Um das jetzt mal ernsthaft zu beantworten: Das ist ein sehr komplexes Thema. (...)
Im Kern ist es genau das, dass wir in einer hochkomplexen Realität leben; kybernetisches Denken ist dem Menschen nicht angeboren und auch mithilfe der Kommunikationstechnologie ist es für einen Menschen unmöglich geworden, alle Zusammenhänge, in denen er sich befindet, zur Gänze zu verstehen. Das Bedürfnis nach Simplifizierung ist eine überlebensnotwendige Reaktion und kein Mensch, niemand, kommt ohne eine Reduzierung allen Inputs auf das maximale Maß seiner Auffassungsfähigkeit aus. Dafür gibt es ja die Kommunikation, die immer wichtiger wird.
Insofern: wer an einfache Lösungen glaubt und diese "durchtrotzen" will, ist nicht in der Lage, in der modernen Welt zurechtzukommen. Allerdings ist es eine Realität, dass es solche Menschen gibt. Die zu negieren wäre auch Humbug bzw. naiv.
So ist es ein bestmögliches Navigieren, was die Politik macht. Allerdings gehört zu einer Demokratie dazu, dass nicht alles im dunklen Kämmerlein beschlossen wird ohne die Information transparent zu machen und eben so einem größeren Kreis von Experten zur Verfügung zu stellen. Dies nicht zu tun und auch diejenigen, die mit ihrer Expertise zu einer Lösung beizutragen, einfach zu negieren bzw. mundtot zu machen, ist ebenso ein naives Streben nach der "einfachen Lösung", die eigentlicht als Pro-Argument für dieses undemokratische Verhalten herhalten soll.
So lang dies noch so ist, so lang Argumente und Gedanken und Fakten nicht im demokratischen Diskurs sein dürfen, so lang sind Demonstrationen Bürgerpflicht.
(z.B. mein Gebiet: Blockchain-Tech)
Ich hab ein wenig recherchiert. Das ist eine Technologie, die Wertschöpfung bedeutet und gleichzeitig eine erdrutschartige Verschiebung und Änderung der Märkte und der Informationstransparenz herbeiführen kann, denk ich. Dies Thema hier zu diskutieren würde zu weit führen. Vielleicht ein eigener Faden? Die Durchschnittskenntnis der Bürger von den Möglichkeiten der Informationstechnologien sind zum Beispiel so gering, dass es den mittelalterlich anmutenden Glauben gibt, dass menschliche Bewußtsein wie Daten in einem Rechner gespeichert werden könnte - oder bald könnte - oder dass Künstliche Intelligenz ein mit dem menschlichen Bewußtsein vergleichbare Stufe erreichen könnte - und daher diese Technologie angebetet wird wie ein Götze oder dämonisiert und gefürchtet wird wie ein Endzeitteufel - dabei ist das absolut ausgeschlossen. Die Kenntnisse sind zu gering um mit der Materie umgehen zu können. Dies gilt insbesondere für Politiker. Frau Nahles wurde z. B. lang und breit beschult zum Thema Industrie 4.0.
Das Interview im Anschluss an die Schulung zeigte, dass sie NICHTS verstanden hat.
Daher bin ich der Überzeugung, dass jeder Mensch, insbesondere die Politiker, entweder so weit aufgeklärt werden müssen über Sachzusammenhänge, dass sie es selbst verstehen, worüber sie entscheiden, oder aber Sachverständige in den Diskurs einbeziehen, damit vernünftige Entscheidungen getroffen werden können.
Eine Eliminierung von Sachverständigen oder aber ein Einfluss übers Hintertürchen über Lobbyisten, die ja meist selbst keinen Sachverstand haben außer dem, wie man etwas verkaufen kann, halte ich für zutiefst undemokratisch.
Ich lasse jetzt mal als selbstverständlich außen vor, dass jeder Interessenverband für seine Interessen eintritt. Dies ist allerdings, wenn es um das Vermögen eines Landes geht, auch eine politische Sache, die nicht hinter verschlossenen Türen am zahlenden Steuervieh vorbei gemacht werden sollte, sondern transparent.
Wenn man nun an jene denkt die auf solche Demos gehen: Was man da sehen kann sind Menschen, die wohl mehrheitlich daran glauben das wir betrogen werden.
Ich glaube, es ist ein wenig zu vereinfachend, zu sagen, "jene die zur Demo gehen". Das sind eine Menge Leute und wenn Du oder ich keine exakten Kenntnisse haben wie die Leute alle einzeln ticken können wir auch keine solchen Zuschreibungen machen.
Dass es angesichts einer Situation, in der ständig sich widersprechende Informationen veröffentlicht werden, auch Leute dabei waren, die einfach zeigen wollten, dass sie damit nicht einverstanden sind, muss ebenso vermutet wie alles andere auch.
Jeder Mensch hat ein paar Kenntnisse, manche sind gesichert, und jeder Mensch hat seinen Glauben an irgendwas. Ob es nun Gott oder Kohle und Macht oder das eigene Ego oder eine spirituelle oder religiöse Sache oder eine Ideologie ist: Irrationalität ist in jedem Menschen vorhanden. Was der Mensch draus macht, schafft eine Realität, mit der man sich auseinandersetzen muss. Aber seinen Glauben muss man jedem Menschen frei lassen und kann keinen Menschen allein dafür diskreditieren - oder gar sanktionieren. Eine Gesellschaft, die de facto Sanktionen für "das falsche Denken" noch vor irgendeiner Handlung verhängt, hat den Boden des Grundgesetzes verlassen. Wie ist der Glaube prüfbar?
Ich finde nichts wirklich unnatürlich sondern das meiste sogar naheliegend und in der Tendenz auch berechenbar. Deshalb ist mein Rat an andere individuell immer den eigenen Bereich zu finden, eine möglichst stimmige Kombi aus Kompetenz und Integrität zu entwickeln und den Rest zu beobachten, aber sich nicht zu tief mit irgendeiner Seite zu identifizieren und sich dafür zu engagieren. Das sind schwarze Löcher.
Ganz exakt, würde ich gern rahmen, das ist es - ein Rat an sich selbst und an andre, das Denken und Beobachten beizubehalten und sich nicht den Geist vernebeln zu lassen bzw in ein schwarzes Loch der instinktiven Handlungen abzusinken.
Das ist mein Rücktrittsschreiben betreffend meiner geplanten Kanzlerschaft.
je nun, find ich schade, zumal Du ja in einem Bereich arbeitest, der das kybernetische Denken eher fördert und Du damit zu den Menschen gehörst, die die derzeitige Wandlung der Gesellschaften im Informationszeitalter am ehesten verstehen kann
P.S.: Die einzige Lösung: Irgendeine Art kollektive Bewusstseinserweiterung die uns alle zu besseren Menschen macht. Aber nicht mal Jesus hat das geschafft, also selbst so einer wäre als Bundeskanzler auch nur einer von vielen.
ich würde es nicht als die einzige Lösung, aber einen der erforderlichen Lösungswege beschreiben und ich würde ungern einen Religionsstifter hier mit reinziehen ..
und auf diesem Weg war einer der Vorreiter Rudi Dutschke, schau mal wenn Du Zeit hast in dieses Video hinein:
würd mich freuen, wenn wir den Faden da wieder aufnehmen könnten?
Rudi Dutschke spricht von einem Transformationsprozess der Politik - 1967
Wenn Du diese Zeit vergleichst mit der Gegenwart, ist erkennbar, dass tatsächlich seitdem eine Transformation vollzogen wurde - die bis heute andauert
einige Dinge sind übrigens erstaunlich aktuell
liebe Grüße
Eva
PS Rudi Dutschke erlag den Folgen eines Attentats auf ihn, auf ihn hatte jemand geschossen, der dem Wahn unterlag, dass Herr Dutschke "ein Böser" ist, weil er so viele schwierige Dinge sagt, die die Regierung nicht sagt -
oder anders: Intellektuelle werden in schwierigen Zeiten als erste abgeknallt - ging mir schon durch den Sinn
PPS
also schreibe besser nicht zu viele zu schlaue Sachen ins Netz ....
