@ Juppi und Carolina:
Mit dem Blick auf die Wirkungen darf man manchmal auch seinen Kopf gebrauchen. Das ist natürlich schwerer. Es ist die erwachsene Art von Beziehung.
Ich habe schon so viele Beziehungen am Ungleichgewicht von Geben und Nehmen vertrocknen sehen. Da ist einer, der immer nur gibt und gibt und gibt und der andere kann nicht ausgleichen (übrigens sehr oft auch bei sog. "Zweitvätern" zu erleben!). Dann bleibt dem, der genommen hat und keine Gelegenheit zum Ausgleich bekam, nur noch, böse auf den anderen zu werden und zu gehen bzw. eine Nebenbeziehung anzufangen, in der er sozusagen "neu anfangen" kann, was das geben und Nehmen angeht. Sehr oft sind das dann erst die ebenbürtigen Beziehungen.
Geben kann somit auch eine sehr aggressive Komponente haben. Man bringt den Anderen in Druck - gerade dann, wenn man behauptet...
Juppi schrieb:
schenkt man mit dem Herzen und läßt das nehmen völlig außer acht.
carolina schrieb:
wenn man reinen herzens gibt, ist es egal ob man etwas zurück bekommt oder nicht.
Das sind die gefährlichsten "Schenker". Der Beschenkte kommt unbewusst in Druck und fühlt sich verpflichtet. Was, wenn der jetzt genau so drauf ist und nichts Nehmen kann nach dem Motto: Geben ist seliger denn Nehmen? Was bleibt dem dann?
Geben und Nehmen ist das, was unter anderem eine systemische Bindung schafft. Wer also ständig geben will, der versucht dahinter im Verborgenen, den anderen damit in der Pflicht zu halten und an sich zu binden. So schuldet der Nehmende dem anderen ständig etwas und der Gebende sitzt auf einem hohen Ross. Da ist dann sehr viel Missachtung des Gebenden im Spiel.
Natürlich: ihr habt Recht - geben, um gezielt und bewusst eine Gegenleistung zu "erwirtschaften" oder erzwingen bringts auch nicht. Der Andere wirds durchschauen und sich dagegen zur Wehr setzen.
Wenn ich sage: "Blick auf die Wirkungen", so ist damit nicht gemeint, dass ihr bei allem was ihr tut, auf eine Wikrung zielen sollt - quasi in manipulatorischer und "beziehungskapitalistischer" Absicht. Was ich dagegen meine ist der Blick auf die durch meine Handlung und vor allem Haltung gezeitigte Wirkung. Und die ist beobachtbar und unbestreitbar.
Und beobachtbar ist nun mal: wenn das ökologische Gleichgewicht von Geben und Nehmen gestört ist, dann geht jede Beziehung auseinander.
Ich will noch ein eigenes sehr offenes Beispiel hier aus dem Forum geben: ich schreibe oft und gern zu einigen, gebe Tipps und Hinweise aus meiner professionellen Sicht und aus meinem professionellen Können. Andere schreiben hier "nur" so aus der Alltagssicht. Wenn ich hier zu oft professionell interveniere und von meinem Know-How zur Verfügung stelle und keine Gegenleistung davon habe, dann werden die Forumsmitglieder böse auf mich und kreiden es mir an. Sie schreiben dann mit sehr starken Emotionen. Dies wird umso stärker, wenn und da ich ja persönlich hier keine Anliegen poste oder Fragen stelle, die mich persönlich bewegen. Also muss es einen anderen Ausgleich von geben und Nehmen geben, wenn ich hier weiter keine Aggressionen provozieren will.
Der Ausgleich kommt für mich evtl. aus der sich ergebenden langfristigen PR (NICHT Werbung!). Wenn ich hier für euch Gutes beitrage und dem Einen oder der Anderen wirkungsvoll weiter helfe, dann lesen das vielleicht einige von den Vielen, die "mal so vorbei schauen", ohne Forumsmitglieder zu sein. Und wer von denen einigermaßen intelligent ist, der lernt auch gleich meine Ecken und Kanten und Grenzen kennen.
In Summa kommt dann der eine oder die andere Externe darauf: "Der könnte auch mir helfen" und er sucht dann nach mir. Oder er gibt einem Freund eine Emfehlung. Wenn ich also vielen hier einen Schritt weiter helfen konnte, dann zahlt sich das vielleicht in zehn Jahren einmal für mich aus. So ist der Ausgleich dann gegeben. Ähnlich machen es andere hier mit "Reiki" und anderen Methoden auch. Braucht also keiner böse auf mich zu sein, der genommen hat.
Insofern ist es auch eine Art Symbiose zwischen Gebendem und Nehmendem. Der Gebende - im o.g. Falle ich - braucht auch den Nehmenden.
Ein anderes Beispiel sind meine Kursteilnehmer aus den Sozi-Kursen. Sie bekommen wirklich viel. Und sie werden auch noch dafür bezahlt, dass sie es nehmen. Da können sie nicht anders, als muffig und sauer und wie die Prinzessin auf der Erbse reagieren, wenn das, was sie bekommen auch helfen würde. Es darf nicht helfen und das werden sie nicht müßig zu beweisen.... vor allem, indem sie es gar nicht erst ausprobieren. Müssten sie eine wirkliche Gegenleistung dafür geben, wäre die Balance hergestellt und sie könnten es ausprobieren. Vielleicht hilft da die (hoffentlich harte) gemeinnützige Arbeit, die sie ab nächsten Monat für einige Monate machen müssen. So kommen sie in die Position, dass sie wie Erwachsene einen Ausgleich schaffen können.(Nebenbei: daran, sich eine "ordentliche" Arbeit zu suchen, wie alle anderen, denkt kein einziger von denen - ich hab sie heute gefragt. Statt dessen mosern sie über ALLES und haben Ansprüche.)
Geben ohne Ausgleich und Nehmen ohne Ausgelich gibt es nu zwischen eltern und Kindern Das Geschenk des Lebens ist nicht auszugleichen, es ist zu groß. da hilft dann nur noch Nehmen und Danken und es weiter geben an die nächste Generation, wie Espresso schon geschrieben hat - glaub ich.
Liebe Grüße
Christoph