichts zu tun - d. h. für den Menschen schon, für "Gott" kann das aber unerheblicher sein.
"Gott" und ""Leiden" - wo ist da die Verknüpfung? Die muss es in keiner Weise geben.
"Mensch" und "Leiden" - die Verknüpfung ist klar.

Für mich der Mensch in einem evolutionären Prozess. Er ist für mich noch gar nicht viel mehr als ein Tierlein, dass eine neue Art von Bewusstsein erlebt, damit aber noch überhaupt nicht zurecht kommt. Er ist noch auf der Stufe eines Kleinkindes und haut dem Nachbarkind den Schädel wegen eines Sandschäufelchens ein. Und er ist böse auf den Tisch, weil er sich an ihm gestossen hat. Er hat grad ein "ich" gefunden und wird halt so grössenwahnsinnig, wie kleine Kinder das nun mal werden können.
Und er wird reifen .......
 
Was wäre denn, wenn manche Diamanten der Seele erst unter dem Druck des Lebens entstünden?
Meinst Du, wenn man Deinen Gedanken zu Ende führen würde, dass die Opfer des Holocaustes unter dem "Druck des Lebens" zu "Diamanten der Seele" geworden sind?
Und umgekehrt: Wenn man nicht zu einem Opfer grausamer Verbrechen ist, hat man keine Chance, zu einem "Diamanten der Seele" zu werden?
 
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Meinst Du, wenn man Deinen Gedanken zu Ende führen würde, dass die Opfer des Holocaustes unter dem "Druck des Lebens" zu "Diamanten der Seele" geworden sind?
Und umgekehrt: Wenn man nicht zu einem Opfer grausamer Verbrechen ist, hat man keine Chance, zu einem "Diamanten der Seele" zu werden?

Hm. Ich weiss nicht, ob man das so verallgemeinern kann.

Ich weiss bloss, dass einige meiner eigenen „Diamanten“ durch Druck entstanden sind. Ich wäre nicht, wer ich bin, wenn ich nicht mein Leben gelebt hätte. Ob dies eher gut ist oder doch eher eine Plage ist eine Frage der Perspektive.

Der Umkehrschluss fühlt sich seltsam an. Nicht stimmig für mich.
 
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