Der Grund für das Leid

Inwiefern könnte die Fähigkeit, über die eigene Existenz nachzudenken, zu Besitz führen?
Müsste da nicht auch die Fähigkeit, sich etwas Zukünftiges vorzustellen, hinzukommen?
Oder ist das für dich dasselbe?

Sich etwas Zukünftiges vorzustellen, kann damit in Verbindung stehen. Schließlich spielt unsere Existenz darin auch eine Rolle. Besitz muss auch nicht zwangsläufig zu Leid führen, oder umgekehrt zu Freude. Leid gehört zum Leben dazu, genauso wie Freude. Ich finde man muss es akzeptieren können.
 
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Sich etwas Zukünftiges vorzustellen, kann damit in Verbindung stehen. Schließlich spielt unsere Existenz darin auch eine Rolle. Besitz muss auch nicht zwangsläufig zu Leid führen, oder umgekehrt zu Freude. Leid gehört zum Leben dazu, genauso wie Freude. Ich finde man muss es akzeptieren können.

Seh ich ähnlich, nur in Bezug auf das Zukünftige bin ich mir nicht sicher.
Das muss ja jedes Lebewesen zumindest ein bisschen können, denn sonst könnte es oft nicht angemessen auf alle möglichen Herausforderungen reagieren.
Mensch kann sich ja auch merken, wo man in welcher Jahreszeit am besten durchkommt, ohne sesshaft zu werden.
(Zugtiere tun das sowieso.)
Ok, Nomadentum gibt es heute nur noch selten, die Besitzenden haben zuwenig Platz übrig gelassen...
 
Diese These der Reifung befindet sich in vielen esoterischen Narrativen und soll in meinen Augen die Existenz von Leid auf der Welt rechtfertigen.
dieses "Narrativ"-wirklich gut gewähltes Wort! ;)- der Rechtfertigung gibt es, damit hast du recht. Allerdings spielt ein anderes Narrativ darauf hin, dass der Weg durch die Finsternis selbsterschaffen ist, indem man Geistiges und Materielles trennt und eines über das andere stellt. Somit entsteht das Leid, denn jedes Ungleichgewicht führt dazu.

Welche Reifung hat der Mensch erfahren und wer ist konkret reifer geworden, als 6 Millionen Juden von Nazis ermordet wurden? Die Nazis? Die Juden? Die Außenstehenden?
nun ja, um dies nun direkt auf die Weltgeschichte zu beziehen, bin ich historisch und politisch nicht ausreichend bewandert. Aber durch diese Katastrophe wurde sicherlich ein Bewusstsein geschaffen, welches niemals vergessen werden wird. Ohne Auswirkungen ist das nicht geblieben. Denn viele politische Entscheidungen wurden anschliessend und werden immer noch auf Angst vor Wiederholung dieses Szenarios getroffen. Die Frage nun, wie kommt man aus der Spirale heraus. Was uns direkt wieder zum Thema Leid und zu der Frage zurückbringt, die ich noch diskutieren wollte.
Und dafür würde ich folgendes Zitat einbringen:

@downsize
Karma ist Ursache und Wirkung um uns zu erinnern wer wir sind.
In vielen fernöstlichen Religionen (Buddhismus, Jainismus oder Hinduismus) gibt es ein ewigen Kreislauf von Werden und Vergehen, das Rad des Lebens. Dieser ist eng verbunden mit dem Karma, denn dieses bestimmt, ob man aus diesem ewigen Rad heraustritt oder darin gefangen bleibt.
Nun handelt es sich dabei um ein erdachtes Konzept der Selbstentschuldigung augenblicklich etwas zu ändern oder zuerst zu überlegen, bevor man etwas tut oder direkt dazu zu stehen, was man tut. Man ersucht sich eine Erettung des Seelenheils durch eine Verschiebung der Verantwortung in das nächste Leben oder in einen Ausgleich durch äußere Umstände. Denn wenn man 10 Rosenkränze betet, wird man von seinem Leid erlöst. Oder wenn man jemanden schlägt, dann wird man selbst geschlagen. Dann ist eine erdachte Gerechtigkeit hergestellt und die individuelle Seele ist erstmal vom Hardern kurzzeitig befreit.

Das würde sich gut mit dem Ansatz der Gnostiker decken:

Wessen Sklaven sind wir denn oder sollen diese sein, wenn nicht unsere eigenen. Wir tragen alle jeder Einzelne die volle und ausschließliche Verantwortung für all den Mist hier und sollten und dürfen uns "nicht" aus der Verantwortung ziehen!!!

Der Gedanke der Verantwortung ist auch falsch. Der Mensch trägt keine Verantwortung für die Übel dieser Welt. Es gibt keine Erbsünde oder eine Strafe, die der Mensch absitzen muss. Wir müssen nur die Augen aufmachen und erkennen, dass wir es nicht verdienen, wie Sklaven unseres Schicksals in der materiellen Welt zu leben. Die Tür steht offen, aber die Sklaven wollen das Gefängnis nicht verlassen, weil sie nicht wissen, dass sie Sklaven sind, und sich an die Sklaverei bereits gewöhnt haben.


Im gnostischen Denksystem braucht der Lichtmensch, d.h. der Geist, keine Reifung. Er ist bereits vollkommen, weil er nicht von dieser Welt ist. Er ist im Exil auf dieser Welt und will nur zurück zu seiner Heimat.
ok, vielen Dank. Das Konzept verstehe ich nun durch diese Aussage um einiges besser.
Wo ist diese Heimat? Wie kann er dort hin zurückkehren und wie mit dem erkannten selbsterschaffenen Leid umgehen? Sollte man Platons Höhlengleichnis heranziehen?
 
Dann erklär 's ihnen doch.
Oder sprich nur da darüber, wo 's nur Kundige gibt.
Das ist zu umfangreich und zu komplex. Kundige gibt es in diesem Forum nur ganz wenige. Die haben aber auch nur eine oberflächliche Kenntnis der Gnosis. In den USA ist das Phänomen viel verbreiter als in Europa. Aber die meisten verstehen unter Gnosis auch nur die Matrix-Trilogie :D

Das Problem ist aber doch, dass auch ein System wie die Gnosis voraussetzt, dass man bestimmte Vorgaben einfach glaubt - zB dass es da reale Wesen gibt, wie die Sophia.
Aber im Prinzip ist das doch völlig nebensächlich, man muss doch nicht an bestimmte Wesenheiten glauben, um Gesetzmäßigkeiten und vor allem sich selber zu erkennen.
Es geht um viel mehr als nur um die Sophia. Aber es stimmt: Niemand kann beweisen, dass es diese Wesenheiten gibt. Nur: Transzendentale Wesenheiten, deren Existenz sich beweißen ließe, wären nicht mehr transzendental. Irgendwie muß man sich selbst "transzendieren" ;)
 
Das ist zu umfangreich und zu komplex.

Na gut, das ist ja bei der Astrologie auch nicht anders... seufz...

Kundige gibt es in diesem Forum nur ganz wenige. Die haben aber auch nur eine oberflächliche Kenntnis der Gnosis. In den USA ist das Phänomen viel verbreiter als in Europa. Aber die meisten verstehen unter Gnosis auch nur die Matrix-Trilogie :D

Ja, ist individuell sehr unterschiedlich, ob und wie tief jemand wo einsteigt.

Es geht um viel mehr als nur um die Sophia. Aber es stimmt: Niemand kann beweisen, dass es diese Wesenheiten gibt. Nur: Transzendentale Wesenheiten, deren Existenz sich beweißen ließe, wären nicht mehr transzendental. Irgendwie muß man sich selbst "transzendieren" ;)


Mir erschließt sich aber nicht, wieso man auf transzendentale Wesenheiten aus einer weit zurückliegenden Vergangenheit zurückgreifen muss.
Selbst, wenn es sie gibt, haben sie sich vielleicht schon längst weiterentwickelt und sind für uns nicht mehr erreichbar.
Es gibt doch zu jeder Zeit und auch heute viele frische und auch zeitgemäße Quellen, was deshalb von Vorteil ist, weil die eben auch Bilder und Gleichnisse verwenden, die wir heute auf Anhieb verstehen.
 
Mir erschließt sich aber nicht, wieso man auf transzendentale Wesenheiten aus einer weit zurückliegenden Vergangenheit zurückgreifen muss.
Selbst, wenn es sie gibt, haben sie sich vielleicht schon längst weiterentwickelt und sind für uns nicht mehr erreichbar.
Es gibt doch zu jeder Zeit und auch heute viele frische und auch zeitgemäße Quellen, was deshalb von Vorteil ist, weil die eben auch Bilder und Gleichnisse verwenden, die wir heute auf Anhieb verstehen.
Diese transzendentalen Wesenheiten sind ewig. Wie der Name selbst sagt, transzendieren sie die Zeit. Wir Menschen brauchen Begriffe wie Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, um die Zeit zu trennen. Sie nicht. Aus demselben Grund entwickeln sie sich nicht weiter. Sie sind bereits vollkommen. Was sollen sie noch weiterentwickeln? Vielleicht mußt Du dich mit Platon und seiner Ideenlehre auseinandersetzen. Hier findest Du sein Höhlengleichnis.
 
Diese transzendentalen Wesenheiten sind ewig. Wie der Name selbst sagt, transzendieren sie die Zeit. Wir Menschen brauchen Begriffe wie Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, um die Zeit zu trennen. Sie nicht. Aus demselben Grund entwickeln sie sich nicht weiter. Sie sind bereits vollkommen. Was sollen sie noch weiterentwickeln? Vielleicht mußt Du dich mit Platon und seiner Ideenlehre auseinandersetzen. Hier findest Du sein Höhlengleichnis.

Platon hab ich schon mit 18 gelesen. ;)

Und klar, die Seele ist immer volkommen - auch ein Baby ist schon vollkommen.
Aber trotzdem bleiben wir ja nicht stehen, sondern wachsen und entwickeln uns immer weiter.
Wie oben, so unten.
Ich hab viele Durchgaben und auch Berichte von Rückgeführten, aus denen klar ersichtlich ist, dass Entwicklung nicht aufhört.

Hast du eigentlich mal die Bücher von Michael Newton gelesen?
 
Mein Problem ist, dass ich mit Leuten diskutiere, die nichts von der Gnosis wissen. Denn, wenn sie wüssten, würden sie nicht solche Fragen stellen. :rolleyes:
Selber schuld ...
Macht nichts, denn das Wissen der Gnostiker soll ja geheim sein (apokryph [z. B. Apokryphen des Johannes]). Wenn es jeder wüsste, wäre es auch nicht mehr geheim. Ich denke also, dass die Schuld weniger bei den Unwissenden liegt, sondern eher bei den Wissenden:

Lukas 11[52] Wehe euch Schriftgelehrten, denn ihr habt den Schlüssel der Erkenntnis weggenommen. Ihr kommt nicht hinein und verwehrt es denen, die hineinwollen. :D

Unabhängig davon bin ich der Überzeugung, dass der Mensch nur in gewissen Grenzen lernfähig ist. Genauer gesagt beschränkt es sich auf die Dauer seines Dasein. Er lernt also nichts aus dem Geschehen vor seiner Geburt und plant auch nicht wirklich etwas Weitreichendes, das über sein Dasein hinausreicht.

Deshalb lernen wir auch nichts aus dem Schrecken unzähliger Kriege und verdanken uns selbst, eine Welt, wie sie augenblicklich ist. Irgendwie erinnert mich das an die Lemminge, die sich auch sehenden Auges mit ihren Artgenossen in den Tod stürzen.


Merlin
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denn das Wissen der Gnostiker soll ja geheim sein (apokryph [z. B. Apokryphen des Johannes]). Wenn es jeder wüsste, wäre es auch nicht mehr geheim. Ich denke also, dass die Schuld weniger bei den Unwissenden liegt, sondern eher bei den Wissenden:

Lukas 11[52] Wehe euch Schriftgelehrten, denn ihr habt den Schlüssel der Erkenntnis weggenommen. Ihr kommt nicht hinein und verwehrt es denen, die hineinwollen. :D


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Das Apokryphon gibt es frei zugänglich im Netz. Dort kann man es lesen. Erkenntnisse werden eher subjektiv erkannt oder erfahren, also nicht einfach durch Lesen. Erkenntnisse werden daher nicht vorenthalten, sondern sie schützen sich sozusagen selbst vor Mißbrauch durch einen Mechanismus, indem sie sich oft etwas im Wortgewand einhüllen. Dieser Mechanismus mag beim einen zur Meinung führen, dass der Mensch nur in gewissen Grenzen lernfähig ist und beim anderen zur Meinung, dass die Geheimnisse von Wissenden nicht weitergegeben werden wollen.
Es ist so, dass man beispielsweise einem vollen Kelch nichts eingießen kann, auch so, dass man einer roten Flüssigkeit im Kelch keine gelbe hinzugießen kann, denn sonst entstehen Mischungen, die Erkenntnis verfärben.
Erkenntnisse sind überall findbar, auch im Anblick eines Steins. Die Perspektive, das Bewusstsein und vor allem die Bereitschaft, etwas aufzunehmen, sind entscheidend.
 
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Das Apokryphon gibt es frei zugänglich im Netz. Dort kann man es lesen. Erkenntnisse werden eher subjektiv erkannt oder erfahren, also nicht einfach durch Lesen. Erkenntnisse werden daher nicht vorenthalten, sondern sie schützen sich sozusagen selbst vor Mißbrauch durch einen Mechanismus, indem sie sich oft etwas im Wortgewand einhüllen. Dieser Mechanismus mag beim einen zur Meinung führen, dass der Mensch nur in gewissen Grenzen lernfähig ist und beim anderen zur Meinung, dass die Geheimnisse von Wissenden nicht weitergegeben werden wollen.
Es ist so, dass man beispielsweise einem vollen Kelch nichts eingießen kann, auch so, dass man einer roten Flüssigkeit im Kelch keine gelbe hinzugießen kann, denn sonst entstehen Mischungen, die Erkenntnis verfärben.
Erkenntnisse sind überall findbar, auch im Anblick eines Steins. Die Perspektive, das Bewusstsein und vor allem die Bereitschaft, etwas aufzunehmen, sind entscheidend.
Hallo Dowbsize,

Luther hatte einmal zur Offenbarung geschrieben: „Mein Geist kann sich in dieses Buch nicht schicken.“ Ja
und so geht es mir auch mit dem gesamten gnostizistischen Weltbild. Diese Lehre erfüllt nicht meine Ansprüche, an denen ich sie messe.


Merlin
 
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