Demütigungen und danach

Wie wäre es zu Beginn mit einem kleineren Ziel?

Job, Therapieplatz... sowas Alltägliches halt. Das mag subjektiv zunächst ganz klein erscheinen, wenn man große Träume hat, aber aus deiner Perspektive wäre so ein kleines Ziel eben zunächst ganz groß.

Das ist es aber, was ganz vielen Menschen so schwer fällt: kleine und realistische Brötchen zu backen und sie zu genießen, wenn sie vielleicht etwas unscheinbar, aber frisch und knusprig auf deinem Frühstücksteller liegen.

Und Entwicklungshilfe geht auch ohne Studium. Das beginnt schon bei dir vor der Haustür, Flüchtlinge kommenderzeit so viele nach Europa und benötigen auch Hilfe und Unterstützung. Eine Bekannte gibt beim Arbeitsamt Sprachkurse, Deutsch für Flüchtlinge. Oder sich einen entsprechenden anderen einfachen Job suchen, der mit Entwicklungshilfe zu tun hat.

Eben das, was realistisch ist möglich ist. :)

LG
Any

Ich hätte sehr gern einen Job, das ist kein kleines Ziel für mich, im Gegenteil. Hab immer nur zuhause gearbeitet und nebenbei Studentenjobs, möchte einen Job, wo auch andere Menschen sind.

Therapieplatz bin ich ja am suchen, leider ist es in Österreich etwas schwieriger, hier gibt es auch keine 5 Probesitzungen, sondern nur eine, war bei meiner Hausärztin fragen, nach der ersten Sitzung, wenn man sich entschieden hat, kriegt man einen Zettel für die Krankenkassa und die geben einem dann einen Zuschuss.

Das mit den Flüchtlingen ist ein guter Tipp, darauf wäre ich so schnell nicht gekommen, das werde ich machen, danke. (y)
 
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Ich hätte sehr gern einen Job, das ist kein kleines Ziel für mich, im Gegenteil. Hab immer nur zuhause gearbeitet und nebenbei Studentenjobs, möchte einen Job, wo auch andere Menschen sind.

Zuhause, das machen viele, z.B. Content in DE, die kriegen pro Wort ihrer Dämlichkeit bezahlt. Ich konnte mich noch nicht überwinden, obwohl man mir hier schon sagte, wer so oft am PC sitzt kann auch mit seiner Dämlichkeit erwirtschaften.

Jobs kann man hier bekommen, für 450 Euro, bei freier Zeiteinteilung, das bedeutet 160 Monatsstunden !!!!! bei 8,50 Euro Mindestlohn, jawoll

Therapieplatz bin ich ja am suchen, .

Brauchst du den wirklich ?

Das mit den Flüchtlingen ist ein guter Tipp, darauf wäre ich so schnell nicht gekommen, das werde ich machen, danke. (y)

Nach DE ? Deutsch für Österreicher, vergiss es. :lachen:
 
Geht mir ähnlich. Ich attestiere mir laufend Totalversagen in jeder Hinsicht und wenn sich irgendwo mal so etwas wie ein Erfolg zeigt, dann rede ich ihn so klein wie möglich und stelle ihm gravierende Misserfolge gegenüber, damit sie ihn niederbrüllen. Einerseits ist diese Angewohnheit besser als ihr Gegenteil, da sie theoretisch außergewöhnlich viel Motivation freisetzen kann, in Bewegung zu bleiben. Das Dumme ist, dass man sehr schnell die Lust verliert, irgendetwas zu versuchen, wenn man immer nur auf vernichtende Kritik stößt. Mein mieser Job und die Tatsache, dass ich nach 18 Jahren Schreiberei immer noch nichts Dauerhaftes zustande gebracht habe, sind weitgehend darauf zurückzuführen.

Dass es über alle Maßen töricht ist, sich selbst aus Trotz gegen sich selbst alle Wege zu verbauen, ist eine Erkenntnis, die dabei herauskommt, wenn sich die innere Giftspritze versehentlich selbst in die Zunge beißt. Sie geht schnell wieder im Chor der vermeintlich unverzeihlichen Verfehlungen unter.

Ich experimentiere momentan damit, die Selbstverachtung in bestimmten Fällen gezielt aufzustacheln, etwa wenn ich mich mal wieder von Stress oder Kummer überwältigen lasse oder mich im Umgang mit geliebten Menschen auf eine Art verhalte, von der ich eigentlich wissen sollte, dass sie falsch und dumm ist. Es geht darum, die innere Giftspritze gezielt auf Verhaltensweisen zu hetzen, die überwunden werden müssen. Wenn das klappt, will ich sie anschließend gegen sich selbst richten. Allerdings mache ich gerade die Erfahrung, dass diese Taktik sehr weh tun kann.

Vielleicht hilft es dir ein bisschen, wenn du dir der Tatsache bewusst wirst, dass du selbst die Quelle deiner Selbstverachtung bist und dass die Selbstverachtung paradox argumentiert. Wenn alles an dir dumm und schlecht ist, dann auch sie, und wenn sie dumm und schlecht ist, sind ihre Diagnosen für die Tonne. Hat sie wiederum recht, kann sie nicht recht haben, denn es braucht Beobachtungsgabe und Intelligenz, um eine Person so umfänglich analysieren zu können, und sie als Teil von dir stellt dich als durch und durch dumm hin. Kurz: In ihrer jetzigen Form ist die Selbstverachtung ein Haufen Mist. Sie projiziert das, was nur sie ist, auf dich.

Du bist ein intelligenter Mensch mit weitem Horizont, der sich noch dazu gut ausdrücken kann. Deine starke selbstkritische Ader, eigentlich gut und nützlich, ist anscheinend chronisch entzündet und will dir den Eiter, den sie absondert, als Bild von dir verkaufen. Nun sollte zunächst der Eiter als Eiter erkannt und behandelt werden. Von der Suche nach einer Ursache würde ich mir erstmal nicht so viel versprechen, denn es ändert oft wenig, eine zu finden. Wenn du aufhörst, dieser Stimme zu glauben, und anfängst, sie als (im Grunde harmloses) Symptom zu erkennen, wird es dir vielleicht sogar gelingen, sie mit der Zeit auszublenden.

Nur ein paar Gedanken dazu...

Hab das versucht, es als Symptom zu sehen und das funktioniert tatsächlich, wenn ich es nicht grad vergesse. Ich hab es immer als Wahrheit angesehen, aber wenn ich es so betrachte, dann ist es das gar nicht.

Das, was Du schreibst mit den Misserfolgen und dem Erfolge kleinreden, das mach ich leider auch, es bringt wirklich nicht weiter, im Gegenteil.

Du kannst wirklich sehr gut schreiben, hab Deine Gedichte gelesen. Auch wenn Du es vielleicht nicht so siehst oder diesen Erfolg kleinredest, da mein destruktiver Mechanismus nur bei mir selbst anspringt, kann ich Deine Gedichte objektiv sehen und sagen, daß sie echt gut sind. (y)
 
Hi Loop, anderer Vorschlag :) vielleicht einfach mit der Wahrheit dieser Welt beschäftigen. Sodass man langsam rausfindet in welcher Umgebung man lebt. Und darüber generiert sich dann automatisch Verständnis, also ein klares (wenn auch nicht angenehmes) Verstehen seiner selbst (und seiner Gefühle) in dieser Welt. Deine Depri (oder wie dus nennen möchst) ist vielleicht grundsätzlich ganz recht am Ort. (und das zu erkennen ist heilsam). Was ist, wenn deine Gefühle, dein Erleben, dein Leben gar nicht so weit hergeholt ist als dir das gerade verschwendet erscheint. Du wirst möglicherweise merken, dass, was dir jetzt als verloren(e Jugend) etc erscheint, ein Fundament ist, auf dem du echtes Verstehen (und weniger party/songcontest/whatever) aufbauen kannst.
 
Um Tagträume geht es da ja nicht, sondern um ein Ziel im Leben, eine Aufgabe, eine Vision.

Liebe Loop

Es scheint, als hättest Du Dir eine viel zu hohe Vision vorgenommen, ein unerreichbares fiktives Konstrukt, das Du wahrscheinlich auch dann nicht erreicht hättest, wenn Dein Leben optimal gelaufen wäre. So wie Du Dich beschreibst, scheinst Du sehr perfektionistisch und idealistisch zu denken, das allein macht es schon lebensuntauglich. Du konntest nur scheitern, weil Deine Ziele einfach nicht realistisch waren, Loop. Genau das blockiert Dich letztlich, auch jetzt. Es ist wichtig, seine Ziele an die Realität anzupassen, sonst musst Du einen unmöglichen Spagat hinkriegen, den nur Jean-Claude Van Damme schafft.

http://spon.de/vfEI3
 
Hallo!

Ich wollte Euch mal fragen, was Ihr so Tipps habt in Bezug auf Demütigungen und die damit verbundenen Gefühle, wie man damit umgehen kann, speziell, wenn die Gefühle fest zum Leben gehören.

Weil mir ist klargeworden, daß sehr viele Probleme, die ich habe, damit zusammenhängen, meine Wut auf mich, meine Selbstverachtung bei jedem Fehler, mein Gefühl, es nie richtig zu machen und nie gut genug zu sein, immer schlechter zu sein als alle anderen, egal, was ich mache, und so weiter. Ich zweifel bei jeder Kleinigkeit an mir und fühl mich wertlos, weil jede Kleinigkeit das Faß zum überlaufen bringt, weil es immer randvoll ist. Ich bin unten und komm nicht hoch, und es geht nicht weg, egal, was andere Gutes über mich sagen, weil es innerlich anderes ist, das Gute bleibt nicht, Erfolge bleiben nicht.

Hat irgendjemand Tipps, wie ich damit umgehen kann, so daß ich nicht mehr anderen auf die Nerven gehe, und vielleicht auch mein Leben ein bißchen angenehmer wird?
Zu ändern ist es wohl nicht, aber vielleicht gibt es ja Möglichkeiten, anders damit umzugehen, die mir nicht einfallen? :unsure:

liebe loop

ich hab nicht gelesen was bis hier hin geschrieben wurde - ist ein wenig gar viel : )

selbst-vertrauen.
ich hab langelange gedacht, dass das wohl ist, wenn man sicher auftritt und weiss was man will und das auch kommunizieren kann, und so.
im laufe der letzten wochen nun ist sich mir langsam eine andere perspektive am eröffnen, von der ich dir gerne ein wenig erzählen würd hier...

du weisst, ich kenne den zustand, wenn man aus dem eigenen innersten kern herausgebombt wird, und als haltloser kleiner bewusstseinsfunke im all rumstiebt.
es gibt in einem selbst dann nichts mehr, auf das man vertraut, weil, nix hat gehalten, nicht mal die eigenen werte die man sich setzte. man ist schlicht und einfach - verloren.

nun, in diesem zustand, was bleibt ist das prinzip.
das prinzip: "vertrauen" ist nämlich immer noch da, vorhanden im universum,
auch wenn das selbst weg ist, auf das man baute.
und an dieses prinzip kann man sich wenden.

"ich vertraue".
sonst nichts,
nicht auf mich selbst,
nicht auf andere, anderes.
sondern schlicht und einfach
"ich selbst vertraue".

und dann kannst du vertrauen:
auf die liebe
auf die hoffnung
auf die schönheit
auf die geduld
auf die freude

sie alle sind im prinzip immer da.

küsschen dir : )

kona
 
Hallo Loop,

ich hab mit "innerer-Kind-Arbeit" einiges heilen können. Tatsache ist in meinen Augen, dass wir das, was wir in der Kindheit (und das beginnt schon in der Schwangerschaft) erleben, immer wiederholen, bis wir es heilen können. Die Arbeit läuft so, dass du dich als Kind vorstellst und es ist völlig egal wie alt das innere Kind ist, das dir in den sinn kommt. Und dann schaust du was sie braucht, tröstest sie (wenn sie dich an sich ranlässt - bitte immer achtsam sein und das innere Kind nie überrennen - das innere Kind darf immer sein wie es will - zurückgezogen, wütend, trotzig, traurig,... und du bist immer für dein inneres Kind da. Und dann sagst du ihm wie wertvoll es ist usw.
Bringt wirklich viel.

Liebe Grüße,
silberelfe
 
"Das was realistisch moeglich ist"
und "Resignierendes Funktionieren"
als Antwort darauf, als Stichworte.

Ich selber interpretiere "Resignierendes Funktionieren"
als ein (Sich-)Anketten,
vorauseilenden Gehorsam, indem sich selbst Blicke ueber den Tellerrand verwehrt werden.
Aera wird also "lieber" in der (vermeintlichen) "Sicherheit" des Tellers anempfohlen bzw.,
von dem die Anempfehlung sich zueigen gemacht Habenden,
zugebracht,
an Statt
sich der Ketten zu entledigen.
Der Schluessel zum Kettenschloss aufsperren
liegt "allerdings" ausserhalb des gewohnten Tellers.
 
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Hallo!

Ich wollte Euch mal fragen, was Ihr so Tipps habt in Bezug auf Demütigungen und die damit verbundenen Gefühle, wie man damit umgehen kann, speziell, wenn die Gefühle fest zum Leben gehören.

Weil mir ist klargeworden, daß sehr viele Probleme, die ich habe, damit zusammenhängen, meine Wut auf mich, meine Selbstverachtung bei jedem Fehler, mein Gefühl, es nie richtig zu machen und nie gut genug zu sein, immer schlechter zu sein als alle anderen, egal, was ich mache, und so weiter. Ich zweifel bei jeder Kleinigkeit an mir und fühl mich wertlos, weil jede Kleinigkeit das Faß zum überlaufen bringt, weil es immer randvoll ist. Ich bin unten und komm nicht hoch, und es geht nicht weg, egal, was andere Gutes über mich sagen, weil es innerlich anderes ist, das Gute bleibt nicht, Erfolge bleiben nicht.

Hat irgendjemand Tipps, wie ich damit umgehen kann, so daß ich nicht mehr anderen auf die Nerven gehe, und vielleicht auch mein Leben ein bißchen angenehmer wird?
Zu ändern ist es wohl nicht, aber vielleicht gibt es ja Möglichkeiten, anders damit umzugehen, die mir nicht einfallen? :unsure:

Verehrte Loop, Du hast Dir Deine brennenden Fragen doch schon selbst beantwortet. Ein Tip von mir, Sch... auf die anderen, höre auf Deine innere Stimme, die bisher zwar zu Dir gesprochem hat Du aber scheinbar Dein imaginäres Hörgerät schon lange ausgeschaltest hast. Akzeptiere Dich genau so, wie Du bist. Wenn Dir Teile davon gefallen, gut, wenn nicht, ändere diese. Aber NIE!!!!!!!!!!!! wg. anderen Menschen.
JiK
 
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