Cultural Appropriation - kulturelle Aneignung

Da hast du natürlich auch absolut Recht.

Aber wo genau soll die Grenze gezogen werden?

Meine Kindheit war geprägt von "Cowboy und Indianer" und den Indianern galt die absolute Wertschätzung - ich habe erfahren, dass Kinder solche Kostüme (und sei es nur die Feder im Haar) nicht mehr tragen und solche Spiele nicht mehr spielen dürfen.
Meine Töchter liebten Chinesenkostüme (wir haben viel wunderschöne chinesische Kleidung wegen meines chinesischen Onkels), besonders zu Karneval - auch das ist heute nicht mehr möglich.

Mit 12 wurden Hippies "nachgemacht", nicht nur zu Karneval - also Anleihen an sämtliche Kulturen.

Dann kamen Arafattuch, Kampfjacke, Jeans, Kreuz an der Halskette usw..

Also genau genommen erinnere ich mich an keine Lebensphase ohne "kulturelle Aneignung".

Ob man das nun alles Verramschen nennen kann oder ob das nicht auch sehr zu kultureller Offenheit, Identitätsfindung, Brücken zwischen Kulturen beigetragen hat, liegt natürlich im Auge des Betrachters.
Meines Erachtens liegt das nicht im Auge des Betrachters. Es ist schlicht Fakt. Nehmen wir zum Beispiel Karneval... da gingen Naziklamotten, Psychos usw... kaum, sehr schwer bis schwierig, wenns denn jemand dann doch tut/tat. Grund: Was ätzendes, gesellschaftlich- ethisch fragwürdiges usw. ist verpönt, weil wir das in unserer Mitte nicht gelten lassen können oder wollen. Aber ein Kostüm, Männer als Frauen, Frauen als Männer, Junge als Alte, Chinesen, Afrikaner, Fantasy, Spanier, Engländer, Prostituierte usw... das wählt(e) man aus Verehrung, Verbrüderung, Interesse, Statement, Entertainment, Spannung und oft genug gerade zum Zwecke der Integration. Hinzu kommt aber die eigentliche Psycholgoie hinter der Tradition der Verkleidung zu Karneval: Sei endlich mal, was DU sein willst, wie DU DICH selbst siehst oder sehen möchtest usw... .

Boah, nee, ich merke wieder, ick reg´mir uff. Das ists einfach nicht wert. Ich finde es unfassbar, was uns in letzter Zeit für Unsinnsdiskussionen aufgezwungen werden! Schrecklich!
 
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Für meinen Onkel war es absolute Wertschätzung, wenn wir uns zu größeren Feiern chinesisch gekleidet haben und ich bin schon von Menschen anderer Kulturen ebenso wertschätzend darauf angesprochen worden, wenn ich bei ü30 Grad im afrikanischen Kaftan durch die Innenstadt laufe u.ä. - bislang kam niemals irgendetwas Negatives bei meinem Experimentieren mit Mutlikultikleidung, ganz im Gegenteil.

Kann es sein, dass diese ganze Bewegung an den Betroffenen vollkommen vorbeigeht?
Ja, da bin ich mir ziemlich sicher! Wie gesagt, wird es auch etliche geben, die auf diesen Zug aufspringen. Aber letztlich entscheidet schlicht die Realität. Stell dir vor, du kommst als dunkelhäutiger Flüchtling an einem Bahnhof an und hast ein Problem. An wen würdest du dich wohl wenden? An Anzugträger oder Kostümträgerinnen? Du würdest dich vermutlich erst einmal umschauen, ob da noch irgendwo andere "Dunkelhäutige" sind und wenn du keinen sichtest ganz selbstverständlich die Menschen nach bestimmten Kriterien, die dir Annahme, Solidarität und grundsätzliches Wohlgesonnensein signalisieren, absuchen. Also Menschen mit Rastas, mit afrikanischer oder arabischer, indischer Kleidung, selbst WENN klar ersichtlich ist, dass es sich um "kulturelle Aneignung" handelt: Du hättest nämlich hier die Gewissheit, dass dich dieser jenige zumindest mal nicht rassistisch oder böswillig missversteht oder dich sonstwie krumm angeht. Und das alles passierte eher wie selbstverständlich "unbewusst motiviert". Da käme kein Mensch auf den kruden Gedanken einer "kulturellen Aneignung". Was soll das überhaupt sein? Man könnte es ja auch einfach bei dem Namen und Prinzip nennen, der tatsächlich dahinter wirksam ist: Kulturelle Solidarität - Integration- Aufgeschlossenheit ... usw... gäbe da viele Worte, die man nutzen könnte und die ein Treffer wären. Aber dann gäbs halt nicht diese lästigen Debatten um Arbeiten gelangweilter Uniabsolventen, die verzweifelt versuchen noch irgendwo einen Schuss/Namen oder sonst was dergeichen zu machen.
 
Für meinen Onkel war es absolute Wertschätzung, wenn wir uns zu größeren Feiern chinesisch gekleidet haben und ich bin schon von Menschen anderer Kulturen ebenso wertschätzend darauf angesprochen worden, wenn ich bei ü30 Grad im afrikanischen Kaftan durch die Innenstadt laufe u.ä. - bislang kam niemals irgendetwas Negatives bei meinem Experimentieren mit Mutlikultikleidung, ganz im Gegenteil.

Kann es sein, dass diese ganze Bewegung an den Betroffenen vollkommen vorbeigeht?
Scheinbar.
Denn die Kultur zeigt sich ja nicht nur in der Kleidung oder in der Musik.

Man denke da an Architektur, an Gartenanlagen und auch an die Inneneinrichtung ...
zum Beispiel im chinesischen oder afrikanischen Stil.
Und was ist z.B. mit einem Garten, der nach japanischem Vorbild angelegt wurde?

Das wird ja dann alles schwierig, wenn man hier solch enge Grenzen setzt.
 
Da hast du natürlich auch absolut Recht.

Aber wo genau soll die Grenze gezogen werden?

Meine Kindheit war geprägt von "Cowboy und Indianer" und den Indianern galt die absolute Wertschätzung - ich habe erfahren, dass Kinder solche Kostüme (und sei es nur die Feder im Haar) nicht mehr tragen und solche Spiele nicht mehr spielen dürfen.
Meine Töchter liebten Chinesenkostüme (wir haben viel wunderschöne chinesische Kleidung wegen meines chinesischen Onkels), besonders zu Karneval - auch das ist heute nicht mehr möglich.

Mit 12 wurden Hippies "nachgemacht", nicht nur zu Karneval - also Anleihen an sämtliche Kulturen.

Dann kamen Arafattuch, Kampfjacke, Jeans, Kreuz an der Halskette usw..

Also genau genommen erinnere ich mich an keine Lebensphase ohne "kulturelle Aneignung".

Ob man das nun alles Verramschen nennen kann oder ob das nicht auch sehr zu kultureller Offenheit, Identitätsfindung, Brücken zwischen Kulturen beigetragen hat, liegt natürlich im Auge des Betrachters.

Ich persönlich habe Karneval und diese Dinge nie mitgemacht. Ich fand das alles extrem unangenehm.

Aber die Grenze zu ziehen ist für mich nicht (mehr) schwierig. Denn umso intensiver man sich mit den Völkern beschäftigt umso mehr kann man auch über ihre Geschichte lernen. Das war und ist mir wichtig. Es geht nämlich nicht darum, Kleidung aus anderen Kulturen zu tragen, weil man sie einfach schön findet. Sondern um Kolonialismus und die Gewalt die damit einher ging. Die betroffenen Volksgruppen leiden bis heute darunter. Und bis heute interessierte es nicht wirklich, ob da hunderte Säuglinge unter iirgendein Kloster vergraben liegen, weil sie einem Volk angehören, die als minderwertig angesehen wurde. Viele Vorfahren der PoC kamen auch nicht.auf Luxuskreuzer in die neue Welt.... Da ist noch jede Menge, was aufgearbeitet werden muss.

Ich glaube hinter den Dreadlocks, Indianerkostüm usw stecken keine bösen Absichten. Auch kein Rassismus.

Wo man da Grenzen zieht, ist schwierig, keine Ahnung... Allerdings habe ich persönlich noch nicht erlebt, das Kinder sich nicht mehr als Indianer verkleiden dürfen. In den Schulbücher steht auch noch Indianer, Eskimo. Also...🤷
 
Eigentlich müsste man meinen, eignet man sich markante Teile eines Kulturs an, dass man diesen dann eben für gut befunden hat. Das ist nichts schlechtes sondern im Grunde ehrenvoll. Verstehe nicht warum auf einmal Weisse, keine Ragga Musik spielen oder Rasta Haare mehr haben dürfen. Damit fängt die "Rassentrennung" wieder an, ebenso wird Musik anhand der Hautfarbe deklariert wird. Das ganze ist keine einseitige Einbahnstrasse. Auf kurz oder lang trennt man so die Kulturen wieder und schlafft eine Kluft zwischen ihnen.
Was den karneval Klamauk angeht, dafür ist sie da. Um unbequeme Themen satirisch dar zu stellen. Dies ist ebenfalls keine Einbahnstrasse. Die Cancel Culture vermischt einfach alles und schafft Hass auf künstlich konstruierte Fundamente. Dort wo sich niemand beleidigt fühlte (und ich rede nicht von die Handvoll Moralapostel die meistens, nicht einmal zu dem Kulturkreis des angeblichen "opfers" gehören), niemand an etwas böses dachte, wird jetzt die Hölle hineininterpretiert. Reibung geschaffen und jegliche Toleranz niedergeknüppelt. Ich habe eine sehr grossen Multikulti-Kreis an Freunden und bekannten, die schütteln sich nur den Kopf darüber und jeder Fragt sich, warum diese idioten dauernd die Menschen gegeneinander aufhetzen wollen. Man hat das zu lange als unwichtig erachtet, man sieht, dass war ein Fehler. Mittlerweile hat jeder Angst davor als Nazi, Rassist etc bezeichnet zu werden. Selbst diese Unsinn von kultureller Aneignung sorgt dafür, dass wenige Moralapostel, den Spass für die Restliche Konzertbesucher zerstören. Wo soll das nur hinführen. Werden z.B. die Toiletten wieder nach Hautfarbe aufgestellt? Konzerte für Weisse und Farbige separat mit unterschiedlicher Musikrichtungen abgehalten? Dürfen Farbige kein Sauerbraten mit Kloss und Sosse mehr essen während die weissen nur noch white man Küche essen darf?
 
Ich persönlich habe Karneval und diese Dinge nie mitgemacht. Ich fand das alles extrem unangenehm.

Aber die Grenze zu ziehen ist für mich nicht (mehr) schwierig. Denn umso intensiver man sich mit den Völkern beschäftigt umso mehr kann man auch über ihre Geschichte lernen. Das war und ist mir wichtig. Es geht nämlich nicht darum, Kleidung aus anderen Kulturen zu tragen, weil man sie einfach schön findet. Sondern um Kolonialismus und die Gewalt die damit einher ging. Die betroffenen Volksgruppen leiden bis heute darunter. Und bis heute interessierte es nicht wirklich, ob da hunderte Säuglinge unter iirgendein Kloster vergraben liegen, weil sie einem Volk angehören, die als minderwertig angesehen wurde. Viele Vorfahren der PoC kamen auch nicht.auf Luxuskreuzer in die neue Welt.... Da ist noch jede Menge, was aufgearbeitet werden muss.

Ich glaube hinter den Dreadlocks, Indianerkostüm usw stecken keine bösen Absichten. Auch kein Rassismus.

Wo man da Grenzen zieht, ist schwierig, keine Ahnung... Allerdings habe ich persönlich noch nicht erlebt, das Kinder sich nicht mehr als Indianer verkleiden dürfen. In den Schulbücher steht auch noch Indianer, Eskimo. Also...🤷
Ich habe mit Karneval auch nichts mehr am Hut, als Kind war es allerdings toll - meine schönsten (sogar geschneiderten) Kostüme habe ich heute noch: Indianerin und Zigeunerin (ich habe diese Menschen bewundert, wollte genauso sein).
Als Teenie und Youngster waren es eher Gelegenheiten, Party zu machen.

Kolleginnen sagten mir, dass in Kindertagesstätten beide Verkleidungen absolut nicht mehr gingen, auch als Chinesin oder irgendeine andere Nation wäre unmöglich.
"Aufarbeiten" ist so eine Sache für sich.

Eigentlich lernt man in der Schule alles über Ausbeutung anderer Nationen, Kreuzzüge, Kolonialsimus, den Holocaust, die Schattenseiten der Entwicklungshilfe und vieles mehr.
Die Dinge sind z.T. so komplex, dass es Geschichtswissenschaften, Genderwissenschaften, Kulturwissenschaften, Sinologie, Japanologie, Orientalistik, Arabistik uvm. gibt.

Was soll also konkretes "Aufarbeiten" sein?
Dass Laien versuchen, sich gründlich über sämtliche wissenschaftliche Bereiche zu informieren - ich glaube, das kann niemand verlangen (wäre auch völlig absurd).
Ich habe das Gefühl, dass "Aufarbeitung" nur vorgeschoben wird, um einer bestimmten Bevölkerung ein dauerschlechtes Gewissen zu machen - denn wirkliche Aufarbeitung ist ohne Kenntnis aller Fakten gar nicht möglich (das bleibt dann wieder so ein pseudowissenschaftliches Gedöns, jeder hat ne Meinung und nichts ist fundiert).
Ich finde, es reicht bzw. es ist schon sehr viel erreicht, wenn Menschen einfach nur generell Respekt vor anderen Kulturen haben und sie wertschätzen.

Sich weitergehend zu informieren geht nur über Interesse, nicht über ein schlechtes Gewissen und das wird grad ordentlich kaputt gemacht.
Es wirkt so ähnlich wie der unsägliche Spruch aus meiner Kindheit: Iß dein Essen auf, denk an die armen Kinder aus Afrika ... .
 
Da hilft nur: zurück zur Volksmusik in zünftiger Tracht, so wie sich das gehört. :daisy:
Moment!^^

Ich habe mir jetzt tatsächlich die Geschichte des Dirndls angetan (kannte ich nicht, finde diese Kleidung grauenhaft) und tatsächlich war es einst die Kleidung armer, ausgebeuteter (und oft mißbrauchter, da völlig abhängiger) Mägde und nach dem Krieg die einfachste und billigste Sommermode.

Nur kurz vor 1900 brach temporär eine Art "Modewelle" des Mittelstands damit aus.

Und nu tragen die Japaner sowas auf dem Oktoberfest ... ja, dürfen die das denn? :D

Das Beispiel ist insofern spannend, da es so viel Geschichte zur Entwicklung regionaler Tracht gibt, dass niemand die komplett auf dem Schirm haben kann, - ich bin mir sicher, dass kein einziger Deutscher oder Österreicher da auch nur annähernd einen Plan hat, schon gar keinen fundierten, kompletten, obwohl es um die "eigene Landestracht" geht.
 
Ich habe mit Karneval auch nichts mehr am Hut, als Kind war es allerdings toll - meine schönsten (sogar geschneiderten) Kostüme habe ich heute noch: Indianerin und Zigeunerin (ich habe diese Menschen bewundert, wollte genauso sein).
Als Teenie und Youngster waren es eher Gelegenheiten, Party zu machen.

Kolleginnen sagten mir, dass in Kindertagesstätten beide Verkleidungen absolut nicht mehr gingen, auch als Chinesin oder irgendeine andere Nation wäre unmöglich.
"Aufarbeiten" ist so eine Sache für sich.

Eigentlich lernt man in der Schule alles über Ausbeutung anderer Nationen, Kreuzzüge, Kolonialsimus, den Holocaust, die Schattenseiten der Entwicklungshilfe und vieles mehr.
Die Dinge sind z.T. so komplex, dass es Geschichtswissenschaften, Genderwissenschaften, Kulturwissenschaften, Sinologie, Japanologie, Orientalistik, Arabistik uvm. gibt.

Was soll also konkretes "Aufarbeiten" sein?
Dass Laien versuchen, sich gründlich über sämtliche wissenschaftliche Bereiche zu informieren - ich glaube, das kann niemand verlangen (wäre auch völlig absurd).
Ich habe das Gefühl, dass "Aufarbeitung" nur vorgeschoben wird, um einer bestimmten Bevölkerung ein dauerschlechtes Gewissen zu machen - denn wirkliche Aufarbeitung ist ohne Kenntnis aller Fakten gar nicht möglich (das bleibt dann wieder so ein pseudowissenschaftliches Gedöns, jeder hat ne Meinung und nichts ist fundiert).
Ich finde, es reicht bzw. es ist schon sehr viel erreicht, wenn Menschen einfach nur generell Respekt vor anderen Kulturen haben und sie wertschätzen.

Sich weitergehend zu informieren geht nur über Interesse, nicht über ein schlechtes Gewissen und das wird grad ordentlich kaputt gemacht.
Es wirkt so ähnlich wie der unsägliche Spruch aus meiner Kindheit: Iß dein Essen auf, denk an die armen Kinder aus Afrika ... .
Kulturelle Aneignung ist eigentlich, wenn man etwas aus einer Kultur nimmt, für sich passend macht und so tut, als wäre es sein Eigentum, vielleicht noch damit Geld verdient ( s. Neo Schamanismus beispielsweise). Kulturelle Wertschätzung ist etwas völlig anderes.

Es geht auch überhaupt nicht ums schlechte Gewissen, obwohl uns Deutschen das praktisch in die Wiege gelegt wurde. Und auch kräftig ausgenutzt wird, bei jeder möglichen Gelegenheit. Was aber wiederum akzeptiert wird.

Vielleicht wollen einige dieser Kulturen, wo der weiße "Mann" per Gesetz, die Tradition/Sprache/Kultur verboten hatte ( und diese jetzt eben veramscht und kräftig Geld damit scheffelt), jetzt einfach auch mal gehört werden.
 
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Das Beispiel ist insofern spannend, da es so viel Geschichte zur Entwicklung regionaler Tracht gibt, dass niemand die komplett auf dem Schirm haben kann, - ich bin mir sicher, dass kein einziger Deutscher oder Österreicher da auch nur annähernd einen Plan hat, schon gar keinen fundierten, kompletten, obwohl es um die "eigene Landestracht" geht.
Da wär ich mir bei den eingefleischten Trachtlern in Oberbayern nicht so sicher.
Dort gehören die Trachten, die sich voneinander auffällig unterscheiden, zur Brauchtumspflege. So hats im Chiemgau eine andere Tracht wie in Garmisch oder in Bad Tölz.
Auch die Entstehung und warum was wie getragen wird, ist da sehr lebendig.


Edit sagt: Tracht ist übrigens nichtgleich Dirndl.
 
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