Cultural Appropriation - kulturelle Aneignung

Da wär ich mir bei den eingefleischten Trachtlern in Oberbayern nicht so sicher.
Dort gehören die Trachten, die sich voneinander auffällig unterscheiden, zur Brauchtumspflege. So hats im Chiemgau eine andere Tracht wie in Garmisch oder in Bad Tölz.
Auch die Entstehung und warum was wie getragen wird, ist da sehr lebendig.


Edit sagt: Tracht ist übrigens nichtgleich Dirndl.
Sach ich doch - es ist so komplex, dass man sich sehr lange damit beschäftigen kann und doch nicht alle Aspekte beisammen hat.

Ich weiß hundertprozentig, dass einige mir bekannte Tracht- tragende Bayern keinen Schimmer davon haben, wie die Geschichte ihrer Kleidung genau aussieht.

Dass es auch welche gibt, die das genau wissen, steht dem nicht entgegen.
 
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Ich habe mir jetzt tatsächlich die Geschichte des Dirndls angetan (kannte ich nicht, finde diese Kleidung grauenhaft) und tatsächlich war es einst die Kleidung armer, ausgebeuteter (und oft mißbrauchter, da völlig abhängiger) Mägde und nach dem Krieg die einfachste und billigste Sommermode.

Nur kurz vor 1900 brach temporär eine Art "Modewelle" des Mittelstands damit aus.

Und nu tragen die Japaner sowas auf dem Oktoberfest ... ja, dürfen die das denn? :D

Das Beispiel ist insofern spannend, da es so viel Geschichte zur Entwicklung regionaler Tracht gibt, dass niemand die komplett auf dem Schirm haben kann, - ich bin mir sicher, dass kein einziger Deutscher oder Österreicher da auch nur annähernd einen Plan hat, schon gar keinen fundierten, kompletten, obwohl es um die "eigene Landestracht" geht.

Hier in der Wachau weiß man das sehr genau - alles dokumentiert: https://www.spitz-wachau.at/Unsere_Gemeinde/Kultur_Brauchtum/Die_Wachauer_Tracht

Genauso wie die Ausseer Tracht: https://www.trachtenbibel.at/ausseer-dirndl/
 
Kulturelle Aneignung ist eigentlich, wenn man etwas aus einer Kultur nimmt, für sich passend macht und so tut, als wäre es sein Eigentum, vielleicht noch damit Geld verdient ( s. Neo Schamanismus beispielsweise). Kulturelle Wertschätzung ist etwas völlig anderes.

Es geht auch überhaupt nicht ums schlechte Gewissen, obwohl uns Deutschen das praktisch in die Wiege gelegt wurde. Und auch kräftig ausgenutzt wird, bei jeder möglichen Gelegenheit. Was aber wiederum akzeptiert wird.

Vielleicht wollen einige dieser Kulturen, wo der weiße "Mann" per Gesetz, die Tradition/Sprache/Kultur verboten hatte ( und diese jetzt eben veramscht und kräftig Geld damit scheffelt), jetzt einfach auch mal gehört werden.
Schon bei der Definition von "kulturelle Aneignung" hapert es, wenn du das Netz durchforstest - das mit dem "Eigentum" habe ich jetzt nur bei dir gelesen, Wiki definiert es sehr komplex, so dass es auch wieder unüberschaubar wird, andere definieren es selektiver - so kann das nicht klappen.

Zudem wird es sehr sehr schwer mit der genauen Bestimmung, was denn jetzt genau einer Kultur "gehört", wer sich was von wem abgeguckt hat, an wie vielen Stellen der Welt es auftauchte, wie alt es wirklich ist usw. - bestes Beispiel die Rastalocken.
Und letzten Endes - welcher "weiße Mann" denn genau?
Es gab so viele Weiße, die selbst Opfer (auf vielfältigste Weise) wurden, dass per se "weißer Mann" eine reine Provokation ist.
 
Tracht oder Dirndl?
Da es im Kreis Miesbach war, wird es vermutlich die Miesbacher Tracht gewesen sein.

Zumindest die Männer sahen eins zu eins so aus:

Bei den Frauen habe ich sie ein wenig gemäßigter in Erinnerung, kann aber auch an der moderneren Frisur und keinem Hütchen (glaub ich) gelegen haben.
 
von 2019:
Philosophin Ursula Renz

Kultur ohne Aneignung gibt es nicht


...
Die Idee eines „kulturellen Eigentums“ hält Renz generell für problematisch: „Denn Kultur ist immer auch Kulturtransfer.“ Kulturen seien nie unveränderlich, sie ließen sich nicht auf feststehende Eigenschaften zu reduzieren. Der Akt der Übernahme von Elementen anderer Kulturen könne entsprechend keine moralische Verfehlung darstellen.
...
Problematisch sei also nicht nur das Konzept der kulturellen Aneignung, sondern bereits die dahinter liegende Vorstellung einer „kulturellen Identität“, weil diese die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Kultur mit dem Wesen eines Menschen verwechsle.
...
Statt Kultur als Eigentum aufzufassen und jeden Transfer mit einem Enteignungsvorwurf zu versehen, plädiert die Philosophin für „kreativere Reaktionen“ und regt an, genau hinzuschauen: So könne das ‚Aneignen‘ bestimmter Symbole, wie etwa im Falle der Dreadlocks, auch Ausdruck einer Solidarisierung mit den Herkunftskulturen und ihren Widerstandspraktiken sein.
...
dass das Konzept der kulturellen Identität auf beiden Seiten problematisch ist, weil es auf beiden Seiten, ausgrenzt, oft andere herabsetzt und die Dialogkultur zum Erliegen kommt
...
Renz plädiert deshalb dafür, sich vom Konzept der kulturellen Identität ganz zu verabschieden: Die „sehr starke Identifizierung mit bestimmten kulturellen Symbolen“ werde unter der Hand zu einem Problem für ein „konstruktives Miteinander, für die Integration und Offenheit von Kulturen.“ Denn: „Kultur ist nie statisch. Und wenn sie statisch wird, dann ist sie tot – das gilt, glaube ich, auch für Minderheitskulturen.“



Meine persönliche Befürchtung ist, dass der Durchschnittsbürger das längst nicht so durchdenkt wie es hier passiert, sondern dass zunehmend gefühlig Reaktanz entsteht (wie im vorigen verlinkten Artikel beschrieben) und dass andererseits unreflektiert auf diesen "Zug aufgesprungen wird" - also Polarisierung pur.


 
Schon bei der Definition von "kulturelle Aneignung" hapert es, wenn du das Netz durchforstest - das mit dem "Eigentum" habe ich jetzt nur bei dir gelesen, Wiki definiert es sehr komplex, so dass es auch wieder unüberschaubar wird, andere definieren es selektiver - so kann das nicht klappen.

Zudem wird es sehr sehr schwer mit der genauen Bestimmung, was denn jetzt genau einer Kultur "gehört", wer sich was von wem abgeguckt hat, an wie vielen Stellen der Welt es auftauchte, wie alt es wirklich ist usw. - bestes Beispiel die Rastalocken.
Und letzten Endes - welcher "weiße Mann" denn genau?
Es gab so viele Weiße, die selbst Opfer (auf vielfältigste Weise) wurden, dass per se "weißer Mann" eine reine Provokation ist.

Dann redet man mit den Menschen und geht dahin, wo die Traditionen vielleicht noch gelebt werden, anstatt irgendwelche Wiki Dingens zu lesen. Vernünftig darüber sprechen ist wohl auch eine Sache für sich geworden und endet safe in Aggressivität, man wird persönlich und übergriffig, oder es wird am Ende alles ins lächerliche gezogen. Für mich ist dann auch einfach Schluss. Denn ich kann mich darüber nicht ärgern, warum sollte ich auch?🤷

Es erübrigt sich immer wieder zu betonen, dass es Menschen jeder Hautfarbe gibt, die überhaupt keinen Bezug zu ihren Wurzeln haben und das ist auch okay so. Andersherum gibt es Menschen, die in anderen Kulturen, die nicht ihren Wurzeln entsprechen ihre Heimat fanden. Das ist auch okay.. Die Menschheit ist globalisiert, das ist gut so... Es gibt aber auch Arschbacken die sich Dinge aneignen und dann verkaufen, komplett aus dem (manchmal sogar den eigenen) kulturellen Kontext gerissen und passend für die privilegierte Wohlstandsgesellschaft gemacht haben, weil sich damit gutes Geld verdienen lässt. Ja, das machen nicht nur "Weiße" Wie oft denn noch?

Btw es durfte auch kein Oktober Fest in Dubai gefeiert werden. Das hat ein Gericht entschieden.🥳
 
Dann redet man mit den Menschen und geht dahin, wo die Traditionen vielleicht noch gelebt werden, anstatt irgendwelche Wiki Dingens zu lesen. Vernünftig darüber sprechen ist wohl auch eine Sache für sich geworden und endet safe in Aggressivität, man wird persönlich und übergriffig, oder es wird am Ende alles ins lächerliche gezogen. Für mich ist dann auch einfach Schluss. Denn ich kann mich darüber nicht ärgern, warum sollte ich auch?🤷

Es erübrigt sich immer wieder zu betonen, dass es Menschen jeder Hautfarbe gibt, die überhaupt keinen Bezug zu ihren Wurzeln haben und das ist auch okay so. Andersherum gibt es Menschen, die in anderen Kulturen, die nicht ihren Wurzeln entsprechen ihre Heimat fanden. Das ist auch okay.. Die Menschheit ist globalisiert, das ist gut so... Es gibt aber auch Arschbacken die sich Dinge aneignen und dann verkaufen, komplett aus dem (manchmal sogar den eigenen) kulturellen Kontext gerissen und passend für die privilegierte Wohlstandsgesellschaft gemacht haben, weil sich damit gutes Geld verdienen lässt. Ja, das machen nicht nur "Weiße" Wie oft denn noch?

Btw es durfte auch kein Oktober Fest in Dubai gefeiert werden. Das hat ein Gericht entschieden.🥳
Ich wüßte nicht, wo ich Menschen finden könnte, mit denen ich darüber reden kann, ich kenne keine Menschen mit anderen Hautfarben oder Kulturen, die überhaupt ein Problem damit haben, ganz im Gegenteil - die, mit denen ich darüber gesprochen habe, halten das, was da grad passiert, für großen Nonsens.

Aber ich habe mir ein paar Sachen auf yt angesehen (darunter "13 Fragen" vom ZDF u.ä.), wo diese Leuts zu Wort kommen.
Mir erscheint das ein kunterbuntes Durcheinander von Vorstellungen, persönlichen Verletzungen, individuellen Definitionen und Interessen - da ist überhaupt keine "Linie" zu finden.
Rassisten tragen per se keine Ethno- Muster, Rastalocken, singen keine Gospels, haben keine Boho Einrichtung usw. - das tun/ haben in aller Regel genau die anderen.

Ab wann kann man davon sprechen, dass damit (unrechtmäßig) Geld verdient wird?
Ab wann darf gar damit Geld verdient werden? Es gibt ja einige Projekte, die Menschen in diesen Ländern mit fairen Löhnen, guten Arbeitsbedingungen, Schulprojekten usw. dabei unterstützen, Dinge aus ihrer Kultur zu fertigen und dann in reichen Ländern zu verkaufen.
Es gibt Stimmen aus diesen Kulturen, die es gut finden, wenn etwas bekannter wird, sich gar auf der ganzen Welt verbreitet, weil sie stolz darauf sind und manches geht halt nur über "Kommerz".
Bei ganz vielen Dingen liegen Irrtümer vor, welcher Kultur sie nun wirklich entspringen, manchmal ist es nicht mehr zu eruieren.
Wie lange darf etwas in einer Kultur beheimatet sein, damit es als "zur Kultur gehörig" gilt?

Wie soll es also konkret laufen?
Was soll man tun?
Wer genau hat hier "Deutungshoheit"?
 
Ich wüßte nicht, wo ich Menschen finden könnte, mit denen ich darüber reden kann, ich kenne keine Menschen mit anderen Hautfarben oder Kulturen, die überhaupt ein Problem damit haben, ganz im Gegenteil - die, mit denen ich darüber gesprochen habe, halten das, was da grad passiert, für großen Nonsens
Genau so war es eben nicht gemeint....

Ich habe das jetzt schon gemacht. Vielleicht wollte ich etwas über Pflanzen wissen die in entsprechenden Kulturen rituell verwendet wurden, ich wusste aber nicht genau welche, weil es dazu nur Trivialnamen gab, in der Sprache des Volkes. Ich hätte mir jetzt auch sonst was aus den Fingern ziehen können und so tun können ob es genau diese oder jene Pflanze ist, möglicherweise komplett etwas falsches behaupten können usw. Wollte ich aber nicht. Deshalb habe ich da gefragt wo es herkommt und war dann auch ziemlich zufrieden damit. Ja das ist bisschen übertrieben, ich weiß das.

Speziell mit den "Dreadlocks" habe ich auch gefragt und man hat mir erklärt (ob's stimmt weiß ich auch nicht), dass man früher die schwarze Bevölkerung dazu gezwungen hat, sich die Haare abzuschneiden, weil man "Dreadlocks" für ein Zeichen von Unsauberkeit hielt. Und das tut man generell heute noch, egal wer sie trägt. Und wenn nicht, dann kifft man aber mindestens... Die Menschen waren arm und konnten sich entsprechend auch nicht anpassen, die Haare sind halt anders, als die von Europäern beispielsweise, und es hieß dann " schneid dir erstmal die Haare, dann kannst du wieder kommen". Egal ob man einen Job wollte oder sonstwie ein Teil der Gesellschaft sein wollte.
Und was hat man jetzt der Sängerin gesagt die damit Geld verdienen wollte?

Ich kann mir aber auch vorstellen, dass es für einige spirituelle Gründe hat, denn diese "Frisur" hat für einige Völker einen bestimmten spirituellen Hintergrund.

Anderen ist das völlig Wayne. Hab ich auch schon gehört.🤷

Ich habe echt keine Ahnung ob das alles nun richtig oder falsch ist. Das muss jeder für sich selbst entscheiden und ich persönlich kann beide Seiten verstehen und das auch mal einfach akzeptieren.

Mir fehlt einfach, dass Menschen nicht ordentlich darüber sprechen können miteinander und am Ende trotzig werden. So baut man dann auch keine Brücke.
 
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Genau so war es eben nicht gemeint....

Ich habe das jetzt schon gemacht. Vielleicht wollte ich etwas über Pflanzen wissen die in entsprechenden Kulturen rituell verwendet wurden, ich wusste aber nicht genau welche, weil es dazu nur Trivialnamen gab, in der Sprache des Volkes. Ich hätte mir jetzt auch sonst was aus den Fingern ziehen können und so tun können ob es genau diese oder jene Pflanze ist, möglicherweise komplett etwas falsches behaupten können usw. Wollte ich aber nicht. Deshalb habe ich da gefragt wo es herkommt und war dann auch ziemlich zufrieden damit. Ja das ist bisschen übertrieben, ich weiß das.

Speziell mit den "Dreadlocks" habe ich auch gefragt und man hat mir erklärt (ob's stimmt weiß ich auch nicht), dass man früher die schwarze Bevölkerung dazu gezwungen hat, sich die Haare abzuschneiden, weil man "Dreadlocks" für ein Zeichen von Unsauberkeit hielt. Und das tut man generell heute noch, egal wer sie trägt. Und wenn nicht, dann kifft man aber mindestens... Die Menschen waren arm und konnten sich entsprechend auch nicht anpassen, die Haare sind halt anders, als die von Europäern beispielsweise, und es hieß dann " schneid dir erstmal die Haare, dann kannst du wieder kommen". Egal ob man einen Job wollte oder sonstwie ein Teil der Gesellschaft sein wollte.
Und was hat man jetzt der Sängerin gesagt die damit Geld verdienen wollte?

Ich kann mir aber auch vorstellen, dass es für einige spirituelle Gründe hat, denn diese "Frisur" hat für einige Völker einen bestimmten spirituellen Hintergrund.

Anderen ist das völlig Wayne. Hab ich auch schon gehört.🤷

Ich habe echt keine Ahnung ob das alles nun richtig oder falsch ist. Das muss jeder für sich selbst entscheiden und ich persönlich kann beide Seiten verstehen und das auch mal einfach akzeptieren.

Mir fehlt einfach, dass Menschen nicht ordentlich darüber sprechen können miteinander und am Ende trotzig werden. So baut man dann auch keine Brücke.
Gerade das Beispiel mit den Dreads ist ja so hanebüchen - es ist belegt, dass es sie überall auf der Welt und zu allen Zeiten und aus unterschiedlichen Gründen gab, - mit welchem Recht kommt nun eine Kultur daher und nutzt sie jetzt für ihr Zwecke?

Mir ist wichtig, was wirklich echte Fakten sind (kennst mich ja) und eben nicht "gefühlte Wahrheiten".

Und da wird im Augenblick viel unreflektiert nachgeplappert und irrational "nachgefühlt" (das aktuelle Beispiel mit der Band, wegen deren Erscheinungsbild ein Konzert abgebrochen wurde).

Deshalb halte ich es für schwierig, mit Menschen zu sprechen, die es auch nicht so genau wissen, was soll das bringen?

Also müssen die Wissenschaftler (Historiker, Experten für verschiedene Kulturen usw.) ran - wenn die miteinander über ihre Forschungen sprechen dürfte deutlich mehr dabei herauskommen.

Gesichert ist, dass es "kulturelle Aneignung" gibt, seitdem es Menschen gibt und diese untereinander begegnen.
 
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