Hmm, keine Erfahrung mit archetypischen Bildern?
@Immano:
C.G.Jung hat sich, wie ich finde, darüber ein paar interessante Gedanken gemacht.
Hier mal n kurzer Überblick zum Alten:
Danke für den Link! Besonders interessant und auf mich passend fand ich diese beiden Passagen:
So tritt er oft unscheinbar, schmutzig oder hilfsbedürftig auf und macht seine Gaben vom Ausgang der Probe abhängig.
und
Die Gestalt des ebenso überlegenen wie hilfreichen Alten legt nahe, sie sogar mit der Gestalt der Gottheit (Vater, großer, Gottesbild selbst in Beziehung zu setzen.
Das Überlegene und Hilfreiche würde ich in meinem Fall sofort unterschreiben. Wichtig finde ich die Wortwahl "mit Gott in Beziehung zu setzen", nicht "mit Gott gleichzusetzen". Ich würde meinen alten Mann niemals mit Gott gleichsetzen, erkenne aber sehr wohl das Göttliche in ihm. Diese universelle Weisheit, die der Verstand nicht fassen kann, mir über den Alten aber trotzdem zur Verfügung steht, wenn ich sie benötige. Aber deswegen ist der alte Mann noch lange nicht Gott. Er ist ein Teil von mir selbst, ein göttlicher Teil.
Da ich, obwohl ich nicht getauft bin, gerne mal ab und zu Sonntags in die (evangelische) Kirche gehe, verstehe ich in diesem neuen Licht nun auch, was es mit dem "Bekenntnis" und dem "Zuspruch" auf sich hat, die am Anfang jedes Gottesdienstes stehen. Da bekennt man sich ja schuldig für seine Sünden und erhält Gottes Vergebung. Ich war ja schon immer der Meinung, dass der Begriff "Schuld" nicht den Sinn dessen treffen kann, was die Bibel eigentlich meint. Ein liebender Gott würde niemanden beschuldigen. Liebe kennt keine Schuld. Auch Eckhart Tolle sagt, wenn man den Begriff der Schuld durch den Begriff "Unbewusstheit" ersetzt, dann ergibt alles einen Sinn, und so empfinde ich das auch. Auch statt "Sünde", die ja irgendwie einen bösen Willen suggeriert, denke ich eher, dass "Fehler" gemeint sind, die man als Mensch unweigerlich macht, ohne dass daraus dann eine Schuld erwachsen würde.
Es passt zu dem, was ich mit dem alten Mann erlebt habe: Ich gestehe meine Unbewusstheit/Unwissenheit ein (nicht Schuld!), und dann erlöst er mich von meiner Unwissenheit (analog zur "Vergebung"). Ich finde das einen fairen Deal. Und ich habe ja die Wahl, ob ich darauf eingehen möchte. Keiner zwingt mich dazu. Ich werde dadurch nicht zur Marionette Gottes. Oder? *grübel*
@flori776: Mit Jesus hatte ich auch lange Zeit ein Problem. Gott ja, Jesus nein, dachte ich immer. Aber ich denke, Jesus war ja einer von uns, er war wie wir, also müssen wir ihm gegenüber auch nicht demütig sein, außer vielleicht auf die Art, wie Greenorange sie beschreibt, wenn Menschen etwas Bewundernswertes vollbringen. Aber das würde ich dann vielleicht eher Ehrfurcht nennen, und nicht Demut. Demut vor Menschen finde ich ebenfalls problematisch, da Menschen dazu neigen, dies auszunutzen. Jedenfalls habe ich noch keinen Menschen gesehen, der jederzeit vollkommen uneigennützig wäre.