Mein lieber roter Feist,
ich habe lediglich die verschiedenen jüdischen Kampfansagen erwähnt, deren Existenz das von mir angeführte Buch bestätigt. Wie diese Kampfansagen zu deuten und zu bewerten sind, dazu habe ich mich nie geäußert. Daß derartige Aufrufe in den Zeitungen aber bei den damaligen Nazi-Machthabern auch bestimmte Reaktionen erzeugten, das dürfte doch klar sein. Es ist daher auch hier nicht entscheidend, ob solche Aufrufe nun den Willen aller Juden repräsentierten, oder nur von bestimmten Gruppen. Es ist allein entscheidend, wie die Nazis solche Aufrufe verstanden und wie sie darauf reagierten.
VanTast schrieb:
So? wo werden denn die Toten belohnt?
je nach Glaube im Jenseits. Wer unschuldig leiden mußte, der kommt (nach christlicher Auffassung) ins Paradies (Matthäus 5, 10). Deswegen gingen ja viele Christen in den Märtyrertod.
Diese Sache ist nie gegessen und wenn es doch mal den Anschein macht, dann hoffe ich sehnlichst, dass postwendend alle, welche noch die Spur einer Erinnerung in sich tragen, dieses "Gegessene" wieder klangvoll und originalstinkend auf den sauberen Tisch jener übergibt, welche die "Sache" als gegessen und erledigt erachten.
Ich habe nie davon geredet, daß es vergessen werden sollte. Nein, man soll schon wissen, was damals geschah. Aber unsere Generationen betrifft es ansonsten nicht mehr. Das Problem ist, daß einige immer wieder davon sprechen, daß diese Vergangenheit nicht bewältigt sei, dann aber gleichzeitig alles tun, damit sie nicht bewältigt wird und auch nicht sagen können, wie theoretisch so eine Vergangenheitsbewältigung aussehen sollte.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten: Man kann aus der Vergangenheit lernen. Aber was man da lernt, sieht jeder anders. Ein Rechter lernt daraus, daß in einem Rechtsextrem regierten Land Ausländer nicht ermordet, sondern nur abgeschoben werden sollten. Ein Linker lernt, daß man jedes rechte Gedankengut verbieten müsse, also eine Einschränkung der Grundrechte auf Meinungsfreiheit. Andere aber lernen gerade daraus, daß Meinungsfreiheit eben nicht eingeschränkt werden dürfe, weil es sonst nicht anders ist, als damals.
Die einen behaupten, an den Morden wäre germanisches Denken schuld, andere (ich) glauben, daß es nur das christliche Denken war, dem wir das zu verdanken haben, wieder andere glauben, es wäre allein der Nationalismus. Die einen behaupten, nur in einem totalitären System wäre so etwas möglich gewesen, andere sind schon so schlau, daß sie so etwas in jedem System für möglich halten usw.
Und bei der Bewältigung werden auch ganz verschiedene Taktiken angewandt. Die einen (Rechte) leugnen oder verharmlosen einfach alles: Es wäre gar nicht so gewesen, frei erfunden, Rache eines enteigneten Volkes. Die andern rechtfertigen es: Wir mußten uns gegen die Machenschaften des Kapitals wehren, wobei leider auch falsch (übertrieben) gehandelt wurde. Wieder andere haben die Taktik, den Moloch zu mästen, bis er platzt, d. h. alles bestätigen und so schlimm wie möglich und drastisch vorbringen, immer wieder die Kollektivschuld aller Deutschen herauskehren, bis auch der letzte Deutsche sagt: Ich kanns nicht mehr hören. Auch so kann man das Thema vom Tisch bekommen.
Ich meine, die Sache ist eine Angelegebnheit der beteiligten Generationen, nicht unsere. Wissen sollten wir davon, wie auch von andern Dingen der Geschichte. Daß es sich nie wiederholen wird, davon gehen wir aus, es kann aber nicht ausgeschlossen werden. Haben denn die Menschen etwa aus den Vorgängen der Inquisitionszeit gelernt? Doch auch nur in der Weise, wie ich es im vorigen Absatz ansprach: Die einen verharmlosen die Opferzahlen der ermordeten Hexen, die andern schieben die Schuld allein den weltlichen Obrigkeiten zu, um die Kirchen rein zu waschen oder man behauptet, schon die Germanen hätten Hexen verbrannt usw.
Joey schrieb:
Du solltest Dich mal entscheiden, ob Du das Christentum nun als "fremd" ablehnst, oder gutheißt.
Ich gehe davon aus, daß die Mehrheit hier christlich oder jüdischer Religion ist. Deswegen erinnere ich daran, daß diese Religionen von Jenseitsbestrafung von Verbrechern ausgehen. Daß ich das Christentum als Ursache des Holocaust ansehe und es als eine fremde Religion, ist richtig. Aber die Mehrheit hat nun einmal diese fremde Religion, also soll sie bitte auch solche Vorgänge vom Blickwinkel ihrer Religion aus betrachten. Wer eine andere Religion hat, wird andere Erklärungen finden. Aber wohl die meisten der Religionen kennen Gut und Böse und die Bestrafung der Bösen.
Wo sähest Du Deutschland und andere Staaten heute ohne jeglichen von Dir ungewollten fremden Einfluss?
Kann ich Dir nicht sagen, wäre reine Vermutung. Nur, daß es den Mord an Juden gegeben hätte, wären wir noch heidnisch geblieben, das bezweifle ich.
Genauso, wie Du Deine Meinung äußern darfst, wird ja wohl auch Kritik an dieser erlaubt sein, oder?
Kritik: Selbstverständlich. Aber der Ruf nach Boykott oder Verbot: Nein!
Es geht darum, zu verhindern, dass es wieder so weit kommt. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass Genozide immer wieder vorkommen
Auch nach 1945 wurden Genozide verübt, die Kenntnis der Vergangenheit hat sie nicht verhindert.
Ich will dazu beitragen, dass die Nazis unvergessen bleiben.
Genau das ist ein Problem: Denn diese Verbrechen wurden von Deutschen im Namen Deutschlands verübt. Mit seinem Vaterland aber identifizieren sich viele Menschen. Dadurch, daß aber immer wieder dieses Vaterland als Land von Verbrechern hingestellt wird, kommt es zu zwei Reaktionen, die nicht in unserem Sinne sind: Man empfindet es als Nestbeschmutzung und wendet sich von den ewigen Vergangenheitsbewältigern ab, oder man will kein Deutscher mehr sein, lehnt Deutschland und die eigenen Wurzeln ab. Wurzellosigkeit ist die Folge.
Es wäre also viel besser, ethische Vorstellungen wie Du sollst nicht Töten zu verbreiten, denn wenn das einmal verstanden wird, dann gibt es solche Verbrechen genausowenig, wie Kriegseinsätze in islamischen Ländern, um deren Öl zu erobern.
Ein Hakenkreuz-Tatoo hingegen würde ich schon als deutliches Anzeichen von Gewaltbereitschaft und "schlechter Mentalität" deuten. Du nicht?
Viele tragen sowas auch nur, weil sie provozieren wollen, weil sie gemerkt haben, daß das System auf diesem Bereich empfindlich ist. Auch Inder tragen das Symbol.
Also: Erst muß einer eine eindeutige Straftat beginnen, dann kann ich gegen ihn vorgehen.
VanTast hat Dich ja schon mit einigen Problemen der heutigen Zeit versorgt.
Nur, die Gleichsetzerei: NPD = NSDAP = Massenmörder halte ich für demagogisch. Es ist ein Unterschied, genauso wie eben auch heutige Katholiken nicht gleich mt der Inquisition gleichgesetzt werden dürfen. Die Ideologie ist zwar noch gleich (Bibel), auch besteht die Inquisition noch heute, aber dennoch haben die Menschen gelernt und werden wohl kaum wieder mit Hexenfolterungen beginnen (hoffe ich).
Apfelkern schrieb:
Wie engstirnig muss man sein um das Böse dieser Welt in einer Gruppierung zusammengefasst zu bekämpfen? Das Böse ist immer und überall. Hätte es den Nationalsozialismus nie gegeben, die Menschen die unter ihm Verbrechen begangen haben hätte es genauso gegeben, Sie hätten dann halt auf anderer Ebene zerstörerisch gewirkt.
Sehe ich genauso.
Sunna schrieb:
Die Hysterie, mit der hier Leute, die sich selbst für spirituell halten, ihr politisch korrektes Weltbild verteidigen, das ihnen via Medien und Le(e/h)rplänen vermittelt wurde, wirft ein bezeichnendes Licht darauf, wie (wenig) unabhängig diese Leute tatsächlich in ihrem Denken sind, es zeigt aber auch, daß jegliche Diskussion mit derart Verbohrten vergebliche Liebesmüh ist.
Und wenn es einmal wieder politisch korrekt sein wird, andere mundtot zu machen, dann sind diese Leute die ersten, die da mitmachen.
Wir haben es ja in den USA gesehen, wie es möglich wurde, Grundrechte einzuschränken und gegen ein Volk in den Krieg zu ziehen, dessen Name die meisten Amerikaner gar nicht kennen. Aber es ist politisch korrekt gegen den Terrorismus zu kämpfen, ohne auch nur nachzudenken, was für Greuel man dort produziert.
sage schrieb:
Ach und heut ist´s also "mutig" für rechts zu sein?????
Sicher, schließlich stellt man sich gegen eine ganze Gesellschaft, riskiert zeitlebens Berufsverbot und Bespitzelung und muß sich überall als Völkermörder beschimpfen lassen.
VanTast schrieb:
Was den Faschismus als solchen auszeichnet ist die Vorgehensweise und daran sind die Faschisten auch zu erkennen, dass sie Gruppen nach Merkmalen verurteilen ohne Individuen und deren Handlungsweisen anzusehen.
Das taten Kommunisten auch z. B. wurden die Bourgeosie oder das Kapital als Gruppe angesehen und abgelehnt.
Ideologie und quälen verhalten sich zu einander wie Absicht und Instrument.
Die Ideologie ist austauschbar. Der Primitivling will quälen (weil er so seine sadistischen Triebe ausleben kann) und sucht sich als Vorwand (Rechtfertigungsgrund) eine Ideologie, aus der heraus er das tun kann. Im 3. Reich war es der Rassismus, zur Zeit der Inquisition war es die Bibel, unter Stalin war es der Kommunismus und die Opfer der französischen Guillotine waren Opfer eines Liberalismus. Alles Austauschbar. So mancher millitanter Antifaschist würde zum Folterer an Faschisten werden, wenn er nur dürfte.
Also lernen wir: Die eigenen sadistischen Phantasien zu unterdrücken oder anders auszuleben, nicht auf Kosten anderer Lebewesen. Dagegen müßte also ein Manifest gemacht werden.
Gizurr