Den Partner "richtig" sehen - geht das überhaupt?

Hallo Felice!

Es gibt so vieles, was dazu kommt, was man in ein paar Sätzen nicht erklären kann...

Drogenkonsum haben nichts mit Elternanteilen zu tun. Aber mit "gegen sich selbst sein oder sich selbst Schaden zufügen wollen". Es hat auch was mit "endlich Macht über mich selbst haben" zu tun. Kindheitserfahrungen.

Danke für den netten Kerl. Aber eigentlich findest Du mich doch garnicht nett, denn ich halte Dir hier grade was unter die Nase, was Du gar nicht hören willst *g* Nicht bös' gemeint...

Ich sag Dir was: Vor vier Jahren habe ich über meinen Stiefvater gesagt, er ist ein total netter Kerl, er nimmt sich Zeit für mich, er hört mir zu, er unterstützt mich, er findet mich Klasse. Klar hat er sich Zeit genommen. Weil meine Mutter mir nicht zuhören wollte. Irgendjemand musste den Job ja machen. Lust hatte er nicht. Er hört mir auch nicht gerne zu denn ich zeige ihm, dass man das Leben auch nach den eigenen Sehnsüchten gestalten kann. Er tut das nicht. Er wollte mich nicht. Er wollte meine Mutter. Er hat den Job gemacht weil sie sich gedrückt hat. Aber seine Unzufriedenheit hat er an mir ausgelassen. Trotz allem hat er Verantwortung für mich übernommen, was mein Vater nicht getan hat. Ich bin dankbar für das, was er tat. Aber ich habe lange nur das sehen wollen, was er scheinbar gutes getan hat. Ich habe es mir so gedreht wie es mir passte. Doch meine Tränen liefen nicht nur einmal, als ich mir die anderen Dinge eingestehen musste. Es war nicht leicht. Doch es hat vieles geklärt. Und es ist gut so...

Lieben Gruß
Andreas


Hallo Andreas!


Du hälst mir nichts unter die Nase.....denn zu einem Teil kenn ich das was du schreibst. Spüre es ja am eigenen Leib.... ;)

Denke nur, dass es ein zu komplexes Thema ist.....in vielem hast du Recht.

Klar eignen wir uns vieles durch unsere Kindheit an.....alleine als Selbstschutzmechanismus.....um gut durch unsere Kindheit zu kommen. Und später, als Erwachsene, haben wir es so verinnerlicht, dass wir Mühe haben, es abzulegen..... Ja ja, das kenne auch ich.....denke, es geht uns allen so....

Ich trage Teile meiner Eltern in mir, das stimmt.....aber habe mittlerweilen selbst enschieden, welche Teile das sind....weil ich eine gewisse Stärke in mir trage...... Ja ja..... ;)

Negative Erfahrungen: Da habe ich nichts angenommen, was anderen schaden könnte....alleine aus dem Grund, weil ich ja weiss, wie schrecklich es ist..... Ich habe Kinder und würde ihnen nie antun, was ich zum Teil erlebt habe....

Mir wurde als Kind zuwenig Liebe gegeben......das habe ich durch meine Art, oft kalt zu wirken, erfahren.....

Ich sagte meiner Tochter, die heute 21. Jahre alt ist, dass es mir so leid tut, dass ich ihr zuwenig gezeigt habe, dass ich sie liebe.......ich habe es nie bemerkt, weil auch ich nicht die Liebe bekommen habe, die ich gebraucht hätte......habe es meinen Eltern schon vor Jahren verziehen, denn auch sie konnten nicht anders......

Ich bin mit meinen Eltern schon lange im Reinen und mir ist bewusst, dass sie mich nie absichtlich verletzt haben.... Es war ihnen nicht anders möglich....dessen bin ich mir schon lange bewusst. War eines meiner ersten Prozesse, nach dem ich verstanden habe....

Meine Tochter schaute mich groß an und meinte, wie ich das jetzt meine? Sie empfindet das nicht so......sie konnte mir ganz schnell einige Erlebnisse nennen, wo ich ihr gefühlsmäßig vermittelt habe, dass ich sie liebe....und auch gesagt habe ich es ihr sehr oft....woran ich mich nicht mehr erinnern konnte....

Ist das nicht komisch? Ich dachte, ich habe so wie meine Eltern, meinen Kindern die Liebe zuwenig gegeben.....und mein Kind widerspricht mir......

Was ich damit sagen möchte? Nicht alles ist so wie es scheint..... Ich habe als Mutter immer mein Bestes gegeben, so wie meine Eltern auch bei mir..... Darum kann ich ihnen nicht böse sein, denn sie wussten es nicht besser....

Dazu sagen möchte ich, dass ich niemals körperlich gezüchtigt wurde.....sie mir nie absichtlich wehgetan haben.....aber ich fühlte mich oft zu wenig geliebt, dachte, ich sei ihnen nicht wichtig genug..... Der Grund: Sie waren bei mir ziemlich locker, lassten mich schon ziemlich früh machen, was ich wollte.... Ich war das dritte von vier Kindern...... Und ich fühlte mich oft nicht ernst genommen, wenn ich Probleme hatte......es wurde nie richtig auf mich eingegangen....so empfand ich das..... als im Stich lassen......

Und weisst du, warum ich merke, dass ich ihnen verziehen habe? Weil ich das schreiben kann, ohne Emotionen zu empfinden.....früher, wenn ich daran gedacht habe, musste ich weinen......fürchterlich weinen....

Wir sind alles Menschen und haben Fehler......als Kind bin ich ausgeliefert.....aber als erwachsener Mensch muss ich mein Leben selbst in die Hand nehmen....ich kann mich nicht immer auf das, was mir alles passiert ist, berufen.....ich entscheide selbst, wie ich mein Leben lebe.....

Es hilft mir zwar zu verstehen, warum ich in bestimmten Situationen reagiere, wie ich reagiere....aber ich darf nicht mein Leben damit verbringen, es damit rechtzufertigen.....und darum habe ich auch ein wenig Probleme....alles auf meine Kindheit, meine Eltern abzuwälzen..... irgendwann muss man Eigenverantwortung übernehmen.....wenn man glücklich sein möchte.....

Wir können auch negativ Erlebtes als positiv annehmen, weil wir daraus lernen und es uns zu dem macht, was wir sind...... ;)

lg Felice

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Danke für den netten Kerl. Aber eigentlich findest Du mich doch garnicht nett, denn ich halte Dir hier grade was unter die Nase, was Du gar nicht hören willst *g* Nicht bös' gemeint...


Ps.: Du liegst mir, weil du immer mit Respekt schreibst.....weil du dir viel Zeit nimmst und ich merke, dass es dir wichtig ist, Menschen zu helfen, soweit es in deiner Macht steht, da muss ich nicht immer einer Meinung mit dir sein......und bei eigentlich gibt es immer ein aber....... :kiss4:
 
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Hi Felice.

Das kenn ich auch und dann macht man alles "besser" bei den eigenen Kids und was kommt dabei raus ? Dasselbe ... nur in die andere Richtung.

Ein Kind wächst wieder nicht frei auf, sondern unter den Projektionen der Erwachsenen - egal von wo der Wind weht - er weht halt ... ich meine - du projezierst immer, solange du versuchst etwas anders zu machen ... ;) - was sollte sonst Projektion SEIN ? :D

Was du an deinen Eltern gut fands - dann übernimmst du doch kritikfrei - da brauch es keine Projektion mehr. Ich denke aber auch, dass es auch andere Möglichkeiten gibt. Irgendwann sind wir vll. an einem Punkt angekommen, wo wir woanders hinschauen und uns selbst anfangen was zu suchen, was in uns auf Resonanz stößt - so ist es bei mir oft - das Umsetzen ist dann sehr schwer, weil die Vorlagen fehlen ...

Es gibt schon Eigenes - davon bin ich auch überzeugt. :)
 
Hi Felice.

Das kenn ich auch und dann macht man alles "besser" bei den eigenen Kids und was kommt dabei raus ? Dasselbe ... nur in die andere Richtung.

Ein Kind wächst wieder nicht frei auf, sondern unter den Projektionen der Erwachsenen - egal von wo der Wind weht - er weht halt ... ich meine - du projezierst immer, solange du versuchst etwas anders zu machen ... ;) - was sollte sonst Projektion SEIN ? :D

Was du an deinen Eltern gut fands - dann übernimmst du doch kritikfrei - da brauch es keine Projektion mehr. Ich denke aber auch, dass es auch andere Möglichkeiten gibt. Irgendwann sind wir vll. an einem Punkt angekommen, wo wir woanders hinschauen und uns selbst anfangen was zu suchen, was in uns auf Resonanz stößt - so ist es bei mir oft - das Umsetzen ist dann sehr schwer, weil die Vorlagen fehlen ...

Es gibt schon Eigenes - davon bin ich auch überzeugt. :)


Hallo Mara........

Da noch kein Meister vom Himmel gefallen ist, kann man oft nur so reagieren, wie man reagiert..... Und das ist gut so. ;)

Ich mache mir keine Vorwürfe mehr, was ich nicht alles falsch machen kann.....das hat lange genug mein Leben bestimmt. Jetzt bin ich bald 40 und es ist Zeit, es anzunehmen..... Tolles Gefühl, das zu schreiben. ;)

Und klar gibt es eigenes......ich war immer ein Sturkopf......bin immer meinen Weg gegangen....oft angeeckt.....aber egal, weiter.....wenn ich mir was einbilde, dann gehe ich meinen Weg....

Solange wir den Menschen, ich sage bewusst den Menschen......nicht absichtlich schaden....niemandem absichtlich weh tun......und uns in den Spiegel schauen können, haben wir es für uns richtig gemacht.

Und wichtig ist es, auch für Fehler geradezustehen....ich konnte auch zu meinen Kindern immer schon "Enschuldigung" sagen, wenn ich im Nachhinein gemerkt habe, dass ich nicht meinen Kindern gerecht reagiert habe.....

Ich liebe meine Kinder und bin immer für sie da.....ich stehe zu 100% hinter ihnen und sie wissen es......mehr steht nicht in meiner Macht.....ihren Weg müssen auch sie finden, so wie ich meinen gefunden habe.....Und auch wenn er für mich nicht immer der richtige Weg ist, muss ich ihn annehmen, weil ich meine Kinder zu 100 % annehme..... (Ausnahmen wären natürlich für mich nichtakzeptable Wege....auf die ich nicht genau eingehen möchte, Grenzen haben wir alle)


lg Felice
 
Hi Felice ...

klar - da ist wohl einiges dran - ich sehe jetzt nur nicht den Zusammenhang zu meinem Text und den Projektionen, denn darauf bezog sich mein Post ja ...

Was das Entschuldigen angeht - ja okay - aber wirklich wichtig ist mir, mein Handeln dann auch zu ändern - Lösungen zu finden, die wir gemeinsam finden, so dass wir auch gemeinsam damit glücklich sind ... das ist zum Beispiel bei mir so eine neue Verhaltensweise, die ich überhaupt nicht kenne. Ich schaue zum Teil bei anderen, die das so handhaben ab oder frage da nach oder ich probiere halt aus und nehme Fehler und Irrtümer dann von vornherein in Kauf ...

Ohne Projektionen - das ist für mich so ein bissi, als wenn man vom asphaltierten Weg abbiegt in die Wildnis - den Urwald ohne Plan und ohne Weg :)
 
Hallo intis!

Schön gesagt. Wir sehen die andere Person immer besser, wenn wir unsere eigenen Themen bearbeitet haben und sich der Schleier der Projektion immer mehr lichtet. Ich sagte mal zu meiner Freundin: "Und irgendwann stehen wir da voreinander und lachen uns kaputt, was wir ineinander reinprojeziert haben um dann festzustellen, dass wir gar nicht die sind, die wir dachten. Dann können wir auf gepackten Koffern noch eine letzte Tasse Kaffee trinken und nochmal drüber lachen, was wir alles gemacht haben und dann ist die Zeit einfach zu Ende." Ein witziger Gedanke sich vorzustellen, da sitzt auf mal jemand, der nichts mehr mit dem zu tun hat, was man von ihm dachte. Weil man ihn SIEHT. Ist natürlich nur Theorie, sowas geschieht ja nicht von heute auf morgen...

Liebe Felice,

ich habe den Impuls Dir einfach mal zu sagen: Du bist eine gute Seele. Du machst Dir Gedanken und versuchst alles so gut zu machen wie es geht. Du sorgst Dich um Deine Kinder und machst Dir Gedanken, ob Du mit ihnen richtig umgehst. Das ist etwas schönes und ich glaube, Du hast Dich dafür auch schon das eine oder andere mal selbst in den Arm genommen, oder?

Liebe mara,

Du sagst es. Meine Freundin und ihr damaliger Ehemann haben beide als Kinder sehr wenig Aufmerksamkeit bekommen. So beschlossen sie, wenn seine Tochter am Wochenende zu Besuch war (von ich glaube 2 Jahren an), sich um die Kleine zu kümmern so gut es ging, damit sie es besser hätte als man selbst. Das Ergebnis ist, dass sie heute immer noch nicht auf eigenen Füßen stehen will und sich gegen jegliche Entscheidung erst mal sehr lange sträubt und immer noch bei ihrem Vater und auch meiner Freundin am Klammern ist und nichts alleine schaffen will.

So kann's kommen. Es ist im Grunde eine Katastrophe. Wie man's macht, macht man's "falsch" was eigentlich richtig ist, denn es ist alles mit eingeplant bei der Auswahl. Man weiß schon, wo man landet. Sonst wäre es schwierig, wenn die Eltern auf einmal alles anders machen würden. Dann würde ja der ganze Plan durcheinanderkommen, die Runde umsonst... *g* Das ist zwar nicht immer schön...

Einen schönen Sonntag euch allen
Andreas
 
Liebe mara,

Du sagst es. Meine Freundin und ihr damaliger Ehemann haben beide als Kinder sehr wenig Aufmerksamkeit bekommen. So beschlossen sie, wenn seine Tochter am Wochenende zu Besuch war (von ich glaube 2 Jahren an), sich um die Kleine zu kümmern so gut es ging, damit sie es besser hätte als man selbst. Das Ergebnis ist, dass sie heute immer noch nicht auf eigenen Füßen stehen will und sich gegen jegliche Entscheidung erst mal sehr lange sträubt und immer noch bei ihrem Vater und auch meiner Freundin am Klammern ist und nichts alleine schaffen will.

So kann's kommen. Es ist im Grunde eine Katastrophe. Wie man's macht, macht man's "falsch" was eigentlich richtig ist, denn es ist alles mit eingeplant bei der Auswahl. Man weiß schon, wo man landet. Sonst wäre es schwierig, wenn die Eltern auf einmal alles anders machen würden. Dann würde ja der ganze Plan durcheinanderkommen, die Runde umsonst... *g* Das ist zwar nicht immer schön...

Einen schönen Sonntag euch allen
Andreas

:D ... auch ne schöne Ausrede um nicht in die Eigenverantwortung zu kommen ;) ...
Ich habe beim Lesen eher immer mehr das Gefühl, dass gerade dieses "alles ist von den Eltern" darauf hinweist, dass noch etwas nicht verziehen ist ... ich hab meiner Mom auch noch nicht alles verziehen, aber ich merke schon den Unterschied, wenn ich aus Trotz ihr etwas vorspiegele oder versuche krampfhaft etwas grundsätzlich anders zu machen - um ihr zu zeigen, was sie alles falsch gemacht hat *lach ... und ich merke, wo ich ganz loslasse und was völlig neues kreiere ...

ich merke es auch an meinem Umfeld, dass sich dahingehend verändert ... das ist alles sehr unbequem, weil man nicht mehr auf alte Verhaltensweisen zurückgreifen kann und sich vorkommt wie ein zappelnder Fisch auf dem Trockenen ...

Das ist wohl auch ein Grund, warum diese Möglichkeit von euch hier so vehement ignoriert wird :lachen: - es gibt sie doch :tongue2: :D
 
Liebe Foris!

Mir kreist in den letzten Tagen ein Gedanke im Kopf herum: Gibt es eigentlich eine Möglichkeit, einen Menschen so wahrzunehmen, wie er "real" ist?

Anlass dafür war ein länger zurückliegendes Ereignis, eine Bekannte von mir war mit einem Exfreund von mir einige Zeit später liiert.

Ich .....


Ich-Filter Weg und nur noch wahrnehmen.
Wie du festgestellt hast sagten SIE und ER wie sie es wahrnehmen und DU auch. In allem findest du einen ICH-Bezug.

Eine reine Wahrnehmung wäre die Rolle des Beobachters und dieser mischt sich nicht ein und doch WILL ein ICH aktiv leben. Als ICH würde ich mich einfach selbst wahrnehmen. Das ist wertvoll genug und die ehrlichste Form des Menschseins überhaupt.
Die Schuld in Anderen zu suchen ist die einfachste Form sich selbst zu verleugnen. Ich lüge dich nicht an, wenn ich sage, dass es nur die Wenigsten können und auch können wollen. Wer zu sich selbst ehrlich ist, durchschaut all diese Lügen des verführerischen Egoismus.
 
Hallo Lightning,

Hallo Kaji,

ich will Dir nicht erzählen wer Du bist oder wer nicht. Das musst Du schon alleine rausfinden.

Ja, richtig. Und das ist auch gut so. Denn die Zeiten habe ich hinter mir, wo ich anderen hinterher lief, damit sie mir sagen, wer ich bin. Gott sei dank! Was nicht heißt, daß ich nichts mehr annehme.

Wenn für Dich das was und wie Du bist so in Ordnung ist gibt es keinen Grund, etwas zu verändern. Wenn Du keine Notwendigkeit darin siehst, bei Dir etwas anzuschauen werde ich nichts finden, wo Du mir zustimmen wirst.

Das habe ich nicht gesagt, daß ich keine Notwendigkeit darin sehe, mich anzusehen. Nur weil ich Deiner Methode etwas skeptisch gegenüberstehe (bzw. sie zu einseitig empfinde oder zu sehr auf die Eltern fixiert - und damit stehe ich ja auch nicht alleine dar. Vielleicht kann es ja auch Anreiz für Dich sein, darüber nachzudenken und Dein System vielleicht ein wenig zu erweitern), heißt es nicht, daß ich nicht an mir arbeiten möchte oder brauche.

Möglich, dass ich mir meinen eigenen Strick draus drehe. Möglich aus, dass Du sehr viele Dinge Deiner Eltern einfach ablehnst und sie in anderer Form trotzdem lebst und zudem Deine Trotzphase noch nicht abgelegt hast und darum noch auf Anti machst, wie man so schön sagt. Manche tun das ihr ganzes Leben, dass ist ja keine Frage des Alters.

:rolleyes:
Trotzphase... Was soll das nun wieder bedeuten? Wenn ich etwas ablehne, was meine Eltern taten (z.B. schlagen, nieder machen, dem Geld hinterrennen etc.), heißt es, ich bin in der Trotzphase? Und wenn ich all dies annehme und auch lebe, dann bin ich weiser und klüger?

Ich kann mir doch durchaus anschauen: das war damals totaler Mist, ich will damit nichts mehr zu tun haben, aber ich mache jetzt das beste draus (soweit habe ich mich jetzt auch endlich, daß ich die Opferrolle hinter mir lasse). Ich muß es doch nicht selbst erst ausleben oder leben, um was angenommen zu haben. Vielleicht ist der Begriff, etwas annehmen müssen/sollen auch blöd. Auflösen wäre passender, finde ich. Da kommt es auch nicht zu so vielen Mißverständnissen. Ich schaue etwas an, löse es für mich auf, oder mach was draus - je nach dem. Das Wort annehmen klingt immer so, als ob ich es mir einverleiben muß. Und sobald ich es für mich ablehne (nachdem ich es mir schon durchaus angesehen habe!), bin ich dann "dumm" und "blöd" und "trotzig" und noch in den alten Mustern drin. Das stimmt doch aber gar nicht.

Mit anderen Worten, ich bin grad dabei, rauszufinden, was ICH möchte, was ich bin. Und aus dem Alter das ich etwas tue, nur um ja nicht so zu sein wie meine Eltern, bin ich wahrlich raus. Andererseits möchte ich auch nicht zwanghaft irgendwem/was nachrennen/-ahmen, weil ich es supertoll finde. Es geht ja auch in die andere Richtung. Irgendwas kopiert habe ich mein Leben lang, hab ich keine Lust mehr drauf.

Ich streite ganz sicher nicht ab, das unsere Eltern großen Einfluss auf uns haben. Aber eben einen so großen oder NUR-Einfluß dann auch nicht immer. Ich hab z.B. lange Haare, weil ich als Kind eine wildfremde Frau beobachtet habe, die sich einen Pferdeschwanz band. Ich sehe es noch heute vor mir: sie stieg aus der Bahn, ich hinterher und sie machte sich diesen Zopf. Ging dann mit schwingenden Haaren davon. Das hat mich so unwahrscheinlich beeindruckt, daß ich zu meinen Eltern sagte: ich möchte lange Haare haben. Und seitdem habe ich sie (in meiner Familie trägt (bis auf meine Schwester und Cousinen) niemand lange Haare von den Erwachsenen - mal abgesehen von der Jugendzeit meines Vaters und seinen Brüdern :D - und jetzt sagst Du hoffentlich nicht, weil mein Vater auf die Beatles stand, wollte ich lange Haare haben).

Und so könnte ich weiterhin Beispiele aufzählen, in denen mich die Umwelt mehr geprägt hat als das Elternhaus. Das konnten durchaus auch Filme sein.
Damit sage ich aber nicht: ich habe nichts von meinen Eltern. Das einzige worauf ich hinaus möchte: gehe davon aus, daß es auch Menschen gibt, die nicht so stark von den Eltern geprägt wurden, oder die sich schon früh an anderen außerhalb der Familie orientierten (warum auch immer). Denn nichts ist schlimmer, als auf einen Therapeuten zu treffen, der zwanghaft in der Kindheit sucht und sucht, mit den Eltern vergleicht und in ein Schema pressen will (aha, das ist doch der Vater, das ist die Mutter...), manche Probleme aber ganz woanders her kommen könnten. (das kann der fremde Besoffene auf der Straße gewesen sein. Auch so ein Erlebnis aus meiner Kindheit, was großen Einfluß auf mein späteres Verhalten genommen hat).

Kaji
 
Liebe Felice,

ich habe den Impuls Dir einfach mal zu sagen: Du bist eine gute Seele. Du machst Dir Gedanken und versuchst alles so gut zu machen wie es geht. Du sorgst Dich um Deine Kinder und machst Dir Gedanken, ob Du mit ihnen richtig umgehst. Das ist etwas schönes und ich glaube, Du hast Dich dafür auch schon das eine oder andere mal selbst in den Arm genommen, oder?



Einen schönen Sonntag euch allen
Andreas


Hallo Andreas!



Ja, das stimmt wohl was du sagst.........und ich habe auch gelernt mich selbst zu lieben.... ;) Wolltest wohl auf das hinaus? Ich bin am Weg....denn der ist erst zuende, wenn ich meine Augen für immer schliesse.....

Ebenfalls einen schönen Sonntag.....

lg Felice
 
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Ich-Filter Weg und nur noch wahrnehmen.
Wie du festgestellt hast sagten SIE und ER wie sie es wahrnehmen und DU auch. In allem findest du einen ICH-Bezug.

Eine reine Wahrnehmung wäre die Rolle des Beobachters und dieser mischt sich nicht ein und doch WILL ein ICH aktiv leben. Als ICH würde ich mich einfach selbst wahrnehmen. Das ist wertvoll genug und die ehrlichste Form des Menschseins überhaupt.
Die Schuld in Anderen zu suchen ist die einfachste Form sich selbst zu verleugnen. Ich lüge dich nicht an, wenn ich sage, dass es nur die Wenigsten können und auch können wollen. Wer zu sich selbst ehrlich ist, durchschaut all diese Lügen des verführerischen Egoismus.

Danke Dadalin :) ...
 
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