Die Kinder weiterhin singen und spielen lassen
Vielleicht kleinere Gruppen. Aber ich bin keine Fachfrau ....und ich habe bis gestern noch gar nicht über Kinder nachgedacht. Was ich mitgeteilt bekam hat mich doch sehr nachdenklich gemacht. Ich sagte ich kann nun auch andere verstehen. Andere Sichtweisen.
Das mit dem Singen ist so eine Sache. Da finde ich es ehrlich gesagt auch ziemlich übertrieben. Denn die Kinder könnten ja Masken anziehen und im Abstand singen. Allerdings ist die Verordung so gehalten, dass es kaum erfüllbar ist. Singen nur draußen mit Masken und mindestens drei Meter Abstand je Person. Das ist wie gesagt in dieser Form kaum machbar. Auch an Schulen nicht.
Und DA ist zumindest von der ersten bis zur 8. Klasse tatsächlich eine Herausforderung zu sehen. Kindergartenkinder sind Mitmachmenschen, sie prüfen ihre Welt immer und immer wieder auf Verläßlichkeit, können überhaupt nicht abstrahieren geschweige denn konkretisieren, sie lieben Regeln und Rituale, solange man sie ihnen in Liebe und echter Achtung beibringt.
Das wächst sich bei Schulkindern immer mehr raus. Sie wollen Grenzen austesten, sich bewußt individualisieren, Regeln werden immer mehr oder öfter zur lästigen Pflicht und vor allem, sie sind immer mehr in der Lage in Sinnzusammenhängen zu denken. Z.B. zu fragen: Ok, ich fahre jeden Tag eng auf eng mit einer total überfüllten Bahn zur Schule, darf aber in der Schule nicht singen ohne mindestens drei Meter Abstand.? Oder auch: Ok, die Gesellschaft ist scheinbar gespalten... der eine Lehrer meint so... der andere so... und Papa und Mama sind sich auch nicht einig in der Coronafrage... ja, wie ist es denn nun wirklich? Und welchen Sinn hat das ganze tatsächlich?
Leider sehr oft beantworten Kinder diese Frage ihren persönlichen Bedürfnissen entsprechend, also treffen sich heimlich und absichtlich in "Rudeln" oder machen Kinder zu Außenseitern, die so uncool sind sich an die Regeln zu halten usw...
Das ist ein Pottpourri der Unsicherheiten, denn gleichzeitig steht immer eine mögliche Ansteckung und eine mögliche Verantwortung für Ansteckungen im Raum. Sprich, entwicklungspsychologisch ist die eingeschränkte Regelkonformität völlig normal und tatsächlich sogar wünschenswert. Hier kommt aber noch die Last einer enormen Verantwortung dazu, die sonst in dieser Form nicht gegeben ist. Das kann durchaus Angst machen, verwirren und in besonderer Weise belasten. Und die Pädagogen, die angehalten sind, sensibel dagegen zu steuern erleben aber selbst das erste Mal eine derartige Ausnahmesituation und müssen im laufenden Vollzug einen Lernprozess hinlegen, ohne auf Erfahrungswerte zurückgreifen zu können.
Da finde ich es immer etwas seltsam mit dem Finger auf sie zu zeigen, bedenkt man auch, dass sie sich und ihre Lieben täglich wieder aufs Neue in Gefahr bringen. Und das bei einem eh sehr nervenaufreibendem Beruf, bei Personalmangel, chronischer Unterbezahlung und immer größer werdenden Herausforderungen (Globalisierung, Flüchtlingskinder, Schlüsselkinder, Inclusionskinder, H4-Empfänger usw...). Meines Erachtens brauchen sie Anerkennung, Ermutigung und Lösungsansätze ... denn diese Zeiten sind für jeden einzelnen Menschen weltweit neu, belastend, verwirrend und eine echte Herausforderung. Aber mit ihrer ausgeprägten Systemrelevanz können Pädagogen sich ganz und gar nicht bzw. kaum ihren Aufgaben entziehen/schützen.