Das Lanz-Problem...

Er hat also Fehler eingeräumt? Ist ja super...
Und was soll denn "ernergisches Nachfragen" und "rustikal" bedeuten? Polemik und Diskussionsunfähigkeit rustikal zu nennen, ist wohl die Verniedlichung des Jahrhunderts.
Und wenn man mal genau liest:


"Sie haben völlig recht: Allein durch die Konstellation - also, eine Frau gegen zwei Männer - entstand zwangsläufig der Eindruck: Das ist jetzt unfair. Weil aber Frau Wagenknecht jemand ist, der sich sehr kraftvoll wehren kann und das auch tat, habe ich das in diesem Moment nicht so eingeschätzt. Mein Fehler. Daraus lerne ich, glaube aber auch, dass Meinung und Haltung in einer Sendung, die den eigenen Namen trägt, wichtig ist."

Was will er denn damit sagen?
Soll das etwa eine Entschuldigung sein? Wo denn?
Hätte Sahra Wagenknecht in Tränen ausbrechen müssen, damit er sein Verhalten als unfair einschätzt?
Das hätte er wohl gern gehabt.....

Ich finde es erstaunlich, welche Reaktionen Wagenknecht häufig gerade bei Männern hervorruft. Anscheinend fühlen sich so einige sichtlich bedroht und herausgefordert von ihr.

Sie sprengt Klischees auf verschiedenen Ebenen. Da werden manche karussell im Kopp. Find ich gut. :)

Natürlich kriecht er jetzt nicht zu Kreuze und rechtfertigt sich auch. Aber das "Signal" ist sicherlich angekommen und ich würde wetten, dass er in Zukunft etwas besonnener reagiert. Um mehr muss es m.A.n. gar nicht gehen. Ich persönlich finde v.a. wichtig, dass bei Sender und Moderator ankommt, dass es viele Zuschauer gibt, die nicht nur "Show" wollen und Psuedo-investigative Polemik, sondern klare und kluge Diskussionen, v.a. wenn es um politische Dinge wie EU, Euro, etc. geht.

Oder anders gesagt: Viele wollen eben nicht einem Moderator zuhören der sich am liebsten selbst reden hört und aus einer Linken irgendwelche neoliberalische Bekenntnisse rauszupressen versucht.

Insofern denke ich, dass die Petition und das Medien-Echo dann gut war, wenn sich jetzt alles wieder etwas runterdreht. Wenn das nicht der Fall ist, und zu einem reinen Lanz-Bashing ausartet, diskreditiert das die berechtigte Kritik.
 
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(...) Lanz und Jörges zicken herum wie kleine Schulmädchen und kapieren nicht, dass die Tatsache des neoliberalen Europas keine empirische Gewissheit für ihre neoliberale Ideologie ist...es ist eben bloß Weltanschauung. (...)

Ich habe den Eindruck, das ist nicht mehr eine bloße Weltanschauung, sondern schon eine Ideologie... fast schon mit religiösen Zügen. Es ist sowieso auffällig, auch ohne diesen Extrem-(Aus)Fall, dass bei Eurokritik und EU-Kritik nicht selten so getan wird, als würde jemand in der Kirche Gotteslästerung betreiben. Und dann wird eben auch gnadenlos schwarz-weiß gemalt... Dann werden Bekenntnisse zur EU und Euro gefordert, bei Kritik die Schlussfolgerung gezogen "Aber das ist doch Antieuropäisch!!!" etc. Da hab ich die letzten Jahre so manches mal das Kotzen gekriegt...
 
Wir werten die Rückmeldungen unserer Zuschauer täglich aus und informieren die verantwortlichen Stellen innerhalb des ZDF über das Feedback. Dieses fließt dann auch in die Nachbetrachtung der Sendungen ein. Das gilt selbstverständlich auch für die Ausgabe von "Markus Lanz" vom 16. Januar. Das Gespräch mit Frau Wagenknecht hat heftige Kritik ausgelöst, die wir, dort wo sie sachlich vorgetragen wird, auch nachvollziehen können. Das Interview mit Frau Wagenknecht wurde auch von der Redaktion gemeinsam mit Markus Lanz im Nachhinein kritisch analysiert. Der Gesprächsstil war zeitweise nicht angemessen. Das ZDF entschuldigt sich dafür. Richtig ist aber auch, dass Markus Lanz in seiner Talkshow seit Jahren Woche für Woche viele gute Gespräche führt und damit viele Zuschauer erreicht.

Mit freundlichen Grüßen
Ihre ZDF-Zuschauerredaktion
 
Wir werten die Rückmeldungen unserer Zuschauer täglich aus und informieren die verantwortlichen Stellen innerhalb des ZDF über das Feedback. Dieses fließt dann auch in die Nachbetrachtung der Sendungen ein. Das gilt selbstverständlich auch für die Ausgabe von "Markus Lanz" vom 16. Januar. Das Gespräch mit Frau Wagenknecht hat heftige Kritik ausgelöst, die wir, dort wo sie sachlich vorgetragen wird, auch nachvollziehen können. Das Interview mit Frau Wagenknecht wurde auch von der Redaktion gemeinsam mit Markus Lanz im Nachhinein kritisch analysiert. Der Gesprächsstil war zeitweise nicht angemessen. Das ZDF entschuldigt sich dafür. Richtig ist aber auch, dass Markus Lanz in seiner Talkshow seit Jahren Woche für Woche viele gute Gespräche führt und damit viele Zuschauer erreicht.

Mit freundlichen Grüßen
Ihre ZDF-Zuschauerredaktion

Ich muß für den Lanz mal ne Lanze brechen. Danke für diese Vorlage.
Wenn man sich das Interview anguckt, einfach mal auf Gefühlsebene, dann versteht man vieles besser. Ab 26.50 Minuten ungefähr offenbaren die Angriffsseiten ihre wahre Absicht.

Der Lanz hat zeitweise einen sehr fragwürdigen Stil präsentiert, aber die Methoden nutzt er oft. Der Lanz ist nicht dumm. Er hat mit der Wagenknecht nur einen Gesprächskontrahenten, den er fast nicht entlarven kann. Man merkt an seinem Tenor, daß er nicht zu ihr durchbrechen kann. Er versucht es deshalb im Gespräch mit aller Gewalt.

Ich sehe da schon auch einen Kern der Wahrheit. Die Linke sucht natürlich immer extreme Positionen, um sich abheben zu können. Sie lässt dabei im Gespräch natürlich immer andere Positionen weg. Es wird sehr einseitig dargestellt. Das muß die Wagenknecht in ihrer Funktion machen, um sich von anderen Parteien deutlich abzuheben und durch ihr souveränes und ruhiges Auftreten erreicht Sie die Zuschauer und das bringt den Lanz natürlich unter Druck. Er will einer Partei nicht DIE Plattform geben.

Man muß das Sendeformat verstehen. Der Lanz muß in seiner Funktion als Moderator polarisieren, damit das Gespräch spannend wird und nicht zu einer Werbesendung verkommt. Der Punkt ist, daß die Wagenknecht ihm rhetorisch in allen Punkten immer überlegen ist. Deswegen hat er sich Hilfe geholt. Und sein Ziel ist es beide Seiten gegeneinander aufzuhetzen und dabei der Wagenknecht auch die Schwächen zu entlocken.

Ein anderes Thema ist, daß die Medien selbst unter der Kontrolle von Wirtschaftsfunkionären sind. Der Lanz handelt natürlich auch im Auftrag dieser und ist beauftragt, das Gesicht des Euroraums um jeden Preis zu wahren. Die Linke soll mit diesem Auftritt ein wenig geschwächt werden.

Ich sehe die Linke tatsächlich in der Außenseiterrolle. Ich sehe immer den Gysi wie er wirklich sehr gut kritisiert, aber wenn er selbst in der Position wäre um Veränderung zu bewirken, sich wie ein kleines Kind in Fötusstellung begeben würde. Die Linke hat keine wirklichen Antworten, das ist Ihr Problem. Da unterscheidet Sie sich von den anderen Parteien nicht im Geringsten.

Im Übrigen mag ich die Wagenknecht persönlich in ihrem Auftreten sehr.
Sie kann Ihre Position im Prinzip aber immer schön reden. Eigentlich ist die Linke ein Euroraumgegner. Natürlich kann Sie das nicht offen nach außen tragen und das gesamte Gespräch zielte darauf ab. Die Linke sollte hier im Gespräch als eben staatsfeindlich dargestellt werden.

Nun sehe ich mit Lanz eigentlich kein Problem. Letztlich ist das hier Entertainment. Wer glaubt denn heute noch bitteschön an journalistische Freiheit?

Meine Meinung zur Politik ist:
Wer wählen geht, gibt seine Verantwortung an Andere ab!
In der Sache hat die Wagenknecht recht. Große Parteilen lassen sich alle kaufen, denn erst dadurch können Sie überhaupt öffentlich so stark wahrngenommen werden. Es ist somit ein korrumpiertes System. Das lässt sich in einer Welt voll unterschiedlicher Interessen nur schwer vermeiden.

Diese ganze Diskussion ist einfach nur pure Unterhaltung. Sie verändert nichts. Ich selbst habe viele Möglichkeiten mich zu entfalten. Die Regulierungen oder Deregulierungen der Politik halten mich nicht ab. Ein weltweiter Polizeistaat ist nicht möglich. Man kann nicht alle Leute gleichschalten. Das wird nie funktionieren.

Indem man uns hier Meinungen aufzeigt, werden wir innerlich satt. Die haben für uns sozusagen miteinander gekämpft. Ich selbst arbeite genug, habe keine Zeit mich selbst zu entfalten. Sollen die das mal für mich tun.

Jeden verdammte Tag kann man sich in seiner Umgebung engagieren, wenn man möchte. Neue Unternehmen aufbauen, die anders ticken oder seinen Job wechseln. Manchmal geht das alles nicht sofort, aber das heißt noch lange nicht, daß ich deswegen Andere über mein Wohl entscheiden lasse.

Ich will keine Partei, die ein Programm aufstellt. Programme sind bei der Entwicklungsgeschwindigkeit in der heutigen Zeit absolut veraltet!
Wenn ich ein System regulieren möchte wie die Parteien es oftmals versuchen, haben die Konzerne schon längst an zig anderen Stellen Deregulierungsmöglichkeiten gefunden und bewerkstelligt.

Was für ein Lanzproblem? Eine Fernsehshow ist kein Problem. Viel mehr sind es die Leute, die auch noch ne Petition unterzeichnen im Glauben damit etwas zu bewirken!
 
@ Condemn
In Wirklichkeit hat Lanz aber laufend Suggestivfragen gestellt, Polemik unterstellt während er selbst polemisch agierte. Logisch, dass so etwas in einer Zusammenfassung dieses Stils zu 99% verloren geht.

Ich wollte die Themen und Argumente zeigen. So gut wie immer konnte Wagenknecht ihre Thesen darstellen bzw untermauern.

Die Diskussion hatte ja einen großen Hintergrund: das beantragte Europawahlprogramm der Linken.

http://www.die-linke.de/fileadmin/d...rag_parteivorstand_europawahlprogramm_neu.pdf

Zitat daraus:
Die Europäische Union war einst eine Hoffnung für die Menschen. Aber was haben die Raubzüge der Großbanken, der Bürokratismus und die Unersättlichkeit der Rüstungskonzerne daraus gemacht?
Spätestens seit dem Vertrag von Maastricht wurde die EU zu einer neoliberalen, militaristischen und weithin undemokratischen Macht, die nach 2008 eine der größten Krisen der letzten 100 Jahre mitverursachte. Viele verbanden mit der EU: mehr internationale Solidarität. Heraus gekommen sind
mehr faschistische Parteien, rechtspopulistische Hetzer und mehr Menschenjagd in und an denGrenzen der EU. Immer mehr wurde die EU zu einem ungehemmten Kapitalmarkt. Immer mehr Gräben
wurden aufgerissen, statt Hände zu reichen.

Ein Gysi distanziert sich davon (http://www.spiegel.de/politik/deuts...l-a-941616.html#js-article-comments-box-pager)

Lanz fragt sie also nach ihrer Haltung zu Europa, dann zum Euro. Hier weicht sie aus und versucht den Fokus auf die Reichen zu lenken.

Zumindest die Einleitung des Parteiprogramms liest sich wirklich antieuropäisch. Da verstehe ich Lanz schon.

Und wegen dem Glück, dass ihrer Mn die Deutschen haben, welches dann aber auf dem zweiten Blick doch ein anderes Bild ergibt, da hat Lanz auch begründeterweise nachgehakt, da es vorher von ihrer Seite anders klang.

Man muss mit seiner Art nicht einverstanden sein, gewiss.

Und... ich gebe Dir mal einen ansatzweise objektivierbaren Hinweis: Schau Dir mal die Masse an Themen an die da in kürzester Zeit angerissen wurden und frag Dich mal, welches dieser großen Themen überhaupt mal von ihr zu Ende erklärt werden konnte

Ja, aber nochmal: Das ist für Wagenknecht eine potentielle Werbeveranstaltung. Es ist nicht so, dass sie ihre Ansichten für jeden verständlich und in aller Breite darlegen dürfen muss. Dazu sind Kundgebungen oder Redeveranstaltungen da. Sie hatte auch keinen anderen gegnerischen Politiker neben sich.

Als sie den Einfluss der Lobbyisten erklären wollte, wurde sie daran "gehindert", weil Lanz auf die lange Friedensphase umschwenkte, die seiner Ansicht nach der EU zu verdanken wäre, das stimmt schon. Und auch an der Stelle, als sie erklären wollte, warum Deutschland am Exportüberschuss leide, zumindest in letzter Konsequenz.


Man muss ja den Lanz wirklich nicht mögen, und ich bin der letzte, der ihm seine Kohle gönnt. Aber schon alleine die Vorstellung, dass jemand abgesetzt werden könnte/sollte, weil er jemanden "SO" interviewt, davor graut mir. Und es ist eine szenetypische Forderung, die genau ausdrückt, wofür "links" steht.

Bei denen werden aus Gefühlen Gründe, aus Gründen Tatsachen.
 
Zuletzt bearbeitet:
@Ginseng: Kann wahrscheinlich erst wieder ab Sonntag mitreden. Wollte nur schon mal sagen, dass ich Recht habe und Du nicht. :D ;)
 
Die Diskussion hatte ja einen großen Hintergrund: das beantragte Europawahlprogramm der Linken.

Ein Gysi distanziert sich davon (http://www.spiegel.de/politik/deuts...l-a-941616.html#js-article-comments-box-pager)

In dieser Form:

Die Präambel, in der die EU als "neoliberale, militaristische und weithin undemokratische Macht" bezeichnet wird, sei nicht ganz gelungen, sagte er in Berlin. "Ich bin sicher, dass da noch etwas geändert wird."

Das heiße aber nicht, dass die Linke der EU nicht kritisch gegenüberstehen könne. "Die betreibt eine neoliberale Wirtschaftspolitik, und sie steht jetzt für das Unsoziale, wenn ich an die knallharten Sparauflagen der Troika denke", sagte Gysi.


Das Wort militaristisch findet er nicht ganz gelungen, ist aber gleichzeitig für eine Auflösung der Nato.....

"Er sprach sich stattdessen dafür aus, die Auflösung der Nato und die Gründung eines neuen Systems für Sicherheit und Zusammenarbeit zu fordern. "

Distanzierung kann ich da wenig finden.

Übrigens spricht die Linke gegen die Ausbeutung der Menschen in Europa durch Megakonzerne und Spekulanten und nicht gegen Europa. So langsam sollte man diese Dinge wirklich mal unterscheiden.
Wer das nicht tut, betreibt selbst Polemik. Deine letzten beiden Sätze sind auch nur ebensolche.

Übrigens weicht Wagenknecht in keinster Weise aus. Lanz wollte bestimmte Aussagen erzwingen, die Wagenknecht ihm aber nicht geliefert hat. So ein Pech!
 
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@Onthaline

Es geht mir bzgl. Lanz jetzt weniger um die Inhalte, jeder hat seine (politische) Meinung und das ist ok. und wem etwas nicht gefällt sollte tätig werden statt sich aufzuregen und nur rumzureden, das hilft gar nichts.

Es geht um die Moderationsweise. Wozu stellt Lanz eine Frage, wenn er die Antwort gar nicht hören will und schon im ersten Antwortsatz wieder und wieder dazwischen labert. Das zeigt nur, dass er respektlos ist und sich selbst gerne reden hört.

Man muss ihn ja nicht einschalten; nur wenn einem einige Gäste interessieren ist es schade, dass nicht ein Moderator mit Hirn und weniger Selbstverliebtheit gewählt wird.
 

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