Hallo Suena,
keine Sorge, ich zumindest sehe dich ganz sicher nicht als Zombie.

Ich finde es super, wie offen du hier darüber schreibst.
Macht es eigentlich einiges leichter für dich oder belastet es dich zu sehr, dich sozusagen anpassen zu müssen/wollen,
also etwas zu schauspielern, was nicht da ist?
lieben Gruß
Birgit
Das kommt darauf an, im Normalfall ist es ganz einfach "normal" für mich, dass ich zu gewissen Themen, wo andere drauf anspringen, nichts spüre. Fast immer sind das Themen, die ich früher selbst mal in Arbeit hatte und irgendwann waren sie verstanden von mir. Und wenn ich was verstanden habe, gibts irgendwie nichts mehr zu fühlen dabei.
Manchmal ist es mir peinlich. Du musst Dir das so vorstellen, da kommt (jetzt als neutrales Beispiel) Deine Nachbarin und regt sich total auf über etwas. Und Du kennst das Etwas, das war irgendwann mal Thema für Dich, aber es interessiert Dich einfach nicht mehr so, als dass Du Dich drüber aufregen könntest. Und dann, um höflich zu sein, sagst Du empört: Na, sowas, also wirklich....und die Nachbarin ist zufrieden und geht.
Und sonst? Ich hatte schon heftige Emotionen, natürlich (und wie gesagt, beim Kinderthema sind sie definitiv da), aber das meiste, was mich mal belastet hatte, hab ich verstanden in irgendeiner Art und Weise. Und dann löst sich das alles irgendwie auf. Ist schwer zu beschreiben, aber manche Sachen seh ich dann einfach neutral.
Ich hab immer nur Probleme gehabt mit den Dingen bzw. Ereignissen, die ich nicht verstehen konnte. Wenn ich begriffen hatte, warum wer wie gehandelt hatte, war da auch keine Emotion mehr. Das fühlte sich dann eben "neutral" an.
Bei mir ist das gekoppelt, Verstand und Emotion hat da eine Wechselwirkung. Wo kein Problem mehr da ist, hab ich auch keine Emotion dazu. Und das Problem ist weg, wenn ichs begriffen habe.
mara schrieb:
ch kenn das auch - aber hinterher - Jahre später als es sich dann langsam löste, wußte ich: Ich hatte einen (emotionalen) Schock ... das kann gerade bei solchen Dingen, wie du sie beschreibst, sehr leicht passieren - ein so tiefer Vertrauensbruch - Verlobter und Freundin - da tillen die Gefühle sozusagen - das System bricht zusammen und zurück bleibt "nix" ... das kommt viel viel später, ganz langsam erst wieder zum Vorschein - wenn du genug Abstand hast dazu ... jedenfalls war das bei mir so.
Warum sollte es dir emotional oder gefühlsmäßig egal sein, wenn deine Freundin und dein Freund dich betrügen ? Wolltest du die Verlobung eh auflösen, oder ?
Ich weiß es nicht, ich kann Dir noch ziemlich genau beschreiben, was mir damals alles durch den Kopf ging. Zuerst löste ich das Rätsel, weil ich das Gefühl hatte, meine Freundin bricht gleich in Tränen aus. Es war umsonst, denn sie stand dann wortlos auf und ging.
Und als ich das Rätsel fertig hatte, begann ich nachzudenken. Mir fielen Filme ein mit der Gina Lollobrigida, Szenen, in denen sie wütend und mit quietschenden Reifen davonfuhr. Ich dachte, so was sei jetzt vielleicht angebracht, aber ich war zu Fuß da.
Und ich dachte drüber nach, warum ich das nicht bemerkt hatte und warum er das getan hatte. Was bei uns verkehrt lief, was ich jetzt für Konsequenzen ziehen müsste, ob ich jetzt überhaupt Konsequenzen ziehen müsste? Was macht "man" da?
Meine Freundin tat mir leid, sie hatte nie gelernt, Nein zu sagen, wurde immer gedrückt von ihren Eltern, beschimpft, und wenn jemand "nett" zu ihr war, sagte sie ja. Und danach war sie nichts mehr wert für denjenigen, wurde sogar oft beschimpft. Sie litt darunter, aber sie fand keinen Weg, das anders zu handhaben. Sie war so, ich hatte sie als Freundin und ich wusste, dass sie so war.
Und mein Verlobter war noch jung, genauso wie ich - er wollte sich auf der einen Seite nix entgehen lassen, auf der anderen Seite mich nicht aufgeben, weil ich ihm doch viel bedeutete.
Und so überlegte ich halt, was man da tun kann. Alle Beteiligten waren da irgendwie "arm". War eine blöde Situation, im Grunde genommen.
Das waren so alles meine Gedanken damals. Und ich war auch irgendwie irritiert, weil ich mir immer gedacht hatte, wenn mir sowas passiert, wäre das schlimm. Aber dann passierte es und es fühlte sich nicht schlimm an. Sondern nur irgendwie eher irritiert und ratlos.
Später hatte ich dann ein Gespräch mit ihm, er versuchte zu erklären, warum das passiert war (von meiner Freundin wusste ich ja eh, warum sie das tat) und ich dachte zwar anders, aber irgendwie...ich versuchte mich reinzuversetzen, wie das für ihn sein muss. Funktionierte nicht besonders gut, aber ich bekam doch eine Ahnung, was da los war. Und dann war es irgendwie ok alles, hatte nicht mehr soviel Bedeutung, war nicht mehr wichtig.
Liebe Grüße
Suena