Diese These der Reifung befindet sich in vielen esoterischen Narrativen und soll in meinen Augen die Existenz von Leid auf der Welt rechtfertigen.
dieses "Narrativ"-wirklich gut gewähltes Wort!

- der Rechtfertigung gibt es, damit hast du recht. Allerdings spielt ein anderes Narrativ darauf hin, dass der Weg durch die Finsternis selbsterschaffen ist, indem man Geistiges und Materielles trennt und eines über das andere stellt. Somit entsteht das Leid, denn jedes Ungleichgewicht führt dazu.
Welche Reifung hat der Mensch erfahren und wer ist konkret reifer geworden, als 6 Millionen Juden von Nazis ermordet wurden? Die Nazis? Die Juden? Die Außenstehenden?
nun ja, um dies nun direkt auf die Weltgeschichte zu beziehen, bin ich historisch und politisch nicht ausreichend bewandert. Aber durch diese Katastrophe wurde sicherlich ein Bewusstsein geschaffen, welches niemals vergessen werden wird. Ohne Auswirkungen ist das nicht geblieben. Denn viele politische Entscheidungen wurden anschliessend und werden immer noch auf Angst vor Wiederholung dieses Szenarios getroffen. Die Frage nun, wie kommt man aus der Spirale heraus. Was uns direkt wieder zum Thema Leid und zu der Frage zurückbringt, die ich noch diskutieren wollte.
Und dafür würde ich folgendes Zitat einbringen:
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Karma ist Ursache und Wirkung um uns zu erinnern wer wir sind.
In vielen fernöstlichen Religionen (Buddhismus, Jainismus oder Hinduismus) gibt es ein ewigen Kreislauf von Werden und Vergehen, das Rad des Lebens. Dieser ist eng verbunden mit dem Karma, denn dieses bestimmt, ob man aus diesem ewigen Rad heraustritt oder darin gefangen bleibt.
Nun handelt es sich dabei um ein erdachtes Konzept der Selbstentschuldigung augenblicklich etwas zu ändern oder zuerst zu überlegen, bevor man etwas tut oder direkt dazu zu stehen, was man tut. Man ersucht sich eine Erettung des Seelenheils durch eine Verschiebung der Verantwortung in das nächste Leben oder in einen Ausgleich durch äußere Umstände. Denn wenn man 10 Rosenkränze betet, wird man von seinem Leid erlöst. Oder wenn man jemanden schlägt, dann wird man selbst geschlagen. Dann ist eine erdachte Gerechtigkeit hergestellt und die individuelle Seele ist erstmal vom Hardern kurzzeitig befreit.
Das würde sich gut mit dem Ansatz der Gnostiker decken:
Wessen Sklaven sind wir denn oder sollen diese sein, wenn nicht unsere eigenen. Wir tragen alle jeder Einzelne die volle und ausschließliche Verantwortung für all den Mist hier und sollten und dürfen uns "nicht" aus der Verantwortung ziehen!!!
Der Gedanke der Verantwortung ist auch falsch. Der Mensch trägt keine Verantwortung für die Übel dieser Welt. Es gibt keine Erbsünde oder eine Strafe, die der Mensch absitzen muss. Wir müssen nur die Augen aufmachen und erkennen, dass wir es nicht verdienen, wie Sklaven unseres Schicksals in der materiellen Welt zu leben. Die Tür steht offen, aber die Sklaven wollen das Gefängnis nicht verlassen, weil sie nicht wissen, dass sie Sklaven sind, und sich an die Sklaverei bereits gewöhnt haben.
Im gnostischen Denksystem braucht der Lichtmensch, d.h. der Geist, keine Reifung. Er ist bereits vollkommen, weil er nicht von dieser Welt ist. Er ist im Exil auf dieser Welt und will nur zurück zu seiner Heimat.
ok, vielen Dank. Das Konzept verstehe ich nun durch diese Aussage um einiges besser.
Wo ist diese Heimat? Wie kann er dort hin zurückkehren und wie mit dem erkannten selbsterschaffenen Leid umgehen? Sollte man Platons Höhlengleichnis heranziehen?